„Habe davon keinen Käse gegessen“ – So isser, der Holländer

Damit ihr’s nur wisst: Ich versuche zur Zeit, een beetje Niederländisch zu lernen, und zwar mit einem Online-Kursus, für den ich keine unverblümte Werbung machen möchte; höchstens ein bisschen Schleichwerbung: Man (*räusper, räusper*) babbelt halt so vor sich hin (*hüstel*). Macht jedenfalls Spaß und zeitigt gerade erste minimale Erfolge. Den einen oder anderen einfachen Dreiwortsatz bringe ich gelegentlich schon zustande. Doch es ist ein weiter Weg…

Oranje boven... (Foto: BB)

Oranje boven… (Foto: BB)

Halten zu Gnaden, aber: Ich finde Niederländisch oft ziemlich lustig. Zumindest für unsere Ohren erscheinen selbst schlimmere Vorfälle etwas harmloser, wenn sie im kehligen Idiom der Nordsee-Anrainer vorgebracht werden.

Vollends beömmeln mag man sich – je nach Stand der geistigen Reife – über zahlreiche Vokabeln wie beispielsweise „dat klopt“ („Das stimmt“), „bellen“ (anrufen), „huren“ (mieten) oder – Verzeihung – „van kant maken“ (umbringen), was vielleicht am ehesten mit „Um die Ecke bringen“ zu übertragen wäre. Von den allfälligen Verkleinerungsformeln auf die Endung „-je“ ganz zu schweigen. „Een biertje“ hört sich nach einer niedlichen Kleinigkeit an. Und wie ist es mit „twaalf biertjes“? Übrigens: Auch der Osterhase hat als holländischer „paashaas“ seine binnengereimte sprachliche Finesse.

Was ich eigentlich erzählen wollte: Es gibt im Niederländischen offensichtlich ein paar Redewendungen, die sehr den Klischees entsprechen, die wir uns von unseren lieben Nachbarn geformt haben. Bekanntlich ist an Klischees ja immer etwas „dran“, sonst hielten sie sich nicht so hartnäckig. Die folgende Auswahl entnehme ich einem schon vor Jahren erworbenen Pons-Sprachführer mit dem Titel „Last Minute Niederländisch“, erste Auflage von 2006 (Copyright: Ernst Klett Sprachen GmbH). Was man halt so braucht, wenn man beispielsweise nach Alltäglichkeiten wie dem Weg oder der Uhrzeit fragen will.

Unter dem etwas hochtrabend benamsten Kapitel „Interkulturelle Tipps“ (Unterabteilung „Sprachlicher Bilderreichtum“) finden sich dort ein paar Wendungen der vergnüglichen Art. So heißt es offenbar, wenn jemand ein bisschen angeben will, er wolle „de bloemetjes buiten zetten“, also „Die Blumen/Blümchen nach draußen stellen“. Diese blumige Umschreibung klingt doch schon mal allerliebst. Aus demselben Bilderreservoir bedient sich die eng verwandte Redensart „iemand in de bloemetjes zetten“ (jemanden in die Blumen stellen/setzen). Will heißen: Man möchte ihm einen besonders feierlichen Empfang bereiten, ihn hochleben lassen. Man sieht den erfreulichen Vorgang deutlich vor sich.

Ein Volk, das dermaßen vom Farradfahren begeistert ist, bringt natürlich auch die entsprechenden Redensarten hervor. „Wat heb ik nu aan mijn fiets hangen?“ hieße wörtlich „Was habe ich jetzt an meinem Fahrrad hängen?“ und bedeutet ungefähr: „Was läuft denn hier so?“ Will man jemandem sagen, er verstehe sowieso nichts von einer Angelegenheit, so kann man das einigermaßen nett ausdrücken: „Ga jij maar fietsen…“ (Geh du mal radeln). Wie denn überhaupt, wenn ich die Anfangsgründe richtig verstanden habe, die Niederländer wohl nicht so rechtdoor (geradeaus) drauflos reden, sondern sich viel mehr in höflicher sprachlicher Zurückhaltung üben. Aangenaam!

Weiter geht’s: „aan de dijk zetten“ (an den Deich setzen/stellen) bemäntelt demnach einen betrüblichen Tatbestand und steht für entlassen oder wegschicken. Wenn man’s recht bedenkt, könnte man sich draußen am Deich geradezu lebensgefährlich ausgesetzt fühlen.

Zwanglos wenden wir uns nun dem Käse zu. „Zich de kaas niet van het brood laten eten“ (Sich den Käse nicht vom Brot essen lassen) hat als deutsche Entsprechung „Sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen“. Spezieller und typischer erscheint hingegen diese Ausdrucksweise: „geen kaas gegeten hebben van…“ (keinen Käse gegessen haben von…). Keine Ahnung, keinen Schimmer oder keinen Dunst von etwas haben…

Mehr Klischee geht nicht? Doch! Wir haben ja noch die Holzschuhe ausgelassen. „Blijf met de klompen van het ijs“ (Bleib mit den Holzschuhen vom Eis) besagt, dass jemand sich nicht einmischen soll. Man vergleiche unsere Mahnung „Du gehst auf ganz  dünnem Eis“…

Und damit hätten wir erst einmal die Kuh vom Eis.

Een fijne dag nog!




Wenn der Minister von Wurst und Käse erzählt

Ein Minister, dessen ministrable Realexistenz mir immer erst dann wieder bewusst wird, wenn er sich zu ziemlich unwesentlichen Politikbereichen äußert (vermutlich geschieht das immer dann, wenn er sich von der allgemeinen Vergessenheit bedroht sieht); diesem Minister also (es handelt sich um einen gewissen Christian Schmidt aus der unvermeidlichen CSU) fiel es ein, dass er sich nach wiederholtem Flachsinn, den sein heimischer Ministerpräsident Seehofer von sich gegeben hat, auch mal wieder zu Wort melden musste.

Erstens, um den Nachweis zu erbringen, dass es ein Bundesagrarministerium wirklich gibt.

Natürlich künstlich: Wurst und Käse aus dem Kinder-Kaufladen. (Foto: Bernd Berke)

Natürlich künstlich: Wurst und Käse aus dem Kinder-Kaufladen. (Foto: Bernd Berke)

Zweitens, um den Nachweis zu erbringen, dass nicht nur sein Ministerpräsident in München dummes Zeug mundartlich verbreiten kann.

Drittens, um zu zeigen, dass ein deutsches Bundesagrarministerium im Themenzusammenhang mit dem TTIP – das ist ein Abkommen zwischen EU und den USA, das den freien Handel zwischen den Kontinenten nach Jahrhunderten der boshaften Vorschriftengrenzziehungen erst möglich machen soll (das war ein Scherz!), dass also dieses Bundesagrarministerium etwas zu sagen hat.

Und was sagt er Herr Schmidt? „Wenn wir die Chancen eines freien Handels mit dem riesigen amerikanischen Markt nutzen wollen, können wir nicht mehr jede Wurst und jeden Käse als Spezialität schützen!“ Seitdem ich das las, frage ich mich, ob er mit Wurst vielleicht sich selbst meinte und mit Käse das, was er da erzählt.

Aber im Ernst. Der bodenständige Bayer Schmidt will mit seinen generösen Angeboten den Amis ein Zückerchen hinwerfen, das es ihnen erleichtert, dem Abkommen zuzustimmen, dessen Verhandlungsinhalte hierzulande nur wenigen und denen auch nur rangbedingt in ausreichendem Maße bekannt sind (wird ja von der EU verhandelt).

Ob Thüringer Bratwurst, Allgäuer Emmentaler, Oude Gouda oder Schwarzwälder Schinken, das könnten doch wohl keine Hindernisse sein, bloß weil der Herkunftshinweis EU-rechtlich geschützt ist. „Es wäre unseren amerikanischen Handelspartnern schwer vermittelbar, dass sie keinen Tiroler Speck oder Holländischen Gouda zu uns exportieren dürften, wenn wir in Europa selbst den Schutz nicht konsequent durchsetzen würden“, wird er vom „Spiegel“ zitiert.

Au weia. Ich sehe schon die blühende Freihandelszukunft: „Original Holländischer Gouda“ aus Wisconsin. Gleichzeitig droht dem Mimolette (dem Gouda ähnlicher Festkäse aus Frankreich) die Massenvernichtung durch den amerikanischen Zoll. Oder „Original Schwarzwälder Schinken“ von Monsanto (amerikanischer Saatgutkonzern, der eigene Schweineherden weltweit patentieren lassen will, weil die Viecher so schön schnell wachsen). Oder wie wäre es mit „Original Pfälzer Saumagen“ oder „Original Thüringer Bratwurst“ aus Milwaukee? Im Gegenzug, so schwebt es dem pfiffigen Herrn Schmidt vor, könnte man seitens der USA ja auf die ominösen Chlor-Hähnchen verzichten.

Mieses Geschäft. Wie wäre es denn, wenn wir aus Sachsen „Original BigMacs“ liefern, aus Bayern mit den Produktion von „Original Kentucky Fried Chicken“ auf den Markt der noch nicht erschlossenen Märkte träten? Oder wenn wir den Bremer Labskaus in New Mexico anböten (ach nein, dem würde ja gleich wieder von der dortigen Lebensmittelaufsicht wegen seines Erscheinungsbildes das Schicksal des Mimolette-Käses angedroht).

Aber nochmal, im Ernst. Der famose Herr Schmidt schafft es mit ein paar geplapperten Sätzen, die dann auch noch todernst via „Spiegel“ breit getreten werden, die Bedrohungen des TTIP („Transatlantic Trade and Investment Partnership“) auf Chlor-Hähnchen und Bratwürste zu reduzieren. Dabei sind die ernsthaften Kritiker dieser Befreiung des Handels hin zu einer Machtübergabe an weltweit operierende Konzerne (Stichwort Investorenschutzklage) auf ganz anderen Ebenen unterwegs und haben sich ernsthaft mit den möglichen Folgen und der damit verbundenen Entdemokratisierung zugunsten einer gierigen Wirtschaft auseinander gesetzt.




Klutertkäse reift in der kühlen Felsenhöhle

Bürgermeister Wiggenhagen bei der Käse-Vorstellung. (Foto: Stadt)

Bürgermeister Wiggenhagen bei der Käse-Vorstellung.
(Foto: Stadt)

Seit gut zwei Monaten bereits nutzt Rainer Schmitz, Betreiber einer Hof-Käserei im Bergischen Land, ein Felsengewölbe im Stadtteil Milspe für diesen Zweck. Bisher reifte sein Käse im Sauerland in der Atta-Höhle, doch diesen Ort wird die Käserei bald aufgeben müssen.

Etwa zweieinhalb Monate benötigt sein nach eigener Rezeptur hergestellter Käse, bis er ausgereift ist. Der Stollen, in dem die Laibe aus Kuh-Rohmilch lagern, wurde in den großen Kriegen ebenso als Luftschutzraum genutzt wie die anderen Naturhöhlen. An der Existenz dieser Höhlen kann man übrigens auch erkennen, dass dort in Ennepetal kein Kohlerevier mehr ist. Die geologische Grenze verläuft zwischen den Städten Gevelsberg und Schwelm, wo die Steinkohle sogar noch von den Bauern im Tagebau erschlossen wurde, und dem südlich davon verlaufenden ersten Bergrücken des rheinisch-westfälischen Schiefergebirges. Das ganze Münsterland und Teile des Ruhrgebietes waren in Urzeiten eben Wälder, die später vom Meer überflutet wurden.