Schloss Cappenberg: Nach langer Schließung kehrt bald wieder Leben ein

Schloss Cappenberg in Selm, erbaut ab Mitte des 17. Jh. auf dem Gelände des im Dreißigjährigen Krieg zerstörten ersten deutschen Prämonstratenserstiftes Cappenberg. Im Bild das 1708 vollendete Hauptgebäude, ab 1816 im Besitz des Freiherrn vom Stein (1757-1831). (Foto: LWL)

Gleich heraus mit der guten Nachricht: Vermutlich ab März, jedenfalls ab Frühjahr 2022 wird endlich wieder Ausstellungsleben ins Schloss Cappenberg (Selm, Kreis Unna) einkehren. Das altehrwürdige Gemäuer war seit rund fünf Jahren fürs Publikum geschlossen. Es ist draußen wie drinnen gründlich renoviert worden.

Rund 4,5 Millionen Euro hat das ganze Unterfangen gekostet. Der Hausherr, Graf Sebastian von Kanitz, hat den Löwenanteil finanziert. Je etwa 600.000 Euro, zusammen also 1,2 Mio. Euro, haben der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und der Kreis Unna beigesteuert. Sie werden weiterhin als Mieter (Vertrag vorerst bis 2035) jeweils Teile des Schlosses für Ausstellungen nutzen. LWL-Verbandsdirektor Matthias Löb und Landrat Mario Löhr zeigten sich jetzt bei einer Begehung sehr angetan vom rundum aufpolierten Zustand der weitläufigen historischen Immobilie. Zwischenzeitlich waren die etwas komplizierten Verhandlungen mit Graf Kanitz ins Stocken geraten, doch das hat sich längst gegeben.

Skizze zur künftigen Gestaltung der Ausstellung über den Freiherrn vom Stein – hier die geplante Präsentation zum Arbeitszimmer des preußischen Reformers. (Grafik: © Space 4)

Nicht nur der Bau hat sich teilweise gewandelt, auch die Inhalte ändern sich. Völlig neu gestaltet der LWL seine Schau über den preußischen Reformer Freiherr vom Stein, der von 1816 bis zu seinem Tod 1831 auf Schloss Cappenberg gelebt hat. Weitaus lebendiger als bisher soll’s künftig in seinem Altersruhesitz zugehen, bloß keine öde Vitrinen-Darbietung. Via Audioguide soll quasi der Freiherr vom Stein höchstselbst die Besucherinnen und Besucher „abholen“, durch die Gemächer führen und dabei aus seinem Leben und Wirken erzählen. Für die Räumlichkeiten hat man typisches Mobiliar jener Zeit ausgewählt – ohne behaupten zu können und zu wollen, es habe dem Freiherrn höchstpersönlich gehört. LWL-Direktor Löb über die nachwirkende Bedeutung des Freiherrn: „Ohne ihn keine preußischen Provinzen, ohne ihn kein Westfalen in den heutigen Grenzen und ohne ihn kein Landschaftsverband.“

Während der LWL mit der Stein-Schau rund 500 Quadratmeter im Obergeschoss bespielt, wird der Kreis Unna im Erdgeschoss die Reihe seiner kunst- und kulturgeschichtlichen Sonderausstellungen im Schloss fortsetzen. Zigtausend Gäste kamen bis 2016 jährlich aus nah und fern zu solchen Ereignissen. Im nächsten Jahr will man an die Erfolgsgeschichte anknüpfen.

Auf dem Balkon des Cappenberger Schlosses: der Hausherr (Graf Sebastian von Kanitz, Mitte) und seine Mieter, LWL-Verbandsdirektor Matthias Löb (rechts) sowie Mario Löhr, Landrat des Kreises Unna (links). (Foto: Bernd Berke)

Doch noch sind die Raumfluchten leer. Graf von Kanitz, über Generationen hinweg ein Nachfahre des Freiherrn vom Stein, gab jetzt einen Einblick in den Stand der Renovierungen, die noch nicht völlig abgeschlossen sind. Hie und da sieht es noch so provisorisch aus, wie es bei derlei baulichen „Ertüchtigungen“ halt der Fall ist.

Doch das allermeiste zeigt sich schon in neuer Pracht. So sind die Balustraden des Balkons mit seinem wunderbaren Fernblick komplett erneuert worden. Im Sonnenlicht dieses Tages schimmert eine helle Fassade. Im Luckner-Saal sind die vermutlich aus den 1950er Jahren stammenden Wandmalereien zum Jahreszeiten-Zyklus farblich restauriert worden. Etliche Parkettböden wurden mit Rücksicht auf historische Gegebenheiten behutsam erneuert. Neue Heiz- und Sicherheitstechnik kommt unsichtbar hinzu. Es gibt jetzt einen Fahrstuhl (Stichwort: Barrierefreiheit) und ein zusätzliches Eichenholz-Treppenhaus, die historische Treppe bleibt derweil natürlich erhalten. Wer hier hinauf oder hinab geht, gerät geradezu zwangsläufig ins feierliche Schreiten.

Impression aus dem Luckner-Saal: eines der restaurierten Wandbilder zu den vier Jahreszeiten. (Foto: Bernd Berke)

Bei allen Maßnahmen haben die Leute vom Denkmalschutz gehörig mitgeredet. Graf von Kanitz übertreibt wohl kaum, wenn er sagt, jeder neue eingebaute Lichtschalter sei eigens besprochen worden. Erst recht müssen geschichtliche Details wie die Stuckdecken bewahrt werden, die hie und da ein wenig bröckeln. Für all das waren und sind Dutzende Fachfirmen am Werk und Gewerk.

Schloss Cappenberg ist nicht zuletzt ein bedeutsames Monument westfälischer Klosterbaukunst. Das einstige Chorherrenstift aus dem 12. Jahrhundert war ursprünglich eine Schöpfung des Prämonstratenser-Ordens, gar die früheste ihrer Art auf deutschem Boden, die freilich im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Ab Ende des 17. Jahrhunderts erfolgte die Neuerrichtung der Klostergebäude im Geiste des Barock.

Mit der Wiederbelebung des Schlosses im Jahr 2022 wird man zugleich ein gewichtiges Jubiläum begehen können: Vor dann 900 Jahren, anno 1122, war hier das erwähnte Prämonstratenserkloster gegründet worden. Epochal passendes Cappenberger Ausstellungsprojekt für September 2022: eine Würdigung zum 900. „Geburtstag“ des Stauferkaisers Friedrich I. „Barbarossa“.

Mit Schloss Cappenberg und dem nicht weit entfernten Schloss Nordkirchen (kühne Bezeichnung: „Westfalens Versailles“) kann die Region auch überregional prunken. Und das alles am Rande des Ruhrgebiets.

Weit geht der Blick ins Westfalenland – vom Balkon des Cappenberger Schlosses. (Foto: Bernd Berke)




Pressekonferenz per Video: Programm der Neuen Philharmonie Westfalen rankt sich um Beethoven

NPW-Orchesterchef Rasmus Baumann, aus seinem Home-Office der Pressekonferenz zugeschaltet. (Foto/Screenshot: Bernd Berke)

Heute habe ich die erste Video-Pressekonferenz meines doch schon recht langen Berufslebens absolviert. „In den Zeiten von Corona“ (eine bereits völlig ausgelutschte Wendung, ich weiß) ist ein solches Verfahren wohl ratsam. Der Blick in eine mögliche Zukunft des journalistischen Gewerbes ging von Unna aus. Dort wurde heute das Programm 2020/21 der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW) vorgestellt, das im Kern aus neun Sinfoniekonzerten besteht. Hier ist der Link, der Einzelheiten erschließt, die wir an dieser Stelle nicht ausbreiten können.

Wie wir alle seit gestern wissen, sind Großveranstaltungen (also auch Konzerte der E-Musik) mindestens bis zum 31. August 2020 generell untersagt. Michael Makiolla, Landrat des Kreises Unna, gab sich heute dennoch zuversichtlich, dass das NPW-Programm im September 2020 beginnen kann. Makiolla betonte, Kultur sei gerade in diesen Zeiten weiterhin wichtig. Man werde alles tun, um das Orchester auch künftig zu erhalten.

Auch Chefdirigent Rasmus Baumann möchte optimistisch nach vorn blicken. Er erläuterte das Programm, das sich um Ludwig van Beethoven (1770-1827) rankt. Der weltberühmte Komponist wurde bekanntlich vor 250 Jahren geboren. Freilich will Baumann kein reines Beethoven-Programm gestalten, sondern einige seiner Schöpfungen mit jenen anderer Komponisten verknüpfen oder auch kontrastieren. Mehrere Abende werden auch gänzlich ohne Beethoven-Musik bestritten.

Keine Beethoven-Inflation also, damit auch etwas für kommenden Spielzeiten übrig bleibt; denn, so Baumann: „Beethoven spielen wir ja eigentlich immer. Seine Werke sind sozusagen eine Bibel.“

Und so kommt es, dass gleich beim 1. Sinfoniekonzert (geplant für den 9. September in der Kamener Konzertaula) beispielsweise auch die Zweite Sinfonie von Robert Schumann erklingt – unter dem sprichwörtlichen Motto des Abends, das aus Goethes Drama „Egmont“ stammt und welches da lautet: „Himmelhoch jauchzend, / Zu Tode betrübt…“ Letztere Stimmungslage fügt sich auf tieftraurige Weise zu Schumanns schizophrenem Seelenzustand jener Zeit. Das andere Hauptwerk des Abends ist just Beethovens Schauspielmusik zum „Egmont“.

Das 2. Sinfoniekonzert umfasst u. a. Beethovens Sechste („Pastorale“), die Überschrift des Abends lautet „Landpartie“. Mit ähnlich lockenden Titeln geht es weiter. So wird man etwa beim 7. Sinfoniekonzert (Losung: „Very British“) die Ouverture zu „Roberto Devereux“ von Gaetano Donizetti hören, die mit der Tonfolge von „God save the Queen“ (britische Nationalhymne) beginnt und sinnigerweise mit einem Werk des Briten Edward Elgar kombiniert wird. Der achte Abend ist ausschließlich Komponistinnen gewidmet, u. a. Sofia Gubaidulina und Clara Schumann. „Hörnerschall“ heißt die Devise zum Abschluss beim 9. Konzert.

Man merkt Rasmus Baumann schon die Vorfreude auf eine hoffentlich ungetrübte neue Saison an, er ist voll des Lobes fürs regionale Publikum – und für die Mitwirkenden der Konzerte, von denen einige zumindest auf dem Sprung zur Weltkarriere stünden. Wenn Baumann nicht die eine oder den anderen schon länger kennen würde, kämen sie wohl schwerlich in die westfälische Provinz, wo man programmlich meist etwas konventioneller ansetzen muss. Raritäten und gewagte Experimente stehen hier nicht im Vordergrund.

Zum Reigen der neun Sinfoniekonzerte kommen beispielsweise noch Crossover-Veranstaltungen wie „Abba Forever“ sowie Kinderkonzerte („Beethoven auf der Spur“) und Familienkonzerte („Dschungelbuch“, „Peter und der Wolf“).

Die 1996 gegründete Neue Philharmonie Westfalen spielt ihre Sinfoniekonzerte traditionell in der Kamener Konzertaula. Diesmal wird man auch einmal im Süden des Kreises Unna gastieren, in der Rohrmeisterei Schwerte. Außerdem ist ein Freiluftkonzert auf dem Marktplatz von Unna vorgesehen. Weitaus mehr noch: Der als NRW-Landesorchester fungierende Klangkörper bespielt außerdem seit vielen Jahren das Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen und vor allem das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier (MiR), das zwar ein Ensemble, aber kein eigenes Opernorchester hat.

Landrat Michael Makiolla bei seinem Statement. (Foto/Screenshot: Bernd Berke)

Der Subventions-Struktur sei Dank: Durch die Corona-Krise hat das Orchester bislang nur sehr überschaubare finanzielle Einbußen erlitten. Landrat Michael Makiolla verweist allerdings darauf, dass man am Ende des Jahres noch einmal genauer Bilanz ziehen müsse.

Apropos Einnahmen: Wie Mike-Sebastian Janke, Kreisdirektor und Kulturdezernent des Kreises Unna, sagte, nimmt die Zahl der Konzertabonnenten – vornehmlich aus „demographischen Gründen“ – seit Jahren geringfügig ab, je Saison um etwa 20 Abos. Teilweise wettgemacht wird dieser Verlust durch gesteigerte Einzelverkäufe. Dem will man nun durch den erstmals möglichen Verkauf von Einzeltickets übers Internet Rechnung tragen. Auch die Abos werden flexibel gehandhabt. Neben dem Neuner-Paket kann man auch 6 oder 3 Konzerte nach Wahl buchen.

Um auf die Video-Pressekonferenz zurückzukommen: Nach kleinen technischen Hakeleien hat die Sache recht gut funktioniert, passgenaues Umschalten der Kameraperspektiven und verständliche Dialoge inbegriffen. Wenn man in den letzten Jahrzehnten viele Hundert Pressetermine auf herkömmliche Art erlebt hat, mag man bedauern, dass so etwas früher nicht möglich war. Da hat man so manchen Kilometer abgespult, den man sich (und der Umwelt) hätte ersparen können – mit Zeitdruck, Staus und allem anderen „Komfort“. Tempi passati.

Dennoch: Schön wär’s, Pressekonferenzen und Vorbesichtigungen gelegentlich auch mal wieder als physische Präsenzveranstaltungen erleben zu dürfen. Aber wem sage ich das?

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Hier nochmals der Link zum gesamten Programm mit Download des Programmheftes.




Unbewusstes aus der Dunkelkammer – Bilder des deutschen Surrealisten Edgar Ende in Haus Opherdicke

„De Profundis" (1951) ist das Titelbild der Ausstellung (Foto: Michael Ende Erben/VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

„De Profundis“ (1951) ist das Titelbild der Ausstellung (Foto: Michael Ende Erben/VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

„Der gefesselte Sturm“ ist eins der letzten Bilder Edgar Endes. 1965 entstanden, zeigt es ein rotes, mit Seilen gespanntes Tuch, in dem sich ein Gesicht abdrückt. Und das Gesicht vergießt Tränen. Ist dies vielleicht die Ahnung des nahenden Todes, ist es die Trauer darüber, dass das kranke Herz (Ende starb an einem Herzinfarkt) nicht mehr stürmen kann? Eine Antwort hätte man von dem Künstler, dessen Werke jetzt in Haus Opherdicke zu sehen sind, vermutlich nicht erhalten. Alles sei in den Bildern, pflegte er den nach Deutung fragenden Betrachtern für gewöhnlich zu bescheiden.

Edgar Ende, übrigens der Vater des wesentlich populäreren Kinderbuchautors Michael Ende („Momo“, „Jim Knopf“), gehört zu den wenigen surrealistischen Malern Deutschlands. Schon frühe Arbeiten wie „Die aus der Erde Kommenden“ von 1931 weiten die Szene ins bedrohlich Unwirkliche. Gewiss ist in Vorkriegsarbeiten wie dieser noch expressionistisches Pathos zu entdecken, doch es dominiert nicht.

Schon der junge Ende arbeitete mit tiefstehendem Licht und magisch überdehnter Räumlichkeit, weshalb man frühe Arbeiten bei flüchtigem Hinsehen auch seinem berühmten italienischen Kollegen Giorgio di Chirico zuordnen könnte. Über persönliche Kontakte zur französischen surrealistischen Szene ist jedoch nichts bekannt, ebenso nichts über Kontakte zu dem fast einzigen bedeutenden, aus Deutschland stammenden Surrealisten Max Ernst, der jedoch schon in den 20er Jahren nach Frankreich übersiedelte.

Frühwerk: „Die aus der Erde Kommenden (Auferstehung)“ von 1931 (Foto: Michael Ende Erben/VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

1945 ging es weiter

Nach frühen beruflichen Erfolgen und ersten Verkäufen geriet Ende ins Visier der Nazis. 1936 wurde er als „entartet“ abgestempelt, Malen und Materialeinkauf wurden ihm verboten, Bilder von ihm, die bereits im Münchner Lenbachhaus hingen, wurden abgehängt.

Ende hielt sich an das Malverbot, war fünf Jahre lang Soldat – und machte 1945 genau da weiter, wo er in der Nazizeit aufgehört hatte. Sein Oeuvre ist von einer geradezu frappierenden Bruchlosigkeit, allerdings sind die Farben nun etwas kräftiger.

Monströse Wesen

Monströse Wesen wie die „Löwenengel“ bevölkern Endes Bilder, Tauben, deren Flügel menschliche Hände sind, überflattern eine Taucherglocke, ein Mann in roter Jacke schießt mit dem Gewehr auf Apothekerwaagen, die vor düsterer Sturmhimmelskulisse dahinfliegen: Wie entwickelte dieser Surrealist seine Phantasien in einer Zeit, in der zumal im Westen Deutschlands abstrakte Kunst als das Nonplusultra galt und Figuratives schnell als gestrig abgetan wurde? Nun, er ging, ganz bescheiden, in die Dunkelkammer.

Noch ein Frühwerk: „Fragmente“ von 1936 (Foto: Michael Ende Erben/VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

Zettelkasten

Hier, in einer dunklen Kammer, in Abwesenheit jeglichen visuellen Reizes, wartete der Künstler auf Ideen. Sie strömten offenbar in reicher Zahl, und unter dem sparsamen Licht einer Taschenlampe skizzierte Ende Ideen, Eingebungen, „Gedankenblitze“ auf bereitliegenden Zetteln.

Ein besonderer Schatz in der Ausstellung, die Kurator Arne Reimann in Haus Opherdicke mit viel Feingefühl für diese singuläre Künstlerpersönlichkeit zusammengestellt hat, ist deshalb Edgar Endes Zettelkasten mit etlichen hundert Dunkelkammerskizzen. Wieder im Hellen zog mal er selbst, mal seine sehr viel jüngere Frau Lotte Schlegel ein Zettelchen, und dann entstand nach der skizzierten Idee vielleicht ein Bild. Ende glaubte, mit seiner Methode im dunklen, gleichsam lichtentleerten Raum Bildideen aus dem „kollektiven Unbewussten“ zu erreichen, die er seinem schöpferischen Tun unterlegte.

Flüchtig notiert 

Etliche Zettel sind in Opherdicke – unter Glas und bei gedämpftem Licht – nun ausgestellt, und es ist nicht eben so, dass sich Mal um Mal sofort das Meisterwerk zeigte. Einen Großteil der Dunkelkammer-Inspiration wird Edgar Ende also wohl im Kopf gespeichert haben, da ist das Papier dann nur ein Trigger. Doch entscheidend ist ja, was hinten rauskommt.

„Johnnys ganze Liebe“ von 1964 (Foto: Michael Ende Erben/VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

Bald vergessen

Edgar Ende war zu Lebzeiten recht erfolgreich, unter anderem 1948 und 1954 Teilnehmer der Kunstbiennale Venedig und in seinen letzten Jahren Präsident des Münchner Hauses der Kunst. Doch das Vergessen setzte bald nach seinem Tod schon ein, und auch der Versuch seines Sohnes, mit einer großen Ausstellung in den frühen 80er Jahren den Vater dem Vergessen zu entreißen, war nur von mäßigem Erfolg gekrönt.

Erst in jüngerer Zeit ist wieder ein wachsendes Interesse an Künstlern jener „verlorenen Generation“ wahrnehmbar, die ihre „besten Jahre“ durch die Nazi-Herrschaft verloren und zu denen auch Ende zählt. Vor allem Kunst des gut 20 Jahre älteren Karl Hofer erzielte in den letzten Jahren große Verkaufserfolge. Er war zwar kein Surrealist, aber er verwendete die gleichen Farben wie Ende, weiß der Kunstsammler Frank Brabant, der schon etliche Opherdicker Ausstellungen bestückte und von dem hier jetzt drei Exponate stammen. Immerhin sind diese aus den 30er Jahren, und da gibt es nur ganz wenig, weil Edgar Endes Münchner Atelier mit all der vielen Kunst darin 1944 einem britischen Bombenangriff zum Opfer fiel.

Das ist nicht Emma. „Die Angst der Berge“ (1958) (Foto: Michael Ende Erben/VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

Katalog enthält das Werkverzeichnis

Der Katalog zur Ausstellung schließlich, eine Besonderheit, umfasst auch das alphabetische Werkverzeichnis der Gemälde, Gouachen, Grafiken und Zeichnungen. Ende-Experte Axel Hinrich Murken hat es in drei Jahrzehnten erarbeitet.

  • „Edgar Ende – Melancholie und Verheißung“
  • Haus Opherdicke, Dorfstr. 29, Holzwickede
  • Bis 24.2.2019
  • Geöffnet Di – So 10:30 – 17:30 Uhr
  • Eintritt 4 €
  • Katalog 25 € im Museum, 28 € im Buchhandel
  • www.kreis-unna.de



Trotz allem optimistisch bleiben – die fabelhaft farbigen Welten des Otmar Alt in Opherdicke

Wenn man seine Bilder und Skulpturen als „bunt“ bezeichnet, ist Otmar Alt nicht allzu begeistert. Buntheit klingt ein wenig nach bloß dekorativer Oberflächlichkeit. Viel lieber verwendet der Künstler das Wort „farbig“. In der Tat: Sein Werk ist weit überwiegend farbenfroh. In einer Retrospektive mit über 100 Arbeiten wird dieser an sich schon offenkundige Befund nun im Haus Opherdicke (Holzwickede) bekräftigt.

Otmar Alt mit seiner Tukan-Skulptur vor dem Haus Opherdicke. (Foto: Bernd Berke)

Otmar Alt mit seiner Tukan-Skulptur vor dem Haus Opherdicke. (Foto: Bernd Berke)

Die Zusammenstellung aus dem Leihgaben-Fundus der Otmar Alt Stiftung trägt den etwas wolkig ins Allgemeine ausgreifenden Titel „Fabelhafte Zauberwelten“. „Zauberhafte Fabelwelten“ wäre auch nicht verkehrt gewesen. Naja, egal. Jedenfalls wird Otmar Alts Entwicklung in wesentlichen Zügen seit den frühen 1960er Jahren nachgezeichnet. Nicht ausgeschlossen, ja füglich anzunehmen, dass einem hie und da die Augen übergehen, wenn sie so viel Farbe zu trinken bekommen.

Frühe Jahre im Geist des Informel

Als junger Mann hat sich der 1940 in Wernigerode (Harz) geborene und in Berlin aufgewachsene Otmar Alt zunächst am Informel orientiert. Es war damals ein Hauptstrang der abstrakten Kunst und entsprach dem waltenden Zeitgeist einer vermeintlichen „Tabula rasa“, also eines grundlegenden Neuaufbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg. Aus dieser Phase finden sich einige wenige Bilder, die man rückblickend schwerlich jenem Otmar Alt zurechnen würde, den wir heute zu kennen glauben.

Otmar Alt: "Die Sternenfängerin" (2014), Acryl auf Leinwand. (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

Otmar Alt: „Die Sternenfängerin“ (2014), Acryl auf Leinwand. (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

Um 1965 fand Otmar Alt allmählich zu seinem eigenen, nach und nach zusehends unverwechselbaren Stil der kraftvollen Farben und klar abgrenzenden Linien. Seine Bilder erscheinen nun wie puzzleartig zusammengesetzt. Dieser Stil verzweigt sich mit den Jahren allerdings vielfach. In dem grundsätzlich fröhlichen und optimistischen Gesamtwerk ist bei näherem Hinsehen dann und wann auch schrundiger Widerstreit, sind verschlungene Wege zu ahnen.

Kunst soll man nicht erklären

Auch dieser Künstler hat, so selbstverständlich fröhlich manche seiner Schöpfungen auch wirken mögen, zuweilen spürbar schmerzlich um die gültige Form gerungen. Auch die Farbe stand und steht ihm nicht einfach so zu Gebote. „Wenn man nicht genau aufpasst, macht die Farbe, was sie will“, sagt er, der auf solides Handwerk stets größten Wert gelegt hat. Ansonsten bleibt er bei seinem Leitsatz: „Kunst, die man erklären muss, ist langweilig.“

Otmar Alt, der nie sonderliche Berührungsängste hatte, was die Zusammenarbeit mit großen Firmen (Rosenthal, einstige RAG usw.) und überhaupt kommerzielle Verwertungen anging, gilt als einer der erfolgreichsten und populärsten Künstler Deutschlands. Auch in den Gefilden des Kreises Unna ist er wahrlich kein Unbekannter. 2013 war ihm eine Ausstellung auf Schloss Cappenberg in Selm gewidmet. Dort konnte man 700 Quadratmeter bespielen, in Holzwickede sind es nun gerade mal rund 300.

Otmar Alt: "Flugversuch" (1992), Acryl auf Leinwand (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

Otmar Alt: „Flugversuch“ (1992), Acryl auf Leinwand. (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

So kommt es, dass diese – von Sigrid Zielke-Hengstenberg und Arne Reimann kuratierte – Schau sehr dicht und konzentriert wirkt, ohne jedoch überladen zu sein. Man hat die knappe Fläche halt intensiv genutzt. Wo es irgend ging, wurden auch ein paar Großformate untergebracht. Otmar Alt selbst zeigte sich bei einer Vorbesichtigung sehr angetan von der werkdienlichen Auswahl, Platzierung und Hängung sowie vom Katalog aus dem Dortmunder Kettler Verlag.

Nach der Signatur ein Glas Rosé

Es ist Otmar Alt darum zu tun, mit seiner Kunst möglichst direkt in den Alltag hineinzuwirken. Zahlreiche Objekte in diversen Städten und Parks zeugen davon, auch im Garten von Opherdicke sind jetzt einzelne Beispiele zu finden. Nicht weit entfernt, in Norddinker (ländlicher Ortsteil von Hamm), wo sich der Künstler mitsamt seiner Otmar Alt Stiftung auf einem früheren Bauernhof niedergelassen hat, stehen etliche weitere Skulpturen.

Otmar Alt: "Zeichensetzer" (2012), Acryl auf Leinwand. (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

Otmar Alt: „Zeichensetzer“ (2012), Acryl auf Leinwand. (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

Die Farbigkeit seiner Arbeiten könnte zu dem Fehlschluss verleiten, der Künstler sei ein ungebrochener Optimist. Nichts da! Ganz offen bekennt er, öfter auch mal ausgesprochen schlechte Laune zu haben. Und ja: Man kann ihn sich notfalls auch bärbeißig vorstellen. Im Sternzeichen Krebs geboren, habe er auch etwas von einem „Einsiedlerkrebs“, sagt er selbst. Er male nicht etwa in einem großen Atelier, sondern in einer eher beengten Garage. Sei eine Arbeit vollendet, folge ein dreiteiliges Ritual: „Signatur. Pfeife. Ein Glas Rosé.“

Schwere Schicksalsschläge

Otmar Alt hat schwere familiäre Schicksalsschläge erlitten – den Tod eines kleinen Sohnes, den Tod seiner ersten Frau. Gerade deshalb und wegen der widrigen, um nicht zu sagen widerlichen Zeitläufte will er mit seiner Kunst ganz bewusst Gegenzeichen setzen und – als großes „Dennoch“ – sich gleichsam zu einer optimistischen Haltung durchkämpfen. Das könnte denn doch etwas heimlich Heroisches haben. Umso bemerkenswerter, dass viele dieser Bilder ziemlich zuverlässig ein Lächeln auf die Gesichter der Betrachter zaubern. Muss man eigens betonen, dass diese Kunst auch und gerade Kinder anspricht?

Dass bei Otmar Alt nicht alles bruch- und problemlos vonstatten geht, zeigen etwa Arbeiten wie „Gleichgewicht“, in der insgeheim auch das mögliche Unglück eines Zusammenstürzens enthalten ist, oder schon Titel wie „Schöne Gedanken auf Abwegen“ und „Zwiespalt“ – mit einem deutlichen Riss, der sich mitten durchs Bild zieht.

Otmar Alt: Trinkgefäße für die Firma Rosenthal (um 1985), Glas. (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

Otmar Alt: Trinkgefäße für die Firma Rosenthal (um 1985), Glas. (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

Man kann natürlich nicht alle Arbeiten in der Ausstellung gleichermaßen würdigen. Sicherlich hat man mehr von alledem, wenn man sich beim Rundgang bestimmte Bilder heraussucht und diese umso ausgiebiger betrachtet, indem man ihre inneren Spuren und Spannungsbögen verfolgt und dazu seine Assoziationen spielen lässt. Oder indem man sich einfach unversehens in Bezirke dieser Zauberwelt entführen lässt.

Wer mag, kann sich dabei auch speziellen Themen zuwenden: So ist ein Raum den Katzenbildern des Künstlers vorbehalten, in einem anderen überwiegen clowneske Darstellungen, in einem dritten die Auseinandersetzungen mit anderen Künstlern – von Lucas Cranach bis Andy Warhol.

Gewisse Verbindungslinien – nicht nur zu Miró

Hommage an Lucas Cranach: Otmar Alts Bild "Der Meister Lucas bei der Arbeit" (2014), Acryl auf Leinwand. (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

Hommage an Lucas Cranach: Otmar Alts Bild „Der Meister Lucas bei der Arbeit“ (2014), Acryl auf Leinwand. (Otmar Alt / Otmar Alt Stiftung)

Apropos andere Künstler. Obgleich Otmar Alts Schaffen schwerlich verwechselbar ist, lassen sich wohl Verbindungslinien ziehen. So liegt etwa der Gedanke an Joan Miró nicht fern. Mich erinnert manche Figuration bei Otmar Alt aus gewisser Halbdistanz ans Werk der Niki de Saint Phalle, das vor nicht allzu langer Zeit im Dortmunder Museum Ostwall ausschnitthaft präsentiert wurde und das – dem Anschein zum trotz – ebenfalls von inneren Kämpfen kündet. Auch wenn Otmar Alt es zu Recht ablehnt, in die Schublade mit der Aufschrift „Pop-Künstler“ einsortiert zu werden, so lässt sich seine Art der Farbigkeit doch aus jenen Zusammenhängen herleiten. Beispielsweise könnte man an die genialischen Beatles-Illustrationen eines Heinz Edelmann denken.

Ein weites Feld. Wir wollen es hier nicht gründlicher beackern. Schließen wir lieber mit einer einprägsamen Weisheit des Künstlers: „Die Kunst ist ein Versuch. Das Leben auch.“

Otmar Alt: Fabelhafte Zauberwelten. 22. April (Eröffnung um 11.30 Uhr) bis 2. September 2018. Geöffnet Di-So 10.30-17.30 Uhr. Haus Opherdicke, Dorfstraße 29 in 59439 Holzwickede. Tel. 02301 / 918 39 72. Eintritt 4 Euro, ermäßigt 3 €, Familienkarte 8 €. Katalog 20 €. Weitere Infos hier.




Vergessen in Amerika – Haus Opherdicke widmet dem Maler Josef Scharl eine Werkschau

Albert Einstein (Bild: Sammlung Karsch/Nierendorf, Kreis Unna)

Ein Portrait Albert Einsteins schmückt den Titel des Katalogs und ist zudem das Plakatmotiv der Ausstellung. Das Portrait stammt von Josef Scharl, 1944 hat er den Wissenschaftler gemalt, die beiden kannten und schätzten einander. Scharl kam in München zur Welt und erfuhr dort als junger Künstler wesentliche Prägungen; als er jedoch seinen Einstein malte, lebte er schon seit sechs Jahren in den USA, geflohen vor den Nazis, die seine Arbeiten als „entartet“ klassifiziert und ihn mit einem Malverbot belegt hatten.

Josef Scharl, geboren 1896, hat Deutschland bis zu seinem Tod im Jahr 1954 nicht wiedergesehen. Haus Opherdicke, wohin der Kreis Unna regelmäßig zu Kunstausstellungen einlädt, bietet nun einen umfangreichen Einblick in das langjährige Schaffen des Künstlers.

Sonnenaufgang (Bild: Sammlung Karsch/Nierendorf, Kreis Unna)

Galerie Nierendorf

Scharl, wenngleich befreundet mit prominenten Kollegen, ist hierzulande heutzutage weitgehend unbekannt. In den Vereinigten Staaten hat er wohl nie so recht Fuß fassen können, trotz der Unterstützung, die ihm dort durch die berühmte Galerie Nierendorf zuteil wurde. Die Brüder Karl und Josef Nierendorf hatten sie in Berlin gegründet, 1936 eröffnete Karl in New York eine Dependance, die sich insbesondere auch der „entarteten“ deutschen Künstler annahm, die nach Amerika geflüchtet waren. Nach Kriegsende gingen große Teile des Bestandes der Galerie an das Guggenheim-Museum. Doch das ist eine andere Geschichte; jedenfalls existiert Nierendorf noch heute, in Berlin, und die Sammlung Karsch/Nierendorf ist der große Leihgeber dieser Ausstellung.

Bewunderer Picassos

Portraits, Akte und Landschaften hat Scharl bevorzugt gemalt, Ölbilder, Gouachen, Zeichnungen mit dem Tuschpinsel. Wie viele andere Künstler seiner Generation war er zudem ein versierter Holzschneider. Geprägt hat ihn gewiß der Expressionismus, doch war er auch, wie man weiß, schon in den 30er Jahren ein großer Verehrer Picassos. Die ikonographische Dichte vieler seiner Frauenbilder vermeint man auch in Scharls Arbeiten wiederzuentdecken, beispielhaft in den Marien- und Mütterdarstellungen. Landschaften erstrahlen in verschwenderischer Farbigkeit, besitzen ähnlich wie die Blumenstilleben eine Neigung zur Auflösung in Textur.

Dame im Pelzmantel (Bild: Sammlung Karsch/Nierendorf, Kreis Unna)

Auch die „toten Soldaten“ von 1948 und 1953 – mit ihrer konkreten Klage eher Ausreißer im thematisch sonst zurückhaltenden Gesamtoeuvre – zeigen in Komposition, Farbigkeit und selbstbezüglicher Flächenstrukturierung einen gewissen Hang zum Dekorativen, der im Spätwerk eher noch zunimmt. Landschaften vor allem, die Mitte der 40er Jahre entstanden, und hier in Sonderheit zu nennen die „Parklandschaft mit Fluß“ von 1942, zeichnet ein außergewöhnlich souveräner Umgang mit Raum und Fläche aus, der zu Ganzheitlichkeit des Bilderlebens strebt. Josef Scharl hatte, wie zu lesen ist, zunächst Dekorationsmaler gelernt, bevor er sich in Kursen weiterbildete. Da hat er das vielleicht schon früh gelernt, starke Wirkung zu erzeugen, Bilder von erstaunlicher Intensität beim „Erstkontakt“ mit dem Betrachter zu erschaffen.

Mit Informel nichts im Sinn

Wie einige andere Künstler, die vor ihm in Opherdicke gezeigt wurden, auch, läßt sich der spätere Scharl stilistisch wohl der Kunstrichtung der „Neuen Sachlichkeit“ zuschlagen, deren schillerndster Vertreter derzeit Karl Hofer zu sein scheint. Josef Scharl ist vergleichsweise unbekannt. Wäre er erfolgreicher (gewesen), wenn ihn die Nationalsozialisten nicht kaltgestellt und zur Flucht nach Amerika gezwungen hätten? Möglich ist es, sicher aber nicht.

Die Kunstwelt wandelte sich in Scharls amerikanischen Jahren. Während er, in seiner eigenen Tradition verharrend, auch 1948 noch schöne, farbige (gerne auch: etwas poppige) Bilder à la „Meeresbucht mit Wolken“ malte, zelebrierte Jackson Pollock in New York seit Jahren schon unerhörtes „action painting“, vernahm der amerikanische Abstrakte Expressionismus im europäischen Informel ein etwas moderateres, aber starkes Echo.

Großes Selbstbildnis (Bild: Sammlung Karsch/Nierendorf, Kreis Unna)

Zeitgenosse von Otto Dix

Diese Prozesse scheinen an Scharl, der ja immerhin in Amerika lebte, spurlos vorbeigegangen zu sein. Auch seine Themenwelten bleiben bis zuletzt sehr europäisch – europäisch-lieblich, genauer gesagt. Zu welchen entlarvenden, verstörenden, verdichtenden (empörenden?) Positionen sich figurative Malerei in seiner Zeit aber ebenfalls entwickeln konnte, zeigt dereit beispielhaft die Ausstellung von Scharls Zeitgenossen Otto Dix (1891 – 1969) im Düsseldorfer K20 (noch bis 14. Mai). Nur mal so zum Vergleich.

Jedenfalls sind in Opherdicke nun schöne, gefällige Bilder in reicher Zahl zu sehen. Als Leihgeber werden die Sammlungen Brabant, Bronner und Fiegel sowie das Hammer Gustav-Lübcke-Museum sowie einige private Leihgeber genannt. Die meisten Bilder aber stammen aus der Sammlung Karsch/Nierendorf. So auch der „Albert Einstein“ von 1944, rot glühende Denkerstirnfurchen, sorgsam „be-greifende“ Hände, sicher eins der besten Bilder dieser Schau. Ruhig und wissend blickt er seinen Betrachtern in die Augen.

  • „Josef Scharl – Maler und Grafiker des Expressionismus“,  Haus Opherdicke, Holzwickede, Dorfstraße 29
  • April bis 23. Juli 2017.
  • Geöffnet Di-So 10.30 – 17.30 Uhr.
  • Eintritt 4 €
  • Öffentliche Führungen So 11.30 Uhr und 14.30 Uhr.
  • Katalog 25 €
  • www.kreis-unna.de



Maler zwischen den Epochen – Conrad Felixmüller in Haus Opherdicke

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Conrad Felixmüller im Selbstbildnis von 1954 (Foto: Kreis Unna)

Suchte man nach einem Wort, das kennzeichnend wäre für den Maler Conrad Felixmüller, so wäre es vielleicht das Wort „dazwischen“. Conrad Felixmüller, der eigentlich Konrad Felix Müller hieß und den Felix seinem Nachnamen zuschlug, um sich von den anderen Müllers dieser Welt zu unterscheiden, lebte und wirkte zwischen Epochen.

Geboren 1897, arbeitete er als junger, hoch begabter und früh geförderter Künstler im modernsten Stil seiner Zeit, dem Expressionismus. Er sah seine Arbeit politisch, wurde früh KPD-Mitglied. 1920, mit gerade einmal 23 Jahren, erhielt er den sächsischen Staatspreis und hätte für zwei Jahre nach Italien in die Villa Massimo ziehen können. Doch statt dessen ging er als Kunststipendiat ins Ruhrgebiet, brachte im harten Schwarzweiß der Tuschezeichnung, der Radierung oder des Holzschnitts Arbeits- und Streikszenen auf das Papier, deren ungeschönte Wirklichkeit sich trotz expressiven Umgangs mit Perspektiven und Dimensionen auch heute noch augenblicklich erschließt.

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Fabrikarbeiter (Arbeitsinvalide), 1921, Holzschnitt auf Bütten, Sammlung Wilke (Foto: Kreis Unna)

Klassenkämpfer

Der Künstler als Klassenkämpfer – bis etwa 1925. Da wandte er sich abrupt vom Expressionismus ab und pflegte fürderhin weitgehend die Malweise der Neuen Sachlichkeit, die nur sehr gedämpft noch stilistische Anleihen beim Expressionismus nahm. Felixmüller wurde das Glück zuteil, nicht schon im Ersten Weltkrieg zu fallen und fast 80 Jahre alt zu werden. Wenngleich er, dessen Kunst die Nazis als entartet gebrandmarkt hatten, ab 1949 Kunstprofessor in Halle war, wird er die neuen Strömungen in Westdeutschland registriert haben, den Abstrakten Expressionismus, das Informel, Zero und was es sonst noch so gab.

Volkswagen im Holzschnitt

Er muß auch die Pop-Art wahrgenommen haben, die in seinem Todesjahr 1977 ihren Höhepunkt auch in Europa schon überschritten hatte. Doch nichts davon schlägt sich in Felixmüllers Schaffen nieder. Im Gegenteil ist es geradezu frappierend, wie der gereifte Künstler, seinen Stilmitteln treu bleibend und kompositorisch noch souveräner als in frühen Jahren, sich wiederum dem Ruhrgebiet zuwendet. Sein später Blick auf die Verhältnisse ist, zu Recht vielleicht, milder geworden. Den Schichtwechsel auf der Zeche sieht er nun vom Parkplatz aus – was, kleine Bemerkung am Rande, dem VW-Käfer dazu verholfen hat, im Oeuvre Conrad Felixmüllers präsent zu sein („Schichtwechsel auf Zeche ,General Blumenthal’ (Recklinghausen)“, Holzschnitt, 1974).

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Dieses Bild ziert auch die Titelseite des Katalogs: Bildnis Londa im blauen Samtkleid (Ausschnitt), 1927, Öl auf Leinwand (Foto: Kreis Unna)

Abschiedsgeschenk

In Haus Opherdicke, das dem Kreis Unna gehört und sich vorzüglich für die Präsentation kleiner und mittlerer Bildformate eignet, sind nun rund 100 Arbeiten des Künstlers zu sehen. Thomas Hengstenberg und Sigrid Zielke-Hengstenberg, Leiter bzw. Kulturreferentin des Fachbereichs Kultur, haben die Ausstellung zusammengetragen und realisiert, und unhöflicherweise, wie es vielleicht scheinen mag, wurde hier der Herr zuerst genannt, weil Thomas Hengstenberg mit dieser Bilderschau in den Ruhestand geht. Er hat sich also, wie man in solchen Fällen zu sagen pflegt, mit Felixmüller selbst ein schönes Abschiedsgeschenk gemacht. Und dem Publikum selbstverständlich auch.

Der Drucker

Und natürlich wäre diese Ausstellung ohne viel Kontaktpflege und Netzwerkerei in den vergangenen (Dienst-) Jahren nicht möglich gewesen. Wiederum steuert der Sammler Frank Brabant einige Werke bei, und ein Großteil der ausgestellten Druckgraphik stammt aus der Sammlung Wilke. Hans-Jürgen Wilke war in Berlin Felixmüllers Drucker, und die Holzschnitte und Radierungen, die er als Auflagenwerke druckte, hat er auch gesammelt. Die beiden schätzten sich, und sie mochten sich wohl auch, denn 1976 hat Felixmüller den Drucker und seine Frau Dagmar gemalt, in Farbe, Öl auf Leinwand. Weitere Leihgaben kamen aus der Sammlung Bunte, vom P.A.Böckstiegel Freundeskreis und aus dem Von der Heydt-Museum Wuppertal.

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Frühlingsabend in Klotzsche, 1926, Öl auf Leinwand, Sammlung Brabant (Foto: Kreis Unna)

Perfekt und gesittet

Es gibt kaum einen Künstler vom Rang Felixmüllers, der in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts noch – und in fortgeschrittenem Alter zudem – so intensiv die anstrengende Kunst des Holzschnitts pflegte. Und wenn man kein ausgewiesener Felixmüller-Experte ist, gibt erst der Blick auf die Bildunterschrift Aufschluß über die Entstehungszeit, so homogen wirkt das Werk.

In der Landschaft und in Stadtansichten aquarellierte er einige Male meisterlich, doch vorzugsweise malte er in Öl, vor allem Portraits. Auch die Familie – die Söhne Luca und Titus, Gattin Londa – mußten immer wieder einmal auf die Leinwand, auf der es gut bürgerlich zugeht, züchtig und gesittet, manchmal fast ein bißchen langweilig.

Von der expressiven Wucht der frühen Jahre jedoch, von der etwa die Holzschnitte von Max Liebermann und Christian Rohlfs noch künden und die der Katalog auf einer Doppelseite nebeneinander stellt, ist späterhin nichts mehr zu spüren. Möglicherweise war die Zeit für diese Kunst vorbei, jedenfalls in den Augen Conrad Felixmüllers.

  • Conrad Felixmüller
  • 25. September 2016 bis 26. Februar 2017
  • Haus Opherdicke, Dorfstraße 29, Holzwickede
  • Di-So 10.30 – 17.30 Uhr
  • Eintritt 4,00 €, Katalog 26,00 €
  • www.kreis-unna.de, www.kulturkreis-unna.de



Auf Ischia der Welt entfliehen – Arbeiten von Ulrich Neujahr in Haus Opherdicke

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Aquarell „Bastia“, 1929 (Bild: Kreis Unna)

Was fällt einem ein zu diesem Künstler, nachdem man die Ausstellung gesehen hat? Vielleicht dies: daß der Begriff „holzschnittartig“ für seine Holzschnitte nicht gilt. Licht und durchgezeichnet sind sie, egal, ob sie Menschen oder Landschaften zeigen. Nur wenige Linien blieben im Holz stehen, um beispielsweise 1929 „Gerda“, qualmende Zigarette in der Rechten, druckreif zu machen. Auf den ersten Blick könnte dies auch eine Kohlezeichnung sein. Und selbst ein „Mond über Sant’Angelo“ (ohne Jahr) ist trotz seines Themas ein Bild der leuchtenden Konturen und Schraffuren, nicht der Nacht.

Die lichte, Schatten vermeidende Bildauffassung zieht sich über Jahrzehnte hin wie ein roter Faden durch das Werk Ulrich Neujahrs. Gut 90 Arbeiten sind jetzt in Haus Opherdicke ausgestellt, Aquarelle, Öl, Kohle, Holzschnitte. Vorwiegend stammen sie aus dem Nachlaß, aus dem Sohn und Tochter je um die 400 Arbeiten besitzen; drei Bilder kamen aus der Sammlung Brabant, aus der ja häufiger schon Teile in Opherdicke gezeigt wurden.

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Selbstportrait in Positano, Holzschnitt, 1933 (Bild: Kreis Unna)

Bruchlose Biographie

In den Beständen der Sammlung Brabant, so könnte man wohl sagen, machten Sigrid Zielke-Hengstenberg und Thomas Hengstenberg als Kuratoren des Kreises Unna eine erste Bekanntschaft mit dem Schaffen Ulrich Neujahrs, der nicht so vielen Kunstinteressierten bekannt sein dürfte. Neujahr, er lebte von 1898 bis 1977, hatte in den 20er Jahren zunächst Architektur in Berlin studiert, nach dem Vordiplom (wie man heute vielleicht sagen könnte) jedoch auf Freie Malerei und Angewandte Kunst umgesattelt. Er wurde Kunstlehrer am Gymnasium und betätigte sich nebenher als produktiver Künstler, der ungern Werke fortgab, wie sich seine Tochter Cecilia erinnert, und dies dank der auskömmlichen Lehrerstelle auch nicht mußte.

Bekannt war er mit Größen der Malerei wie Eduard Bargheer und Werner Gilles, häufig besuchte er das legendäre Romanische Café, er hatte Frauen und Kinder, und alles in allem hinterläßt seine Biographie einen überaus bruchlosen Eindruck. Gravierende Probleme mit den Nazis gab es anscheinend nicht, auch hat diese dunkle Zeit der deutschen Geschichte ganz offenbar keine Spuren im Oeuvre hinterlassen, das von erstaunlicher Kontinuität ist.

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Sita Pagel mit Hut, Öl auf Leinwand, 1928 (Bild: Kreis Unna)

Ein Atelier in Sant’Angelo

Von zentraler Bedeutung ist in Ulrich Neujahrs Werk die Liebe zum Süden, vor allem zur italienischen Insel Ischia, die er in den 30er Jahren für sich entdeckte und wo er einen Großteil seines Lebens verbrachte – vor allem nach 1963, als er in den Ruhestand ging.

Im Fischerdorf Sant’Angelo hatte er sein Atelier mit Traumkulisse. Wer durch die Ausstellung streift, spürt schnell, wie sehr dieser Maler die Menschen, die Farbigkeit, das Licht, die Schönheit der Orte, die Spuren der alten Zivilisation liebte. Das eine oder andere Bild mag gar zu lieblich wirken, und manchmal vermeint man leise Rudi Schurickes „Caprifischer“ zu vernehmen. Doch so ist das eben mit den Sehnsuchtsorten. Und manchmal auch mit den zu Lebzeiten erfüllten Träumen eines Malers.

Neben den südlichen Bildern sind die Portraits und unter ihnen vor allem die Selbstportraits ein wesentlicher Schwerpunkt des Werks. Seit den frühen 20er Jahren bis kurz vor seinem Tod malte sich Neujahr immer wieder, und stets spiegeln diese Selbstportraits (meistens mit Pfeife) ein starkes Selbstbewußtsein. Der Mann, der sich hier zeigt, scheint nicht eben auf quälender Suche nach sicht selbst gewesen zu sein.

Mit Ausnahme einiger musikalischer Strukturen aus den 60er Jahrendie neue  – Frau, die spät er noch geehelicht hat, war Musikerin – bleibt das Oeuvre Neujahrs im Naturalistischen verhaftet. Allerdings wird hie und da durchaus Zeitströmung sichtbar, etwa ein ganz klein bißchen Kubismus im Stilleben „An Picasso“ (1956) oder etwas italienischer Futurismus in einigen Akten. Doch ist das alles sehr schön, sehr ausgewogen und sehr positiv. Als Betrachter wird man nirgendwo beleidigt oder provoziert.

Fraglos also ist die neue Bilderschau in Haus Opherdicke eine Wohlfühlausstellung für alle Freunde des Mediterranen und in ihrer schlichten Weltsicht der Vorgängerschau mit Arbeiten von Hans Jürgen Kallmann nicht ganz unähnlich. Für die nächsten Ausstellungen aber wünschte man sich etwas mehr Auseinandersetzung, Kritik, Drama. Vielleicht auch mal wieder einen Zeitgenossen? Vor etlichen Jahren, dies nur zur Erinnerung, hat der Kreis Unna sogar schon einmal den DDR-„Malerfürsten“ Willi Sitte ausgestellt.

  • „Ulrich Neujahr – Die Faszination des Südens“, Haus Opherdicke, Dorfstraße 29, Holzwickede.
  • &. Dezember 2015 bis 3. April 2016.
  • Geöffnet Di-So 10.30-17.30 Uhr. Eintritt 4,00 €
  • Katalog 24 €. www.kreis-unna.de, www.kulturkreis-unna.de



Wie die Neue Philharmonie Westfalen finanziell gerettet werden soll

Musikalisch ist die Neue Philharmonie Westfalen (NPW) längst erfolgreich, finanziell soll es das größte Landesorchester wieder werden. Den Weg dafür machte der Kreistag Unna frei: Er verzichtete auf sein Recht, den bestehenden Fusionsvertrag bis einschließlich 2021 zu kündigen.

Damit ist das notwendige zeitliche Fenster zur Umsetzung eines mittelfristig tragbaren Finanzierungskonzeptes geschaffen. Was genau geleistet werden soll und muss, hatte Landrat Michael Makiolla in seiner Funktion als Vorstandsmitglied im Trägerverein des Orchesters schon im Juni beschrieben.

Damals hatte Michael Makiolla nicht nur über den Abschluss eines lange verhandelten Haustarifvertrages (mit unterm Strich finanziellen Einbußen bei den Musikern) berichtet, sondern alle Eckpunkte erläutert.

Makiolla war es auch, der bereits in der Mitte der 1990er Jahre darum gerungen hatte, dass die Fusion des Westfälischen Sinfonie Orchesters mit dem Gelsenkirchener Grabenorchester gelang. So konnte damals, als Makiolla noch Kreisdezernent für Soziales und Kultur war, die Existenzbedrohung für das WSO abgewendet werden. Für den Kreis Unna hatte es stets eine besondere Bedeutung, denn die Anfänge des WSO reichten bis in die frühe Nachkriegszeit zurück. Symbolhaft schufen damals Hubert Biernat, der spätere Landrat und sein Freund Alfred Gleisner die Voraussetzungen für ein erstes kulturelles Highlight im noch kriegszerstörten Umfeld.

Was jetzt geschehen muss:

• Die Neue Philharmonie Westfalen senkt die Zahl der Musiker-Planstellen von 124 auf 114. Das bedeutet eine dauerhafte Einsparung von rund 600.000 Euro/Jahr.
• Die Musiker verzichten bis 2021 auf große Teile ihres Weihnachtsgeldes. Dies führt zu einer durchschnittlichen Einsparung von rund 300.000 Euro/Jahr.
• Die Musiker verzichten auf tarifliche Nachforderungen für die Jahre bis 2014. Das spart insgesamt 760.000 Euro.

Hintergrund:

• Die Neue Philharmonie Westfalen (NPW) entstand 1996 durch die Fusion des vom Kreis Unna mitfinanzierten Westfälischen Sinfonieorchesters (WSO) und dem vor allem am Musiktheater in Gelsenkirchen spielenden Philharmonischen Orchester.
• Das NPW ist das größte der drei Landesorchester (neben der Nordwestdeutschen Philharmonie und der Philharmonie Südwestfalen).
• Finanziert wird der Klangkörper von der Stadt Gelsenkirchen (3/6), der Stadt Recklinghausen (2/6) und dem Kreis Unna (1/6). Dazu kommen Zuschüsse vom Land und vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
• Generalmusikdirektor ist seit Sommer 2014 Rasmus Baumann.
• Die Zahl der Musikerplanstellen beträgt derzeit (noch) 124.
• Im Kreis ist die Neue Philharmonie vor allem für die Sinfoniekonzerte (9 Veranstaltungen) in der Konzertaula Kamen und ihre Kinderkonzerte (8) bekannt.




Schloß Cappenberg bleibt Kunstmuseum – doch die Ausstellungsfläche schrumpft

Schloß Cappenberg bleibt dem Kreis Unna als Museum erhalten. Kreis Unna, Landschaftsverband LWL und Graf Kanitz als Besitzer haben in wesentlichen Punkten Einigkeit über einen neuen Mitvertrag erzielt. Dies teilte der Kulturdezernent des Kreises Unna, Kreisdirektor Dr. Thomas Wilk, heute mit. Wermutströpfchen: Kunst wird es nur noch auf einer Etage geben, die andere Etage bleibt zukünftig dem Landschaftsverband für die Dauerausstellung über den Freiherrn vom Stein vorbehalten. Das Erdgeschoß hätte um die 350 Quadratmeter, das Obergeschoß 500 Quadratmeter. Wer welche Etage bekommt, muß noch geklärt werden.

Zufahrtsbereich zum Schlossgelände im Jahr 2009. (Foto: Bernd Berke)

Zufahrtsbereich zum Schlossgelände im Jahr 2009. (Foto: Bernd Berke)

Der neue Mitvertrag läuft über 20 Jahre. Die Miet-Konditionen für den Kreis, so Wilk, sind wesentlich günstiger als die des 2015 auslaufenden Vertragswerks, das 30 Jahre Gültigkeit hatte und den Mietern – Kreis Unna und Landschaftsverband – weitreichende Instandhaltungspflichten auferlegte. Statt rund 170.000,00 Euro werden zukünftig nur noch 100.000,00 Euro plus Nebenkosten pro Jahr an Miete fällig, Instandhaltungsverpflichtungen für das Baudenkmal entfallen. Graf Kanitz kann bei Ende des Alt-Vertrages auf eine Zahlung für Abnutzung von bis zu 1,2 Millionen Euro hoffen, im Gegenzug wird er das Gebäude auf seine Kosten für einen zeitgemäßen Museumsbetrieb mit Aufzug, Brandschutz, neuen Sanitär- und Werkstatträumen etc. ausstatten, was deutlich teurer werden dürfte.

Im Wesentlichen, so Kreisdirektor Wilk, folgen diese Absprachen seinem Konzept, das schon Mitte letzten Jahres vorlag. Seinerzeit allerdings zeigte der Graf noch wenig Bereitschaft zur Zustimmung. Das hat sich geändert, wohl auch, weil andere Mietinteressenten als Kreis und Landschaftsverband nicht in Sicht waren.

Die nächste Ausstellung endet im September, ab Oktober kann umgebaut werden. Für den Umbau ist das ganze Jahr 2016 vorgesehen. Wenn alles nach Plan läuft, wird der Kreistag am 22. September seine Zustimmung zu diesen Plänen geben.




Ausstellungen im Kreis Unna: Schwierige Verhandlungen über das Schloss Cappenberg

Über zwei wichtige Ausstellungsstätten verfügt der Kreis Unna am Ostrand des Ruhrgebiets: Schloss Cappenberg in Selm und Haus Opherdicke in Holzwickede. Doch vor allem in Cappenberg dräuen nun Schwierigkeiten, die eine Kulturpolitik der kleinen Schritte erfordern.

Das Schloss gehört Sebastian Graf von Canitz. 1985, also vor fast 30 Jahren, hat sein Vater mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ausgehandelt, dass größere Teile des Gebäudes als Ausstellungsfläche genutzt werden dürfen – gegen entsprechende Miete, versteht sich. An diese Verträge hat sich der Kreis Unna angeschlossen und seither viele sehenswerte Kunstschauen auf dem Schloss präsentiert. Die Miete teilt man sich mit dem LWL, der im Schloss historische Zeugnisse über den Freiherrn vom Stein zeigt.

Bei Ausstieg drohen hohe Kosten

So weit, so gut. Bald aber könnte es ungemütlich werden. Denn Ende 2015 läuft der Vertrag aus. Problem: Das Papier sieht vor, dass LWL und Kreis Unna umfangreiche, womöglich millionenschwere Restaurierungen am Gebäude bezahlen müssen, falls sie aus dem Kontrakt aussteigen. Da hat man damals wohl reichlich sorglos verhandelt. Es waren andere Zeiten…

Schloss Cappenberg in Selm, Teilansicht. (Foto von 2009: Bernd Berke)

Schloss Cappenberg in Selm, Teilansicht. (Foto von 2009: Bernd Berke)

Dr. Thomas Wilk, Kulturdezernent (und Kämmerer) des Kreises Unna, findet, dass der Kreis allein schon deshalb an einer Fortsetzung der Ausstellungstätigkeit interessiert sein sollte. Eine Vertragskündigung könnte die öffentliche Hand erst einmal teurer zu stehen kommen als weitere Mietzahlungen (derzeit 90000 Euro pro Jahr, allein für den Kreis). Mal ganz davon abgesehen, dass es gilt, eine kulturelle Attraktion zu erhalten, die Besucher aus ganz NRW anzieht. Doch eine Fortsetzung des Vertrags „um jeden Preis“ werde es nicht geben, so Wilk kurz vor einer Sitzung des Kreiskulturausschusses, dem er seine Sicht der Dinge nichtöffentlich darlegen wollte.

Konfliktstoff vor der Renovierung

Wie auch immer. Das Schloss muss auf jeden Fall gründlich renoviert werden. Zur Zeit wird ein von allen beteiligten Seiten paritätisch bezahltes Gutachten erstellt, das die Schäden auflistet (bis hin zu undichten Fenstern und marodem Parkett). Anschließend müssten der Graf, der LWL und der Kreis Unna sich einigen, welcher Seite welche Kosten zuzurechnen sind. Da wird mancher Konfliktstoff zu entschärfen sein.

Dezernent Wilk stellt klar, dass der Kreis Unna keinesfalls Investitionen in die Gebäude-Substanz tragen kann. Dies und der (vorgeschriebene) barrierefreie Umbau seien Sache der gräflichen Familie. Um ausstellungsspezifische Kosten wird der Kreis allerdings schwerlich herumkommen. Man will den Gesamtaufwand reduzieren, indem man weniger Fläche anmietet als die bisherigen 1067 Quadratmeter (davon rund 600 qm Ausstellungsfläche).

Eins steht – selbst bei geschickt oder glimpflich absolvierten Verhandlungen – schon heute fest: Ausstellungen auf Schloss Cappenberg werden künftig wohl kleinere Dimensionen und einen anderen Zuschnitt haben als bisher.

Die Befindlichkeit des Kunstsammlers

Weitere Kulturbaustelle des Kreises ist immer noch die teilweise hochkarätige Kunstsammlung des Wiesbadeners Frank Brabant. Schon seit einigen Jahren bemüht man sich, über ein Stiftungsmodell umfangreiche Bestände nach Holzwickede zu holen. Mehrere Ausstellungen mit Brabant-Leihgaben im Haus Opherdicke haben ahnen lassen, dass dies ein lohnendes Unterfangen ist. Die nächste Schau folgt ab April.

Kunstsammler Frank Brabant (2. v. li.) im August 2012 bei einer Ausstellungs-Vorbesichtigung im Haus Opherdicke. (Foto: Bernd Berke)

Kunstsammler Frank Brabant (2. v. li.) im August 2012 bei einer Ausstellungs-Vorbesichtigung im Haus Opherdicke. (Foto: Bernd Berke)

Entsprechende Stiftungsverträge sind eigentlich schon seit Jahren ausformuliert und praktisch unterschriftsreif. Dennoch sind die Gespräche seit langem ins Stocken geraten. Kulturdezernent Thomas Wilk sieht dafür vor allem emotionale Gründe. Beim Besuch in Wiesbaden habe er gemerkt, welch ein leidenschaftlicher Sammler Frank Brabant ist. Es tue ihm offenbar in der Seele weh, sich dauerhaft von Stücken zu trennen, die seine gesamte Wohnung über und über anfüllen.

Auf diese Befindlichkeit soll nun noch mehr Rücksicht genommen werden. Wilk plädiert dafür, dass man jede zeitliche Festlegung und erst recht jeden Zeitdruck aus den Gesprächen „herausnehmen“ müsse. Der jetzt 75-jährige Sammler könne ganz sicher sein, dass zu seinen Lebzeiten der gesamte Kunstbesitz bei ihm verbleibe. Erst nach seinem Tod würde das Stiftungsmodell in Kraft treten und einen wesentlichen Teil der Schätze in Holzwickede beieinander halten.

Nach Lage der Dinge werden die Westfalen freilich teilen müssen. Kürzlich hat Brabant dem Landesmuseum an seinem langjährigen Wohnort Wiesbaden einen wertvollen Jawlensky („Helene im spanischen Kostüm“, 1901/02) geschenkt. Wenn das kein Signal ist! Auch Brabants Geburtsort Schwerin soll einmal etliche Bilder erhalten. Keine geringfügige Konkurrenz.




Vom harten Leben gezeichnet: „Mannsbilder“ aus der Sammlung Brabant

Unter dem Titel „Mannsbilder“ zeigt der Kreis Unna jetzt im idyllisch gelegenen Haus Opherdicke 110 Kunstwerke, auf denen Männer dargestellt werden. Die Schau folgt einer ähnlich gelagerten namens „Frauenansichten“ mit Bildern, auf denen… Richtig. Das klingt nicht gerade nach ausgefeiltem oder angestrengtem Konzept.

Doch es ist wohl ein gangbarer Weg, will man Schneisen durch eine Kunstsammlung schlagen, mit der die Besucher noch nicht vertraut sein können. Der Kreis Unna möchte die Sammlung Brabant dauerhaft an sich binden. Verhandlungen mit dem Wiesbadener Sammler Frank Brabant über eine Stiftung sind offenbar auf gutem Wege, auch das Land NRW ist eingebunden. Sukzessive wird gezeigt, was es mit Brabants Ankäufen auf sich hat. 2013 sollen noch Neue Sachlichkeit bzw. Kritischer Realismus mit Dix, Grosz und vielen anderen an der Reihe sein, 2014 kommt das Konvolut gegenstandsloser Kunst in Betracht.

Karl Hofer, Selbstbildnis, 1928, Öl auf Leinwand (Bild: Katalog/Sammlung Brabant)

Karl Hofer, Selbstbildnis, 1928, Öl auf Leinwand (Bild: Katalog/Sammlung Brabant)

Brabants Kollektion umfasst mittlerweile rund 480 Stücke und wächst permanent weiter. Auch etliche große Namen wie Beckmann, Jawlensky oder Pechstein sind vertreten. Doch vorwiegend sammelt Frank Brabant Arbeiten des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit aus der „zweiten Reihe“, sprich: von Künstlern, die nicht so bekannt geworden sind, es meistenteils nicht werden konnten. Viele von ihnen wurden in der NS-Zeit verfemt und konnten sich auch nach dem Krieg – sofern sie überlebt hatten – nicht auf einem Markt durchsetzen, der praktisch nur noch Abstraktion gelten ließ.

Immanuel Knayer, "Arbeiter bei der Frühstückspause", 1925, Öl auf Leinwand (Bild: Katalog)

Immanuel Knayer, "Arbeiter bei der Frühstückspause", 1925, Öl auf Leinwand (Bild: Katalog)

Eine „verschollene Generation“ hat man sie genannt. Es ist nur recht und billig, dass man an sie erinnert und ihre Bilder zeigt. Doch nicht jedes Werk und jeder Künstler müssen nachträglich um jeden Preis aufgewertet werden. Darum geht es ja auch nicht.

Conrad Felixmüller "Bildnis Hermann Kühn", 1923, Öl auf Leinwand (© VG Bild-Kunst, Bonn 2012)

Conrad Felixmüller "Bildnis Hermann Kühn", 1923, Öl auf Leinwand (© VG Bild-Kunst, Bonn 2012)

Überdies ist es spannend zu verfolgen, wie Brabant mit relativ begrenzten Mitteln gleichwohl eine ordentliche bis beachtliche Sammlung mit nur wenigen Fehlgriffen aufbaut, indem er etwa antizyklisch kauft, frühzeitig auf unterschätzte Richtungen aufmerksam wird und sich längst nicht nur auf Ölbilder kapriziert, sondern Schwerpunkte bei der nicht ganz so kostspieligen Druckgraphik und den Arbeiten auf Papier setzt. Keine Frage: Auch Aquarelle, Holzschnitte, Lithographien oder Radierungen können exzellent sein.

„Mannsbilder“ also. Ein fast schon flapsiger Titel angesichts einiger Kriegs- und Elendsdarstellungen, die auch dazugehören (z. B. Immanuel Knayer „100% erwerbsunfähig“, ca. 1925). Es zählt auch das eine oder andere Paarbild hinzu, welches folglich auch bei den „Frauenansichten“ hätte hängen können. Ja, ein Werk ist sogar von dort hierher gewandert, denn zwischenzeitlich hat man herausgefunden, dass William Straubes Pastell von 1913 keine Frau, sondern den Maler Helmut Macke zeigt.

Karl Hofer, "Die törichten Männer", 1940, Öl auf Leinwand (Bild: Katalog/Sammlung Brabant)

Karl Hofer, "Die törichten Männer", 1940, Öl auf Leinwand (Bild: Katalog/Sammlung Brabant)

Die Ausstellung der Frauenbilder hatte noch einen Untertitel getragen („Mutter, Muse, Femme Fatale“). Auf derlei Zuschreibungen verzichtet man diesmal. Generell wird hier allerdings in groben Zügen erkennbar, dass das Bild des Mannes als Held oder Beherrscher zusehends im Schwinden begriffen war. Das Maskuline steckt tief in der Krise, ist vielfach gezeichnet von Alter, Krankheit, Todesnähe oder auch unfreiwilliger Lächerlichkeit. Symptomatisch Karl Hofers Bild „Die törichten Männer“ (1940), ein Quartett, das nur noch unbeholfen groteske Posen einnimmt.

Geht man mit dem Sammler durch die Ausstellungsräume, hält der Autodidakt keine hochgestochenen kunstgeschichtlichen Vorträge, auch sinniert er nicht über leitende Ideen. Zu fast allen Künstlern fallen ihm jedoch prägnante Lebensgeschichten ein, zumeist sehr betrübliche bis hin zu Verfolgung, Wahnsinn und Freitod. All die Schattierungen menschlichen Unglücks… Auch das ist ein legitimer Zugang zur Kunst, ein Anstoß, sich mit einzelnen Malern eingehend zu befassen. Zu einem eher unscheinbaren, spätimpressionistischen Kinderbildnis im Kleinformat von Louis Valtat („Enfant“, 1912) bemerkt Brabant, es sei ein Lieblingsbild von Greta Garbo gewesen. Beinahe schon ein boulevardesker Ansatz. Aber bitteschön, warum nicht? Wenn es der Kunstfindung dient.

Oskar Kokoschka, Walter Hasenclever, 1918, Lithographie auf Papier (Bild: Katalog/Sammlung Brabant)

Oskar Kokoschka, Walter Hasenclever, 1918, Lithographie auf Papier (Bild: Katalog/Sammlung Brabant)

Intensivere Studien mag man vor den zahlreichen (Selbst)-Porträts betreiben. Man kann gar Max Liebermanns Selbstbildnis aus den 20er Jahren mit Conrad Felixmüllers Liebermann-Bildnis von 1926 vergleichen. Oder man geht solchen speziellen Fragen nach: Wie hat Kafkas heute unbekannter Freund Friedrich Feigl gemalt? Und wie sieht ein surrealistisches Bild von Michael Endes Vater Edgar („Die aus der Erde Kommenden“, 1931) aus? Doch Spekulationen, die über allgemein phantastische Anregungen für den Sohn hinausgehen, die sollte man sich füglich nicht erlauben. Dies ist dies und das ist das.

„Mannsbilder“. Die Darstellung des Mannes in der Klassischen Moderne. Werke aus der Sammlung Brabant. Ab 2. September (Eröffnung 11.30 Uhr) bis 25. November 2012. Haus Opherdicke, Dorfstraße 29, Holzwickede (Tel. 02301/918 39 72). Geöffnet Di-So 10.30-17.30 Uhr. Eintritt 4 Euro, Familie 8 Euro, Jahreskarte 20 Euro. Katalog 24 Euro.

Ergänzende Informationen:

Haus Opherdicke hat im ersten Jahr als Ort der Kunst immerhin etwa 15000 Besucher angezogen.

Zum Vergeich: Die zweite Kunststätte des Kreises Unna, das Schloss Cappenberg (Selm), verzeichnete im selben Zeitraum rund 50000 Besucher.

Beim bisher kostenlosen Zutritt zu den Cappenberger Ausstellungen wird es wohl nicht mehr lange bleiben. Das sagt der Kämmerer und Kulturdezernent des Kreises, Rainer Stratmann. Opherdicke nimmt schon jetzt einen Obolus.

Rund um das Haus Opherdicke, ohnehin schon ein naturnahes Ausflugsziel, soll nach und nach ein Englischer Garten entstehen.




Aus der Sehnsucht nach einem „Käfer“ wurde eine Kunstsammlung

„Wäre ich nicht Westfale, Sie würden unschwer feststellen, welche Begeisterung mich gerade bewegt!“ Thomas Hengstenberg untertreibt. Selbst seine westfälische Herkunft kann nicht verdecken, dass dieser Mensch irgendwo zwischen Glückseligkeit und überbordendem Stolz schwebt, wenn er von Frank Brabant, vom „Haus der Moderne“, vom Werden der einstigen Schlossruine zum wundervollen „Haus Opherdicke“ in Holzwickede und wieder von Frank Brabant spricht. Thomas Hengstenberg stimmt einige Lokalpolitiker (darunter durchaus wuchtige Skeptiker) auf den Rundgang durch die obere Etage ein, wo sich, begleitet von seiner wahrhaft liebevollen Fürsorge, Werke aus der Brabant-Sammlung zu einer, selbst Laien berührenden Ausstellung „Frauenansichten“ zusammengefunden haben. Doch zuvor müssen/dürfen sich die etatgewaltigen Damen und Herren sich anhören, wie es dazu kam und was sie mit kommunalen Umlagefinanzen unterstützen.

Irgendwie fanden sich diese beiden, Thomas Hengstenberg, Kulturverantwortlicher des Kreises Unna, westfälisch-dynamisch-beharrlich, und Frank Brabant, Schweriner von Geburt, Wiesbadener vom Wohnsitz und seit jungen Jahren der Jäger des verlorenen VW-Käfers. Denn auf den hatte er eigentlich gespart, setzte dann aber die Barschaft ein, um sich das erste Bilde zu kaufen. Der Sammlertrieb war erwacht, der Käfer blieb ungekauft, dafür aber folgten um die 500 weitere Kunstwerke, deren Schöpfer sowohl die Hall of Fame der Moderne füllen, als auch der breiten Masse unerkannt blieben, dafür aber den kennenden Betrachtern ein ehrfürchtig-anerkennendes Zungenschnalzen entlocken.

Nur am Rande, wir reden hier von Marc, Pechstein, Kirchner oder Corinth. Und doch waren es nie die Namen, die Frank Brabants Interesse weckten, es war stets das Sujet des jeweiligen Bildes. Anekdotisch also auch der erste Kontakt der beiden Männer aus Westfalen und Schwerin/Wiesbaden. Thomas Hengstenberg stand da etwas zurückhaltend vor dem unbekannten, aber bekannteren Frank Brabant und erläuterte, dass er eine Ausstellung aus seiner Sammlung zusammenstellen wolle. „Was meinen Sie dazu“, sagte der und hielt ihm einen Picasso vor die Augen. Lakonisch entgegnete das Gegenüber: „Belangloses Bild, aber ein Picasso, Sie haben da ein Juwel.“

Das war die Sache mit dem Funken, nach dessen Sprung alles geklärt schien, nein war. „Machen Sie das und suchen Sie aus“, sagte Frank Brabant und ein paar Glas Wein später nur noch Frank bzw. Thomas. Und darauf begann der Gedanke zu keimen, dass man (also Frank und Thomas) der Brabant-Sammlung ein eigenes Haus geben sollte. Indes, Begehrlichkeiten nach dem kunstgeschichtlichen Schatz gab und gibt es viele, die Geburtsstadt des Sammlers Schwerin, oder der Wohnort des Sammlers Wiesbaden. Doch Thomas Hengstenberg ist zuversichtlich, dass er gemeinsam mit Frank Brabant die gangbaren Wege finden wird. So wie sich der Weg zum „Haus der Moderne“ im Schloss erschloss. Allerlei finanziell helfende Hände fand der Kulturförderer des Kreises Unna, viel Unterstützung grub er auch aus dem Kulturhauptstadtjahr und sorgte für ein Facelifting des ehemaligen Wasserschlosses (die Grafen Berghe von Trips waren mal Eigentümer), das seinesgleichen sucht. Das „Haus der Moderne“ hat einen historischen Anzug, und der steht ihm vortrefflich. Der Besuch lohnt sich, in allerlei Hinsicht. Es lohnt eine schöne Ausstellung, in schönem Ambiente – und es lohnt ein Abstecher in den Keller, wo handgemachter Kuchen gereicht wird, ebenso üppig portioniert wie schmackhaft.

Haus Opherdicke
Dorfstraße 29
59439 Holzwickede
Fon 0 23 01 / 9 13 40-20
Fon 01 71 / 7 44 78 53
Öffnungszeiten zur Ausstellung „Frauenansichten – Mutter, Muse, Femme Fatale“ aus der Sammlung Brabant: Noch
bis 10. Juli 2011
Dienstag bis Sonntag
10.30 bis 17.30 Uhr
Eintrittspreise: 4 Euro für Erwachsene, 3 Euro für Ermäßigungsgruppen (Schüler, Studenten, Wehrpflichtige, Zivildienstleistende mit Ausweis), 8 Euro für Familien
Für Schulklassen ist der Eintritt frei

Bild: Alexej von Jawlensky „Madame Curie“, 1905 (VG Bild-Kunst, Bonn, 2011)




Dicht vor dem Sprung

Hat jemand schon einmal den Namen Hans Kohlschein gehört? Nein? Solche Unkenntnis wäre nicht verwunderlich.

Der Mann, von dem jetzt rund 160 Arbeiten im Schloss Cappenberg zu sehen sind, gehört zu den zahlreichen Künstlern, die bestenfalls am Rande wahrgenommen worden sind. Von dieser Art muss es zwangsläufig sehr, sehr viele geben, sonst könnten sich die wirklichen Größen der Kunstgeschichte ja von niemandem abheben. Banale Erkenntnis: Nicht alle können gleichermaßen ruhmreich sein.

Man müsste allerdings fragen: Ist dem gebürtigen Düsseldorfer Kohlschein (1879-1948) eventuell Unrecht geschehen? Hätte er mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen müssen? Haben Kritiker und sonstige Fachwelt einen spätimpressionistisch beeinflussten Genius schmählich übersehen? Ist er etwa (posthum) dafür bestraft worden, dass er sich nie vom Gegenständlichen abgekehrt hat? Und schließlich: Soll man ihn heute ausstellen, vielleicht gar, um ihn zu rehabilitieren?

Die Cappenberger Schau kam zustande, nachdem Brigitta Landsberg, eine in Dortmund lebende Enkelin von Hans Kohlschein, die Initiative ergriffen hatte und an den Ausstellungskurator Thomas Hengstenberg (Kreis Unna) herangetreten war. Frau Landsberg dürfte ein reges Interesse an einer musealen Aufwertung des Werkes haben. In der Fülle des Gesamwerks fanden Hengstenberg und seine Mitkuratorin Sigrid Zielke manches ausstellenswerte Stück. Und beim Kreis Unna muss man ja auch mit spitzen Stiften rechnen, zumal der Eintritt in Cappenberg frei ist. Also gut, schauen wir mal.

Schon mit 13 Jahren wurde Hans Kohlschein an der damaligen Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen, wo auch sein Vater Josef Kohlschein lehrte. Sein tatsächliche frappierendes, früh sich entfaltendes Talent dokumentiert eine Zeichnung, die just der 13-Jährige von seinem Großvater angefertigt hat. Der Junge ließ einiges erwarten.

In Cappenberg sind nun Bilder aus allen Schaffensphasen zu sehen. Nach dem Rundgang kann man insgesamt raffend feststellen: Kohlschein war alles andere als ein Neuerer, und er ist leider nur selten wesentlich über „das Akademische“ hinaus gelangt. Hat er seine Gaben verschleudert?

Man sieht jedenfalls die Resultate fleißiger künstlerischer Pflichterfüllung, redliches handwerkliches, beharrlich umgesetztes Können, immer wieder hoffnungsvolle Ansätze – aber kaum Höhenflüge oder zutiefst Ergreifendes. Häufig bleiben die Anstrengungen im Konventionellen, im Anekdotischen und Genrehaften stecken. Das ist alles in allem betrüblich, denn man hat zuweilen (nicht zuletzt bei einigen Frauenporträts) den Eindruck, es hätte nur noch eines letzten Impulses bedurft, um in andere Dimensionen vorzudringen. Da stand einer ziemlich dicht vor dem Sprung…

Kohlschein hatte offenkundig besondere Schaffensfreude an ausgewählten Motiven von teilweise sehr speziellem Zuschnitt. Immer wieder malte er beispielsweise Männer in wallenden Mönchsgewändern, durch welche Windstöße der Bewegung zu gehen scheinen. Die Anmutung solcher Bilder ist nahezu filmisch, man rechnet unwillkürlich mit einer Fortsetzung der „Sequenz“.

Noch öfter wandte sich Kohlschein Pferde-Motiven zu, es war sein mit Leidenschaft verfolgtes „Spezialgebiet“. Hier herrschen meist stürmende, vorpreschende Vitalität und Dynamik (einmal schickt er die Pferde sogar ins Wettrennen mit einer Dampflok), allerdings sieht man auch schon mal traurige, ausgelaugte Tiere wie jenen alten Schimmel von 1920. Stabeil schien der Rahmen: Ländlich-sittliches, von Frömmigkeit geprägtes Leben prägte den ausgezirkelten Themenkreis, aus dem sich Kohlschein höchstens zaghaft heraus bewegte. Er war wohl einer, der niemals und unter keinen Umständen „zersetzend“ gewirkt hätte, einer, der alle Brüche scheute.

Im Ersten Weltkrieg wurde Kohlschein offiziell zum „Maldienst“ hinter den Frontlinien in Polen und dann in Frankreich eingezogen. Einige zuvor entstandene monumentale Historienschinken schienen ihn für diese staatstragende Aufgabe zu prädestinieren. Seine Bilder gerieten indes jetzt nicht ganz so heroisch wie erwünscht, für den ganz großen Gestus etwaiger Triumphe hatte Kohlschein keinen rechten Sinn. Doch durfte er sich natürlich auch keine bildnerische Kritik erlauben. Ein zwielichtiges, nicht gerade günstiges Klima für die Künste.

Immerhin entstanden in Polen vor allem Szenen des materiell ausgesprochen dürftigen Alltags. Solche Bilder künden von ungeahnter Not und Armut, sie lassen – aller formalen Konvention zum Trotz – ein gewisses mitleidendes Erschrecken über die misslichen Verhältnisse ahnen. Schwankende Gestaltungs-Intensität, wankende Geschmackssicherheit: Das „Flüchtlingslager in Modin“ (um 1917) wirkt noch einigermaßen pittoresk, „Kranke Gefangene“ (ebenfalls 1917) zeugen hingegen deutlicher von kreatürlichem Leiden. Erdige, rasch aufgetragene Temperafarben halten die Szenerie nah am ersten Eindruck fest. Aus heutiger Sicht geradezu unerträglich ist hingegen ein Blatt wie „Windböe im Getto“, wo es einen roten Frauenrock neckisch in die Höhe pustet, als sei’s eine Vorbotin der Monroe.

Auch fürs skizzenhaft Spontane hatte Kohlschein eine spürbare Begabung. Das belegen etwa auch karikierende Blätter über Karnevalsfeiern mit Freunden vom legendären Düsseldorfer Künstlerverein „Malkasten“. Im scharfen Kontrast zu solchen Humoresken steht das dunkelste Kapitel: Zwar hat Kolhschein 1935 auch eine ziemlich riskante Karikatur des brüllenden Adolf Hitler gezeichnet, doch hat er sich (wohl vor allem aus pragmatischen Erwägungen) mit dem NS-Regime recht umstandslos arrangiert. Als der linksgerichtete Düsseldorfer Akademierektor Kaesbach entlassen wurde, fand dies Kohlscheins ausdrücklichen Beifall – und er intrigierte gleich auch noch gegen den ihm verhassten Akademielehrer Paul Klee (nachzulesen im Ausstellungskatalog).

Weiterer Sündenfall: 1939/40 übernahm Kohlschein den Auftrag zu einer monumentalen Ausmalung des Wuppertaler Polizeipräsidiums (auch Gestapo-Gefängnis) im Sinne der NS-Kunstauffassung. 1999 wurden diese gravitätischen Wandmalereien wiederentdeckt und – mit historisch einordnenden Kommentaren versehen – restauriert.

Wahrlich kein leichtes und glattes Gelände, auf dem sich diese Ausstellung bewegt.

Hans Kohlschein. Schloss Cappenberg (in 59379 Cappenberg bei Lünen/Selm). Bis 25. Oktober 2009. Di-So 10-17 Uhr, Eintritt frei. Katalog 22 Euro. Internet: http://www.kreis-unna.de




Paul Wunderlich: Magie als Markenzeichen

Selm/Cappenberg. Der Hamburger Künstler Paul Wunderlich (80) ist aus dem Fokus der großen Museen nahezu verschwunden. Umso erstaunlicher diese antizyklische Tat: Jetzt richtet ihm der Kreis Unna auf Schloss Cappenberg eine geradezu überbordende Retrospektive mit 350 Arbeiten aus.

Thomas Hengstenberg, Leiter des Fachbereichs Kultur beim Kreis, spricht gar von einer „Materialschlacht” oder (weniger martialisch) von „barocker Fülle”, die in Cappenberg angerichtet werde. Nicht nur Gemälde sind zu sehen, sondern auch Zeichnungen, Druckgraphik, Skulpturen, Schmuck und Möbel aus Wunderlichs Werkstatt. Ein pralles Sammelsurium. Der größte Leihgeber ist zugleich Kooperationspartner: das schleswig-holsteinische Landesmuseum Schloss Gottorf.

Paul Wunderlich gilt als „magischer Realist”. Will ungefähr heißen: Seine Figuren sind genauestens erkennbar, doch sie sind meist in phantastischen, (alp)traumnahen Situationen angesiedelt. In den letzten 20 Jahren, die hier vorüberziehen, hat sich am Stil nicht viel geändert. Auch bleibt das Spektrum der Ausdrucksformen relativ schmal. Man erlebt quasi „Markenzeichen”-Kunst, unverkennbar in sich gefestigt. Gänzlich neue Inspirationen lodern hier nicht. Gedämpfte Magie.

Formal klingt Surrealismus nach, farblich mischen sich Reminiszenzen an kunterbunte Pop-Art hinein. Wie weit liegt das alles zurück! Man fremdelt. Vor allem dann, wenn die Ausführung gar zu dekorativ und gefällig gerät. Selbst ein Bildnis dreier Schreckensherrscher (Hitler, Stalin, Mao) wirkt harmlos.

Übergänge zum (ehrbaren) Kunstgewerbe sind an manchen Stellen fließend. Gewiss: Einzelne Arbeiten durchbrechen die Begrenzungen. Rein handwerklich besehen, ist Wunderlich ohnehin eminent akribisch. Doch spannender wird’s, wenn er „bloß” genialisch skizziert und nicht penibel ausgestaltet.

Wiederholt hat sich Paul Wunderlich in traditionellen Beständen umgesehen. So malte er Paraphrasen (doch keineswegs Parodien) auf berühmte Bilder etwa von Cranach und Holbein oder aus der galanten Schule von Fontainebleau. Er überführt die Motive offenbar ziemlich reibungslos in seine eigene Welt. Wunderlichs Versionen wirken allemal „glatter” und somit steriler als die Vorbilder. Charakterfiguren gerinnen bei ihm rasch zu fast neutralen Emblemen.

Eros und Tod kristallisieren sich als althergebrachte, gar nicht so geheime Zentren dieser Bilder heraus. Wunderlichs Frauengestalten besitzen oft eine derart forcierte erotische Oberflächen-Aura, dass die männlichen Wesen nur noch gebannt starren.

Man könnte also angesichts dieser Kunst die eine oder andere Obsession ein wenig spazieren führen. Doch man dürfte kaum aufgewühlt sein. Erregung und Erschütterung fühlen sich anders an.

Paul Wunderlich – „Poesie und Präzision”. Schloss Cappenberg in Selm-Cappenberg. 2. September bis 2. Dezember. Di-So 10-17 Uhr. Eintritt frei, Katalog 24,90 €. Ganz neu im Schloss: ein kleiner Museums-Shop.




Sorge um Kulturtetat des Kreises Unna

Von Bernd Berke

Kreis Unna. Ist das denn denkbar: dass es auf Schloss Cappenberg (Seim) gar keine Kunstausstellungen mehr gäbe. Oder dass das ebenso schmucke Haus Opherdicke (Holzwickede) verkauft würde und der Kultur nicht zur Verfügung stünde?

„Ich halte inzwischen alles für möglich“, sagt Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD), Kulturdezernentin des Kreises Unna, im WR-Gespräch. Es gebe starke konservative Kräfte, die den Kulturetat des Kreises am liebsten „auf Null setzen“ würden. Sie befürchtet, dass in den laufenden Etatverhandlungen das Kulturbudget (jährlich 2,9 Mio. Euro) angetastet werden könnte. Die einstige Koalition von SPD und Grünen ist „geplatzt“, politische Mehrheiten müssen nun von Fall zu Fall gesucht werden. Am 7. März wird der Haushalt im Kreistag beraten.

Nicht nur die genannten Kulturstätten, die weit übers Kreisgebiet hinaus wirken, wären schlimmstenfalls gefährdet. Es geht auch um Zuschüsse für die Neue Philharmonie Westfalen (500 000 Euro). Zudem fördert der Kreis eine komplette Vorstellungsreihe im Lüner Hilpert-Theater, das Museum für Lichtkunst in Unna (47 000 Euro) und das Festival „Welttheater der Straße“ in Schwerte (Vorjahr: 25 000 Euro), zu dem Tausende pilgern.

Besonders peinlich wären Kürzungen mit Blick auf die Kulturhauptstadt-Bewerbung des Reviers, an der sich der Kreis z. B. mit dem Lichtkunst-Museum beteiligt. Warminski-Leitheußer ist als Dezernentin auch für Sozialpolitik zuständig. Kommt die studierte Juristin in Gewissens-Konflikte zwischen Sozialem und Kultur? Nein, denn: „Den Haushalt können wir nur sanieren, wenn es weniger Arbeitslose gibt. Einsparungen bei der Kultur bringen fast nichts und schaden nur“, betont sie vorsorglich.

Den Löwenanteil des Haushalts, rund 77 von 90 Mio. Euro, wendet der Kreis Unna für den Sozialbereich auf, insbesondere im Rahmen von „Hartz IV“. „Schon bei geringen Schwankungen nach oben würden die gesamten 2,9 Millionen Euro aus dem Kulturbereich nicht reichen, um hier auszugleichen.“ Kultur präge nicht nur das Image des Kreises, sondern vermittle auch Identität. Die Dezernentin: „Wir können doch nicht unsere Wurzeln kappen!“




Cappenberg soll mit Ausstellungen auch Großstädten Konkurrenz machen

Von Bernd Berke

Cappenberg. Mit Schloß Cappenberg als Ausstellungsort will es der Kreis Unna „verstärkt mit großstädtischen Angeboten aufnehmen“. Neben Ausstellungsprojekten, die vorwiegend aus Berlin übernommen werden, soll künftig eine neue Konzertreihe in Zusammenarbeit mit dem WDR das ehemalige Schloß des Freiherrn vom Stein zum kulturellen Anziehungspunkt machen. Diese Ziele und Pläne nannte gestern Prof. Dr. Otto Krabs, Kreisdirektor und Kämmerer des Kreises Unna.

Prof. Krabs zog eine günstige Zwischenbilanz. Das Schloß hatte bekanntlich bis 1983 die Sammlung des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte beherbergt. Als diese nach Dortmund kam, pachteten der Kreis Unna und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das freiherrliche Gemäuer. Seither hat man Krabs zufolge mit Ausstellungen wie „Nostalgie – warum?“ Besucherzahlen bis zu 18000 erzielt. Das Publikum komme aus ganz NRW. Besonderer Trumpf: Mit 2000 qm Ausstellungsfläche ist enorm viel Platz vorhanden. Grund genug für die eng mit dem Kreis Unna kooperierende Stiftung Preußischer Kulturbesitz, auch künftig größere Ausstellungen ins Westfälische zu exportieren.

Die nächste Ausstellung ist freilich eine Eigenveranstaltung des Kreises Unna: Vom 26. 3. bis 5. 5. 1985 werden fast 200 Zeichnungen, Aquarelle und Ölskizzen des 19. Jahrhunderts (u.a. Ludwig Richter, Spitzweg) die Schloßwände zieren. Es folgen 150 Landkarten und Globen „von Ptolemäus bis Humboldt“ (15. bis 19. Jh.) aus der Berliner Staatsbibliothek. Außerhalb Berlins wird diese Schau nur in Cappenberg (13.5. bis 23.6.1985) zu sehen sein. Gleichfalls aus der Spree-Metropole kommt im Juli ’85 Kleinkunst der „frühen Bergvölker aus Armenien und dem Kaukasus“ (Leihgeber: Völkerkundemuseum Berlin-Dahlem).

Die Leistungsschau des NRW-Kunsthandwerks, „Manu Factum 1985″, schließt sich im September an. Im November ’85 wird man Dokumente über den „Kreisauer Kreis“, eine Vereinigung (konservativer) NS-Gegner im Umfeld des „20. Juli“, zeigen. Außerdem: Plakate aus Israel, Skulpturen aus den Staatlichen Museen Berlin sowie die Ausstellung „Das China-Bild“, die aus Beständen der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel und des Braunschweiger Anton-Ulrich-Museums bestritten wird.

Details der WDR-Konzerte (im Stein-Saal des Schlosses) sind noch Gegenstand von Verhandlungen. Während im Stein-Saal Musik des 19. Jahrhunderts gespielt werden soll, bleibt die Cappenberger Stiftskirche der mittelalterlichen Musik vorbehalten.