Größter Holzhandel weit und breit: Grabstätte führt auf die Spuren einer Dortmunder Wirtschafts-Dynastie

Grabstätte der Bürgermeister- und Industriellen-Familie Brügmann auf dem Dortmunder Ostfriedhof. (Foto: Bernd Berke)

Grabstätte der Bürgermeister- und Industriellen-Familie Brügmann auf dem Dortmunder Ostfriedhof. (Foto: Bernd Berke)

Muss man denn immer gnadenlos recherchieren, bis man an die Grenzen des Wissbaren stößt? Nicht doch! Manchmal darf man einfach frühzeitig oder mittendrin aufhören und den großen Rest den Fachleuten überlassen, in diesem Falle Wirtschaftshistorikern.

Deshalb hier nur die Bruchstücke einer gerade mal angefangenen Recherche. Mögen kundige Lokalhistoriker mich gerne in dem oder jenem Punkt korrigieren.

Wie komme ich überhaupt aufs Thema? Es begann mit einem geführten Historien-Rundgang über den schönen Dortmunder Ostfriedhof, wo fast alle der einst mächtigen Industriellen-Dynastien der Stadt beigesetzt sind – von Hoesch bis Klönne und Jucho. Doch auch die Kult-Köchin Henriette Davidis hat dort ihre letzte Ruhestätte gefunden; ebenso wie der umtriebige Bildhauer Bernhard Hoetger aus dem seinerzeit noch selbständigen, späteren Dortmunder Ortsteil Hörde. Hoetger hat u. a. auch in Bremen (Böttcherstraße) breite Schaffensspuren hinterlassen.

Doch zurück zu den Wirtschaftsmagnaten. Der Rundgang führte auch zur imposanten Grabstätte der Familie Brügmann. Ist einmal das Interesse geweckt, stößt man bei der Internet-Suche rasch auf den Namen Louis Brügmann (1827-1872). Eigentlich hieß er Erhard Ludwig, doch damals französisierten Oberschichts-Menschen gern ihre Vornamen. Mit seinem Vater gründete er im bürgerlichen Revolutionsjahr 1848 die Dortmunder Familienfirma Brügmann & Sohn (Holzeinfuhr, Säge- und Hobelwerke). Der Vater hieß Johann Theodor Wilhelm Brügmann (1788-1854) und war vor seiner Unternehmer-Tätigkeit zunächst ehrenamtlicher, dann besoldeter Bürgermeister der Stadt Dortmund. Wechsel von der Politik in die Wirtschaft sind also nichts Neues.

Vor allem in der Gründerzeit (Bismarck-Ära) blühte die Firma auf. Ab 1875 – anfangs mit gerade 21 Jahren – leitete Heinrich Ludwig Brügmann (ebenfalls Louis genannt, 1854-1908) die Geschicke. Nach der Heirat mit Elisabeth Müser, Tochter des Gründers der Harpener Bergbau AG, saß dieser Louis gesellschaftlich noch fester im Sattel als ohnehin schon. Es ergaben sich allerbeste Aussichten.

Alsbald war er Vorsitzender des Verbandes deutscher Holzindustrieller und importierte sehr frühzeitig edelste tropische Hölzer, als derlei Tun noch lange nicht unter Öko-Verdikt gestanden hat und ein ungeahntes Feld des Luxus und der Moden eröffnete. Auf diesem speziellen Felde sollte die Firma sogar bald eine europäische Spitzenstellung erobern und für gewisse Zeit behaupten. Aufs gesamte Geschäftsfeld bezogen, spricht auch Wikipedia von „einer der größten Holzhandlungen Deutschlands“. Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte eröffnete man Niederlassungen in Papenburg, Duisburg, Düsseldorf, Lübeck, München, Heilbronn und Baiersbronn. Wer hätte das gewusst? Dortmund hat also früher nicht nur Stahlfabriken, Zechen und Brauereien hervorgebracht.

Rasch lässt sich auch ermitteln, dass die Brügmanns an der Wambeler Straße (heutige Nordstadt, vom Borsigplatz auf den späteren Hoeschpark zulaufend) ein veritables Ferienhaus hatten. Das Gelände wurde 1919 von der Firma Hoesch gekauft. Folgenreich: Just hier (auf der so genannten „Weißen Wiese“) hat der bekanntlich 1909 gegründete BVB am 5. November 1911 sein erstes offizielles Fußballspiel ausgetragen, es endete mit einem 9:3-Sieg gegen den VfB Dortmund.

Aber wir schweifen ab.

Kehren wir zum Ort des Rundgangs zurück. Die Grabstätte der Familie Wilhelm Brügmann ist eine der größten und imposantesten auf dem historischen Ostfriedhof, sie bietet Platz für 22 Grabstellen, und zwar nicht für Erdbestattungen, sondern in einer wohl recht weitläufigen Kellergruft.

So weit, so überaus lückenhaft. Gar manche Details über die Brügmanns dürften sich beispielsweise im Westfälischen Wirtschaftsarchiv (WWA) aufspüren lassen, das ebenfalls in Dortmund angesiedelt ist. Auch im Stadtarchiv könnte sich manches finden. Durchaus vorstellbar, dass das Ganze umso spannender wird, je mehr man den Verzweigungen und Verästelungen des Themas folgt.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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