Es steht ’ne Waschmaschine vor der Tür – und: Der Ein-Mann-Schwertransport. Zwei kurze Geräte-Geschichten

Kultur is‘ ja leider auf Schwundstufe, also lasst uns mal eben über andere Sachen reden. Beispielsweise über Waschmaschinen. Vor einigen Tagen wurde eine bestellt, just am 16. Dezember sollte sie geliefert werden. Die bisherige war schlichtweg „hinüber“. Warum, das erfahrt ihr nachher.

Ein Gerät dieses Typs… (Foto: BB)

Prima: Die Neue sollte nicht nur zum Bestimmungsort getragen, sondern auch angeschlossen und eingerichtet werden. Der Rundum-sorglos-Service eines deutschen Versandhauses.

Das galt bis gestern.

Jetzt aber! 16. Dezember! Erster Tag im gehärteten Lockdown! Und schon soll auch auf diesem Gebiet so gut wie nichts mehr gehen. Kurz vor der Lieferung kommt die Mail, dass sie die über 75 Kilogramm schwere Maschine mitsamt der Verpackung lediglich v o r die Tür stellen werden (vielleicht bei schönstem Regenwetter). Anschluss? Nix da! Nicht in diesen Zeiten. Vielleicht nach dem 10. Januar. Oder 20. Februar. Oder 30. März. Oder 40. April.

„Alles muss man selber machen.“

Ansonsten wär’s halt vorerst nichts mit den heimischen Waschgängen, auch nicht mit dem 60-Grad-Programm, in dem beispielsweise die Stoffmasken mitlaufen. Wie bitte? Die Waschsalons hätten doch geöffnet? Ja, herrlich: „Mein wunderbarer Waschsalon“. Da kann man sich ja gleich in eine dichtbesetzte U-Bahn stellen und Aerosole einpfeifen. Immerhin: Die Masken lassen sich ja auch bügeln.

„Notfalls“ (es geht hier ja gar nicht um „Not“, das Wort wird viel zu oft missbraucht) müsste man die gute alte Handwäsche wiederentdecken – womöglich mit Waschbrett. Auf den Dingern kann man bekanntlich auch leidlich musikalische Rhythmen erzeugen. Womit wir denn doch wieder bei kulturellen Angelegenheiten wären. Irgendwie jedenfalls.

P. S. für zwischendurch: Es gibt natürlich weitaus Schlimmeres als solche Problemchen. Und der Lockdown ist offenkundig bitter nötig. Das musste gesagt werden.

Nun aber noch eine schlimmere Waschmaschinen-Story, die erklärt, warum die vorherige Maschine (brandneue „Testsiegerin“) bereits „hinüber“ war und die denn doch ein größeres Problem offenbart. Jener Online-Riese, den ich wohl nicht eigens nennen muss, lieferte sie mit einem einzigen Mitarbeiter (!) aus. Sonst kommen für derart schwere Gerätschaften immer zwei Leute, dieser arme Kerl musste jedoch allein ran. Zwar hatte er ein akkubetriebenes Stemmgerät, aber auch damit war es furchtbar schwer, die Maschine in den Waschkeller zu wuchten.

So ruckelte und titschte sie denn auf jeder einzelnen Treppenstufe derart auf, dass die Trommel danach offenbar eine extreme Unwucht hatte. Die Maschine „wanderte“ beim Schleudern heftig, stürzte schließlich „kopfüber“ vom Betonsockel und riss ihre Anschlüsse aus der Wand. Geradezu suizidal. Da nützte es auch nichts, dass eine Fachfirma den Schaden kostspielig beseitigte und die Maschine mit Hilfe einer Wasserwaage neu aufstellte. Resultat: nächste Wäsche, nächste „Wanderung“ – bis knapp vorm erneuten Absturz. Also abermals Retoure, also abermals Verdruss. Keinerlei Vorwürfe an den Mitarbeiter, aber an die frühkapitalistisch anmutende Personalplanung. Auch fragt man sich, was wohl mit diesem beschädigten Teil geschehen wird. Einfach auf den Sperr- oder Sondermüll damit? Bei diesem Anbieter keineswegs auszuschließen.

Nie wieder ein Großgerät über diese Firma, die einen einzigen Mann Waschmaschinen schleppen lässt, um Transportkosten zu sparen. Auch sonst wäre an Boykott zu denken. Nein, es wäre zu handeln.

 




Nachrichten aus der Dingwelt: Vom finalen Absturz einer Waschmaschine

Zu den Grundannahmen einer stilleren Nachdenklichkeit oder auch des gepflegten Spintisierens zählt die Vorstellung eines geheimen Lebens der Dinge, die uns tagtäglich stumm umgeben. Was tun sie, wenn wir nicht da sind? Ja, was treiben Teller, Toaster und Tisch nur ohne uns? Das fragt sich nicht nur der Spökenkieker.

Wieder auf den Sockel gehievt: die durchgedrehte Waschmaschine. (Foto: BB)

Ein letztes Mal auf den Sockel gehievt: die durchgedrehte Waschmaschine. (Foto: BB)

Zu berichten ist von einem Vorfall nicht der dezenten, sondern der polternden, eher ungebührlich lärmenden Art. Die inzwischen 18 Jahre alte Waschmaschine, die getreuliche Dienste geleistet hat und die einem in ihrer rührend altmodischen Art ein wenig ans Herz gewachsen war, drehte in letzter Zeit dann und wann durch.

Von einer zunehmenden Unwucht geplagt, ruckelte sie im Schleudergang über den Betonsockel, auf dem sie im Waschkeller postiert war. Zentimeter für Zentimeter. Kürzlich hatte sie schon einmal fast den Rand erreicht. Bislang hatte es nach solchen Cliffhangern noch stets genügt, sie zurückzuschieben – bis zum nächsten Mal.

Doch man hätte alarmiert sein sollen. Denn das anfangs unscheinbare Übel verschlimmerte sich. Nun kamen wir von einer abendlichen Kulturveranstaltung (diese pflichtgemäße Erwähnung bin ich dem Kulturblog schuldig) zurück – und was war unterdessen geschehen?

Die Waschmaschine musste in wilde, taumelnde und torkelnde Bewegung geraten sein. Sie hat sich schließlich kopfüber vom etwa 10 Zentimeter hohen Sockel gestürzt und lag auf der Bullaugenseite, schwerstens lädiert. Ein kläglicher, leicht verstörender Anblick. Dabei hatte sie Teile der Installation brachial mit sich gerissen. Ihr elektrisches Leben war vollends erloschen. Die Tür, mitten im Waschgang natürlich blockiert, ließ sich nur noch gewaltsam mit einem Stemmeisen öffnen, um wenigstens die klatschnasse Wäsche zu retten.

War’s ein Aufstand, war’s Verzweiflung über die allzu lange Knechtschaft? War die Maschine von einem Dämon besessen? Wollte sie – einem Derwisch vergleichbar – in tanzende Trance geraten? Es ließen sich garantiert noch viele hilflose „Erklärungs“-Ansätze aus allzu menschlicher Sicht finden.

Doch gerade nach solch einem spektakulären Akt werden wir dem Eigenleben der Dingwelt nicht genauer auf die Spur kommen. Dieser Sturz führt uns womöglich in die Irre, weil der sonstige Spuk viel leiser und geradezu unmerklich vor sich gehen dürfte. An dieser Stelle lassen wir ein paar inszenatorisch wirksame Nebelschwaden wabern. Doch den raunenden Nachruf auf eine Waschmaschine verkneifen wir uns.

Und damit wieder zurück in die lichte Welt der rationalen Tagesgeschäfte, hin zu Aufklärung und Vernunft.