Monatsarchive: August 1982

Neue Suhrkamp-Titel nur noch als Paperback – Verlag bestreitet Hardcover-Programm aus dem Archiv

Von Bernd Berke

Frankfurt. „Tragisch und unerfreulich“ findet Franz Xaver Kroetz die ganze Angelegenheit, doch er resigniert: „Ich muß mich wohl fügen.“ Grund für das Stimmungstief des bekannten Dramatikers („Stallerhof, „Wildwechsel“) ist eine Hiobsbotschaft aus dem Frankfurter Suhrkamp-Verlag. Erstmals in seiner 33jährigen Geschichte will das renommierte Haus im Frühjahr 1983 keine Neuerscheinungen in Hardcover-Ausstattung (fester Einband) herausbringen.

Stattdessen grub man vergriffene Bande aus der Zeit seit Verlagsgründung aus, um sie dem Leservolk wieder zugänglich zu machen. Dazu äußerte sich Siegfried Unseld, Leiter des Verlags, in wohltönender Beschönigung schon schriftlich: „Der Suhrkamp-Verlag hat sich mit diesem ,Weißen Programm‘ zu einem Experiment entschlossen. Es soll… Autoren wie Lesern dienen.“

Ob sich freilich die Autoren, die gerade an neuen Werken arbeiten, mit dem … Weiterlesen

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Fürs Taschengeld gibt es das Blutbad leihweise – Initiative: Keine brutale Video-Filme für Jugendliche

Von Bernd Berke

Im Westen. Die Godesberger Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften erhält derzeit gleich stapelweise Video-Kassetten. Die sieben festen Mitarbeiter werden sich un- glaubliche Szenen ansehen müssen: Kannibalistische Orgien, bei denen die Kamera minutenlang auf Mündern verweilt, die genüßlich Menschenfleisch schmatzen; Großaufnahmen von herausgerissenen Eingeweiden und Bilder von zahllosen anderen Greueltaten, die die Ekelschwelle überschreiten.

Die Quelle der Flut von Brutalitäten, die über die Filmbegutachter hereinbrechen wird, liegt im rheinischen Neuss. Nicht weniger als 744 Indizierungsanträge gegen gewaltverherrlichende Videofilme hat das dortige Sozialdezernat bereits an die Bonner Behörde gerichtet und ist damit bundesweit zum Vorreiter geworden. Auch das Dortmunder Jugendamt zog mittlerweile nach und machte die Prüfstelle auf einige schlimme Produkte (Herkunftsländer sind vorallem die USA und Italien) aufmerksam. Der … Weiterlesen

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Haßtiraden gegen die Kunst und Vandalismus bei der Kasseler documenta 7

Van Bernd Berke

Kassel. Das Team des Hessischen Rundfunks traute den Ohren kaum. Sechs Wochen lang hatte man ein „Mecker-Tonband“ auf der Kasseler documenta postiert. Was den Funkleuten beim Abhören der Bander entgegentönte, erinnerte vielfach an längst überwunden geglaubte Zeiten. Da verschaffte sich Besucherzorn mit Haßtiraden gegen ,,entartete Kunst“ Luft. Ein wütender Zeitgenosse wünschte sich die endgültige Aktion von Joseph Beuys: der Künstler moge sich doch vom hohen Dach des Fridericianums stürzen.

Bei den markigen Worten ist es nicht geblieben. Noch nie wurden auf der im Vier-Jahre-Rhythmus stattfindenden Kunstschau dermaßen viele Schäden durch mutwillige Zerstorung angerichtet wie diesmal. Vorsichtige Schätzungen beziffern den materiellen Verlust auf annahernd 100000 DM. Spektakulärster Fall: Ein Jugendlicher ging mit dem Stock auf eine Spiegelplastik Dan … Weiterlesen

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