Die Sache mit dem Schulspartag

Vor einigen Tagen hat Stefan Laurin bei den „Ruhrbaronen“ über das Bochumer Privatunternehmen Cheersmed berichtet, das mit (nach seiner Ansicht) zweifelhaften Bewegungsprogrammen in etliche NRW-Schulen vordringt und dort kräftig Werbung machen darf. Da sind kritische Nachfragen schon mal angebracht; auch wenn man weiß, dass Laurin sich liebend gern an allem abarbeitet, was esoterisch oder anthroposophisch anmutet.

Auf den ersten Blick weniger anrüchig ist jener lang geübte Brauch, nach dem die Sparkasse Dortmund in den Schulen der Stadt zum „Schulspartag“ aufruft, als wäre dies just eine Veranstaltung der Schulen oder wenigstens eine gemeinsame Aktion von Sparkasse und jeweiliger Schule. Auch könnte man meinen, der Schulspartag sei eine höchst offizielle Institution wie etwa der Weltspartag.

Ausschnitt aus dem Handzettel der Sparkasse Dortmund. (Repro: BB)

Ausschnitt aus dem Handzettel der Sparkasse Dortmund. (Repro: BB)

Unter der Überschrift „Unser Schulspartag“ (wer ist wohl mit „unser“ gemeint?) werden also von der Sparkasse Handzettel und Spardosen verteilt, verbunden mit der Aufforderung: „Liebe Eltern! Der **. September ist ein Schulspartag in der *****-Schule. Bitte geben Sie Ihrem Kind an diesem Tag die Schulspardose mit in die Schule.“

Es folgen Angaben darüber, wie man dem Kind ruckzuck ein Sparbuch bei der Sparkasse einrichtet, dessen Grundstock sich möglichst in der Spardose befinden sollte. „Danke für die Mithilfe und auf eine schöne Schulsparaktion – Ihr Schulsparteam“. Und wieder klingt all das so, als wären auch Schulleitung und Kollegium am Spartag quasi beteiligt.

Am besagten Schulspartag entsteht denn auch ein – von den Sparkassen-Leuten geschickt genutzter – sanfter Gruppendruck von ganz allein, sollten einzelne Kinder in der Klasse sich etwa nicht oder nicht sofort beteiligen. Ach, du machst nicht mit?

Nun ist die Sparkasse ein vergleichsweise seriöses, öffentlich-rechtliches Unternehmen mit (noch) ziemlich vielen Filialen in der Stadt und ausgeprägten Förderprogrammen, ohne die beispielsweise manche Kulturveranstaltung darben müsste. Freilich befinden sich die Sparkassen auch im kommerziellen Wettbewerb mit anderen Instituten und versuchen, mit dem Schulsparen frühzeitig einen Fuß in die Türen der Elternhäuser zu bekommen.

Man setzt dabei auf emotionale Bindung. Ist erst ein Sparkonto eröffnet, bedeutet dies meist eine Perspektive auf Jahrzehnte hinaus, wenn nicht fürs Leben. Dann bleibt man der Bank eben treu, die man schon als Kind gekannt hat. Man hängt geradezu daran.

Bei mir hat’s seinerzeit übrigens auch nachhaltig funkioniert. Auch ich habe mein erstes Sparkassen-Sparbuch aus Kinderzeiten bis heute aufbewahrt. Und jetzt ratet mal, wo ich noch heute mein Konto habe.




Ein Stöckchen geht von Blog zu Blog…

Ich weiß nicht, wem dieses Spielchen zuerst eingefallen ist und wo das „Stöckchen“ ursprünglich herkommt. Eigentlich mag ich solche Kettengeschichten nicht, aber bitte: Ich möcht‘ ja auch kein Spielverderber sein.

Außerdem kann ich ja schlecht „Nein“ sagen, wenn der Blogger Hans J. Schiebener (http://www.schiebener.net/wordpress/), der auf seinem Diaspora-Posten draußen im Sauerland unermüdliche Aufklärungsarbeit leistet, wenn also dieser schätzenswerte Mann schreibt: „Das Blog-Stöckchen geht weiter an den von mir sehr geschätzten Dortmunder Journalisten und Facebook-Bewohner Bernd Berke, der mit seinem Blog ‚Revierpassagen‘ (…) die Kultur im Ruhrgebiet und darüber hinaus professionell pflegt.“ Eiwei, da werde ich ja rot. Außerdem gäb’s dieses Blog nicht ohne die großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich reiche das dicke Lob gerne an sie weiter.

Dargebracht von weiblicher Hand: Der Blog-Stock wandert fort und fort... (Amateurfoto: Bernd Berke)

Dargebracht von weiblicher Hand: Der Blog-Stock wandert fort und fort… (Amateurfoto: Bernd Berke)

Äh, worum ging’s nochmal? Ach ja. Man sieht schon, hierbei wäscht eine Hand die andere. Jemand hat sich also ausgedacht, dass ein imaginärer Staffelstab („Blogstöckchen“) von Blog zu Blog wandern möge. Dabei sollen jeweils zehn vorgegebene Fragen beantwortet werden, um mal von Hölzchen auf Stöckchen zu kommen. Auf geht’s:

Welches soziale Netzwerk ist dir das Liebste – und warum?
Trotz aller Bedenken: Facebook. Weil ich nirgendwo anders Mitglied bin. Für ein weiteres Netzwerk schreibe ich TV-Kritiken. Das war’s dann aber auch schon. Ich bekenne zerknirscht, nicht einmal zu twittern.

Was ist das Dümmste, was du je über Facebook gehört hast?
Dass da alles nur virtuell und unverbindlich sei. Einspruch! Wenn man im Netzwerk die passenden Leute kennt, geht es gesprächsweise oft substanzieller (oder auch auf schöne Art alberner) zu als vielfach im wirklichen Leben. Und wenn man diese Menschen dann in der Realität trifft, bestätigt sich der Eindruck auch noch.

Wie wichtig findest du das Monitoring deiner Online-Aktivitäten für dich? (Besucherzahlen, Likes, Follower etc.)
Manchmal ganz hilfreich, wenn man sich vom reinen Zahlensalat auch nicht terrorisieren lassen sollte. Allerdings: Solche Instrumente der Selbstkontrolle hätte ich mir früher bei der Tageszeitung gewünscht. Da aber gab’s in aller Regel nur jene Großen Vorsitzenden, die aus ihrer eingebildeten Machtvollkommenheit heraus meinten, sie – und nur sie – wüssten genau, was „der“ Leser will.

Welche Blogs sollte man unbedingt lesen?
Bitte auf die Links in der Blogroll schauen. Da finden sich einige der besten, die mir bekannt sind.

Welche Online-Tools nutzt du am liebsten?
Soll ich jetzt sagen Word und WordPress? Ach nee, jegliche Feinheiten auf diesem Gebiet überlasse ich den auf Technik versessenen Experten.

Wie heißt das Buch, das du gerade liest oder zuletzt gelesen hast?
Auf dem Tisch türmt sich ein ganzer Stapel, der der Lektüre harrt. Zuletzt waren es Hans Ulrich Gumbrecht „Nach 1945 – Latenz als Ursprung der Gegenwart“, Louis Begley „Erinnerungen an eine Ehe“ (hier im Blog rezensiert) und Verschiedenes von Hermann Lenz („Verlassene Zimmer“, „Andere Tage“). Möge die NSA aus diesen Mitteilungen ihre Schlüsse ziehen – wie auch aus der folgenden:

Hast du eine Zeitung abonniert?
Süddeutsche und FAZ, einschließlich FAZ-Sonntagszeitung. Zur regionalen Ergänzung, nicht aus sonderlicher Begeisterung: die WAZ. Nur noch sporadisch schaue ich in die „Zeit“, weil ich das pralle Blatt schlichtweg nicht auch noch schaffe.

Vervollständige einen dieser Sätze: “Print ist…” oder “Fernsehen ist…”
(Auch) das kann nur auf arg pauschale Antworten hinauslaufen. Also lasse ich’s bleiben.

Wenn du noch einmal von vorne anfangen könntest, was würdest du werden?
Musiker. Aber bitte nur ein richtig guter. Sonst lieber nicht.

Über welches Video, Gif, Meme oder welchen Tweet hast du zuletzt gelacht?
Täglich über mehrere. Und seltsam: Bei Meme muss ich immer an Memme denken. Noch Fragen?

___________________________________________________________________________________________________

Großer Trommelwirbel. Hiermit reiche ich das symbolische „Blogstöckchen“ weiter an Stefan Laurin, den Spiritus Rector der „Ruhrbarone“, welchselbe die Referenzgröße für (im weitesten Sinne) politische und soziale Blog-Berichterstattung aus dem Ruhrgebiet sind. Aber damit trage ich ja Eulen durchs Revier.

Bin mal gespannt, wie Stefan Laurin diese Fragen beantwortet:

Welches soziale Netzwerk ist dir das Liebste – und warum?
Was ist das Dümmste, was du je über Facebook gehört hast?
Wie wichtig findest du das Monitoring deiner Online-Aktivitäten für dich? Besucherzahlen, Likes, Follower etc.)
Welche Blogs sollte man unbedingt lesen?
Welche Online-Tools nutzt du am liebsten?
Wie heißt das Buch, das du gerade liest oder zuletzt gelesen hast?
Hast du eine Zeitung abonniert und warum (nicht)?
Vervollständige einen dieser Sätze: “Print ist…” oder “Fernsehen ist…”
Wenn du noch einmal von vorne anfangen könntest, was würdest du werden?
Über welches Video, Gif, Meme oder welchen Tweet hast du zuletzt gelacht?