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Schlagwort-Archive: Oberhausen
Hotzenplotz und all die anderen – Oberhausen zeigt den kongenial illustrierten Figurenkosmos des Otfried Preußler

Illustration von F. J. Tripp, Mathias Weber (Kolorierung) aus Otfried Preußler „Der Räuber Hotzenplotz“ (© by Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Stuttgart)
F. J. Tripp, Winnie Gebhardt, Herbert Holzing, Daniel Napp, Thorsten Saleina, Annette Swoboda. Schon mal gehört? Wahrscheinlich nicht, oder?
Dabei hätten vor allem die ersten beiden eine gewisse Prominenz verdient. Es sind samt und sonders Illustrator(inn)en von Büchern des unvergessenen Otfried Preußler (1923-2013). Der hat sich bekanntlich Figuren wie den „Räuber Hotzenplotz“, „Die kleine Hexe“, „Das kleine Gespenst“ oder „Krabat“ ausgedacht. Und etliche andere.
So markant Preußlers Personal schon rein literarisch sein mag, so erlangt es doch durch die kongenialen zeichnerischen Vergegenwärtigungen erst recht nachhaltige Unverwechselbarkeit. Das war dem Autor sicherlich auch bewusst. Die fruchtbringende Wechselwirkung der Künste greift jetzt eine umfangreiche Bilderschau in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen auf, wo man sich seit vielen Jahren der beachtlichen Qualität im Populären verschrieben hat. Über 300 originale Zeichnungen sind zu sehen, hinzu kommen einschlägige Filmrequisiten, Bücher und Fotos. Dabei gerät der ganze, durchaus vielfältige Kosmos der Preußler-Geschichten in den Blick, da tummeln sich auch Gestalten wie die dumme Augustine, der starke Wanja, Tella oder die Schildbürger („Bei uns in Schilda“).
Veröffentlicht unter Buchmarkt, Kinderzeiten, Kunst, Literatur
Verschlagwortet mit Das kleine Gespenst, Der Räuber Hotzenplotz, Die kleine Hexe, F. J. Tripp, Illustrationen, Krabat, Ludwig Galerie, Oberhausen, Otfried Preußler, Schloss Oberhausen, Winnie Gebhardt
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Große Gefühle im Zirkus des Lebens – Theater Oberhausen macht Peer Gynt zum Musical-Star
Wenn das Publikum den Saal betritt, ist Peer Gynt schon da. Ein kleiner Junge sitzt auf der Bühne und weiß mit sich anscheinend wenig anzufangen. Kurze Zeit später wird er seiner Mutter Lügengeschichten erzählen, die die sichtlich überlastete Frau (immerzu rauchend: Emilia Reichenbach) nicht hören will. Und in den Zirkus geht es auch nicht, weil das Geld fehlt. Sehr bescheiden, das alles.
Man hätte gern ein anderes Leben, was auf der Bühne – der eiserne Vorhang hebt sich – glücklicherweise kein großes Problem darstellt: Das Theater Oberhausen macht „Peer Gynt“ zu einer „Revue nach Henrik Ibsen“ und präsentiert sie als fiebriges Phantasiespektakel auf bunter Bühne mit schrillem Personal.
Eigentlich ist diese Revue aber eher ein Musical, dessen musikalische Anteile jedoch nicht von Grieg, sondern offenbar vom Regisseur stammen, einem ausgewiesenen Experten für dieses Genre. „In einer Fassung von Martin C. Berger“ vermerkt das Programmblatt eher bescheiden.
Veröffentlicht unter Operette & Musical, Theater
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Was bleibt, ist schmerzliches Verlangen: „Die Leiden der Jungen (Werther)“ im Theater Oberhausen

Leider nicht die Schlußszene: Lotte und Werther (Emilia Reichenbach und Christian Bayer) in Liebe vereint. (Foto: Katrin Ribbe/Theater Oberhausen)
Der junge Mann klagt. Schmerzlich ist die Liebe zu der Einen, die vom ihm Besitz ergriffen hat, sie reißt klaffende Lücken zwischen Herz und Hirn und Unterleib. Er tänzelt durch den Bühnenraum, erklimmt sehnend rotierende Podeste, entblößt sich, hat diesen schwärmerischen Blick, flirtet mit dem Publikum, spricht die Eine, die er im Parkett wähnt, sehr vertraulich an – doch keine seiner verzweifelten Übungen zeitigt irgendeinen Erfolg. Da ist sein letzter, oft wiederholter Satz fast zwingend: „Leute, ich will sterben“. Oder hat er Lotte gesagt? Angeblich nämlich ist dieser junge Mann, den Christian Bayer im Theater Oberhausen gibt, Goethes Werther nachempfunden. Doch da kann man seine Zweifel haben.
Fokussierte Kernkonflikte
„Nach Johann Wolfgang von Goethe“, so das Programmblatt, sei dieses Stück entstanden. „Die Leiden der Jungen (Werther)“ heißt es, zur Bühnenreife gebracht hat es Leonie Böhm, Jahrgang 1982, die auch Regie führt. Von ihr ist zu lesen, dass sie zu klassischen Stoffen greift, „um deren Kernkonflikte zu fokussieren“. Das ist kein geringer Anspruch.
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(Fast) alles über „Kunst & Kohle“: 17 Museen in 13 Revier-Städten stemmen Mammutprojekt zum Ende der Zechen-Ära
Schwarz. Schwarz. Schwarz. Es ist, in mancherlei Schattierungen bis hin zu diversen Grauwerten, der beherrschende „Farb“-Ton dieses wahrlich ausgedehnten Ausstellungsreigens.

Weiße Nymphen am Fuße einer Kohlehalde: Blick auf Alicja Kwades Installation „Die Trinkenden“ im Museum Ostwall im Dortmunder „U“. (Foto: Bernd Berke)
Hie und da erscheint die Finsternis schon im Titel: Schlichtweg „Schwarz“ lautet er im Bochumer „Museum unter Tage“, „Reichtum: Schwarz ist Gold“ heißt es derweil im Duisburger Lehmbruck-Museum. Anderwärts dominiert das Schwarz jedenfalls die verwendeten Materialien oder wird durch vielfältige Kontraste und sozusagen durch Legierungen anverwandelt. Wirklich kein Wunder, denn es geht ja im gesamten Revier um „Kunst & Kohle“.
Der Ausstellungssommer 2018 hat durchaus fordernden Charakter. Kulturbeflissene müssen sozusagen alles geben (bekommen dafür aber auch etliches geboten): In den letzten Tagen eröffneten eine raumgreifende Schau zur Geschichte des Steinkohle-Bergbaus in Essen und ein fünffach aufgefächertes Friedens-Projekt in Münster. Wir berichteten jeweils. Hier und jetzt aber geht es um eine weitere Unternehmung, die sich aufs Ende des deutschen Bergbaus bezieht und insgesamt alles andere von den Dimensionen her in den Schatten stellt: Gleich 17 Ausstellungshäuser in 13 Städten des Ruhrgebiets vereinen ihre Kräfte just zum revierweiten Ereignis „Kunst & Kohle“, das an den meisten Orten bis zum 16. September dauert.
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Trash-Komödie um Nazis und Völkermord – Mario Salazars wüste Mixtur „Schimmelmanns“ im Theater Oberhausen
Den Anfang macht Toni Schimmelmann. Er ist Clown im Zirkus von Nazi-Krüger, rote Perücke, rote Schuhe, lappiges Tutu. Eigentlich will er weg von hier, weil er Nazi-Krüger hasst. Und weil er im Zirkus so unerfreuliche Rollen spielen muss wie die eines jüdischen KZ-Gefangenen, der nicht weiß, ob er heute noch vergast wird oder nicht.

„Schimmelmanns“-Szene mit (von links): Mervan Ürkmez, Jürgen Sarkiss, Ingrid Sanne, Clemens Dönicke, Ayana Goldstein. (Foto: © Katrin Ribbe)
Ist das witzig? Was kommt als nächstes? „Schimmelmanns“ heißt das Stück, das von der ersten Minute an mit Provokationen und Zumutungen auf sein erschrockenes Publikum feuert. Geschrieben hat es Mario Salazar, Kind chilenischer Eltern und 1980 in Ostberlin geboren. Im Theater Oberhausen war nun die Uraufführung.
Mit Anklängen an die Titelmelodie der „Schwarzwaldklinik“ (Live-Musiker mit Keyboards und Schlagzeug auf der Bühne: Martin Engelbach) nimmt das Geschehen seinen Lauf. Es kreist um die Beerdigung des Großvaters, das die Familienmitglieder, die einander nur sehr begrenzt leiden können, zusammenbringt. Auch Toni, der einst vor seiner grauenvollen Familie nach Amerika geflohen war, reist schließlich an.
Nazis sind sie mehr oder weniger alle
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Nominierungen zum Theaterpreis „Der Faust“: Auszeichnungen für Oberhausen, Essen, Dortmund und Düsseldorf

„Der Faust“ – so sieht die Auszeichnung aus. Foto: Natalie Bothur
Alle Achtung! Da kommt soeben die Pressemeldung des Deutschen Bühnenvereins zum Theaterpreis „Der Faust“ 2017 herein – und wir entdecken gleich mehrfach Nominierungen für Bühnen in Nordrhein-Westfalen.
Waren die Theater in NRW nicht sonst eher so ein Geschwader hässlicher Entlein, die schüchtern im Kielwasser der glanzvollen Schwäne aus Berlin, Hamburg etcetera mitpaddeln durften? Diesmal könnte es anders sein. Und dass ein nicht gerade auf Rosen gebettetes Theater wie Oberhausen in der Kategorie „Regie Schauspiel“ nach 2014 erneut für einen Preis infrage kommt, darf durchaus mit Stolz zur Kenntnis genommen werden. Neben Oberhausen stehen Düsseldorf, Essen und Dortmund in der Liste der „Faust“-Nominierungen.
„Látszatélet / Imitation of Life“ des unbequemen ungarischen Regisseurs Kornél Mundruczó soll einen „Faust“ für die beste Schauspiel-Regie erhalten. „Dieser Abend wühlt auf und wühlt im Zuschauer“, schreibt der Kritiker Sascha Krieger über die Oberhausener Premiere im Juni 2016. In der Kooperation des ungarischen Proton Theaters – eines der kritischen Ensembles, die keine staatliche Unterstützung mehr bekommen –, der Wiener Festwochen und weiterer Partner geht es um Alltagsrassismus und Ausgrenzung am Beispiel einer Roma-Familie. Krieger: „Es ist der Kreislauf von Hass und Ausgrenzung, den Mundruczó an diesem Abend zeichnet. Ein intensiver, stiller Abend, an dem man zuweilen kaum hinsehen will.“
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Neben dem Pflaster der Bücherstrand: Das „Literaturhaus Oberhausen“ ist eröffnet – und was kann daraus werden?

Das erste Programm
Name und Konzept verheißen Gutes und die Stadt hat diese Initiative literaturverliebter Ehrenamtler bitter nötig. Ziele bleiben die Gründung einer Genossenschaft, gelebte literarische Geselligkeit und irgendwann vielleicht das große Haus.
21. April 2017, Freitagabend, 19 Uhr: Zwei Lesungen zu Bob Dylan und „Tussi-Literatur“ hat es im März/April bereits gegeben, nun endlich sollte das neue Literaturhaus Oberhausen offiziell eröffnet werden. Per Rundmail hatte der „Verein der Freundinnen und Freunde“ eingeladen und man erwartete in Alt-Oberhausen Liebhaber des guten Buches und die versprengten Anhänger der übersichtlichen literarischen Szene.
Städtische Herzrhythmusstörung
Allerdings hat das neue Literaturhaus nicht gerade die feinste Adresse: Marktstraße, Nummer 146. Seitdem das Einkaufszentrum CentrO in der „Neuen Mitte“ die Innenstadt verödete, liefert der Alltag auf der Marktstraße nur noch Schatten früherer Tage. In der Süddeutschen Zeitung hieß es dazu im August 2016:
„Wenn sich in den vergangenen Jahren überhaupt jemand für Oberhausen interessierte, dann gab es immer die Bilder aus der Marktstraße (…). Meistens wehte eine zerknüllte Zeitung über das Pflaster, kein Mensch war zu sehen, leere Geschäfte blickten traurig und vorwurfsvoll in die Kamera.“
Veröffentlicht unter Alltag, Kultur an sich, Literatur, Region Ruhr, Utopien
Verschlagwortet mit Kulturpolitik, Literatur, literaturhaus oberhausen, Marktstraße, Oberhausen
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Die Frau, die nicht vernünftig sein will – „Medea“ in einer Oberhausener Light-Version
Der Titel des Stücks verheißt Tragödie, doch könnte diese Bühne auch gut zu munterer Unterhaltung taugen. Schon vor Beginn der Vorstellung zupft ein Musikant (Khater Dawa) am rechten Bühnenrand schwermütige Klänge auf der Oud, die fast einzige Möblierung ist allerdings ein Tresen, Modell Partykeller, sind Gläser, Hocker, Flaschen. Das Theater Oberhausen zeigt „Medea“, und als (einzige) Autorin des Stücks wird hier Wihad Suleiman genannt, Autorin und Regisseurin, Jahrgang 1988. In gewisser Weise ist das auch schlüssig; denn von Euripides, Christa Wolf und etlichen Anderen, die sich mit dem Medea-Stoff befasst haben, ist hier wirklich kaum etwas zu spüren. Kann das gutgehen?

Ein Paar im Streit – Medea (Janna Horstmann) und Jason (Omar El-Saeidi) (Foto: Axel J. Scherer/Theater Oberhausen)
Medea pappt das Etikett „Kindermörderin“ an. Doch natürlich hatte die Tötung ihre Vorgeschichte. Nach etlichen tragischen Wendungen war Medea, Tochter Königs Kolchis, mit ihrem geliebten Mann Jason an den Hof Kreons in Korinth geflohen. Sie hatte zwei Söhne mit ihm, und alles war halbwegs erträglich, auch hier in der Fremde.
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Verschlagwortet mit Medea, Oberhausen, Theater Oberhausen, Wihad Suleiman
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Der teuerste Maler der Welt: Gerhard Richter wird zum 85. Geburtstag in Köln, Essen und Bonn ausgestellt

Gerhard Richter feiert heute, am 9. Februar 2017, seinen 85. Geburtstag. (Foto: Hubert Becker/Museum Folkwang, Essen)
Für die Kunstwelt ein großer Tag: Einer der prägenden Meister des letzten halben Jahrhunderts, Gerhard Richter, feiert heute, am 9. Februar, in Köln seinen 85. Geburtstag. Der in Dresden geborene Maler ist mit dem Rheinland seit mehr als einem halben Jahrhundert verbunden und lehrte bis 1994 als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Richter zählt zu den teuersten zeitgenössischen Künstlern auf dem Kunstmarkt; seit 2004 belegte er bis 2015 fast durchgehend den ersten Platz des „Kunstkompass“, einer Weltrangliste lebender Künstler.
Richter hatte sich 1961 nach dem Studium an der Dresdner Kunstakademie, ersten Arbeiten in Dresden, einem Besuch der Kasseler documenta 1959 und einer Reise nach Leningrad und Moskau zur Flucht in den Westen entschlossen, um für seinen künstlerischen Werdegang frei zu sein.
Hier begann er ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Ferdinand Macketanz und Otto Götz, wo Richter Freunde wie Sigmar Polke und Blinky Palermo fand. Mit großem Interesse verfolgte er das Informel und die beginnende Fluxus-Bewegung, für die Joseph Beuys‘ Berufung an die Akademie einflussreich war. Außerdem profitierte er von der lebendigen Kunstszene in Düsseldorf und Köln, wo Otto Piene und Heinz Mack mit der Gruppe ZERO wesentliche Impulse setzten.
Veröffentlicht unter Kunst, Lebenswege
Verschlagwortet mit Essen, Gerhard Richter, Köln, Kunstmuseum Bonn, Museum Folkwang, Museum Ludwig, Oberhausen
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3000 Liebesschlösser bitte im Stadion abholen – In Oberhausen dürften viele Tränen fließen…
Über die Emschergenossenschaft und den Regionalverband Ruhr erreicht uns eine bemerkenswerte Nachricht: Für die illuminierte Oberhausener Emscherkunst-Brücke („Sinky Springs to Fame“) soll ein neues Brückengeländer für rund 100.000 Euro errichtet werden.
Das allein wäre ziemlich normal. Aber die Begründung lässt aufmerken. Anscheinend tragen die Liebenden und wohl vor allem die Entliebten mit den mutmaßlich etwas schlichteren Gemütern Schuld am Erneuerungsbedarf. Sie haben am bisherigen Brückengeländer mehr als 3000 (!) so genannte „Liebesschlösser“ angebracht. Leute mit Geschmack sehen diese Dinger ohnehin stets mit einer Mischung aus Seufzen und Stöhnen. Oder so.

Vergleichsweise harmlos: „Liebesschlösser“ an einer Brücke im Dortmunder Rombergpark. (Foto: Bernd Berke)
Doch schlimmer noch: In Oberhausen ging es offenbar ziemlich rabiat zu. Vielleicht im Suff und Zorn über zerbrochene „Beziehungen“ wurden zahlreiche Schlösser gewaltsam entfernt. Die dadurch entstandenen Schäden am Geländer sollen, so heißt es, schon eine Gefahr für die Sicherheit gewesen sein. Wobei die Schwelle des Unsicherheitsgefühls in Deutschland ja weltweit die niedrigste sein dürfte.
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Die Illusionen sind dahin – „Raketenmänner“ von Frank Goosen in Oberhausen

„Raketenmänner“ in Oberhausen, Szene mit Torsten Bauer und Anja Schweitzer (Foto: Klaus Fröhlich/Theater Oberhausen)
Wie soll man sie nennen? Mitmenschen, Nachbarn, Allerweltsgestalten, Normalos? Das Personal wirkt ziemlich durchschnittlich.
Eine Frau, die weiß, dass ihr Mann fremdgeht, ein Mann, der gerne fremdgehen würde, ein unglücklicher Angestellter, den der Vorgesetzte mobbt, ein alternder Platzwart, zwei alte Freunde, die sich nicht mehr richtig verstehen, eine Demente, ein sterbender Kinobesitzer – sie bevölkern das erste Theaterstück des Bochumer Autors und Kabarettisten Frank Goosen, das in Oberhausen Premiere hatte und, auf den ersten Blick etwas unverständlich, „Raketenmänner“ heißt.
Eine alte Schallplatte
Doch ist der Titel flugs auch im Stück erklärt: „Raketenmänner“ lautet der Titel einer fiktiven Langspielplatte, die ein gleichfalls fiktiver Stefan Moses in den 70er Jahren aufnahm. Dieses Album geistert nun durch die sich reihenden Szenen, ist für den jungen Wenzel (Thieß Brammer), der mutig einen Laden mit Vinyl-Schallplatten übernommen hat, eine unerwartete Begegnung mit familiärer Vergangenheit, ist für die meisten anderen eine verklärende Erinnerung, Sinnbild für Träume und Sehnsüchte. „Bass, Gitarre, Schlagzeug, manchmal ein Klavier. nichts Besonderes“, erinnert sich Gaby (Anja Schweitzer) im Verlauf des Stücks, „ich kann das irgendwie nicht richtig erklären“. Es war wie eine Verheißung, gleichwohl: Die Raketen zündeten nicht, sie alle blieben auf der Erde mit ihren tiefgrauen Problemen.
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„Das ist doch keine Kunst“ – Strips und Cartoons in der Ludwiggalerie Oberhausen

Bilder von Ralph Ruthe, Joscha Sauer und Felix Görmann hängen jetzt in Oberhausen im Schloß. Dieses Motiv ziert den Katalog. (Foto: Ludwiggalerie Oberhausen/Ruthe, Sauer, Flix)
In der Ludwiggalerie im Oberhausener Schloß hängen jetzt Cartoons und Comics an den Wänden. Ralph Ruthe, Joscha Sauer und Felix Görmann („Flix“) heißen die Zeichner, die man namentlich möglicherweise nicht kennt, deren bunte Bildgeschichten jedoch weit verbreitet sind, in Zeitungen und Zeitschriften, im Internet oder auch in Büchern auftauchen. Im Museum jedoch erwartet man Cartoons und Comics eher nicht. Gehören sie überhaupt dort hin?
Dr. Christine Vogt, Direktorin der Ludwig-Galerie, würde diese Frage jederzeit heftig bejahen und vielleicht auf vergangene Projekte verweisen. Ralph König und Walter Moers („Das kleine Arschloch“, „Käpt’n Blaubär“), die beiden wohl bedeutendsten deutschen Zeichner der Gegenwart, hatten in Oberhausen bereits ihre Einzelausstellungen. Ruthe, Sauer und Flix entstammen in gewisser Weise einer nachfolgenden Generation, sind alle in den 70er Jahren geboren, jetzt schon etliche Jahre erfolgreich im Geschäft und bieten sich somit für eine Nachfolge an.
Kurz und klassisch
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„Green City“: Kunstschau erkundet die versehrte Stadtlandschaft des Ruhrgebiets

Werner Graeff: „Skizzen zur farbigen Gestaltung des Ruhrlandes“, 1952 (© Museum Wiesbaden, Schenkung Ursula Graeff-Hirsch, Foto Museum Wiesbaden)
Ja, wo leben wir denn? Hier im Revier. Und was heißt das? Um mal ein doch recht treffliches Wortspiel zu wagen: Wir leben in einer ebenso extrem vernetzten wie verletzten Stadtlandschaft.
Eine Kunstausstellung in Oberhausen geht nun den Spuren nach, welche sich in die (allemal manipulierte, künstlich her- und zugerichtete) Landschaft eingezeichnet oder auch eingegraben haben. Diese Strukturen definieren geradezu das Ruhrgebiet. Wo sie sich verflüchtigen, hört auch das Ruhrgebiet auf. Nur ganz allmählich ändert sich diese Zuschreibung, allem Strukturwandel zum Trotz.
„Green City“ heißt die Schau in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Gemeint ist keine einzelne Kommune, sondern die weitläufige, in sich schier grenzenlose Stadtlandschaft der Region. Hat der Titel seine Berechtigung? Tatsächlich ist Grün im Ruhrgebiet in vielerlei Bestands- und Schwundstufen vorhanden. An manchen Ecken und Enden erobern sich Pflanzen sogar ihr Revier zurück. So begünstigt hie und da industrieller Verfall ein neues, ganz anderes Wachstum.
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Chapeau für einen der Großen im Musikgeschäft – Udo Jürgens in Oberhausen
„Udo Jürgens? DU gehst zu Udo Jürgens? Freiwillig?“ So ungefähr darf man sich die Reaktionen auf mein erklärtes Vorhaben vorstellen, zum Oberhausener Gastspiel des Entertainers zu gehen.
Und auch der ein oder andere Leser wird sicher irritiert eine Augenbraue hochziehen, denn bisher bin ich wohl eher als inoffizielle Punk-Rock-Beauftragte dieses Kulturblogs aufgefallen. Aber ja – ganz freiwillig war ich mit einer Freundin bei diesem Konzert. Unsere Motive waren zwar eher privat begründet, aber das tut hier nun mal nichts zur Sache, wenngleich es erfreuliche Beweggründe waren.
Aber wenn ich schon einmal da war, kann ich auch davon berichten. Denn lohnenswert ist Udo Jürgens live allemal, auch wenn der eigene Musikgeschmack eigentlich ein ganz anderer ist. Meine Erwartungshaltung war es, ein Stück deutsche Musikgeschichte einmal live zu erleben und eine perfekte Show zu sehen. Denn für perfekte Shows habe ich – ungeachtet des Stils – ein Faible, ist doch gerade das vermeintliche Leichte so schwer perfekt darzubieten.
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Was seit Wilhelm Busch geschah: 150 Jahre deutsche Comics in Oberhausen
Da hat man sich in Oberhausen hübsch was vorgenommen: Nicht weniger als die ganze Geschichte des deutschsprachigen Comics seit Wilhelm Busch will man in prägnanten Beispielen nacherzählen. Besucher der neuen Ausstellung „Streich auf Streich“ dürfen ausgiebig der Augenlust frönen, sehen sich aber auch gefordert.
In Zahlen: Die Tour durch 150 Jahre Comic-Historie ist in 15 Kapitel („Streiche“) unterteilt, rund 300 Originalzeichnungen und 60 Erstdrucke sind in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zu sehen. Die Schau erstreckt sich weitläufig über mehrere Etagen und umfasst die ganze mediale und stilistische Bandbreite. Gastkurator Martin Jurgeit zeigte sich höchst angetan von solchen Ausbreitungs-Möglichkeiten. Er kann in Oberhausen noch mehr auftrumpfen als in Hannover, für dessen Wilhelm-Busch-Museum er die Schau geplant hat.

Wilhelm Busch: Zeichnung aus „Max und Moritz“, 1865 (© Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst)
Der wahrhaft vielfältige Rundgang beginnt beim Vorvater und frühen Großmeister der Zunft: Wilhelm Busch hat tatsächlich bereits typische Merkmale der allmählich entstehenden Gattung entwickelt, die vor allem Erzählrhythmik, Dynamik und Lautmalerei betreffen.
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„Pommes“ in Oberhausen – die Spaß-Alternative zur Fußball-WM
„Pommes – das fünfte Element?“ Für den gemeinen Ruhrpott-Ureinwohner ganz sicher. Und so müsste doch auch die olle, fettige Pommesbude, die der schwule Herr Humboldt von seinem Onkel geerbt hat, ganz leicht wieder eine Goldgrube werden können? Gerade, weil sie mitten in Oberhausen steht.
Hätte ja noch schlimmer kommen können. Die Bude hätte schließlich auch in Bottrop sein können oder – Gott bewahre – in Düsseldorf. Schlimm genug, dass einer aus der alten Clique abtrünnig geworden ist und als Makler in der Landeshauptstadt den großen Macker gibt.

„Pommes“-Ensemble mit Constanze Jung und (hinten von links) Hans Peter Lengkeit, Hajo Sommers, Kai Magnus Sting, Nito Torres. (Foto: Axel Scherer)
„Inne Bude, am Fenster, bei die Rauchers“ – da haben sie sich früher immer getroffen, die vier Freunde. Nach langen Jahren stehen sie dort mal wieder beisammen, jeder auf seine Weise ratlos, wie es weitergehen soll. Mit der Stadt, mit der Pommesbude, mit ihnen selbst. Der aufschneiderisch makelnde Uwe mit seinem Smartphone; Martin, der traurige Trainer eines noch traurigeren Fußballvereins; Humboldt, der unerschütterlich optimistische Erbe der Pommesbude und ihr Chronist Malte, federschwingend beim örtlichen Lokalblättchen.
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Gasometer Oberhausen – grandiose Lichtinstallation verformt die Riesendose

Die Installation „320 Grad Licht“ der Künstlergruppe Urbanscreen sorgt im Gasometer für atemberaubende Formen. Foto: Wolfgang Volz/ GasometerOberhausen.
Zuletzt hing Christos Luftsack im Rund des Gasometers und akzentuierte grandios das atemberaubende Nichts. Jetzt ist hier nur noch Licht – eine Licht-Installation, genauer gesagt, die „320 Grad Licht“ heißt und den einzigartigen Raum auf kluge Weise nutzt. Da Licht aber nur bei Dunkelheit sichtbar wird, ist es im Gasometer insgesamt gesehen eher dunkel – bis Ende des Jahres, denn dann endet die Ausstellung mit dem Titel „Der schöne Schein“.
Doch weißes Licht, das die Wände verzaubert, auf ihnen herabrieselt, Wellen schlägt, Tiefendimensionen auf dem glattrunden Blech erscheinen lässt und noch eine Menge mehr vermag, ist nicht alles. Genau genommen ist die Installation ja nur eine Arbeit von rund 150, die derzeit zu sehen sind. Kurator Peter Pachnicke hat nämlich in den unteren beiden Etagen des Gasometers Reproduktionen von „ausgewählten Meisterwerken der Kunstgeschichte“ aufhängen lassen, und die gaben der Schau ihren Titel. Wiewohl es, wie könnte es anders sein, eine sinnfällige thematische Verkettung mit der Lichtkunst im Obergeschoß gibt. Dort nämlich könne man „die Schönheit des Gasometers“ erfahren, samt Schönheit der Lichtarbeit. Irgendwie hängt ja immer alles mit allem zusammen.
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Im Trauerhaus: Uraufführung nach Thomas Hürlimann am Theater Oberhausen
„Das Gartenhaus“ – der Titel klingt eher nach einem beschwingten Sommerabend oder nach einem Tête-à-Tête im Grünen. Tatsächlich geht es in der gleichnamigen Uraufführung nach einer Novelle des Schweizer Autors Thomas Hürlimann am Theater Oberhausen um ein gewichtigeres Thema: Tod und Trauer.
Ein älteres Ehepaar hat den Sohn verloren, nun stellt sich die Frage: Rosenstrauch oder Grabstein? Lucienne (Margot Gödrös) setzt sich durch und lässt einen künstlerisch ansprechenden Gedenkstein anfertigen, aber sie brüskiert damit ihren Ehemann (Hartmut Stanke). Das führt zum ersten Zerwürfnis zwischen den Eheleuten, im Laufe der Inszenierung von Oberhausens Intendant Peter Carp vertieft sich dieser Graben. Eingekapselt in die je eigene Trauer verlieren die beiden Alten beinahe den Kontakt zueinander. Und schlimmer: Sie belauern sich, sie misstrauen sich, sie fügen sich Gemeinheiten zu.
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Theater Oberhausen: Im Bett mit Brecht
Ist Theater wie Sex: Die Schauspieler stimulieren die Zuschauer? Oder ist Theater ein Hospiz, in dem man der Kultur beim Sterben zuschauen kann? Das Theater Oberhausen lädt sein Publikum ein zum Nachdenken über Theater. „Brecht“ ist ein Mixed-Media-Abend auf der Meta-Ebene – eine Mischung aus Puppenspiel und Schauspiel, Improvisation und Quatsch.
Im Zentrum steht Brecht, eine wundervoll gestaltete Puppe der renommierten Puppenspielerin Suse Wächter, die an diesem Abend auch Regie führt. Ihr Brecht misst etwa einen Meter und hat einen sensationell gönnerhaft-selbstgefälligen Gesichtsausdruck: Wenn er mit halb geschlossenen Lidern pastoral um sich blickt, an seiner kalten Zigarre saugt und mit Augsburger Zungenschlag krächzt: „Nach uns wird kommen – nichts Nennenswertes“ – dann tut das eigentlich seine Schöpferin Suse Wächter neben ihm. Doch das hat der Zuschauer schnell vergessen.
Brecht liegt in einem riesigen Bett mit allerlei technischem Schnickschnack (Bühne: Constanze Kümmel), inmitten hübscher Schauspielerinnen. Sie kommen aus dem Hier und Jetzt, surfen nebenbei im Internet, telefonieren via Skype – und wollen mit Brecht proben, weshalb sie ihm in einer Prüfung demonstrieren, dass sie sein Konzept des epischen Theaters samt Verfremdungseffekt verstanden haben. Mit Wisch-Bewegungen zaubern sie übereifrig immer neue Infografiken auf die Leinwand und präsentieren ihre Lektionen: Der Einfühlungsakt muss unterbunden werden! Jede Geste muss als theatralisch erkennbar sein!
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Schopf und Schöpfung: Oberhausen zeigt „HAIR! Das Haar in der Kunst“
In der „flotten Schreibe“ älterer Machart hätte man formuliert, die neue Ausstellung in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen sei „eine haarige Angelegenheit.“ Und was der Redensarten mehr sind. Richtig ist, dass „HAIR! Das Haar in der Kunst“ das Titelthema rundum abhandelt. Wer da noch eine wesentliche Lücke entdeckt, ist wirklich findig.

Domenico Gnoli: „Hair Partition“ (Scheitel), 1968 (© Museum Ludwig im Statlichen Russischen Museum St. Petersburg/VG Bild-Kunst, Bonn 2013)
Gleich der erste Raum verheißt große zeitliche und ästhetische Bandbreite, die dann auch eingelöst wird: Bei Tilman Riemenschneiders „Marientod“ (um 1515) spielt die Haar- und Barttracht der Figuren eine entscheidende, charakterisierende Rolle – bis hin zur so genannten „Petrus-Locke“, die eben genau diesen Apostel kennzeichnet. Direkt gegenüber hängt eine Fotografie von Cindy Sherman, auf der die Künstlerin als steinreiche, überschminkte Dame der besseren Gesellschaft erscheint. Auch hier macht die Frisur einen Unterschied.

Cindy Sherman: „Untitled # 464“, 2008 (© Hendrik Kerstens, courtesy NUNC Contemporary, Antwerp, Belgium)
Für viele Jahrhunderte bedeutete „ordentliches“ Haar auch geordnetes Denken oder gar Gottesnähe. Aus heutiger Sicht kuriose Dinge wie ein Echthaar-Kruzifix oder eine Maria Magdalena mit Ganzkörperbehaarung gibt es zu sehen, wobei das wallende Haupthaar selbstverständlich ihre jungfräuliche Scham bedeckt.
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Die harte Gangart der Fotografie – Bilder von Weegee in Oberhausen
Immer `ran, gleich` ran: Wenn Weegee ein starkes Bildmotiv sieht, so hält ihn nichts mehr auf Distanz.
Dann rückt der Pressefotograf den Mördern, Opfern, Cops und Underdogs im New York der 1930er und 1940er Jahre ganz dicht auf den Leib und drückt sofort ab. Menschen, deren Behausung gerade in Feuersbrünsten niederbrennt, hält er die Kamera mitten in die entsetzten Gesichter.

Weegee: „Der Erkennungsdienst bei der Arbeit“, 1941 (© Weegee/Institut für Kulturaustausch, Tübingen 2013)
Seit 1935 als Freelancer tätig, kann sich der Autodidakt keine Sentimentalitäten erlauben. Er muss die besten, unmittelbarsten Bilder haben, sonst würden die sensationsgierigen Zeitungen sie nicht kaufen. „Murder is my business“, sagt Weegee einmal.
Die heute noch hinreißenden Ergebnisse seiner Arbeit sind jetzt in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zu sehen. Die Dokumente werden längst als Kunstwerke wahrgenommen. Es liegt nicht am bloßen Verstreichen der Zeit und an der generellen musealen Aufwertung der Fotografie, sondern an wahrhaftigen Qualitäten dieser Schwarzweiß-Bilder. Die rund 100 Exponate stammen aus dem Fundus des Instituts für Kulturaustausch in Tübingen, aus dem Christine Vogt und ihr Oberhausener Team eine schlüssige Auswahl zusammengestellt haben. Übrigens gab’s im Ruhrgebiet noch nie eine Weegee-Schau.
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„Hütchen sind immens wichtig“ – Frank Goosen auf Lesereise
„Schnell rein, schnell raus. Keine Gefangenen.“ Dieser Plan ist schon bei Stefan, der Hauptfigur in Frank Goosens neuem Roman „Sommerfest“ nicht aufgegangen. Natürlich kommt auch der Erfinder des „Woanders-iss-auch-Scheiße-Koffergurts“ bei seiner Lesereise (z. B. jetzt im Ebertbad Oberhausen) nicht nur einfach schnell rein und schon gar nicht schnell wieder raus.
Will er wohl auch gar nicht. Goosen ist ja nicht nur Schriftsteller, sondern auch gelernter Kabarrettist. Die Erfahrungen aus den Lehrjahren mit den „Tresenlesern“ kommen ihm heute zugute.
Einen klug ausgewählten Querschnitt aus dem neuen Buch trägt er vor. Das Publikum bekommt einen guten Einblick, bleibt aber dennoch neugierig auf das große Ganze. Seine Romanfiguren, „die bedrohte, schützenswerte Sprache des Ruhrgebiets“ und „die Storys, die nur so auf der Straße liegen„, er erweckt sie gekonnt zum Leben. „Vorgelesen gewinnt das Buch enorm. Von mir aus kann er mir das jetzt auch ruhig ganz von Anfang bis Ende vorlesen, auch wenn ich es schon kenne“ – so eine begeisterte Dame im Publikum. Wie sich überhaupt das ganze Publikum dankbar mitnehmen lässt auf den teils nostalgischen, teils witzigen Road Trip durch ein Wochenende im Ruhrgebiet. „Kennwa doch allet, ham wa genauso schon imma gesacht und gehört. Gut, datt datt ma einer aufschreiben tut.“ Da ist Frank Goosen ganz der Toto Starek aus dem Roman. Am besten ist Goosen aber immer dann, wenn er das starre Korsett des reinen Vorlesens verlässt und hintergründige Dönekes zur Entstehungsgeschichte des Buches erzählt.
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Oberhausen zeigt die Plakate von Keith Haring: Schlicht und einfach universell
Die meisten kennen Keith Haring vor allem als legendären Graffiti-Künstler. Doch irgendwann drängten seine Schöpfungen vom buchstäblichen Underground (ab 1979 bildliche „Kurznachrichten“ auf freien Werbeflächen in der U-Bahn von New York) in den oberirdischen öffentlichen Raum, sodann auch in Galerien, Museen und auf Plakatwände, ja sogar in die Produktwerbung. Jetzt ist unter dem Titel „Short Messages“ sein komplettes Poster- und Plakatschaffen (85 Entwürfe) im Schloss Oberhausen zu sehen. Die Leihgaben stammen aus dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe.

Keith Haring: "National Coming Out Day" (Offsetlithographie, 1988 / Copyright Keith Haring Foundation, Fotografie Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg)
Haring (1958-1990) ist nur 31 Jahre alt geworden, er starb an Aids. Doch in der kurzen Spanne zwischen 1982 und 1989 ist in eminent starken, bis heute nachwirkenden Ansätzen bereits ein veritables Lebenswerk von ganz eigener Güte entstanden. Man vermag sich kaum vorzustellen, was daraus noch hätte sprießen und blühen können.
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Jamiroquai: Acid-Jazz mit Autsch
Ich war so glücklich. Ein Konzert von Jamiroquai. Endlich. Der eigentliche Termin im Frühjahr war wegen einer Grippeerkrankung von Sänger Jay Kay ausgefallen. Also nun Oberhausen, ein Abend voller Sound, Funk, Acid-Jazz – und Ohrenschmerzen.
Die Ausgangslage war schon ein bisschen schwierig. Die Band hatte eine Absage wieder gut zu machen. Und dann das: Dem Schweizer Alleinunterhalter mit Beatboxing-Qualitäten gehört die Bühne viel länger als geplant – die Combo ist gerade erst in Düsseldorf gelandet. Nebel in London.
Als Jay Kay endlich um halb zehn auf die Bühne stürmt, ruft er eine lautstarke Entschuldigung in die Halle. Lautstark ist leider auch, was folgt: Der Sound ist brutal und schmerzhaft, unausgewogen. Jay Kays Gesang klingt wie aus einer Blechbüchse, Rückkopplungen stören das Konzerterlebnis. Einige Buhs aus dem Publikum werden laut. Immer wieder zeigt Jay Kay selbst auf die Monitore, geht in den Pausen zwischen den Liedern an den Bühnenrand, flucht „What a fuck is this.“
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Endlich im Museum: Blaubär, Arschloch und der Föhrer
Käpt’n Blaubär, dieser behäbig-gutmütige Lügenbär aus der „Sendung mit der Maus“?
Ist von ihm, Walter Moers.
Dann das Kleine Arschloch, diese respektlose Comic-Figur, ein Elfjähriger mit großer Nase und baumelndem Schniedelwutz?
Von ihm, Moers.
„Adolf, die kleine Nazi-Sau“, die scheiternde Witzfigur aus dem Clip „Der Bonker“?
Moers’ Idee.
Der Kontinent Zamonien, ein düster-sagenhafter Schauplatz einer ganzen Roman-Reihe – von Käpt’n Blaubärs Abenteuern für Erwachsene über Rumo bis zu einäugigen Buchlingen, die tief unter der Erde leben?
Eine grafische und wortgewaltige Schöpfung von: Moers.
Endlich darf Moers ins Museum
„7 ½ Leben“ hat Walter Moers schon hinter sich gebraucht – zumindest legt die gleichnamige Ausstellung in der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen das nahe.
Zum ersten Mal darf das Gesamtwerk des Zeichners, Grafikers, Autors ins Museum. Skizzen und Vorab-Collagen sind zu sehen, Storyboards und fertige Clips, Tuschezeichnungen, Objekte und Bücher.
Richtig: Bücher. An den Bänken sind Moers’ Romane befestigt. Wer viel Zeit mitbringt, kann so auch in der zamonischen Welt versinken, die Moers seit 1999 erschafft. Aus Text, besonderer Typografie und eingefügten Zeichnungen.
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Otto ist jetzt die Otto-Waalkes-Coverband
Gitarre her, Finger fliegen, Ulkgesicht, Gag, Gag, Stimme hoch, runter, Zack, Pfiff, Schnalz, Gag, Gag, Gitarre in die Ecke rumpeln und weiter geht’s.
Das war Otto damals – in den 70ern. Es wird Nacht, Señorita, klonk-zisch-kuckuck-pfeif, und ich habe kein Quartier…
Solche Dinge Lacher halt. Rasant, anarchisch, chaotisch. Unerreicht.
Die alten Stücke – nur langsamer
Otto 2011 ist anders. Otto 2011 ist: Hollerahitti, schaut mal, wen das kleine Ottili euch mitgebracht hat. Louis Flambé, Harry Hirsch, die Ottifanten und Robin Hood, der Rächer der Enterbten. Puh, war das anstrengend – erst mal ’ne Pause!
Otto Waalkes ist gewissermaßen eine Otto-Waalkes-Coverband geworden. Er spielt die alten Stücke nur an, selten zu Ende, viel langsamer als damals, dafür mit mehr Pausen und viel mehr Publikums-Beteiligung.
Hallo Dooortmund. – Hallo Oootto.
Das Publikum singt selbst
Dreist wird es, als sich Otto die Gitarre schnappt, rhythmisch anschlägt und singt: „Weine nicht, wenn der Regen fällt.“ Der Saal antwortet mit „Dam dam“, mit dem ganzen Rest von „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Waalkes treibt das Spiel weiter. „Er gehört zu mir“, „Wahnsinn“, „Das geht ab“, „Ein Stern“ – Otto spielt Gitarre, das Publikum singt minutenlang. Jede Coverband würde sich freuen, so leicht ihr Geld zu verdienen.
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Baselitz, Lüpertz, Penck: Wurzeln in der Luft
Baselitz, Lüpertz, Penck – deren Kunstfertigkeiten kennt man doch zur Genüge. Vorgestern war’s ja noch halbwegs interessant. Doch längst sind wir viel, viel weiter fortgeschritten. Wir, die ach so versierten Kunstbetrachter…
Halt! So denken vielleicht oberflächliche Gestalten im Kreiseln und Kriseln des Kulturbetriebs, die stets gelangweilt nach dem Allerneuesten verlangen und sich den Anschein des durch nichts mehr zu verblüffenden Kenners geben. Elendes Ennui-Gehabe!
Oft, ja beinahe immer lohnt ein zweiter, ein anderer Blick aufs Gewesene. Zumal dann, wenn Künstler mit früheren, weniger bekannten Arbeiten aus Phasen präsentiert werden, als ihr Werk noch im Wachsen und Werden war. Und manchmal erst recht, wenn es sich nicht um auftrumpfende Hauptwerke, sondern um eher intime Zeichnungen handelt. Hier also sind tastende Versuche und Skizzen zu finden, die sich noch näher an den Ursprüngen der Ideen bewegen als die später breit und vielleicht schon allzu selbstgewiss ausgeführten Bilder.
Der Sammler Peter Ludwig hatte bekanntlich gutes Gespür für vielversprechende Ansätze, die eben erst keimten. Er erkannte – auch mit marktgeschultem Blick – manche große Begabung frühzeitig und kaufte bereits, bevor es die anderen taten. Daher kommt es, dass die diversen Ludwig-Museen (etwa in Köln, Aachen und Oberhausen) über große Konvolute von Zeichnungen verfügen.
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Leonard Cohen: Jeder Zoll Würde und Weisheit
Oberhausen. Mit dem Wort „Sensation” sollte man sehr vorsichtig sein, aber dies ist gewiss eine: Leonard Cohen, der große kanadische Sänger und Songschreiber, ist nach 15 Jahren Abwesenheit und innerer Einkehr auf die Bühnen der Welt zurückgekehrt.
Der jetzt 74-Jährige zelebriert in der Oberhausener Arena ein unvergessliches Konzert, das mit Pause weit über drei Stunden währt. Gibt’s dabei keine langatmigen Minuten? Wohl kaum! Und das keineswegs nur wegen der berühmten Titel wie „Suzanne” und „So long, Marianne”, bei denen die Menschen geradezu andächtig sanft mitsummen.
Dunkler Anzug, graues Hemd, klassischer Herrenhut, eine Haltung von Anmut und Demut. Zuweilen kniet Cohen auf der Bühne buchstäblich nieder vor den Inbildern dunkler Poesie und ewig besungener Weiblichkeit. Manche Wörter raunt er wie ein Verschwörer, halb hinter vorgehaltener Hand.
Doch gern bewegt sich Cohen auch heiteren Sinnes, swingend im Kreise seiner erlesenen Musikerschar, die er gleich zweimal ausgiebig preisend vorstellt (doch die einzige, verzeihliche Länge im Programm). Stellenweise fühlt man sich gar an die Lässigkeit eines Frank Sinatra erinnert, doch Cohens Stimm- und Gefühlslage lotet ja die untersten Bassregister aus. Vor allem aber reicht seine subtile Song-Lyrik in ganz andere Daseinstiefen hinab.
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Manfred Deix: Explosion der Gemütlichkeit
Oberhausen. Drei Namen, drei Marken: Helnwein – Haderer – und Deix. Österreich hat wahrlich nicht nur einen Zeichner hervorgebracht, der menschliches Treiben mit bitterbösem Blick schildert. Und bei der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen haben sie diese „hundsgemeinen” Kerle ganz besonders ins Herz geschlossen.
Jetzt also Manfred Deix. Er zeigt samt und sonders Typen, vor denen es einen graust. Widerliche Fleischberge, ekelhafte Visagen, geifernde Gier, abgründige Lustbarkeiten. Durch und durch vulgär geht es da zu – ja, es ist ein einziges Vulgarien. Doch Deix behauptet, er übertreibe keineswegs. Augen auf! Solche Herrschaften könnten einem tatsächlich begegnen.
Schwarzeneggers
bizarre Jugend
Der Kurator der umfangreichen Schau, Prof. Peter Pachnicke, sieht bei Deix etwas schwellend „Barockes” am Werke, während dessen Freund und Konkurrent Haderer eher für graziles Rokoko stehe. So findet jeder Cartoonist seine kulturhistorische Nische. Man muss sich abheben; erst recht in einem übersichtlichen Land wie Österreich. Trotzdem werden sie meist in einem Atemzug genannt. Künstlerschicksal.
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Wilhelm Busch: Lustvolle Zerstörung der Idylle
Gleich hinterm Eingang blickt der Besucher in einen Zerrspiegel. So sieht man sich nicht gern. Doch im Schloss Oberhausen geht’s ja auch um einen Verzerrer der sichtbaren Wirklichkeit: Wilhelm Busch, Urahn vieler späterer Comic- und Cartoon-Künstler.
Der Schöpfer von „Max und Moritz”, „Hans Huckebein” und zahlloser weiterer Bildergeschichten hat klassisches Rüstzeug an Kunstakademien erworben. Wenn er will, kann er etwa im Stile der alten Holländer malen. Doch schon beim anfänglichen Maschinenbau-Studium karikiert er seine Dozenten. Schalkhafte Blätter aus Kollegheften zeugen davon.
Die Ausstellung „Herzenspein und Nasenschmerz” stellt Wilhelm Buschs Werke in Zusammenhänge mit Vorläufern und Nachfahren. Karikierende Tendenzen gab es z. B. schon bei Francisco Goya (Verzerrung durch Schmerz), beim Franzosen Grandville oder beim Engländer William Hogarth, der mit Vorliebe die Folgen von Alkohol und Hurerei drastisch darstellte – moralische Appelle wider den Verfall der Sitten.
Vorbilder waren also da. Kennzeichen: entlarvende Übertreibung typischer Wesensmerkmale, eine vordem ungeahnte Dynamik, gewollt schräge Perspektiven, Mut zum Hässlichen. Bald begnügte man sich nicht mehr mit Einzelbildern, sondern zeichnete Handlungsabläufe.
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Wenn Ibsen uns anbrüllt – Volker Lösch murkst in Oberhausen den „Volksfeind“ mit Skandal-Gehabe ab
Von Bernd Berke
Oberhausen. Sieben rote Laufbahnen auf ansonsten leerer Bühne streben stracks auf den Zuschauerraum zu. Es sieht so aus, als könnte hier gleich eine Sprint-Konkurrenz beginnen. Tatsächlich kommt man fix aus den Startblöcken, und die Ziellinie ist auch zeitig erreicht: In knapp 90 Minuten ist das Stück abgetan, bei dem es sich um Henrik Ibsens „Ein Volksfeind“ handeln soll.
Der Kleinstadt-Arzt Dr. Stockmann hat entdeckt, dass das Wasser aus der Heilbad-Quelle des Ortes verseucht ist. Diesen Umweltskandal will er sogleich in der Zeitung publik machen. Der Redakteur ist Feuer und Flamme, schwingt linksradikale Phrasen. Auch alle anderen wollen den Arzt lauthals unterstützen. Doch Stockmanns Bruder ist Bürgermeister und vertritt touristische Interessen. Nach und nach kippen die Opportunisten um und huldigen der Stadtspitze im Namen einer „kompakten Majorität“. Als wär’s ein Stück von heute.
Grotesk gehetzte Figuren eilen über die Laufbahn
Unter der Regie von Volker Lösch geht alles rasch und lärmend vonstatten. Die eingangs erwähnten Laufbahnen (Bühne: Carola Reuther) werden weidlich genutzt. Die Figuren, grotesk gehetzt von Karriere-Geilheit und ökonomischen Zwangslagen, sausen hier ständig auf und ab wie in einer schrillen Spielshow. Sie kommen kaum zu Atem, mithin nicht zur Sprache. Deshalb müssen sie Ibsen japsen – oder bellen, brüllen und juchzen.
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Gesellschaft voller Monster – „Unser täglich Wahnsinn“: Cartoons von Gerhard Haderer in Oberhausen
Von Bernd Berke
Oberhausen. Da muss einer etwas gründlich missverstanden haben: „Schöner Rasen“ heißt die Titelzeile der Zeitschrift, die am Fußboden liegt. Der Kerl, der sie achtlos hingeworfen hat, schaut aus dem Fenster – hinaus auf öden Asphalt und ein PS-starkes Auto. Nicht sattes Grün hat er im Sinn, sondern fulminante Fahrten ohne jede Rücksicht: „Schöner rasen“ eben.
Der österreichische Cartoon-Zeichner Gerhard Haderer, jetzt im Schloss Oberhausen mit einer 160 Exponate starken Retrospektive (Titel: „Unser täglich Wahnsinn“) gewürdigt, lässt durchweg ziemlich gemeine, unverschämte und hässliche Gestalten auftreten. Die Spezies, so könnte man meinen, wird mehrheitlich von „niedrigen Beweggründen“ angetrieben.
Doch da gibt’s auch noch die (gleichfalls unansehnlich gewordenen) Opfer – wie etwa jene Ehefrau, die vor ihrem Gatten kniet und offenbar seit Stunden putzt. Der Herr des Hauses trägt ein ekelhaft triumphales Grinsen zur Schau, als sei sie sein braves Haustier.
Krasse Typologie der hassenswerten Zeitgenossen
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Die Not wird mit dem Dreck verkleistert – Kay Voges inszeniert Wedekinds „Frühlings Erwachen“ in Oberhausen
Von Bernd Berke
Oberhausen. Der Bühnenräum ist rundum gekachelt. Es gibt Umkleidekabinen, Waschbecken, Duschen, ein paar Pissoirs. Alles in geradezu gellend weißer Sterilität, so dass man am liebsten die Augen schließen würde – besonders, wenn diese furchtbaren Neonlichter zu flackern beginnen. Ein „sauberer“ Albtraum.
Hier hat man sie eingesperrt wie in eine geschlossene Anstalt: die Jugendlichen aus Frank Wedekinds Stück „Frühlings Erwachen“. Ehedem haben sie sich mit wilhelminischem Drill und Triebunterdrückung „christlichen“ Zuschnitts geplagt. In Kay Voges‘ Oberhausener Inszenierung lernen sie erst einmal „Neusprech“, als sei’s ein Text von George Orwell („1984″). Gipsköpfige, völlig ent-individualisierte Erwachsene lugen von oben über die Kachelwände, geben Takt und Lügenworte vor: „Krieg bedeutet Frieden. Unwissenheit ist Stärke.“ Die Jugend spricht’s verängstigt im Stakkato nach.
Psycho-Szenerie mit gleißenden Kacheln
Es ist eine enorm beklemmende Psycho-Szenerie (Bühne: Svea Kossack), in der letztlich doch die herkömmlichen Herrschafts-Verhältnisse ausgetragen werden. Erzwungene Körper-Panzerung, Zurüstungen zu aggressiven, ja kriegerischen Ersatz-Handlungen – im Grunde das alte Leidens-Lied, sozusagen ein Mord an aller Lust. In Ewigkeit, Amen?
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Wilhelm Busch: Ernste Kunst blieb seine Privatsache – Oberhausen zeigt Gemälde des berühmten Humoristen
Von Bernd Berke
Oberhausen. Wenn einem der Ruf des Humoristen anhaftet, gibt es hierzulande schwerlich die höheren Weihen der Kunst. Diese Befürchtung hegte auch Wilhelm Busch, der volkstümlich berühmte Urheber von Comic-Vorläufern wie „Max und Moritz“ oder „Hans Huckebein“. Ernsthafte Tafelmalerei betrieb er daher nur ganz privat.
In Oberhausen kann man jetzt eine breite Auswahl seiner Gemälde und Zeichnungen betrachten. Das Wilhelm-Busch-Museum zu Hannover wird umgebaut, daraus ergab sich die solche Chance der umfangreichen Ausleihe.
Zeitlebens ist Wilhelm Busch (1835-1908) mit diesem Teil seines Werkes nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Heimlich, still und leise hat er geübt, hat zahllose Bleistift-Skizzen und Ölbilder gefertigt. Man nimmt an, dass es schließlich 2000, vielleicht auch 4000 Arbeiten gewesen sind. die er hortete – in Wiedensahl bei Hannover, weit abseits der Kunstmetropolen.
Die „Dornröschen“-Szenen von 1855 atmen noch den Geist lieblicher Märchen-Romantik. Aber dann! Es ist unverkennbar, dass um 1870 Anstöße von den alten niederländischen Meistern kamen, besonders Frans Hals ist zu nennen. Auf einem Selbstbildnis zeigt sich Busch als Holländer; auch der „Mann in Tracht mit Glas“ gehört in diesen Kontext. Sogar „Prügelszenen“, die man thematisch den humoristischen Bilderbögen zuordnen würde, kommen in altmeisterlicher Manier daher. Die Farbpalette könnte von Rembrandt stammen.
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Ein freundlicher Riese – Christos gigantischer „Mauerbau“ aus 13000 farbigen Ölfässern im Gasometer Oberhausen
Von Bernd Berke
Oberhausen. Dieser Christo schafft es einfach immer wieder: Anfangs, wenn man nur von den Projekten des Verhüllungskünstlers und seiner Gefährtin Jeanne-Claude hört, schüttelt man vielleicht noch den Kopf. Doch das ist bloßer Phantasiemangel. Man muß stets nur eine Weile abwarten. Und jetzt muß man’s nicht mehr: Das Ereignis ist da!
Sobald Christos Ideen verwirklicht sind, ist man überwältigt. So war’s 1995 beim verhüllten Reichstag, so ist es nun im Oberhausener Gasometer, wo Christo 13 000 bunte Ölfässer zur Riesenmauer („The Wall“) geschichtet hat. Christo und seine Gefährtin Jeanne-Claude kehren die üblichen Verhältnisse um: Die bloße Vorstellung klingt prosaisch, die reale Umsetzung erweist sich hingegen als poetisch…
Kein besserer Ort ließe sich für diese Installation finden als just der Gasometer. Sieht man die gigantisch aufgetürmte Ölfässer-Wand vor sich, so wird einem auch die ungeheure Ausdehnung des Industriedenkmals erst so recht bewußt. „The Wall“ füllt die gesamten 68 Meter Durchmesser des Gasometers aus und ragt 26 Meter auf; haushoch zwar, aber in den Dimensionen des 110 Meter hohen Gasometers fast bescheiden. Steht man ganz nah davor, so kann einem freilich ein wenig bange werden. Doch keine Angst: Das Wunderwerk wird von einer massiven Stütz-Konstruktion ehern gehalten.
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Christo baut Mauer aus 13000 Ölfässern – Verhüllungskünstler sorgt 1999 für Attraktion im Gasometer
Von Bernd Berke
Oberhausen. Das wird ein Ding: Der berühmte Verhüllungskünstler Christo und seine Gefährtin Jeanne-Claude wollen 1999 im Oberhausener Gasometer eine Mauer aus 13.000 Ölfässern errichten lassen. Als beide gestern die Grundzüge des Projekts präsentierten, war auch NRW-Kulturministerin Ilse Brusis schon im voraus begeistert. „Weltkünstler“ und „wunderbar“ waren die zentralen Stichworte ihrer kurzen Ansprache.
Prof. Karl Ganser, Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung „IBA Emscher Park“, die im nächsten Jahr u. a. mit dem Christo-Spektakel in die Zielgerade geht, ist gleichfalls schon jetzt vom Gelingen mit enormer Werbewirkung fürs Revier überzeugt: „Christo ist ein Ereignis per se“, befand er.
Das Grandiose ist schon ausgemachte Sache
Wenn also das Grandiose an dem Vorhaben bereits ausgemachte Sache ist, kann man sich getrost den profanen Details zuwenden, soweit sie bekannt sind: 13.000 Ölfässer werden im 117 Meter hohen Gasometer (wo zuletzt die Fernseh-Schau „Der Traum vom Sehen“ Furore machte) so aufgetürmt, daß sie eine 26 Meter hohe, 68 Meter breite und 7,23 Meter tiefe, undurchdringliche Wand im Inneren des Industriebaus bilden und diesen gleichsam in zwei Hälften spalten. Der Titel der gigantischen Arbeit lautet denn auch „The Wall“ (Die Mauer).
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„Götter Helden + Idole“: Eröffnungsschau in der völlig umgebauten Ludwig Galerie Schloß Oberhausen
Von Bernd Berke
Oberhausen. Welch ein verwirrender Empfang im Museum. Wer jetzt den Hauptflügel des Schlosses Oberhausen betritt, steht gleich vor einer Buddha-Figur. Das wird wohl eine Ostasien-Ausstellung sein, könnte man denken. Doch gleich hinter der ehrwürdigen Skulptur lächelt, achtfach vervielfältigt, Andy Warhols knallbunte Marilyn Monroe. Daneben wiederum zieht Warhols doppelter Elvis Presley zwei Colts. Buddhismus, weiblicher Eros und Rock’n’Roll. Ja, worum geht es denn hier eigentlich?
Auflösung folgt sogleich: Die Premieren-Schau der für 10,7 Mio. DM gänzlich umgebauten Ludwig Galerie im Schloß heißt „Götter Helden + Idole“. Solche Gestalten, die die Sehnsucht nach übermenschlichen Vor-Bildern stillen sollen, hat es eben zu allen Zeiten gegeben. Als religiöse Bildnisse diese Bedürfnisse nicht mehr befriedigten, haben die Stars aus Film und Pop-Musik das Erbe angetreten.
Die Ausstellung, größtenteils aus den weltweit verteilten Beständen der famosen Ludwig-Sammlungen bestückt, vereint somit ebenso kontrast- wie aufschlußreich Idole aus allen Kulturen und Epochen: Antike Heldenporträts stehen neben christlichen Heiligenfiguren und furchtlosen Rittern. Man bestaunt den Totem mit übergroßem Gemächt, Picassos Mischformen aus Mensch und Stier (Minotauren) sowie das vollends erkünstelte Idol Michael Jackson. Von Filmplakaten herab überwältigen entrückte Schönheiten wie Sarah Bernhardt oder Marlene Dietrich durch superbe Erotik. Und eines der rissigen Bilder von Anselm Kiefer zeigt, daß man auch mit architektonischen Pathosformeln Eindruck schinden kann.
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Man fühlt schon, wie der Winter naht – Tschechows „Kirschgarten“ im Theater Oberhausen
Von Bernd Berke
Oberhausen. „Unser Leben ist verdammt dumm“, denn: „Wir spielen uns voreinander auf.“ Anton Tschechows Drama „Der Kirschgarten“ enthält Sätze, von denen sich mancher ertappt fühlen müßte. In Oberhausen hat sich nun Thomas Goritzki (Regie) dem modernen Klassiker genähert.
Die Gutsbesitzerin Ranevskaja (Elenor Holder) kehrt, von Leben und Liebe enttäuscht, nach langen Jahren aus Frankreich ins ach so rückständige Rußland zurück. Doch auch dort ist nichts mehr so, wie es war. Ihr Verwalter Lopachin (Andrea Bettini), aufgewachsen noch als Sohn eines Leibeigenen, zieht inzwischen die geschäftlichen Fäden. Er stellt die Dame von Welt vor die Wahl: Entweder, die Ranevskaja lasse ihre überschuldeten Güter freiwillig parzellieren und stückweise an Sommerfrischler verkaufen, oder das Ganze müsse in einem Rutsch zwangsversteigert werden. Jedenfalls habe man den ökonomisch nutzlosen Kirschgarten in Kürze abzuholzen. Geld kommt, Schönheit stirbt. Und mit ihr die Erinnerung an glücklichere Zeiten im Garten.
Die langen Momente des Stillstands
Das Stück zeigt die langen Momente des Stillstands vor dem Vergehen. Die Zeit zieht vorüber, aber sie will nicht wirklich voran. Die bittere Wahrheit wollen diese Leute nicht wissen. Sie warten, aber worauf denn eigentlich noch? Man redet, ißt, trinkt, träumt und tanzt ein wenig und – spielt sich voreinander auf.
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Selbst in der Liebeslust lauert Verzweiflung – Retrospektive zum Werk von Tomi Ungerer in Oberhausen
Von Bernd Berke
Oberhausen. Wenn der Zeichner und Cartoonist Tomi Ungerer von Liebesdingen erzählt, steht immer der Tod in der Nähe. Bizarre Körpermaschinen verbohren und verschrauben sich ineinander, daß es nicht nach Lust, sondern nach Verzweiflung aussieht. Vielleicht will er uns bedeuten, daß wir in diesen Zeiten zur Liebe gar nicht fähig sind?
Überhaupt ist der gebürtige Straßburger ein Pessimist von hohen Graden. Doch er kennt, wie jetzt eine umfangreiche Retrospektive mit 360 Exponaten im Schloß Oberhausen zeigt, auch idyllische kleine Fluchten vor dem Elend der Welt.
Nach Erfolgsjahren in New York hat sich Ungerer (inzwischen 64 Jahre alt) seit einiger Zeit auf die grüne Insel Irland zurückgezogen, wo er nebenher eine kleine Schafzucht betreibt. Auf manchen Bildern träumt er nun die Utopie von Frieden und Harmonie.
Verhaßte Technik macht sich breit
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Mit Lust und Leid gegen die starre Moral der Samurai – „Bilder der fließenden Welt“: Holzschnitte aus Japan in Oberhausen
Von Bernd Berke
Oberhausen. Wogende Leiber, stürzende Linien, wilde Begattung, gewaltsame Akte. Was die Hersteller japanischer Farbholzschnitte Im 19. Jahrhundert druckten, ist nichts für zarte und prüde Gemüter. Doch die Oberhausener Ausstellung dieser Blätter bietet mehr als Sex und Crime mit historisch-exotischer Note.
Der Sog solcher Darstellungen gleicht fast der betäubenden, sinnesraubenden Wirkung neuester Comics oder Videos. Zuweilen ist alles in gegenläufiger, expressiver Bewegung begriffen, man weiß nicht, wohin man zuerst schauen soll, der Blick wird hin- und hergerissen. Grelle Farbigkeit verstärkt die Effekte.
Drastisches Beispiel: Ein Herr scheint – sehr züchtig ausgedrückt – von verschiedenen Seiten zugleich die Dame zu bestürmen, und die biegt ihren Körper, als bestehe sie aus flüssigem Stoff. Pornographie? Nicht nur. Diese verwirrende Mehrfach-Ansicht geschlechtlicher Begegnung ist ein mit genuin künstlerischen Mitteln gesteigerter Ausdruck höchster Lust. Ein bloßes Abkupfern sexueller Wirklichkeit wäre nicht halb so aussagekräftig.
Und natürlich wollen uns die Ausstellungsmacher mit ihrer Schau (einem Seitenstück zu den Oberhausener Kurzfilmtagen mit deren Japan-Schwerpunkt) nicht nur in sündige Erregung versetzen, sondern möglichst auch zum Nachdenken bringen. Besagte Szene stammt nämlich aus einem Lehrbuch der Liebeskunst und müßte im Zusammenhang betrachtet werden. Da geht es nämlich nicht nur um „das Eine“, sondern ums ganze Drum und Dran zwischen Mann und Frau.
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