Familienfreuden XXX: Das leuchtende Fest

Familie zu Weihnachten

Weihnachten – ein leuchtendes Fest für die Familie. Zu diesem besonderen Anlass gibt es einen künstlerischen Gastauftritt von Fi, die dieses Bild gemalt hat.

Rituale – das klingt mit dem rollenden „R“ vorneweg ein wenig altbacken. Und trotzdem gibt es für mich gerade zur Weihnachtszeit ein paar, die mir lieb sind. Nicht von ungefähr wünsche ich auf meinen Weihnachtspostkarten oft ein „leuchtendes“ Fest.

Der erste Advent ist so etwas wie der Weckruf für mich. Dieses Jahr, das muss ich zugeben, hätte ich ihn allerdings beinahe verschlafen. Der 27. November erschien mir innerlich irgendwie zu früh. Aber als mir die Menschen im Supermarkt unisono ein schönes Adventswochenende wünschten, wusste ich, was die Stunde geschlagen hatte. Schnellen Schrittes und mit entschlossener Miene ging ich unverzüglich in den Keller – in einem Michael Bay-Film wäre es Zeit für eine Zeitlupe mit hochschießenden Flammen im Hintergrund kurz vor dem Finale gewesen. In unserem Kellerregal drängen sich mittlerweile diverse große Kisten, prall gefüllt mit unserem Weihnachtsschmuck.

Ein Anfall von Energiespardrang

Zielgerichtet zog ich den Beutel mit den Lichterketten heraus und wühlte darin. Letztes Jahr hatte ich in einem Anfall von Energiespardrang eine Außenfestbeleuchtung mit Mini-Solarpanel erstanden. Jetzt rammte ich sie neben unseren Kirschbaum und balancierte wackelnd auf einem Tritt, um die Lichter einigermaßen gleichmäßig über die Äste zu verteilen. Mit Abstand betrachtete ich mein Werk. Das kleine Plastik-Panel und die im Wind baumelnden, dunkelgrünen Kabel ergaben nicht gerade ein elegantes Bild – aber im Dunkeln würde das sicher ganz anders aussehen. Nun war der große, rote Stern an der Reihe, der allerdings nur mit Steckdose zum Leuchten gebracht werden konnte. Unverzagt hängte ich ihn ebenso über den Baum und holte eine ellenlange Verlängerungsschnur, um die Meter zur Terrasse zu überbrücken.

Kabelsalat für Nager

Ich hielt inne und sah zu unseren Meerschweinchen. Hmmm… wenn die kleinen süßen, aber nicht unbedingt zu unmäßiger Reflektion neigenden Nager in unserem Garten herumrennen würden, könnten sie durchaus auf die Idee kommen, auch mal eine Kostprobe von dem Kabel zu nehmen. Keine schöne Vorstellung. Also spannte ich die Konstruktion so hoch, dass sie für unsere drei Damen aus dem Stall unerreichbar war.

Jetzt aber flott nach drinnen. Adventskranz dekorieren, Sterne aufhängen, Lichterkette um die Treppengeländer winden, Kerzenständer aufstellen… Diesmal hatte ich sogar Schneespray für die Fenster gekauft. Ich sage mal: Stylingschaum für die Haare ist nichts dagegen! Mühsam wischte ich die klebrige Masse, die zuhauf von den Schablonen abgefallen war, vom Boden. Am Ende der Deko-Attacke fühlte ich mich ähnlich erschöpft wie nach einem Halbmarathon (den ich allerdings noch nie gelaufen bin).

Schmucke Stolperfalle

Als Normen nach Hause kam, saß ich gerade nach Luft schnappend auf dem Sofa. Er sah die Sterne, die Kerzen, schmunzelte über die Schneebilder – und blickte nach draußen. „Meinst Du nicht, dass Du da eine ziemliche Stolperfalle gebaut hast, vor allem im Dunkeln?“, fragte er vorsichtig mit Blick auf mein außer Meerschweinchen-Reichweite gespanntes Kabel. „Ach Quatsch! Wir rennen doch abends sowieso nicht mehr im Garten herum“, tat ich den Einwurf ab.

Inzwischen war es dunkel geworden. Die solarbetriebene Lichterkette sprang an. Und in dem Moment fiel mir wieder ein, was ich erfolgreich verdrängt hatte: Dieses Fest der Beleuchtung war mit acht verschiedenen Modi ausgestattet: von hektischem Blinken über schnelles Hin- und Herspringen bis zu einer Art Fading. Nur, wenn man mehrfach auf einen Knopf drückte, konnte man es schaffen, dieses Feuerwerk einzufrieren und konstantes, nicht zu einem Besuch in der Augenklinik führendes Licht einzustellen. Und das J-E-D-E-N Abend aufs Neue! Ich rannte raus. Stolperte beinahe über das Kabel. Fluchte. Drückte den Knopf.

Eine einsame Kerze

Am Abend erzählte ich einer Freundin von meinem Dekowahn. Sie lachte sich kringelig. „Hast Du denn schon geschmückt?“, fragte ich. „Ach Nadine, Du kennst mich doch. Mir reicht es, wenn ich eine Kerze anzünde.“ Ich war fassungslos. Normen und Fi immerhin auch. „Wenn Du nicht schmücken würdest, hätte ich das gemacht“, meinte Normen. „Irgendwie gehört das doch zu Weihnachten.“

Eben! Und der Höhepunkt von all dem ist natürlich: der Weihnachtsbaum.

Die Erweckung

Dessen Erweckung folgt erst recht gewissen Regeln. Die erste: Lasst mich besser in Ruhe, wenn ich die Lichterketten aufhänge! Früher hat es mich gefühlte Stunden und diverse Tobsuchtanfälle gekostet, sie überhaupt auseinander zu friemeln. Aufwickeln hat dieses Problem immerhin gelöst. Bleibt noch, die Kabel so über die voluminöse Tanne zu wuchten, dass sie sich a) nicht verheddern, b) die Lichter gleichmäßig verteilt sind und c) die natürlich kaputten Lämpchen zwischendurch nicht auffallen.

Normen hält sich aus dieser Schmück-Challenge seit Jahren wohlweislich raus. Fi hingegen scheint mittlerweile ein Gespür dafür zu haben, wann sie sich wieder nähern kann. Die Lichter hingen, die Ungeduld war verraucht, die Weihnachtslieder konnten angemacht werden, die Stimmung wurde langsam festlich. Zu „Last Christmas“ – Rolf Zuckowski geht gar nicht mehr – verteilten Fi und ich unsere Lieblingskugeln: eine Kuh mit Kochschürze, einen Drachen mit Weihnachtsmütze, einen dirigierenden Frosch und, neu in diesem Jahr, einen Weihnachtsmann im Fesselballon.

Willkommen Becky!

Jetzt strahlt der Baum bunt und ein bisschen verrückt in unserem Wohnzimmer. Wir haben ihn „Becky“ getauft. Entspannt sehe ich ihn an, wie er dem Dunkel draußen ein festliches Leuchten entgegensetzt. Ich seufze und freue mich. Da bemerke ich draußen ein hartnäckiges Blinken. Die Lichterkette! Sorry, ich muss kurz raus: einen Knopf drücken!

 

Fi, Normen und ich wünschen allen Leser*innen der Revierpassagen frohe und natürlich leuchtende Weihnachten!

____________________________________________

(Diesen Wünschen schließen sich die weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Revierpassagen selbstverständlich vollumfänglich an).




Katze im Sack und ein früher Weihnachtsbaum – Lerne staunen mit der Stadtteilzeitung!

Warum lässt man im Lokalteil oft erst so spät „die Katze aus dem Sack“? Die Auflösung gibt’s erst im Text… (Symbolbild: Bernd Berke)

Schon öfter habe ich mich über die Dortmunder Stadtteilzeitung geärgert, die von den Ruhrnachrichten erstellt wird und – oh, wunderbare Pressevielfalt in einer Stadt mit rund 600.000 Einwohnern – auch in der WAZ-Lokalausgabe und in der seit fast neun Jahren redaktionslosen Phantomzeitung „Westfälische Rundschau“ erscheint.

Gewiss: Gelegentlich gibt’s auch mal interessante Artikel. Gar oft aber finden sich z. B. Senioren, die auf einen mehr oder weniger geringfügigen Missstand deuten (buchstäblich: Auf den Fotos zeigen sie gern demonstrativ drauf, etwa auf Schlaglöcher), welcher dann länglichst bekakelt wird. Überhaupt ist die Qualität der Fotos oft erbärmlich. Man merkt, dass vielfach Amateure am Werk sind. Die Zeilen- und Bildhonorare für freie Mitarbeit sind ja auch dementsprechend geringfügig.

Textlich hat sich, seit die Parole „online first“ gilt, quer durch den Lokalteil die früher verpönte Unart breitgemacht, mit entscheidenden Infos 1.) nicht in die Überschrift zu gehen, sondern dort noch alles offenzuhalten und 2.) selbige Infos auch im Fließtext erst weit hinten zu bringen, am liebsten ungefähr im vorletzten Absatz. Dass man derart hinter dem Berg hält, erklärt sich daraus, dass das geneigte Publikum mit der wortgleichen Online-Version möglichst lange bei der Stange bleiben soll. Also lässt man die redensartliche Katze erst ganz spät aus dem Sack. Das kostet auf Dauer richtig Lese- und Lebenszeit.

Baum schon geschmückt? Wow! Das ist der Aufmacher…

Ein anderweitiger Tiefpunkt ist mit der heutigen Ausgabe erreicht. Wenn jemand mal ganz groß in der hiesigen Stadtteil-Ausgabe rauskommen will, muss er/sie lediglich bereits den Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt haben. Ja, das reicht offenbar schon. Dann kommt sogar der Redaktionsleiter höchstselbst und widmet dem ungeheuren Umstand zwei Drittel der Seite, garniert mit nicht weniger als drei Fotos. Die Frau, die da alle Einzelheiten zu ihrem Weihnachtsbaum ausbreiten darf, sagt auch noch, dass frühzeitiger Baumschmuck eh ein Trend zu sein scheine. Ganz normal also. Egal. Die Sache wird trotzdem riesig aufgemacht, fünfspaltig, nahezu blatthoch! Gegen Schluss kommt auch noch die (im Lokalen häufiger übliche) Werbung geschlichen. Ja, die Tannenbaum-Frau betreibe bei Instagram auch noch eine Ernährungsseite. Wie überaus schade, dass man in der Print-Ausgabe nicht direkt darauf verlinken kann…

Diese ganz gewöhnliche Petitesse soll das Wichtigste im gesamten Dortmunder Nordosten gewesen sein? Is‘ eh wurscht, wenn es am Ort keine nennenswerte Medienkonkurrenz mehr gibt. Wie geht nochmal das Emoticon für bitteres Auflachen?