Immerhin: Dortmunder Karstadt-Haus bleibt wohl doch geöffnet

Historische Fassade des Dortmunder Karstadt-Hauses (Aufnahme vom Oktober 2012: Bernd Berke)

Ein Hauch von Hoffnung – was das Revier anbelangt, zumindest für die Dortmunder Innenstadt und natürlich für die hiesigen Beschäftigten: Das Karstadt-Haus (Karree am Hansaplatz/Westenhellweg) soll nun offenbar doch nicht schließen. Damit wäre eine arge Schwächung der City vorerst abgewendet; jedenfalls zum Teil. Denn der Dortmund Kaufhof ist wohl nicht mehr zu retten.

Die geänderte Lage hat allenfalls emotional mit der lokalen Kaufhaus-Nostalgie zu tun, derzufolge Karstadt (ehedem: Althoff) einfach zu Dortmund gehört. Es dürfte hingegen an Nachverhandlungen mit den Vermietern liegen, aus denen sich offenbar Zugeständnisse ergeben haben. Vielleicht hat auch der vehemente Einsatz der Stadt seinen Teil beigetragen. Die Stadtspitze musste jedenfalls ein vitales Interesse am Erhalt einer möglichst attraktiven Mitte haben und hat dies auch unmissverständlich kundgetan.

Eigentlich ein starker Standort

Manche Beobachter hatten von Anfang an diese Möglichkeit gesehen und vermutet, dass die Schließungs-Ankündigung in diesem Sinne als (un)sanfte Drohung und Mahnung zu verstehen gewesen sei. Überdies haben ortskundige Fachleute darauf hingewiesen, dass die Karstadt-Ertragslage am Westenhellweg (eine der umsatzstärksten Einkaufsmeilen der gesamten Republik) deutlich über dem Durchschnitt liege. Auch war das Haus jüngst noch millionenschwer renoviert worden. Vor diesem Hintergrund klangen die Schließungspläne schon einigermaßen rätselhaft.

Ähnliche Hoffnungsschimmer gibt es jetzt für weitere fünf Karstadt/Kaufhof-Niederlassungen in Leverkusen, Chemnitz, Goslar, Potsdam und Nürnberg (Lorenzkirche). Hingegen bleibt es im Ruhrgebiet bei den Schließungsplänen für zwei Filialen am Konzern-Standort Essen sowie für Hamm und Witten. Bundesweit sind jetzt höchstwahrscheinlich 56 (statt bislang 62) Standorte betroffen.

Verdi weiß, was Modekäufer wünschen

Für neue, nicht ganz so große Unruhe hat unterdessen die Ankündigung der Modekette Esprit gesorgt, deutschlandweit 44 ihrer 94 Filialen aufzugeben. In Dortmund, wo man bereits vorher ein großes Modekaufhaus geschlossen hatte, soll die verbliebene Filiale in der Thier-Galerie offenbar weitermachen. Die weltbekannten Fashion-Experten der Gewerkschaft Verdi haben dem Esprit-Management vorgeworfen, alle modischen und sonstigen Trends verschlafen zu haben. Tatsächlich hat Esprit nicht bereitwillig jede Torheit der Saison mitgemacht, sondern eine Linie durchgehalten. Gegen Widersacher wie Corona und Zalando (beispielsweise) muss man aber erst einmal ankommen.

Übrigens: Als die aus fünf Gewerkschaften gebildete Vereinigung Verdi 2001 loslegte, hatte sie 2,8 Millionen Mitglieder, heute sind es rund 1,9 Millionen. Sollte man da etwa „Trends“ verpennt haben?

_________________

(mit Infos aus Spiegel online, WAZ und Ruhrnachrichten)

 




Karstadt und Kaufhof: Schließungen würden Dortmund und Essen besonders hart treffen

Ernsthaft von Schließung bedroht: Teilansicht des Dortmunder Karstadt-Hauses. (Foto aus dem Jahre 2016: Bernd Berke)

Es wäre eine wirtschaftliche Katastrophe – nicht nur, aber mal wieder besonders fürs Ruhrgebiet. Wie heute zu hören ist, schließt Karstadt/Kaufhof („Galeria“) offenbar jeweils beide Häuser in Dortmund und Essen. Außerdem werden im Revier vermutlich die Warenhäuser in Hamm und Witten aufgegeben. Insgesamt sind demnach bundesweit 62 von 172 Filialen betroffen, darunter allein sechs in Berlin und vier in Hamburg.

Auch Städte wie Düsseldorf, Köln, Bremen, Frankfurt, Hannover, München und Nürnberg verlieren nach dieser Lesart einzelne Kaufhäuser. Sofern das alles zutrifft, kann man mit Fug und Recht sagen, dass sich damit das Gepräge zahlreicher Großstädte in dieser Republik verändern würde. Ganz zu schweigen von den vielen, vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die damit wohl arbeitslos werden. Laut Gewerkschaft Verdi sind es wahrscheinlich rund 6000.

Zentrale Anlaufstellen in der Innenstadt

Was das alles – beispielsweise – für die Dortmunder Innenstadt bedeuten könnte, lässt sich noch gar nicht ermessen. Es käme einem Kahlschlag gleich, der zahlreiche andere Händler mit in den Abgrund ziehen dürfte. Denn Karstadt und Kaufhof waren über viele Jahrzehnte hinweg d i e zentralen Anlaufadressen in der City. Ältere Dortmunder kennen Karstadt noch als Traditions-Kaufhaus „Althoff“. Lang ist’s her. Es ist kaum vorstellbar, dass das historische, sehr raumgreifende und voluminöse Karstadt-Haus am Hansaplatz anschließend wieder mit Leben erfüllt werden kann.

Im schlechtesten Falle erübrigen sich damit auch andere Bemühungen, die Innenstadt aufzuwerten. Denn mit den Kaufhäusern würden zwei Anziehungspunkte entfallen, die immerhin noch etliche Menschen etwa aus dem Sauerland in die Stadt gezogen haben; wenn auch bei weitem nicht mehr so viele wie früher einmal. Übrigens: Auch die erst wenige Jahre alte Shopping Mall „Thier Galerie“ mit rund 160 Geschäften dürfte die Folgen zu spüren bekommen. Es war frühzeitig abzusehen: Dieser Konsumtempel hat etliche Kunden von Karstadt und Kaufhof weggelockt. Aber das ist halt Wettbewerb.

Im Revier ist offenbar nicht genügend Geld vorhanden

Offenbar ist man in der Essener Zentrale von Karstadt/Kaufhof zu dem Schluss gelangt, dass großstädtische Revierbürger (mitsamt dem jeweiligen Umland) nicht genug konsumieren – jedenfalls nicht in den Kaufhäusern. Nun ja, die hiesige Kaufkraft ist auch nicht so hoch wie beispielsweise in Köln, Stuttgart oder München. Den Letzten („Ärmsten“) beißen mal wieder die Hunde oder dramatischer und wohl auch wahrhaftiger gesagt: die Höllenhunde des Kapitalismus.

Aber hätte es denn nicht eine Verkleinerung der Häuser getan – oder die Schließung einer Verkaufsstätte statt beider? Oder stimmt es gar, was auch gemunkelt wird: dass das Kaufhaus-Management die vermeintlich rigorosen Schließungspläne unwidersprochen durchsickern lässt, damit die Vermieter der Häuser nervös werden, um ihre gewohnten Einnahmen bangen und den Mietzins senken? Sie sollten die Sache wirklich noch einmal gründlich bereden. Mit einem kompletten Mietausfall wäre auch den Immobilienbesitzern nicht gedient. Und welche „Goldesel“ wollen sie dort denn anschließend ansiedeln? Nicht nur nebenbei: Über die Karstadt-Sporthäuser (auch in Dortmund ansässig) ist derweil das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Arge Probleme schon lange vor Corona

Dass der Kaufhaus-Konzern in Schieflage geraten ist, hat gewiss nicht nur mit den Folgen des Corona-Shutdowns zu tun. Schon in vielen Jahren zuvor gab es immer wieder arge Probleme, die dann auch zum Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof geführt haben. Dass schließlich auch noch die Pandemie sich ausbreitete, hat die Lage sicherlich noch deutlich verschlimmert. Da helfen weder Kurzarbeitergeld noch Mehrwertsteuersenkung. Wer die Digitalisierung und den Internet-Versandhandel dermaßen verpennt, der hat eben kaum etwas entgegenzusetzen, wenn Amazon sich überall breitmacht.




Zum Beispiel Dortmund und Bochum: Nach Bühnenschließungen jetzt Theater-Angebote im Netz

Auch „Green Frankenstein“ kommt als Film ins Internet: Szenenbild aus der Dortmunder Inszenierung von Jörg Buttgereit. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Bühnen lassen sich in der Corona-Krise notgedrungen einiges einfallen, um trotz der Theaterschließungen noch präsent zu sein, und zwar im Internet. Hier nur zwei Beispiele aus der Region, ansonsten am besten mal das oder die Lieblingstheater (bzw. Opern, Konzertstätten, Museen etc.) im Netz aufrufen und schauen, was sich dort so tut…

Das Schauspiel Dortmund hat seinen Spielplan sozusagen ins Netz verlagert und zeigt – als vielfaches Déjà-vu – eine kleine Retrospektive von Produktionen aus den letzten zehn Jahren. Täglich ab 18 Uhr geht eine weitere Inszenierung für mindestens 24 Stunden online. Gestartet wurde das Projekt gestern (23. März) mit Jörg Buttgereits Inszenierung „Green Frankenstein“ aus dem Jahr 2011. In dem Live-Hörspiel geht es um ein riesiges Monster, das Fischerboote angreift, um radioaktiv mutierte Wesen und allerlei bizarre Vorkommnisse. Der zweite Teil der Inszenierung (Titel: „Sexmonster“) soll in einer Woche folgen. All das ist zu finden unter www.tdo.li/dejavu oder via Theater-Homepage: www.theaterdo.de

Das Schauspielhaus Bochum startet unterdessen heute (24. März) ein neues Videoblog. Unter dem Titel „Schauspielhaus #HOMESTORIES“ produzieren Ensemblemitglieder täglich ein neues Video mit literarischen Texten, Monologen, Gedichten und Geschichten.

Video-Still: Bochumer Ensemblemitglied Dominik Dos-Reis beim Dreh seiner Homestory in den eigenen vier Wänden. (© Schauspielhaus Bochum / Dominik Dos-Reis)

Die Aufnahmen entstehen jeweils in der eigenen Wohnung der Darsteller(innen) mit der Handy-Kamera. Man darf also wohl – rein technisch besehen – keine Kino-Qualität erwarten. Inspirationsquellen der Videos sind der Bochumer Spielplan, aber auch diverse Ereignisse in der Welt. U. a. werden angekündigt: Kurzgeschichten von Tschechow, Auszüge aus Shakespeares „Hamlet“ (als Lesung) sowie Texte von Horváth, Kleist, Thomas Bernhard, Jandl, Jelinek, Susan Sontag usw. Für Kinder soll es in den nächsten Tagen ein Extra-Angebot geben. Das Videoblog wird täglich gegen 13 Uhr (Kinder-Reihe) und 18 Uhr aktualisiert, es ist auf der Theater-Homepage und über die Bochumer Schauspielhaus-Kanäle der wichtigsten sozialen Netzwerke zu sehen: www.schauspielhausbochum.de

_______________________

Weitere Online-Angebote u. a. bei:

„Theater total“, Bochum (www.theatertotal.de)

Theater Hagen (www.theaterhagen.de)

Acht freie Theater in Essen (Facebook- und Instagra-Profile der jeweiligen Bühnen): Das Kleine Theater Essen, only connect., Rü-Bühne, Studio-Bühne Essen, Theater Courage, Theater Essen-Süd, Theater Freudenhaus, Theater THESTH.

LWL-Archäologiemuseum Herne und LWL-Römermuseum Haltern (virtuelle Rundgänge)