Kulturzentrum Lindenbrauerei in Unna – immer noch keine handfeste Lösung in Sicht

Es wird für die Politiker Unnas über kurz oder lang nur eine wahre Alternative geben können, sich einer Wahlmöglichkeit zu stellen: Soll das Kulturzentrum „Lindenbrauerei“ seinen Betrieb langfristig fortsetzen, kann ebenso langfristig eine Lösung für das erkennbare Problem der strukturellen Unterfinanzierung gefunden werden – oder nicht? Und wenn nicht, dann würde ein Leuchtmittel der Unnaer Kulturarbeit aus den vergangenen Jahrzehnten aufgegeben, eine Akte zugeklappt, weil das Geld einfach zu knapp geworden ist?

Der Kulturausschussdes Unnaer Rates konnte da noch keine sinnfällige Antwort finden und sie den Freunden und Hegern der Brauerei anbieten. Wie auch?

Screenshot der Internetseite http://www.lindenbrauerei.de

Screenshot der Internetseite http://www.lindenbrauerei.de

Zahlen: 897.000 Euro im Jahr kann der Verein als Träger der Einrichtung auf der Einnahmeseite verbuchen. Runde 1,16 Mio. hingegen belasten die Ausgabenseite. 199.000 Euro gibt’s von der Stadt als Zuschuss, bleiben runde 70.000, die im Jahresplan für 2015 fehlen. Immerhin, eine leichte Verbesserung gegenüber dem laufenden Rechnungsjahr, das am Ende auf ca. 76.000 Euro Fehlbetrag kommen wird, dessen Deckung aber schon durch einen erhöhten Zuschuss der Stadt abgedeckt war.

Das kommende Brauerei-Jahr könnte über eine Rückstellung in Höhe von 70.000 Euro aus nicht verbrauchten Mitteln des laufenden Haushaltsjahres gesichert werden, wie der zuständige Dezernent Uwe Kornatz es vorschlug. Die sollten allerdings nur angefasst werden, falls es nötig und die politische Ampel auf Grün gestellt sein wird.

Damit wären akute Überlebenssorgen zwar beseitigt, indes könnte von einem zukunftssichernden Durchbruch auch keine Rede sein. Die Anregung zu einer fraktionsübergreifenden Arbeitstagung wurde zwar in den Raum gestellt, von CDU-Seite allerdings inhaltlich obsolet gemacht, weil deren Standpunkte unverrückbar formuliert wurden: Zusätzliche Mittel für die Brauerei nur aus Umschichtungen im Kulturetat, nicht abgezapft aus dem System des Gesamthaushaltes.

Solche Statements sollten allerdings endlich mal in Eindeutigkeit formuliert werden: Die konservative Linie kommt einer eindeutigen Akzeptanz der Folgen des worst case gleich. Klappen wir doch gleich zu, was uns schon geraume Zeit stört und populär einer opferbereiten Mainstream-Menge angeboten werden kann. Man kann am Ende sich ja immer darauf berufen, dass da falsch gewirtschaftet worden sei und andere das nachweislich ja besser gemacht hätten.

Kann man, aber sollte man? Die Zeit ist nicht mehr fern, da mutiert Unna von der einstigen Kulturstadt zum Kulturbeutel der Region. Ich menetekele mal so vor mich hin: Alsbald wird sich die Aufmerksamkeit der wirtschaftswissenden Polit-Fraktionen skeptischer als bisher formuliert in Richtung des Lichtkunstzentrums wenden. Festivals von internationalem Rang wie der „Mord am Hellweg“ binden doch auch nur teures Personal und organisatorische Kraft, die anderenorts besser genutzt werden könnten. Es reicht doch, wenn Unna wie einst Paläolithikum der Kulturarbeit am Ostrand des Reviers etwas Theater angeboten wird und hier und da mal Musik, oder? Zurück zu den Wurzeln, Besinnung auf das Wesentliche. Kernkompetenz fokussieren auf das, was sich rechnet.

Mir wird schon ganz schwindelig bei der Vorstellung, wie es aussehen könnte, wenn mit dem Dezernenten Uwe Kornatz die letzte Bastion der Kulturpolititik aus der Rathaus-Hierarchie in Unna weg pensioniert sein wird.




Zeche Carl feiert Evil Horde Metalfest – Ruhrpott-Metal kehrt zurück ins Kulturzentrum

Erstmalig findet das Evil Horde Metalfest in der Zeche Carl statt. Was in Oberhausen startete, wird damit nun in Essen-Altenessen fortgesetzt und der Ruhrpott-Metal erhält wieder Einzug an der Stelle, an der die Reise vor mehr als 25 Jahren begann. Am 14. Mai ist es soweit. Ab 15 Uhr lautet das Motto „Metal aus dem Ruhrgebiet – von Fans für Fans“. Neben Konzerten wird es auch Lesungen und Aktionen geben. Ein Gespräch mit Veranstalter Martin Wittsieker.

Martin Wittsieker

Martin Wittsieker

Wann und wie ist die Idee für das diesjährige und damit dritte Evil Horde Metalfest entstanden?

Die Idee entstand bereits 2007. Damals hatte Jens Basten von Night In Gales und ex-Deadsoil, die Idee, ein kleines Festival auf die Beine zu stellen, um seinen 30. Geburtstag zu feiern. Das erste Evil Horde fand im Dezember selbigen Jahres im Oberhausener Druckluft statt. Seinerzeit rockten Motorjesus, Deadsoil, Butterfly Coma, The Very End und viele weitere namenhafte Bands der Ruhrgebietsszene die Hütte.

The Very End

The Very End

2008 fand es ebenfalls im Drucklufthaus statt, dann folgten zwei Jahre Pause.

Genau. Der Hauptgrund war, dass wir schlicht keine Kapazitäten hatten, um uns angemessen um die Sache zu kümmern. Wir betreiben ja auch noch unsere eigenen Bands, spielen Konzerte und feilen an beruflichen Zukunftsplänen. Ein anderer Grund ist, dass das Evil Horde bislang nicht als jährliche Veranstaltung angedacht war. Wir hoffen aber, am Samstag das Ganze erfolgreich über die Bühne zu bringen und einen Grundstein für die Zukunft des Festivals zu legen.

Und dieser Grundstein soll in der Zeche Carl gelegt werden. Warum habt ihr euch für diese Location entschieden?

Harasai

Harasai

Da das Festival unter dem Stern „Metal aus dem Ruhrgebiet“ steht, schien es uns folgerichtig das Konzert in der Zeche Carl zu veranstalten. Die Zeche ist einfach so originell wie das Ruhrgebiet selbst. Zudem ist sie eine Location, die als Spielstätte harter Sounds Tradition hat und tief in der Region verwurzelt ist.

Nachdem die alte Betreibergesellschaft vor einigen Jahren Insolvenz amelden musste, war dort in Sachen Metal leider nicht mehr viel los, was viele Leute sehr vermisst haben, da die Zeche einen unverwechselbaren Klang und Charakter besitzt. Seit einiger Zeit wird versucht den alten Gemäuern neues Leben einzuhauchen und deswegen waren Marcus Kalbitzer und die Crew der Zeche Carl auch sofort von unserem Vorschlag begeistert, das Evil Horde Metalfest dort wieder aufleben zu lassen.

Motorjesus

Motorjesus

Ihr konntet hochkarätige Bands, wie zum Beispiel Motorjesus als Headleiner, verpflichten. Wie habt ihr die Musiker für das Festival begeistert?

Wir wollten die aktuell besten und umtriebigsten Bands aus dem Ruhrgebiet zusammentrommeln. Dies hat sich als relativ leicht herausgestellt, da so gut wie alle auftretenden Bands seit Jahren ein freundschaftliches Verhältniss untereinander pflegen – sowohl auf privater als auch auf professioneller Ebene. Dass das Ganze in der guten alten Zeche Carl, der wohl schösten und geschichtsträchtigsten Location für Stahl und Leder stattfindet, ist natürlich auch ein absoluter Pluspunkt. Denn: Wer möchte nicht auch mal die Bühne beackert haben, auf der etwa Kreator und Sodom erwachsen geworden sind?

Night In Gales

Night In Gales

Mit wie vielen Besuchern rechnet ihr?

Das können wir leider nicht genau sagen. Wir haben bewusst auf einen Vorverkauf verzichtet, um den Charakter des Selbstgemachten zu erhalten und das lokale Publikum nicht unter Druck zu setzen. Aber von mindestens 250 Leuten gehen wir aus, irgendwas zwischen 300 und 400 zahlenden Gästen wäre schön! Die alte Kaue, in der die Bands spielen werden, hat ein Fassungsvermögen für zirka 550 Leute.

An dem Tag werden elf Bands zu sehen sein. Der Eintritt ist mit fünf Euro günstig.

Final Depravitiy

Final Depravitiy (Pressefoto)

Es geht uns vor allem darum in einem großen Miteinander für alle Beteiligten einen schönen Abend zu bewirken, von dem wirklich alle profitieren können. Egal ob es das Publikum ist, das für kleines Geld enorme Qualität zu Gesicht bekommt oder eben die Bands, die dank kleinem Eintritt vor mehr Publikum spielen, als es lokal leider mittlerweile üblich ist.




Oberhausen: Schwimmbad soll Kulturzentrum mit Theater und Kino werden – Privater Verein treibt einmaliges Projekt voran

Von Bernd Berke

Oberhausen. Fast 400 Zuschauer sitzen im Schwimmbecken und schauen gespannt aufwärts. Droben, im Bereich der Startblöcke, wird nämlich Theater gespielt.

So oder ähnlich könnte es bald aussehen, wenn es nach einem privaten Verein geht, der in Oberhausen etwas Einmaliges vorantreiben will: Das stillgelegte Ebertbad (Baujahr 1896) soll zum Kulturpalast mit festen Spielstätten furs Theater (TIP) und Stadtkino sowie Zentrum für zahlreiche weitere Aktivitäten werden.

Die Kultur soll also keinesfalls „baden gehen“ – im Gegenteil. Und: Das Riesenprojekt soll die finanzschwache Stadt keinen Pfennig kosten. Durch Teilverkauf des Grundstücks bei Erhalt des Schwimmbads käme die Kommune gar zu Geld.

Der Verein, erst im Dezember ’85 gegründet, hat bereits ein vorläufiges Nutzungskonzept entworfen. Man will unbedingt verhindern, daß kommerzielle Interessenten das Schwimmbad erwerben und dann eventuell sogar abreißen. Beim „Verein Ebertbad e. V.“ rechnet man sich gute Chancen aus, sitzen doch (u. a. neben renommierten Architekten) Angehörige aller Ratsfraktionen (SPD, CDU, „Bunte Liste“) in seinen Reihen. Vereinsvorsitzender Michael Groschek, Mitglied der SPD-Ratsfraktion, nennt drei Möglichkeiten:

• Die optimale Lösung würde voraussetzen, daß für den theatertauglichen Umbau des Schwimmbades Mittel aus dem NRW-Städtebauministerium (Minister: Christoph Zöpel) fließen. Mindestbedarf: 120 000 DM. In der Tat existiert ein 40-Millionen-Topf „für beispielhafte Umnutzungen“ im Kultur- und Freizeitbereich. Heute sollen erste Vorgespräche mit einem Zöpel-Referenten beginnen.

• Die Normal-Lösung sieht vor, daß sich das TIP (Theater im Pott) mit seinem eigenen Etat sowie der Gastronomie- und Saunabereich mit ihren Erlösen jeweils selbst „tragen“, so daß auch keine Folgekosten auf die Stadt zukämen. Neueste Variante: Eine große Mülheimer Tanzschule bekundet ernsthaftes Interesse, einen Trakt zu kaufen.

• Bei einer „Notlösung“ (an eine „Null-Lösung“ mag man gar nicht denken) würde man zähneknirschend mit kommerziellen Nutzern kooperieren müssen.

Bis zum 15. Februar will jedenfalls der Verein der Oberhausener Stadtverwaltung ein ausgefeiltes Konzept samt Wirtschaftlichkeitsberechnung vorlegen. Vorüberlegun— gen lassen ein wahrhaft buntes Treiben erwarten. Prof. Roland Günther („Bunte-Liste“) vom Vereinsvorstand glaubt, daß man zahlreiche Kulturformen „durcheinanderwirbeln“ müsse, um dem Kulturgetto zu entrinnen. Neben Kino, Theater und Tanz schweben ihm und seinen Mitstreitem u. a. vor: eine „Traumgrotten“-Landschaft im Gewölbe unter dem Schwimmbecken, ein Miniatur-Theatermuseum (in den früheren Umkleidekabinen!), eine Theaterschule, eine Buchhandlung, Studios für lokalen Rundfunk (Voraussetzung: Neues Landesmediengesetz) und für Sprühfans sogar eine „Sprayer“-Wand im Hof. Kurz: Oberhausen soll eine „Theater-Vision“ (Günther) selten gekannten Ausmaßes erleben.

Was das Projekt für eine Revierstadt außerdem bedeuten könnte, erläutert Michael Groschek: Da Arbeitslosigkeit oft soziale Isolation und somit kulturelle Verarmung nach sich ziehe, könne hier ein Gegenzeichen gesetzt werden, auf daß „die ökonomische Krise nicht noch auf weitere Bereiche übergreift“. Drängt Roland Günther: „Im April sollten wir anfangen.“