TV-Nostalgie (9): „Bonanza“ – eine Western-Serie für alle Zeiten

Es war höchstwahrscheinlich der berühmteste Serienvorspann aller TV-Zeiten: die brennende Landkarte, die Reiter vor den blauen Bergen, dazu diese unverwechselbare, gleichsam galoppierende Melodie. Wir reden natürlich von „Bonanza“!

Lorne Greene als Ben Cartwright (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=8864qJJooLY)

Lorne Greene als Ben Cartwright (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=8864qJJooLY)

Man muss eigentlich nur in Stichworten reden, damit alle Älteren (und auch noch viele Jüngere) hinreichend Bescheid wissen: Ponderosa. Die Cartwrights. Ben, Adam, Hoss, Little Joe… Oder auch Hop Sing. Das war der chinesische Koch auf der berühmten Ranch.

Anfangs wegen „Brutalität“ abgesetzt

Die im Herbst 1959 in den USA gestartete Western-Reihe lief ab 13. Oktober 1962 im Deutschen Fernsehen, selbstredend im ersten Programm, denn damals gab es ja noch kein ZDF. Doch bereits nach 13 Folgen wurde die Ausstrahlung wieder eingestellt – wegen angeblich „zu großer Brutalität“. Erst nach fast fünfjähriger Pause, ab dem 27. August 1967, übernahm das ZDF – und nun wurde „Bonanza“ auch hierzulande ein TV-Dauerbrenner.

Dan Blocker als "Hoss" (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=8864qJJooLY)

Dan Blocker als „Hoss“ (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=8864qJJooLY)

Das mit der „Brutalität“ war im Grunde ein schlechter Witz. Sicher ging es hier – die Serie spielte um 1870 in Nevada – schon mal etwas härter zur Sache, auch saßen bei manchen miesen Gestalten die „Schießeisen“ recht locker.

Die Cartwrights waren ziemlich friedlich

Doch die Mitglieder der Familie Cartwright (Ben und seine drei Söhne – jeder von einer anderen Ex-Frau) waren stets darauf bedacht, ihrerseits so wenig Gewalt wie irgend möglich anzuwenden. Wer sich als bloßer Revolverheld brüstete, den traf ihre Verachtung. Wäre es nach diesen, im Grunde ziemlich friedvollen Charakteren gegangen, so hätte „Bonanza“ eine reine (allerdings weitgehend frauenlose) Familienserie bleiben können. Doch man lebte nun mal im „Wilden Westen“. Und etwas Spannung konnte ja auch nicht schaden.

Die vier Cartwright-Typen und ihre Darsteller waren großartig entworfen und ausgewählt. Irgendwie kannte wohl jede(r) im Privatleben einen wie Ben (Lorne Greene), einen wie Adam, Hoss oder Little Joe (Michael Landon). So wurden sie bald sehr gute Bekannte oder gar Freunde, die man immer wieder gerne sehen wollte.

Michael Landon als "Little Joe" (Screenshot aus: Dan Blocker als "Hoss" (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=8864qJJooLY)

Michael Landon als „Little Joe“ (Screenshot aus: Dan Blocker als „Hoss“ (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=8864qJJooLY)

Es war schon ein Verlust, als Pernell Roberts, der den ältesten Sohn Adam spielte, 1965 aus der Serie ausstieg. Als dann der allzeit gutmütige Dicke Dan Blocker („Hoss“) 1972 so früh verstarb, war das Ende von „Bonanza“ praktisch besiegelt.

Wunderbare Freundschaft

Zur Einstimmung und Rückbesinnung habe ich mir noch einmal eine 1969 gedrehte Folge angeschaut, die bei uns im November 1974 gelaufen ist: In „Häuptling Pferdedieb“ werden so ziemlich alle Vorurteile aufgerufen, die man gegen Indianer haben kann – und im Laufe der Handlung gründlich zerpflückt. Ernst und Ironie halten sich dabei schönstens die Waage. Durch seine Zeugenaussage rettet besagter Häuptling das Leben des Cartwright-Mitstreiters „Candy“ (Seriennachfolger von Adam). Es bahnt sich eine wunderbare Freundschaft zwischen Weiß- und Rothäuten an, allem Männerstolz zum Trotz.

Prenell Roberts als Adam (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=mjdRgBAY278)

Pernell Roberts als Adam (Screenshot aus: http://www.youtube.com/watch?v=mjdRgBAY278)

Dramaturgisch und schauspielerisch hält die Serie den meisten Ansprüchen stand. Unter den zahlreichen Gaststars der Serie waren auch schon mal Leute wie Charles Bronson („Ein Mann sieht rot“) und Telly Savalas („Kojak“). Auch in der genannten Folge reichen die durchaus ordentlichen Leistungen bis in die Nebenrollen. So werden ein knorriger Richter und ein schmieriger Anwalt komödiantisch prägant gezeichnet. Kurzum: Man kann sich das auch heute noch mit Vergnügen anschauen – vom hohen Nostalgiewert einmal ganz abgesehen.

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Vorherige Folgen: “Tatort” mit “Schimanski” (1), “Monaco Franze” (2), “Einer wird gewinnen” (3), “Raumpatrouille” (4), “Liebling Kreuzberg” (5), “Der Kommissar” (6), “Beat Club” (7), „Mit Schirm, Charme und Melone“ (8)




Lorne Greene starb vor 25 Jahren und blieb der ewige Ben Cartwright in „Bonanza“

Nein, mir fällt nichts Gescheites ein dazu, dass 9/11 sich mal wieder jährt, ja ich hielt und halte das, was seinerzeit jede und jeden aufregte und anrührte, ebenso für schlimm, Menschen verachtend und terroristisch.

Nein, mir fällt dennoch nichts Gescheites dazu ein, denn schlimm, Menschen verachtend und terroristisch ist ziemlich Vieles auf dem Planeten, alles davon jährt sich pro Jahr einmal und niemand denkt daran, warum auch, schließlich haben wir uns daran gewöhnt, dass Schlimmes, Menschenverachtendes und Terroristisches zum Alltag gehört – oder?

Statt dessen geriet ich heute Morgen ins Schmunzeln, als ich meine erklärte WDR-Lieblingssendung „Zeitzeichen“ hörte, während ich den Weg zur Arbeit absolvierte. „Zeitzeichen“ beschäftige sich mit dem 25. Todestag eines gewissen Lorne Greene, dem „Pa“ meiner einstigen erklärten Lieblingssendung im TV, dem Ober-Cartwright von der „Ponderosa“ aus der legendären US-Serie „Bonanza“, deren klassische Titelmelodie mir sofort durch den Kopf schoss und immer noch drin randaliert.

Jeden Ausstrahlungssamstag hockte ich bereits auf dem heimischen Sofa und erwartete mit Spannung die vier Schrot-und-Korn-Kerle, wie sie mit entschlossenen Mienen auf ihren Pferden durch die Pampa hoppelten und schließlich, anscheinend durch Selbstzündung, der Landkartenausschnitt dramatisch in Flammen aufging. Dann ging’s los: Lorne Greene (Pa), Pernell Roberts (Adam), Dan Blocker (Hoss) und Michael Landon (Joseph, auch Little Joe genannt) galoppierten für Weltgerechtigkeit. Die Männer-WG wurde komplettiert durch den wackeren Hop Sing, einen stimmfistelden Koch mit Migrationshintergrund, dessen Unfähigkeit, ein gescheites „R“ von sich zu geben, auf chinesische Herkunft schließen ließ.

Lorne Greene, der eigentlich Lion Hyman Green hieß, in d e r Rolle seines Lebens. Er schuf sie, lebte sie und spielte sie, wie er zugab, indem er seinen eigenen Vater darzustellen versuchte. Streng, sonore Stimme (während des 2. Weltkrieges war er „The Voice of Canada“) und am Ende immer gütig zum kleinen Joe, sorgte er schnappend befehlend dafür, dass „Joseph“ seine Füße vom Tisch nahm und sogar der urgewaltige Hoss sparsam aus den blauen Augen schaute, wenn „Pa“ es krachen ließ.

Von 1959 bis 1973 war er, der eher mal durch seine Stimme (seine deutsche war die des großen Synchronsprechers Friedrich Schütter) bekannt war, denn durch seine Art der Darstellung, Ben Cartwright. Auch danach blieb er Ben Cartwright, ob er nun den Chef im „Kampfstern Galactica“ gab oder den besorgten Vater in „Erdbeben“ und immer wollte er eigentlich wieder seine drei Söhne zurück haben. Dan Blocker starb 1972 überraschend als erster der Familie, was bald darauf auch zur Einstellung der Serie führte. Ein Wiederaufguss der „Bonanza“ (so heißen auch Goldadern) stand kurz bevor, dann starb auch Lorne Greene. Er wurde auf dem „Holy Cross Cemetery“ in Culver City beigesetzt. Sein Grabstein nennt seinen Namen, aber auch den von Ben Cartwright. In direkter Nachbarschaft liegt Michael Landon, sein „Sohn Joseph“, der 1991 starb.

Das Amerika, das von diesen Romantikern vorgelebt wurde, verblasste im Laufe der Jahre immer mehr und wurde ersetzt von den USA, die in Vietnam Krieg führten, die Salvador Allende wegschafften, die bis auf den Tag es den Menschen schwer machen, naiv begeistert von den Staaten zu sein. Daher wahrscheinlich auch meine Freude, heute Morgen nichts von 9/11 (nur der guten Ordnung halber, das ist der 11. September, der Tag, an dem die Twin Towers in New York einstürzten) gehört zu haben, dafür aber an Lorne Greene erinnert wurde und mir die Anfangsmelodie von „Bonanza“ noch immer durch den Kopf schießt.