Der betonierte Horror asiatischer Ballungsräume, oder: Warum das Ruhrgebiet gar nicht so übel ist

Verwechselbare Aussicht: Blick auf einen Teil Tokios (Bild: rp)

Ich bin in Asien gewesen. Kreuzfahrtschiff. Hong Kong und Shanghai, Südkorea und Taiwan, vor allem aber Japan. Mit wenigen Ausnahmen immer in Städten, in großen Städten, Megastädten – Großräume, nüchterner ausgedrückt, in die das Ruhrgebiet drei-, vier-, fünfmal hineinpassen würde. Hochstraßen auf mehreren Etagen, Hochbahnen, Hochhäuser und bei letzteren der unübersehbare Wettbewerb, wer den Größten hat, den größten Wolkenkratzer.

Das, was man sonst in Fernost so sucht, Gärten, Schreine, Historie, mickert irgendwo in der Ecke oder wird von der Stadtautobahn überdonnert. Deprimierender Gedanke des ersten Tages und vieler folgender: Hier möchtest du nicht leben.

Wahrnehmungen eines europäischen Touristen

Natürlich sind diese meine touristischen Wahrnehmungen, gelinde gesagt, ausschnitthaft und oberflächlich. Aber wie sollte ich mich annähern, wenn nicht so? Meine Passagen, um einmal ganz elegant den Titel dieses Blogs ein wenig zu drehen, waren die mit Schiff, Bussen und Taxen durch einen anderen Teil der Welt, und nun reizt das transkontinentale Vergleichen.

Darum ist es im Revier so schön

Warum also ist es im Revier so schön? Weil, einfach gesagt, die Proportionen sehr viel menschlicher sind. Weil die Hochhäuser bei uns noch sehr abzählbar sind und es hoffentlich bleiben werden. Auch in modernen Gewerbegebieten, Phoenix West in Dortmund beispielsweise, sind die Gebäudegrößen vergleichsweise moderat, der rostige alte Hochofen, den man als schwerindustrielles Memento auf dem Gelände hat stehen lassen, überragt sie. Opländers wuchtiger Verwaltungsriegel, gelegen streng genommen ja noch vor dem Gewerbegebiet, zeigt solitäre Proportion und Eleganz, und daß man dem etagenhohen Gewinde des Künstlers Jörg Wiele, das früher in der abgerissenen Hauptverwaltung hing, einen neuen etagenhohen, von der B 54 aus gut sichtbaren Glaskasten gegönnt hat, ehrt die Firmenleitung. Für Nicht-Dortmunder: Opländer ist die Firma Wilo, die ihr Geld weltweit vorwiegend mit Heizungspumpen – und Wärmepumpen – verdient.

Wohnbebauung an Tokios bedeutendsten Fluß Sumida. (Foto: rp)

Viel Grün

Thema Wohnen. Das Revier hat ja eine ausgesprochen vielfältige Siedlungsstruktur. Eigenheim mit etwas Grün ist wohl immer noch am beliebtesten, am ehesten, aber nicht nur, realisierbar an den südlichen, östlichen und vor allem nördlichen Rändern; Kreis Unna also bis weit hinein ins Münsterland, aus der Dortmunder Perspektive.

Jede Ruhrgebietsstadt, auch die (mal wieder so ein Superlativ, der knirscht, ich bitte um Entschuldigung:) verschuldetste noch, hat aber auch ein oder mehrere sehr schöne Villenviertel, ebenso, allen Zerstörungen im 2. Weltkrieg zum Trotz, ihre gründerzeitlichen Straßenzüge mit phantasievoll rhythmisierten und ausgeschmückten Fassaden. Gewiß, vielerorts gibt es das eben auch nicht mehr, und verschwunden ist es erst lange nach dem Krieg. Aber in Asien scheint man das Alte ungleich brutaler entsorgt zu haben. Auf der vor-vorletzten Documenta in Kassel hatte der chinesische Künstler Ai Wei Wei alte Stühle aufgehäuft, viele alte Stühle, Jahrhunderte alt, gerettet aus den alten Vierteln, die in China der „Stadterneuerung“ zum Opfer gefallen waren. Ein Mahnmal, ganz fraglos, für das Material aber wohl auch in Taiwan oder Südkorea zu bekommen gewesen wäre. Japan wirkt – wie gesagt, oberflächliche Wahrnehmungen eines Touristen – etwas weniger aggressiv entwickelt. Einige alte Häuser mehr, etwas mehr Grün, ein paar alte Viertel die man läßt, wie sie in den 50er Jahren schon waren.

Geschäftstraße in einem 50er-Jahre-Viertel Tokios. Auch für das Auto ist noch ein wenig Platz. (Foto: rp)

Anders wohnen

Nun hat man in Japan auch in der Vergangenheit anders gewohnt als in Europa; der größte Teil des Landes ist subtropisch, was Heizkosten spart. Andererseits sind Erdbeben ein häufiges Ärgernis, dem man baulich erst seit wenigen Jahrzehnten Paroli bietet, mit intelligenter Technik, und, so jedenfalls der Eindruck von etlichen Rohbauten, mit vielen Diagonalstrukturen in der Konstruktion. Was in früheren Zeiten aus Stein errichtet wurde, überlebte oft nicht lange, weshalb Holz ein traditioneller Baustoff ist. In schlicht gebauten Häusern also wohnen viele Menschen, und weil ein eigener Stellplatz in vielen Städten Vorschrift ist, muß oft auch das Auto noch in die Behausung passen. Man sieht viel gehobene Mittelklasse in engen Straßen vor nicht sehr stabil wirkenden Behausungen stehen, ein etwas absurdes Bild für europäische Augen.

Einfache Wohnungen

Vielleicht hat der geneigte Leser, die geneigte Leserin ja Wim Wenders’ schönen Film „Perfect Days“ über einen Tokioter WC-Putzmann gesehen, der in guter Eigenschwingung lebt und ein ebensolches japanisches Haus (Hütte?) bewohnt. Es scheint mir ebenso authentisch zu sein wie es der Getränkeautomat davor ist; in Japan stehen sie, oft auch zu mehreren, buchstäblich an jeder Ecke.

Wo wir schon beim Thema sind: Machen wir bei den japanischen Klos weiter, nicht den High-Tech-Tempeln aus dem Wenders-Film, sondern den „einfachen“ öffentlichen und den gastronomischen. Da haben sie wirklich die Nase vorn, die Japaner. Warmwasserstrahlreinigung, die sich zudem individuell ausrichten läßt, scheint überall selbstverständlich zu sein, und selbstverständlich auch ist der Sitz elektrisch beheizt. Man kann sich daran gewöhnen, wenn erst einmal der Zwangsgedanke blasser wird, daß hier kurz vorher jemand anderes gesessen hat.

Messer und Gabel für alle

In einem landestypischen Imbiß übrigens, kleine Episode am Rande, wo man dankenswerterweise am Tresen sitzen konnte, hatten sie ebenfalls so ein Superklo. Aber leider nur eine Gabel, ansonsten Stäbchen. Fünf Minuten später gab es dann aber Gabeln für alle, von uns erbeten und vom gastronomischen Nachbarn flott organisiert. Als überaus nützlich erwiesen sich nicht nur in dieser Situation die Übersetzungsprogramme für mobile Telefone, Schrift und Sprache, die immer besser werden und die alle auf ihren Telefonen hatten, wir deutsche Touristen ebenso wie unsere japanischen Wirtsleute. Mit ihrer Hilfe konnten wir auch glaubhaft darlegen, daß uns am freundlicherweise eingedeckten Tisch nicht gelegen war; in die Hocke kommen wir Ü70er nur mit Mühen, und wieder hoch gleich gar nicht. Das haben sie natürlich verstanden.

Liebenswerte Menschen

Überhaupt, die Freundlichkeit. Asiaten, Japanern zumal, sagt man ja eine Freundlichkeit nach, die an Unterwürfigkeit grenzen soll. Meine zweite, etwas gegenläufige Erwartung war, daß das Land von lauter sehnigen, humorlosen Kampfsportmönchen bevölkert ist, wie man sie aus dem Kino kennt. Tatsächlich aber traf ich immer wieder freundliche, höfliche, interessierte Menschen, und ein, zwei Gespräche auf der Straße kamen nur deshalb nicht zustande, weil ich des Japanischen in Schrift und Sprache ebenso unmächtig war wie mein jeweiliges Gegenüber des Englischen. Das war Mal um Mal sehr schade, und vielleicht sollte man im nächsten Leben Japanisch wählen statt Französisch. Steht aktuell nicht zur Entscheidung an.

Taxifahren in Tokio

Sehr empfehlenswert übrigens ist das Taxifahren in Japan. Höfliche und korrekte, meistens etwas ältere Herren mit weißen Handschuhen, Krawatte und Dienstmütze führen die Fahrzeuge, und unter übermäßigem Respekt für innerstädtische Geschwindigkeitsbeschränkungen leiden sie erkennbar nicht. Vier Personen können mitfahren, weshalb Taxi dann nicht sehr viel teurer als U-Bahn ist. Und man sieht natürlich mehr. Übrigens gelten Trinkgelder in Japan als unüblich (werden aber durchaus angenommen). Als Taxen fahren noch immer viele Toyotas aus den Achtzigern, mit viel Platz und einem Bildschirm in der Kopfstütze des Fahrers, über den, für hinten Sitzende, pausenlos Werbung läuft. Den (übrigens recht flüssigen) Verkehr sollte der kontinentaleuropäische Fahrgast nicht sonderlich beachten, auch wenn der schwere Unfall auf der nächsten Kreuzung unausweichlich scheint. In Japan wird links gefahren, deshalb sieht das manchmal so gefährlich aus.

Das kleine Trittbänkchen

Zum Thema Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft noch eine kleine touristische Beobachtung. In Japan (nach meiner Beobachtung auf dieser Reise: nur in Japan) stellen die Fahrer der Reisebusse ein kleines Trittbänkchen auf den Asphalt, das den Touristen das Besteigen des Busses problemlos ermöglicht. So soll es sein!

So schnell wie eine Pistolenkugel

Richtig, es ging ja um den Vergleich von Ballungsräumen. In Japan werden sie mit Höchstgeschwindigkeit von den „Bullet trains“ durchfahren, quasi „durchschossen“. Denn Bullet Train wäre wörtlich zu übersetzen mit Pistolenkugel-Zug, und so etwas ist auch gemeint: gleich einem abgeschossenen Projektil schießen die Züge aus dem Umland in die Zentren und zurück, was den Pendlern viel Zeit spart. In kleinerem Stil könnte man so etwas doch auch bei uns machen, zwischen Düsseldorf und dem Duisburger Problemstadtteil Marxloh vielleicht? Drei-, viermal so schnell wie der RRX? Ist nur so ein Gedanke, aber die grassierende Wohnungsnot bei uns wird man nur durch den Bau neuer Stadtviertel abmildern können, die dann, ebenso wie manche „abgehängte“ Stadteile, mit schnellen Schienenverbindungen an die Metropolen angeschlossen werden könnten, müßten.

Die Bahn

Eisenbahn in Japan ist übrigens ganz überwiegend die äußerst gut beleumundete Personeneisenbahn. Zehnmal so viele Japaner wie Deutsche nehmen den Zug – dafür werden in Deutschland knapp zehnmal so viele Güter auf der Schiene bewegt wie in Japan, entnehme ich einer Statistik der japanischen Botschaft. Einiges geht auf dem Seeweg – Japan ist Inselland -, das meiste aber geht über die Straße. Deshalb haben die Japaner, ist zu lesen, jetzt das gleiche Problem wie wir, die LKW-Fahrer werden knapp. Und das ist jetzt kein so tolles Schlußwort, aber auch dieser Aufsatz muß sein Ende finden.

 




Erlöst vom Streit der Welt – Essener Villa Hügel gibt Einblicke in Koreas Schatzkammern

Von Bernd Berke

Essen. Mit Schätzen aus Japan und China haben hierzulande bereits viele Ausstellungen geprunkt. Korea blieb stets im „toten Winkel“ unserer Wahrnehmung. Rare Ausnahme war 1985 eine Schau in Hildesheim und Köln. Doch die wird nun durch „Korea – Die alten Königreiche“ in der Essener Villa Hügel an Umfang und Bedeutung übertroffen.

Sicher: Kulturgeschichtliche Ausstellungen solcher Art überwältigen oft mit 500 oder mehr Exponaten. Essen gibt mit 200 Prachtstücken einen vergleichsweise konzentrierten Einblick. Doch darunter befinden sich etliche „Nationalschätze“ der Halbinsel, die noch nie außer Landes gegeben wurden. Prof. Berthold Beitz und Prof. Paul Vogt von der hochkarätigen Kulturstiftung Ruhr haben wohl nicht nur Renommée, sondern auch Überredungsgabe in die Waagschale geworfen. Sie konnten zudem auf die Erfolgsgeschichte der Villa Hügel verweisen, wo z. B. 1995 rund 250000 Menschen Kleinode aus China bewundert haben.

Das feine Lächeln des Nachdenklichen

Eingangs der Korea-Schau wird man in erhabener Stille empfangen: Der sitzende Buddha (10. Jhdt.), sichtlich weit hinaus über allen Zwist der Welt, strahlt die ganze Seelenruhe des Erlösungsweges aus. Vollkommen entspannt wirkt auch ein „Nachdenklich sitzender Miruk (Maitreya)“ (frühes 7. Jhdt.) aus vergoldeter Bronze. Sein feines Lächeln stimmt den Betrachter mild.

Bis vor wenigen Jahrzehnten hat man vielfach geglaubt, die koreanische Kunst sei eher ein Seitenzweig der chinesischen. Doch neuere Funde und Forschungen belegen die eigenständige Schöpferkraft im „Land der Morgenfrische“. Kultur kommt auch in Korea von „Kult“, sie speist sich aus religiösen Sphären. Drei Wurzeln hat die Kunst, und aus allen sprießt bis heute vielfältige Inspiration: aus dem Schamanismus, dem Buddhismus und dem Konfuzianismus.

Aus der frühen Schamanenzeit, die alle Dinge als beseelt begriff, sieht man vor allem Gerätschaften zur Beschwörung guter und böser Geister, z. B. verzierte Ritual-Rasseln und einen Steindolch (4. Jhdt. v. Chr.). Keramik-Vögel oder ein Horn in Pferdeform dienten als Behältnisse für den Opfertrank, der wohl in Trance versetzte. Auch Menschenopfer waren üblich. Zuweilen folgten Hunderte einem Herrscher in die Gruft.

Masken-Umzüge gegen das Unrecht

Prachtvoll vergoldete Kronen, Hauben, Ohrgehänge oder gar güldene Schuhsohlen sollten als funkelnde Grabbeigaben die Gunst höherer Mächte auch im Jenseits bewirken. Weltlicher verwendete man jene grotesken Holzmasken (12./13. und 19. Jhdt.), die bei gleichsam satirischen Umzügen gegen jederlei politisches und familiäres Unrecht getragen wurden. Auch Korea hatte seinen „Karneval“. Daß der Geist des Schamanismus noch sehr lange wach blieb, besagt ein buntes Gewand, das eine erst 1993 verstorbene Schamanin trug.

Eleganter und filigraner wirken jene Schöpfungen, die aus dem Buddhismus erwuchsen, der in den damaligen, bis weit ins heutige China sich erstreckenden drei Reichen (anno 668 vereinigt) nacheinander zwischen 372 und 528 n. Chr. zur Staatsreligion wurde. Die Reliquien, Buddhas sterbliche Überreste, wurden in reich dekorierten Pagoden und Schreinen aufbewahrt.

Sittenstreng und gesetzestreu

Ein monumentales Gemälde („Ritual für die hungrigen Geister“, 1759) schildert den Weg der Ahnen aus dem Jammer des bisherigen Lebens ins höhere Dasein. Steinplatten mit Tierkreiszeichen (Hase, Schwein) zeugen ebenso von überlegener Materialbeherrschung wie Keramik, etwa ein zierlicher Pinselständer in Drachenform.

Die moralische Entschiedenheit des (Neo)-Konfuzianismus bewirkt eine oft berückend schlichte formale Klarheit in der Kunst. Das Augenmerk richtet sich hier auf den ausgeprägten Ahnenkult und auf eine edle Gilde von Literaten, die als Beamte öffentlich wirkten, sich hernach aber zunehmend in die Askese zurückzogen. Hauchzarte Tuschzeichnungen vergegenwärtigen ein Treffen der Zunft, ein Literatenzimmer aus Bambus lässt uns einen Schritt weit in diese sittsame Welt eintreten.

 

Ein höfisches Zeremonialgewand (19. Jhdt.) läßt auf selbstbewußte Machtentfaltung schließen, ein königliches Edikt (776) wurde eigens in einer kostbaren Dose verwahrt. Es muß eine Zeit gewesen sein, in der Gesetze über alle Zweifel erhaben waren.

„Korea – Die alten Königreiche“. Villa Hügel, Essen. 5. Juni bis 17. Oktober. Täglich 10-19, Di 10-21 Uhr. Eintritt 12 DM, Katalog 50 DM.




Duisburg schickt dreidimensionale Kunst auf Weltreise

Von Bernd Berke

Duisburg. Die Treppe zum Hauptraum hinuntergehend, sieht man die Spitze eines metallischen Geschosses auf sich gerichtet. Das überdimensionale Projektil steckt in einer zersplitterten Holzsäule. Es hätte sonst genau den Betrachter getroffen. Man ist „ganz knapp noch einmal davongekommen“.

Das Objekt stammt vom 1936 in Gelsenkirchen geborenen Wolfgang Liesen, heißt „Umformer Nr. XVII“ und gehört zur gestern im Duisburger Lehmbruck-Museum eröffneten Ausstellung „Dreidimensional – aktuelle Kunst aus der Bundesrepublik Deutschland“ (bis 23. April).

Die 68 Bildhauerarbeiten und Objekte (flankiert von 120 Zeichnungen derselben 40 Künstler) gehen nach der Duisburger Ausstellung für volle acht Jahre als „Botschafter“ in Sachen Kunst auf Weltreise. Das in Stuttgart ansässige Institut für Auslandsbeziehungen, Zweig des auswärtigen Amtes in Bonn, läßt die Werke dann in fünf Container verpacken und verschiffen. Stationen: Tokio und Städte u. a. in Korea, Indien, Australien sowie Südamerika.

In Anlehnung an den Ausstellungstitel kann festgestellt werden: Die dritte Dimension ist, nachdem besonders in den 60er Jahren horizontale, flache Bodenplastiken dominierten. mit Vorstößen in die Vertikale „wiedererobert“ worden. Das lassen zumindest die in Duisburg gezeigten, von einer Fachjury ausgewählten Objekte vermuten, die einen repräsentativen Querschnitt durch die aktuelle Kunst darstellen sollen.

Eine weitere Akzentverschiebung bei den Arbeiten, die von Künstlern der Jahrgänge zwischen 1920 und 1952 stammen und fast ausnahmslos in den letzten fünf Jahren entstanden, bezieht sich auf die Wahl der Materialien. Industriell vorgefertigte Stoffe und Teile sind eindeutig von naturnäheren, wie zum Beispiel Holz, Stein und Textil zurückgedrängt worden.

Die Gestaltungsformen sind jedoch so verschieden und subjektiv geprägt, daß der Querschnitt ein fast vollständiges Kompendium der Bearbeitungstechniken illustrieren könnte. Beispiele: Franz Bernhard versetzt ein klobiges Konstrukt aus Holz und Eisen in spielerische, scheinbare Bewegung (Titel: „Tänzerisch“); Otto Boll hängt an kaum sichtbaren Fäden einen hauchdünn sich verjüngenden Stahl- und Aluminiumbogen auf, der wie aus einer anderen Welt herniederzuschweben scheint; Timm Ulrichs hat „Schlemihls Stuhl“ entworfen – ein irritierendes Spiel mit dem Schatten.