Kartellamt setzt Grenze: Lensing darf Funke-Lokalteile nicht vollends übernehmen

Sieh an, es gibt Neuigkeiten aus der Presselandschaft im Großraum Dortmund: Das Bundeskartellamt hat offenbar die vollständige Übernahme von 7 Lokalausgaben der Funke-Gruppe (vormals WAZ-Gruppe) durch den Dortmunder Lensing-Verlag („Ruhrnachrichten“) verhindern wollen. Deshalb hat Lensing den entsprechenden Antrag zurückgezogen, wie mehrere Mediendienste übereinstimmend berichten.

Weitere Konsequenzen aus dem Veto der Kartellwächter sind noch unklar. Angeblich gibt es bei Funke einen Plan B für die besagten Ausgaben. Das Konzept dürfte nach Lage der Dinge allerdings mehr juristische und betriebswirtschaftliche als publizistische Elemente enthalten.

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Konkret geht es um die Ausgaben der WAZ und der Westfälischen Rundschau (WR, seit Februar 2013 ohne eigene Redaktion) in Dortmund, Castrop-Rauxel und Lünen (jeweils WAZ und WR) sowie Schwerte (WR).

Die Ruhrnachrichten, die schon seit Anfang 2013 die lokalen Inhalte für diese Ausgaben liefern, wollten die volle verlegerische Verantwortung mitsamt den Titelrechten übernehmen. Begründung: Diese Ausgaben seien Sanierungsfälle. In diesem Falle wären die Schwellen vor einer Fusion niedriger gewesen.

Doch das Kartellamt verneint den Sanierungsbedarf. Die Zeitungstitel der Funke-Gruppe seien mit rund 80 Lokalausgaben insgesamt profitabel, eine Insolvenz drohe somit auch für die sieben Lokalteile im Dortmunder Raum nicht.

Anfang 2013 hatte die Funke-Gruppe die komplette Redaktion der Westfälischen Rundschau (120 Redaktionsstellen, zahlreiche freie Mitarbeiter) geschlossen. Seither ist die Rundschau eine Art Geisterzeitung, deren Mantelteil vom Essener WAZ-Desk kommt und deren Lokalteile von diversen Ex-Konkurrenten (im Raum Dortmund: Ruhrnachrichten) geliefert werden.

Auch nach der Intervention des Kartellamts sieht es freilich so aus, als dürften die Ruhrnachrichten weiterhin die besagten Funke-Lokalausgaben mit ihren Inhalten füllen. Die Meinungsvielfalt in dieser Region bleibt arg begrenzt, sofern sie sich in Zeitungen widerspiegelt. Doch dem möglichen Monopol wurde eine letzte Grenze gesetzt.

Also müssen wir wohl nicht unsere Phantasie bemühen: Die Entlassung der WR-Redaktion wird sicherlich nicht rückgängig gemacht. Und auch sonst ist das Presse-Paradies in weiter Ferne.

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(mit nachrichtlichem Material von newsroom.de, meedia.de und kress.de)

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Frühe Blütezeit der Stadtplanung im Revier – Start einer Architektur-Ausstellungsreihe in Dortmund

Von Bernd Berke

Dortmund. Die Avantgarde der Architekten war schon um 1920 in Dortmund nicht zu Hause. Die Herren der Schwerindustrie legten Wert auf massive Repräsentationsbauten und auch die Arbeiterschaft im Revier war, was die Künste anging, eher traditionell eingestellt.

In einem solchen Umfeld konnte ein Architekturbüro wie „D & K Schulze“ nicht nach den hohen Sternen der Stilgeschichte greifen. Solides Handwerk war angesagt. Dennoch mögen zahlreiche der von 1900 bis 1930 in und um Dortmund entstandenen (und vielfach erhaltenen) Bauten bis heute als beispielhaft gelten – vielleicht gar als neu zu entdeckende Vor-Bilder einer gegenwärtig nur mäßig profilierten Architektur?

Bemerkenswert, daß gerade ein Mann des Dortmunder Planungsamtes, der Städtische Baudirektor Michael von der Mühlen, eine Ausstellung über das Büro Schulze anregte, die im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte eine ganze architekturhistorische Reihe begründen soll – ein bisher ziemlich unbeackertes Feld, das man ja auch nicht nur dem Frankfurter Architekturmuseum überlassen muß.

„K & D“ (das sind: Karl und Dietrich) Schulze haben auch außerhalb von Dortmund steinerne Spuren hinterlassen. Die bauliche Gestalt des Selmer Ortsteils Beifang etwa basiert zu großen Teilen auf Karl Schulzes Entwürfen (Dietrich kümmerte sich immer mehr ums Geschäftliche), in Lünen stehen noch heute Schulze-Siedlungen mit weit über 2000 Wohnungen, in Bork wurde das Amtshaus, in Winterberg das Kurhaus nach Dortmunder Plänen gebaut. In der Westfalenmetropole selbst zeugen besonders die Gartenstadt-Bauten von dauerhafter Qualität. Und vorzugsweise im waldreichen Cappenberg ließen sich Honoratioren der Region schmucke Villen errichten. Auch hier hieß der Architekt oft Karl Schulze.

Die Dortmunder Ausstellung, die ausschließlich noch auffindbare Gebäude vorstellt, dokumentiert mit Fotos, Daten, Plänen und Modellen auch verschiedene Stilphasen — von expressionistischen Anklängen (Siedlung „Lenteninsel“ in Dortmund) bis hin zu den späten, nüchtern-funktionalistischen Versuchen in der Nachfolge des berühmten „Bauhauses“, zu dem die Schulzes freilich keine direkten Kontakte pflegten.

Die Ausstellung erfaßt einen Zeitraum, in dem überhaupt erst von Stadtplanung im Ruhrgebiet die Rede sein kann. Vorher waren die Häusermeere völlig planlos rund um Zechen und Stahlwerke gewuchert.

(Bis 10. September; bebildertes Werkverzeichnis des Büros Schulze 29 DM)




Theater vor dem Landgericht – Stadt Lünen und Reber-Truppe streiten um Kündigung

Von Bernd Berke

Dortmund/Lünen. „Theater im Gericht haben wir öfters, aber um Kultur dreht es sich selten“. Launig eröffnete gestern Richter Homann eine nicht alltägliche Verhandlung in Dortmund. Es ging um die fristlose Kündigung des (bis Mai 1990 laufenden) Vertrages, die die Stadt Lünen dem „Theater-Institut“ (TI) ausgesprochen hatte.

TI-Chef Roland Reber, der mit seiner Truppe das Lüner Hilpert-Theater bespielt(e) und gegen die Kündigung klagte, war gar nicht erst im Dortmunder Landgericht erschienen, dafür einige seiner Schauspieler nebst Anwalt.

Die Stadt Lünen, vertreten durch ihren KulturdezernenHen Wolf-Rüdiger Zellmann, begründete ihre Kündigung u. a. mit der Premierenverzögerung des „Ägypten-Projekts“ von Oktober auf Dezember ’88 sowie mit einer „eigenmächtigen“ Verringerung des Stückpersonals seitens des TI, ohne daß die städtischen Subventionen neu berechnet (sprich gekürzt) worden wären. Außerdem sei einmal statt des Projekts ein Brecht-Abend gespielt worden.

Von den Subventionen kein Auto angeschafft

Für Richter Homann standen solche Argumente auf tönernen Füßen. Er könne und wolle nicht die Qualität von Stücken beurteilen, aber: Premierenverschiebungen seien doch in der Theaterpraxis gang und gäbe. Auch könne sich bei Projekten mit experimentellem Charakter die Besetzung durchaus ändern. Und: „Von den Subventionen hat sich doch kein Schauspieler ein Auto angeschafft“. Eine ernsthafte Image-Schädigung für die Stadt Liinen könne er ebenfalls nicht erkennen. Die fristlose Kündigung erscheine da doch etwas voreilig. Der Anwalt der Stadt Lünen hielt dagegen, die Theaterleute hätten die Stadt lächerlich gemacht: „Das Verhältnis ist auf Dauer kaputt“.

Gegen die Möglichkeit des gütlichen Vergleichs sperrten sich beide Seiten. Die TI-Leute wollen im Herbst unbedingt noch eine Produktion (neues Stück von Reber) in Lünen herausbringen. Darauf wollte sich die Stadt nicht mehr einlassen. Sie bot nur Gastspiele an, was wiederum den TI-Leuten nicht reicht.

Die richterliche Entscheidung soll beiden Seiten heute schriftlich zugehen. Gestern fühlen sich alle als Sieger. Die Schauspieler, weil sie glauben, vorerst doch in Lünen weiter arbeiten zu können. Die Stadt, weil sie die nächste Instanz anstrebt, die den Vorgang terminlich bis hinter den Vertragsablauf verschleppen würde.




Zwischen Lyrismen und Kalauern – Lünen: Das Theaterpathologische Institut mit „Die Raupe versteht den Schmetterling nicht“

Von Bernd Berke

Lünen. Samtbedeckt die ganze Bühne, im Hintergrund ragt einsam ein Riesenkaktus auf. Doch die trostlose Einöde ist nicht unbelebt. Hierher hat es drei Frauen verschlagen, die unter heißer Sonne ihre bundesrepublikanisch-verkühlten Seelchen auslüften wollen.

Pseudophilosopische Bröckchen, hartnäckig-oberflächliehe „Beziehungs“-Analysen, viel Psycho-Geschwätz, eine kleine Portion Frauenpower, Aufschwünge in falsche Bedeutsamkeit, halblinker Muff und minimal-Reste von sozialem Gewissen vermengen sich da zu einer wohlvertrauten Mixtur. Roland Rebers Theaterprojekt „Die Raupe versteht den Schmetterling nicht“, neueste Produktion seines .„Theaterpathologischen Instituts“ (TPI) in Lünen und Saisonauftakt daselbst, läßt dieses Gemisch freilich nicht nur im Habitus seiner Figuren aufgehen, sondern ist selbst davon durchdrungen.

„Das Stück entstand in Südspanien im Sommer 1987″, verrät der Programmzettel. Wenn Reber und die Seinen Urlaub machen, dann jedenfalls nicht Urlaub vom Theater. So wird man denn in Lünen quasi zum „Mitleser“ von Urlaubsnotizen, die nur leider recht ungeglättet auf die Bühne gerieten.

Es sind eher Vorarbeiten und Materialien zu einem Stück, weder sprachlich noch im Hinblick auf Bühnenwirksamkeit hinreichend aufbereitet. Sonderlich theatergerecht ist das Projekt über weite Strecken schon deshalb nicht, weil die zahlreichen Monologe nur im Falle schauspielerischer Spitzenleistungen nicht ermüden würden. Sprachlich schwankt das Ganze – ohne sinnvolles Kalkül – zwischen erhabenen Lyrismen und Kalauern.

Wie es sich für eine rechte Spanienreise gehört, ist viel von Stierkampf und (seiner Todestheatralik) die Rede, natürlich fehlt nicht die einschlägige Hemingway-Lektüre im Gepäck, und Don Quijote kommt auch vor.

Aus dem Arsenal der Wahrheiten und Bilder zieht Reber häufig das hervor, was zu oberst liegt. Vom Süden berauscht, versteigen sich seine drei Frauen ins Nächstliegende: Im Süden begann, so dozieren sie, die Renaissance, im Norden gedieh der grüblerisehe „Faust“. Alles eine Frage des Klimas.

Auch sonst hält man sich eher an Natur und Zoologie: So leitet sich der Projekttitel von der Abfolge „Raupe Puppe-Schmetterling“ her, deren Dreiheit mit den drei Frauen in Bezug gesetzt wird. Die Raupe gilt dabei als begriffslos-lnfantiler Beginn, der Schmetterling als Schönheit zum Tode, als Dekadenz; die Puppe aber, einzig lebensgerecht, versinnbildlicht den Schwebezustand dazwischen. Ein möglicherweise ergiebiges Bild, das aber hier nicht wirklich freigesetzt wird.

‚Überhaupt der Umgang mit Bildern und Vergleichen. Da steht eine Agave offenbar nur deswegen auf der Bühne, damit es heißen kann, sie blühe nur ein einziges Mal – und eine Frau sinniert: „Wie wir.“ Wer da nicht ins faustische Grübeln kommt…

Wie schon in der TPI-Produktion „Friedrich“ heißt es auch diesmal (frei nach Beuys): „Zeige deine Wunde“. Kam Friedrich als eine Art Gekreuzigter auf die Bühne, so diesmal in einer Szene die halbnackte Gun Oehlert als abgestochener Stier. Ein arg verrutschtes Bild, Dämonie wie vom Rummelplatz.

Und wo bleibt das Positive? Nun, es wog im Grunde gar nicht wenig. Das Bühnenbild (Reber) war ansehenswert, und die schauspielerischen Leistungen von Ute Meisenheimer, Gun Oehlert und Fee Sachse verdienen auch nicht mehr das Prädikat „Laientheater“.




Zwischen Himmel und Hölle – Roland Rebers krudes Stück „Friedrich“ in Lünen

Von Bernd Berke

Lünen. Wie benimmt sich ein „Grüner“, falls er in den Himmel kommt? Er geht – Macht der Gewohnheit – in die Alternativabteilung und demonstriert für den Frieden. Welche Farbe hat das Licht, wenn’s erotisch wird? Rot!

Und wer sollte, Goethes „Faust“ allzu wörtlich nehmend, mal so richtig in „Auerbachs Keller“ aufräumen? Na, Götz George alias „Schimanski“ natürlich. So fix und fraglos klappen einige Schubladen auch in „Friedrich“, der neuen Produktion von Roland Rebers Theaterpathologischem Institut (TPI), wieder auf und zu.

Reber, dessen schauspielerische Mittel gar nicht zu verachten sind, möchte partout auch Autor sein. Als solcher hat er sich, wie zuletzt bei „Merlin“, erneut versucht. Die Struktur der losen Szenenfolge „Friedrich“ ist abermals proportionslos und ungefüge. Erst wird nach Vermögen kabarettelt, nachher will man unvermittelt in Bedeutsamkeit abheben, doch wo sind die Flügel? Es geht ein abrupter Riß mitten durch das Stück.

Die Auftaktszene spielt, wie nachträglich suggeriert wird, in einer Anstalt für psychisch Kranke. Mit überzogenem Zeitmaß wird das Irrsinnspotential der Personalfürwörter, besonders die Verwechselbarkeit von „er“ und „Er“ (jener Anrede aus feudaler Zeit) ausgereizt. Einige ganz passable Ideen hat Reber hier investiert, die Stimmungslage bewegt sich in einem Kraftfeld etwa zwischen Karl Valentin, lonesco und Ohnsorg-Theater.

Düpiert ist man freilich nicht, wenn die Anstaltsärztin (Jule Vollmer) diese Szene abbricht, wie denn überhaupt die Erwartungshaltung des Publikums nirgendwo wirklich angekratzt oder gar provoziert, sondern oft geradezu leichtfertig bedient wird.

Die folgenden Szenen führen ins Zwischenreich von Himmel und Hölle, deren jeweilige Türwächter trefflich mit den etwas angestaubten Klischees ihrer gegensätzlichen Reiche jonglieren. Doch mancher Scherz (so auch die kreuzbiederen Seitenhiebe gegen politische Parteien) wirkt hier – Verzeihung – ein bißchen platt oder gar pubertär. Es regiert das Naheliegende, Feinsinn ist fern. Auch Themen wie Selbstmord werden hier noch auf Juxebene abgehandelt, so daß man denken könnte, dies alles müsse uns gar nicht weiter bekümmern.

Durch alle Szenen geistert die Titelfigur „Friedrich“ (Friedrich Gaus), der in seinem ausgiebig bloßgestellten, verhuscht-tonlosen Autismus tatsächlich irritiert. „Friedrich“ wird von Reber, der in der Rolle des Autors die Bühne betritt, gegen das Restensemble verteidigt, weil Friedrich existentiell sonderbar sei und Verschrobenheit eben nicht nur spiele. Wer auf nichts aus ist, kann durch nichts und niemanden gedemütigt werden – diese Botschaft wäre auch verständlich, ohne daß man Friedrich zum quasi-christlichen Erdulder stilisiert und dann noch – es raschelt das Lexikonpapier – mit einem bescheidenen König (Friedrich V., 1596-1632) in eine Verbindung zwingt.




Lachnummern aus der Menschheitsgeschichte – Roland Rebers „Merlin“ beim Theaterpathologischen Institut in Lünen

Von Bernd Berke

Lünen. Irgendwo zwischen Zeit und Ewigkeit steht ein Gitter. Davor lümmelt sich „Merlin“ (Joe Bausch), seines Zeichens keltischer Zauberer, in den Sessel. Ein Greis in Morgenrock und langen Unterhosen, verschmitztes Einstein-Gesicht.

In Roland Rebers „Merlin“-Projekt, das am Samstag vom „Theaterpathologischen Institut“ (TPI) im Lüner Hilpert-Theater erstaufgefiihrt wurde, ist diese Titelfigur der unsterbliche Geist, der (wenn er nicht gerade über sein intergalaktisches Radio die neuestenRock-Hits sendet) die Historie mit weltbewegenden Ideen infiziert, die allemal in Katastrophen enden.

Es erscheinen einige von Merlins früheren Opfern: Die vor lauter Lustverzicht mannstoll gewordene Lysistrata (Ute Meisenheimer); der sagenhafte König „Artus“ (Jochen Nickel), über die mißlungene Gralssuche zeternd; die schamhafte Jungfrau Jeanne d’Arc (Fee Sachse), die die Holzzweige ihres Scheiterhaufens wie ein Röckchen trägt, und Robespierre (Frank Holz), ein Klugschwätzer sondergleichen. Sie alle sind auf Erden im Dienste von Ideen gescheitert. Nun sind sie Lachnummem, die mit ihren Klischees hausieren und vor Stammtisch-Zoten nicht zurückschrecken. Vollends in den Gefilden der Farce bewegen sie sich, als Robespierre den anderen das Ritual scheindemokratischer Abstimmungen beibringt. So weit das leidlich lustigeund schauspielerisch noch tragbare Geschichts-Kabarett.

Als ganz gewöhnliche Leute, diesen Plan rückt „Merlin“ dann endlich heraus, sollen die vier ins Leben zurückkehren – zwecks „Projekt ’68“, also APO-Zeit. Folgt ein Umbaupausen-Film über Vorfahrtregeln im Verkehr. Dann führt uns Reber – aber „volle Kanne – in die rebellischen Spätsechziger: dicker Joint, Che-Guevara-Poster, dümmliches Gelaber von sexueller Revolution und – Theater im Theater – lachhafte Proben für ein „proletarisches“ Stück. Soll man denken, es hätten damals nur Vollidioten die Szene beherrscht? Wirklich auseinandergesetzt hat sich der Stücke-Schreiber Roland Reber mit seinem Thema offenbar kaum – er wäre ohnehin reichlich spät dran.

Nachdem Reber das, was er für die „68er“ hält, gründlich niedergemäht hat, treibt er einige Darsteller (Auftritt: die Beziehungsgeschädigte; die Terroristin) doch noch in „große“ Tiefsinns-Monologe hinein – etwa des Inhalts, daß, gleichsam von Lysistrata bis Dutschke, der Einzelmensch unter Ideengebäuden sich krümmte, was aber nicht sein soll. Welch eine Erkenntnis! Am Schluß taucht „Merlin“ wieder auf und krächzt „We shall overcome“. Das ganze Ideentheater könnte also von vorn beginnen? Nein, danke!

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Leserbriefe

„WR-Kritiker fiel offenbar Haßgefühlen zum Opfer“

Betr.: WR-Bericht „Lachnummern aus der Menschheitsgeschichte“

Wenn Ihre Mitarbeiter und Ihre Zeitungsich schon überregional mit theaterspezifischen Themen auseinandersetzen, kann man als Leser ja wohl ein Mindestmaß an Objektivität und Sachkenntnis erwarten. Dieser oben genannte Artikel läßt aber eindeutig den Schluß zu, daß Herr Berke sich von dem Stück persönlich angegriffen fühlte und deshalb auf ein rhetorisch so niedriges Niveau abgesunken ist.

Im übrigen ist festzustellen, daß die lokale Berichterstattung sich von der überregionalen deutlich nach oben hin abhebt. Es gibt also noch Leute mit Sachverstand. Gott sei Dank! Klaudia Witt, Lünen

Eigentlich lohnt es sich nicht, über die Berichterstattung Ihres Mitarbeiters Bernd Berke Worte zu verlieren. Dieser primitive Schreibstil erreicht bzw. übertrifft noch einen Bild-Zeitungs-Journalismus. Herr Berke muß bei seiner Berichterstattung in seiner Arroganz außerdem wohl Haßgefühlen gegen Roland Reber zum Opfer gefallen sein.

Ulla und Eugen Zymner, Olfen