Ruhrfestspiele: Auswahl aus sechs Hamburger Museen als Loblied auf die Hansestadt
Von Bernd Berke
Recklinghausen. Das Loblied einer Stadt „singt“ diesmal die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele. Nein, nicht auf das just 750jährige Recklinghausen wird angestimmt, sondern auf „das Hoch im Norden“: Hamburg.
Künstler aus der Hansestadt waren es, die vor 40 Jahren – als geistige Gegenleistung für dringend benötigte Ruhrkohle – ihre kaum weniger begehrten kulturellen Spitzenleistungen in Recklinghausen zeigten. Der Tausch „Kunst für Kohle“ war eine Keimzelle der Ruhrfestspiele. Dafür ist man im Revier heute noch dankbar. Die Zuneigung teilt sich jetzt auch in der Ausstellung mit.
Die Kunsthalle Recklinghausen bietet (bis 29. Juni) eine Welt- und Zeitenreise in Form eines Querschnitts durch Bestände aller sechs Staatlichen Museen Hamburgs. Die dortige Kunsthalle hat z. B. ebenso Exponate beigesteuert wie das Museum für Hamburgische Geschichte und das Völkerkundemuseum. Vom Buddelschiff bis zum Picasso-Bild, von der afrikanischen Skulptur bis zu nautischen Instrumenten reicht daher die Auswahl: „Weltkunst und Kunst der Welt“ – der Ausstellungstitel könnte in etwa besagen: Via Hamburger Hafen brachten Seeleufe Kunst(handwerk) der ganzen Welt nach Deutschland. Und: In dieser Stadt wurde europäische Kunst von solchem Rang gesammelt, daß sie füglich als Menschheitserbe, als „Weltkunst“ eben, gelten kann.
Es beginnt, naheliegend, mit der Seefahrt. Eine (für Nicht-Spezialisten) etwas ermüdende Reihung von Schiffsbildern empfängt den Besucher im Erdgeschoß, flankiert von Sextanten und ähnlichem Gerät. Es folgen zumeist anheimelnde Stadt-Szenen aus Hamburgs stolzer Vergangenheit. Hier schon ein Höhepunkt der hanseatischen Rundumschau: „Abend am Uhlenhorster Fährhaus“ (1913), gemalt vom Franzosen Pierre Bonnard.
Hamburger Silber, vor allem für den Export ins zaristische Rußland kunstvoll geschmiedet, erinnert sodann an eine Glanzzeit der Elbe-Metropole. Ja, und dann kommen die ganz großen Namen. Beginnend mit 1886, als der legendäre Alfred Lichtwark die Leitung der Hamburger Kunsthalle übernahm, wird die Ankaufspolitik der seitherigen Direktoren des Instituts mit hochkarätigen Beispielen belegt. Gleichsam in „archäologischen Schichten“ kann man hier die Genese einer renommierten Kunstsammluhg verfolgen. Zu nennen wären Bilder von Max Liebermann (z.B. Porträt des Dichters Gerhart Hauptmann, 1912), von Max Ernst („Ein schöner Morgen“, 1965), Munch, Feininger, Nolde, Picasso, Oelze; dazu Objekte von Man Ray, Kienholz und Uecker.
Die geschlossenste, thematisch nicht so zerstreute Abteilung der Ausstellung versammelt expressionistische Graphik u.a. von Kirchncr, Kollwitz und Franz Marc. Im Obergeschoß beschließen völkerkundliche Streiflichter (Schwerpunkte: Afrika, Ostasien) den Rundgang.