Volltextsuche
Archiv aller Beiträge
Die 200 meistgelesenen (von fast 4300 Beiträgen)
- Wie sich Pflegedienste nennen
- Unter Kriminellen – Johan Simons inszeniert „Das Rheingold" bei der Ruhrtriennale
- Viele, liebe, beste, schöne, freundliche, herzliche Grüße: Die etwas unklare Rangordnung der Grußformeln
- „Kultur im Revier gehört nicht an den Katzentisch" – Thierse und Clement auf Zeche Zollern zum „Kulturforum der Sozialdemokratie im Ruhrgebiet"
- Konjunktur mit Fußballbildchen: Das Wunder in Tüten aus Dortmund und Unna - zur Geschichte des Bergmann-Verlags
- Mit Zuversicht durch schwierige Zeiten: Neue Leitung fürs Dortmunder Szene-Theater „Fletch Bizzel"
- Als Prügel für Kinder zum Alltag gehörten
- Ewige Kindheit, zähflüssige Fantasie: Robert Wilson inszeniert „Peter Pan" in Berlin
- (Gar nicht so) kleine Corona-Wortsammlung – weitgehend ohne Definitionen, aber fortlaufend aktualisiert
- Erste Premiere im „Megastore": Jelineks NSU-Drama „Das schweigende Mädchen"
- „Familie Hauser" als (un)heimlicher Internet-Hit: Viele Millionen Klicks für herzige Playmobil-Filmchen
- Zum Tod der Musikjournalistin Sonja Müller-Eisold
- Zum Tod des Feuilletonisten Hans Jansen
- Durch die Röhre ins Museum - Gregor Schneiders irritierende Raumplastik in Bochum
- „Aus" für die Rundschau-Redaktion: Dortmund und das Umland verlieren ein Traditionsblatt
- TV-Nostalgie (19): Werner Höfers „Frühschoppen" – das Sonntagsritual
- Noch ein neuer „Tatort"-Kommissar in Hamburg: Thorsten Falke ist ein Rock'n'Roller
- Chancen am Borsigplatz: Der soziale Ertrag des Bierbrauens und andere Aktionen
- Von Nöttelefönes, Klötenköhm und Halfjehang – ein Herkunftswörtbuch zur Sprache an Rhein (und Ruhr)
- Damals in Bochum - eine Erinnerung zum Tod des Germanisten Jochen Schulte-Sasse
- Farewell, Barney: Zum Tod des Dortmunder Journalisten Werner Strasdat
- Die WAZ schenkt kräftig ein: Gin und mehr mit Bergbau-Anmutung
- Dualismus und Erlösung: Vera Nemirovas „Tannhäuser“-Inszenierung in Frankfurt
- Nicht nur zum Ende der Zechen-Ära eine Erinnerung wert: August Siegel, Bergmann und Gewerkschafts-Pionier
- Einkaufen früher und heute
- Verborgener Schatz - Frederick Delius' „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ in Frankfurt
- Dem Ruhrpott seine Sprache
- Streckenbilanz, Realformation, Torwahrscheinlichkeit – ein paar Mitteilungen über den Fernseh-Fußball der Jetztzeit
- Der Flaneur braucht kein Ziel
- Straßennamen erinnern an den Widerstand
- Die Anfänge eines kunstvollen Scheiterns – Samuel Becketts Briefe 1929–1940
- „Ewich gibbet nich" – die Welt des Ruhrpotts
- Todeskuss im Treibhaus: Richard Wagners „Tristan und Isolde“ an der Oper Bonn
- Rätsel der Pyramide - Umstrittene Abi-Klausur in Mathe wird nicht wiederholt
- 90 Jahre „Kampfbahn Rote Erde": Wenn Gerd Kolbe erzählt, wird die Geschichte lebendig
- Vom Mikro zur Motorsäge – die zweite Karriere von Pia Lund („Phillip Boa & the Voodooclub")
- Lebensweise Poesie: Maria João Pires beim Klavier-Festival Ruhr in Essen
- Frage des Alters: Michael Gruner inszeniert „Die Gerechten" von Camus in Düsseldorf
- Religiöse Extremisten in Münster: Meyerbeers Oper „Der Prophet“ ist bestürzend aktuell
- Liebe und Staatsbankrott: „Lustige Witwe" ist nicht so lustig
- Ein Europäer aus der bayerischen Provinz: Johann Simon Mayr zum 250. Geburtstag
- Elmar Goerden: „Man muss die Texte ernst nehmen" – Gespräch mit dem neuen Bochumer Theaterchef
- Festspiel-Passagen III: Katharina Wagner beleuchtet „Tristan und Isolde“ im Geist der Zeit
- Ros*in*enmontagsgruß – Gendern will gelernt sein
- Operette am Rande: Eindrücke von einer vernachlässigten Gattung aus Hagen und Wuppertal
- Ruhrfestspiele 2011 - ein Rückblick
- Akzent zum Verdi-Jahr: „Die Räuber" („I Masnadieri“) am Aalto-Theater Essen
- Meilensteine der Popmusik (17): Diana Ross
- Treffsichere Musikalität: Joseph Moog debütiert beim Klavier-Festival Ruhr in Moers
- Götterdämmerung für die Gralswelt: „Parsifal“ in kontroverser Deutung in Wuppertal
- Was bleibt von der Kunst der 80er Jahre?
- Große Bekenntnismusik - das Quatuor Danel interpretiert Streichquartette von Weinberg und Schostakowitsch
- Was hättest Du getan?
- Das Böse ist nur ein Gaukelspiel – Lisa Nielebock inszeniert Shakespeares „Macbeth" in Bochum"
- Schön und kess: Die Junge Oper Dortmund zeigt Jens Joneleits Musikmärchen "Sneewitte"
- Ruhrgebiets-Flamenco: Rafael Cortés brilliert in der Lichtburg Essen
- Schicksal und Geschichte: Prokofjews „Krieg und Frieden“ in der finanziell gebeutelten Kölner Oper
- Frech und weltläufig: „Ball im Savoy“ von Paul Abraham am Theater Hagen
- Unter Schafen: Die Ruhrtriennale 2014 beginnt mit „De Materie“ von Louis Andriessen
- Hintersinn und Abgründe des Lebens - gesammelte Kurzerzählungen von Franz Hohler
- Oliver Storz ist tot
- Peter Høegs „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“ im Bochumer Schauspiel
- Starke Gemeinschaftsleistung: Leonard Bernsteins "On the Town" in Gelsenkirchen
- Neustart bei den „Mitternachtsspitzen": Da geht noch was...
- Erleuchtung in der Besenkammer: Enzensbergers lyrischer Ausflug "Blauwärts"
- Dortmunder Weihnachtsmärchen: Schrille Hexe, schönes Mädchen
- Onkel Dagoberts Traum: Deutschlands größter Geldspeicher steht neuerdings in Dortmund
- „Cabaret" in Essen: Das Ende der Spaßgesellschaft
- Kriegsende an der Ruhr: Bei Hattingen gab es „Friendly Fire"
- Wenn's beim Lesen nicht mehr raschelt - meine Erfahrungen mit dem E-Paper
- Verdis „Macbeth“ in Essen: Das Drama der lebenden Toten verläuft sich in Bildern
- "Terror" als Stück der Stunde: Gerichtsdrama am Düsseldorfer Schauspielhaus
- Schillerndes Spiel um Macht und Liebe: Glucks „Ezio“ in Frankfurt
- Liebe und Fußball – Paul Abrahams Operette „Roxy und ihr Wunderteam" in Dortmund
- Die Erkundung der Elemente: Tanztheater Cordula Nolte ganz „natürlich"
- „Heimat ist auch keine Lösung" - das Schauspielhaus Bochum hat Recht
- Rossini-Rarität am „Opernhaus des Jahres“: Nationaltheater Mannheim zeigt „Tancredi“
- "Tristan" bei der Triennale: Liebestod im Zwielicht
- "Verträgen halte Treu'" - Kann Castorf den "Ring"?
- Krimi-Kult am Sonntag: Vor 50 Jahren wurde der erste „Tatort" gesendet – Jubiläums-Doppelfolge aus Dortmund und München
- Corona-Lotto: Das ärgerliche Glücksspiel um einen Impftermin für die 87jährige Mutter
- Für ein Literaturhaus Ruhr - Dem Ruhrgebiet fehlt ein Mittelpunkt literarischen Lebens
- Festspiel-Passagen IX: Lust am Neuen und Seltenen
- Dortmund in den 20er Jahren: Groß- und Weltstadtträume in der westfälischen Provinz
- Wortmusik: Robert Wilson liest John Cage bei der Ruhrtriennale
- „Mächtiger Körper, Wahnsinn im Glas": Das Vokabular der Weinverkostung
- Wahl-Düsseldorfer Bildhauer Imi Knoebel ausgezeichnet
- Schöner Skandal: Dortmunds Schauspielchef Voges mischt mit „Freischütz“ Hannover auf
- Theater Dortmund: Schräge Helden in der SpielBar
- Wagner als Schenkelklopfer: "Mnozil Brass" im Konzerthaus Dortmund
- Viel mehr als die Frau von "Ekel Alfred": Zum Tod der Schauspielerin Elisabeth Wiedemann
- Der herrliche Kosmos des Abkupferns
- Schurke und Biedermann: Ausstellung zum 100. Geburtstag des Schauspielers Gert Fröbe
- Der Avatar und die Toilette – Volker Königs Erzählung „Varn“
- Veronica Ferres als Seelsorgerin: Barmherzige Bibelsprüche und viel Psycho-Jargon parat
- Für die Benachteiligten schreiben: Die Werkstatt Dortmund im „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ - eine Erinnerung
- Klug und beschwingt: „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" in Bochum
- Vertane Chance: Das „Ruhrepos“ von Kurt Weill und Bert Brecht
- Zum Tod des „Revierflaneurs"
- Kleine Nixe mit großer Sehnsucht - Dvořáks Märchenoper „Rusalka" in Gelsenkirchen
- Herr K. in der Puppenkiste: "Amerika" am Schauspiel Köln
- Genial, aber politisch naiv: Musikforscher Ulrich Konrad über Richard Strauss
- Auf dem Berg der Wahrheit - Ein Spaziergang auf den Spuren von Hermann Hesse
- Weihnachtsmärchen in Dortmund: Mit Sumsemann zu Darth Vader
- Festspiel-Passagen I: Ein Hakenkreuz geht nie
- Schöne Stellen und irritierende Tempi - Gabriel Feltz und die Dortmunder Philharmoniker
- Als der Widerstand wuchs: Gesichter der „Wende"
- Zum Tod des Fotokünstlers Bernhard Blume: Erinnerung an eine Dortmunder Ausstellung von 2006
- Protest gegen die Schließung der Rundschau-Redaktion wächst
- Erfinder des Saxophons: Vor 200 Jahren wurde Adolphe Sax geboren
- Was den designierten Chefdirigenten Gabriel Feltz in Dortmund erwartet
- Frauen an die Macht - zumindest im EN-Kreis
- Vor 70 Jahren: Als es das Essen nur auf Lebensmittelmarken gab
- Mäuse, Schweinchen, Feen und Pinguine: Sehenswerte Trickserien für Vorschulkinder
- Funkelnd und fruchtig: „Sinn und Sinnlichkeit" – flämische Barock-Stillleben in der Essener Villa Hügel
- Vom Grauen des Krieges: Gelsenkirchen zeigt "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss
- Letzte Fragen, laut und lustig - "The Return of Das Goldene Zeitalter" im Dortmunder Theater
- Musikalische Welt nach Wagner: „Ritter Blaubart“ als Psycho-Stück in Augsburg
- Die Gespenster, die Lessing rief
- „Schwarze Kohle, rotes Licht" – Schwere Jungs erinnern sich an ihr früheres Revier
- "Stilvoll und lichtdurchflutet" - Maklerdeutsch ist pure Poesie
- Franziska Becker - die Bilderbuch-Emanze
- Titanic: Der Mythos lebt weiter
- Paul Valéry: Das Denken am frühen Morgen
- TV-Nostalgie (28): „Der goldene Schuß" mit Lou van Burg – „Kimme, Korn – 'ran!"
- Andreas Dresens Film "Halt auf freier Strecke": Sterben muss nicht furchtbar sein
- Zwischen den Stühlen: Gelsenkirchen zeigt Vincenzo Bellinis Oper „Norma"
- Ihre Karriere begann in Gelsenkirchen: Die Sängerin Marilyn Horne wird 80
- Vor zehn Jahren im Aalto, jetzt in der ganzen Welt: Martina Serafin zu Gast in der Philharmonie Essen
- Andrea Eckers Roman-Debüt „Lichtwechsel“
- Philosophische Komödie: Richard Strauss' "Der Rosenkavalier" in Krefeld
- Dortmund: Programm und Programmatik - Überlegungen zum Jubiläum der Philharmoniker
- Kafkaeske Geschichte von Willkür und Gewalt: Rossinis „Diebische Elster“ in Frankfurt
- Bumsfideler Bergmann anno 1971: „Laß jucken Kumpel" – der etwas andere Arbeiterroman
- Kleine Stadt und große Namen
- Was uns ins ferne Länder lockt – Cees Nootebooms „Schiffstagebuch"
- Wagner-Jahr 2013: „Die Feen“ in Leipzig, Kühnheit eines Zwanzigjährigen
- Fünf gute Feen und ein Pferd: Ballettchef Van Cauwenbergh zeigt im Aalto-Theater ein Dornröschen mit viel Zuckerguss
- Schnee statt Feuer: Die Csárdásfürstin am Theater Dortmund
- Tanztheater Cordula Nolte: Verstörendes aus der neuen Konsumwelt
- Tödliche Logik: „Hamlet“ als Oper von Ambroise Thomas in Bielefeld
- So macht Lernen Freude: Mit Jürgen Becker kreuz und quer durch die Kunstgeschichte
- Ernst Meister: An den Grenzen des Daseins
- Lang lebe das Lichtbild
- Erzwungener Liebestod – Frederick Delius‘ „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ in Bielefeld
- Von Goethe bis zum Groschenheft: Dem Schriftsteller Georg Klein zum 60. Geburtstag
- Ein Wrack namens Scarpia - Gelsenkirchen zeigt "Tosca" in ungewöhnlicher Lesart
- Hunde und Brieftauben als Forschungsobjekte der Historiker
- Von der Ruhr nach Wien: Karin Bergmann am Burgtheater, Tomáš Netopil an der Staatsoper
- Der Werther in uns oder: Goethes Worte brennen heute noch
- Gereimtes oder Ungereimtes
- „Apokalypse Afrika": Auf Dauer ratlos
- Eröffnung für März 2018 geplant - Aus dem früheren Ostwallmuseum wird das Baukunstarchiv NRW
- Lohnende Begegnung: Verdis Erstling „Oberto“
- Lorne Greene starb vor 25 Jahren und blieb der ewige Ben Cartwright in „Bonanza"
- Heino wird 80 – Sind denn alle Geschmäcker nivelliert?
- Wo bleiben bloß die Emotionen? - Goosens "So viel Zeit" als Theaterstück in Oberhausen
- Tanz hat Gewicht
- Heiterkeit und Melancholie: Donizettis „Don Pasquale“ am Theater Hagen
- Beckett, Bienen, inszenierte Archive – Martin Pages Künstlernovelle „Bienenzucht nach Samuel Beckett“
- Entstelltes Genie: Kurt Weills "Street Scene" am Musiktheater in Gelsenkirchen
- Peymann inszeniert "Dantons Tod": Posen mit Standbein und Spielbein
- Bürgerinitiative peilt ehrgeiziges Ziel an: Altes Dortmunder Rathaus soll wieder aufgebaut werden – der jetzige Sachstand und ein Gespräch dazu
- Festspiel-Passagen III: Salzburg - Jeanne d’Arc oder der Sieg im Scheitern
- Holocaust als Opernstoff: Bochums Intendant Anselm Weber inszeniert „Die Passagierin" in Frankfurt
- Wissenschaftliche Tagung zur Geschichte des Ruhrbergbaus
- Ein Ort kultureller Öffentlichkeit: Die Philharmonie Essen feierte Zehnjähriges
- Ludwig Thuille: Erfinderische Musik mit lyrischer Pracht
- Festival "Now!" in Essen: Weg mit den Dogmen der "Neuen Musik"!
- "Aller Unfug ist schwer": Vor 100 Jahren wurde der TV-Unterhalter Peter Frankenfeld geboren
- Der Traum zum Tode: Jules Massenets „Don Quichotte“ in Gelsenkirchen
- Trashiger Kirchen-Trip - Wenzel Storchs "Maschinengewehr Gottes" in Dortmund
- Meilensteine der Popmusik (30): The Beatles
- Martin Kippenberger ist nicht tot: Premiere am Schauspiel Köln
- Kommissar, Derrick und finstere Zeit: Herbert Reinecker vor 100 Jahren in Hagen geboren
- Grenzgänge an der Küste - die melancholischen Meeresbilder des Hermann Buß
- Meister der Notenmassen - Pianist Igor Levit mit Etüden von Debussy und Liszt
- Alfried Krupp auf der Bühne: Heinrich Marschners Bergbau-Oper „Hans Heiling“ als Ruhrgebiets-Familienstory in Essen
- Gescheiterte „Werktreue“: Fiasko mit Carl Maria von Webers „Freischütz“ in Aachen
- Wer erweckt dieses frühere Kino zum Leben?
- Die 40. Tage Alter Musik: Frühe Kult-Oper „Camilla“ und mehr beim Festival in Herne
- Bob Anderson: Der Mann, der Darth Vader war
- Über alle Regeln hinweg: Als die Tänzerin Lola Montez Bayernkönig Ludwig I. den Thron kostete
- Alles auf Anfang: Wie die Künstlergruppe „junger westen" im Ruhrgebiet der Nachkriegszeit wirkte
- Der Schriftsteller Jörg Albrecht wird in Abu Dhabi festgehalten - ein Hilferuf
- Winterreise im Mai - Katja Riemann und Arne Jansen bei den Ruhrfestspielen
- Von Unna aus ein wenig die Welt verändern – Nachruf auf den vielseitigen Theatermann Peter Möbius
- Ein Monat mit den Ruhrnachrichten
- "La Traviata" in Gelsenkirchen: Von der Unbarmherzigkeit der Menschen
- Bosse in Dortmund: Romantische Rampensau
- Von leichter Kost bis zur Flüchtlingsnot - das Pogramm der Ruhrfestspiele 2016
- „Dies Scheusal hier – ist ein Vampyr“: Vor 150 Jahren starb der Komponist Heinrich Marschner
- Ein Dortmunder Stillleben
- Satire ohne Biss: Paul Linckes Milljöh-Operette „Frau Luna“ in Mönchengladbach
- Kunst und Bier in inniglicher Verbindung - Ausstellung "Dortmunder Neugold" im U
- Vordergründig aktualisiert: Manfred Gurlitts Oper „Soldaten“ in Osnabrück
- Unverbraucht und frisch: Johannes Schaafs Version von Mozarts „Cosí fan tutte“ in Essen
- Der "Alte Fritz" in ungeahnter Vielfalt
- Zeit für „Raketenmänner" – das neue Buch von Frank Goosen
- Seltenes zum Verdi-Jahr: Fesselnder „Stiffelio“ in Krefeld-Mönchengladbach
Volltextsuche
-
Die 10 neuesten Beiträge
- Die schmerzliche Wahrheit zulassen – Patrick Modianos Roman „Unsichtbare Tinte“
- Was Politiker sagen, wenn ihnen Corona keine Ruhe lässt
- Über alle Regeln hinweg: Als die Tänzerin Lola Montez Bayernkönig Ludwig I. den Thron kostete
- Ros*in*enmontagsgruß – Gendern will gelernt sein
- Lebensbild mit Leerstellen: Monika Helfers Familienroman „Vati“
- Zwischen Pandemie und neuen Perspektiven – die Pläne der Kunsthalle Bielefeld
- Neustart bei den „Mitternachtsspitzen“: Da geht noch was…
- „Das Monster von Minden“ und andere Schwergewichte: Kurzfilme auf den Spuren der westfälischen Dinos
- Polar! Wirbel! Split!
- Die WAZ schenkt kräftig ein: Gin und mehr mit Bergbau-Anmutung
Schlagwort-Archive: Ruhrfestspiele
Das Motto „Macht und Mitgefühl“ passt immer: Ruhrfestspiele 2020 holen bewährte Produktionen nach Recklinghausen

Szene aus Anne Teresa De Keersmaekers Choreographie „Rain (live)“. (Foto: Anne Van Aerschot / Ruhrfestspiele)
„Macht und Mitgefühl“ lautet das Motto der diesjährigen Ruhrfestspiele, und das kann einfach nicht falsch sein. Egal, was folgt, die Überschrift paßt immer. Doch da Festival-Chef Olaf Kröck nun sein Programm präsentierte, wissen wir es genau. In summa sind es 90 Produktionen, die in 220 Veranstaltungen vorgeführt werden, in 13 Abteilungen von Schauspiel bis Kabarett. Vieles ist naturgemäß recht klein (die Kleinkunst zum Beispiel), und deshalb richten wir den Blick weitaus lieber auf das Große im Programm, traditionell also das Theater.
Einiges aus Berlin
Fünf hochwertige Produktionen hat man allein in Berlin eingekauft: Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“ und Peter Handkes „Selbstbezichtigung“ beim Berliner Ensemble, René Polleschs „Number Four“ und Cervantes’ „Don Quijote“ beim Deutschen Theater, Ibsens „Peer Gynt“ (oder das, was davon noch übrig blieb) bei der Schaubühne. Jenen Peer Gynt, um kurz dabei zu bleiben, gibt der Bühnen-Exzentriker Lars Eidinger in einem Einpersonen-Projekt des ebenfalls recht exzentrischen Künstlers John Bock. Das wird lustig. Und „Don Quijote“ geht in einer Fassung von Jakob Nolte als Zweipersonenstück mit Ulrich Matthes und Wolfram Koch über die Bühne.
Veröffentlicht unter Festivals, Kunst, Musik & Konzert, Region Ruhr, Tanz, Theater
Verschlagwortet mit 2020, Mariechen Danz, Olaf Kröck, Peter Brook, Philip Glass, Recklinghausen, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
Eisiges Kammerspiel mit einem Hauch Poesie – Roberto Ciullis „Othello“ bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen

Desdemona (Dagmar Geppert) liebt Othello (Jubril Sulaimon). Der jedoch hegt Zweifel ob ihrer Treue. Foto: Franziska Götzen
Nein, ganz ohne Verdi geht es dann doch nicht. In Roberto Ciullis „Othello“-Inszenierung, die das Shakespeare-Drama zu einem hoch verdichteten, eisigen Kammerspiel einer besseren Gesellschaft stilisiert, sorgt wenigstens Desdemonas „Ave Maria“ aus Verdis gleichnamiger Oper für Wärme und Trost, für bebendes Leidenskolorit und innigen Erlösungston.
Zu sehen war die Produktion jetzt noch einmal, nach ihrer Premiere am Mülheimer Theater an der Ruhr (September 2018), bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen. Zu Ehren eines großen Bühnenmagiers, dessen Deutungen oft voller Poesie sind, sich aber mit Gesellschaftskritik nicht zurückhalten.
Ciulli lässt am Beginn des Dramas Desdemonas Vater auftreten. Ein feiner älterer Herr mit Fliege, der polternd sein Kind verstößt, weil es Othello, einen Schwarzen, heiratete, im Bann von dessen Hexenmeister-Künsten. Klaus Herzog spielt diesen kaltherzigen Papa, als hochnäsigen Vertreter einer gehobenen Mittelschicht, die allerdings geradezu mafiose Züge trägt. Zu ihm gesellt sich ein aalglatter Cassio, in weißem Anzug, ständig rauchend und von Fabio Menéndez in übler Machomanier gezeichnet.
Veröffentlicht unter Festivals, Theater
Verschlagwortet mit Giuseppe Verdi, Jubril Sulaimon, Mülheim, Othello, Recklinghausen, Roberto Ciulli, Ruhrfestspiele, Theater an der Ruhr, William Shakespeare
Schreib einen Kommentar
Die Gesellschaft verzeiht nichts: „Max und Moritz“ in der Regie von Antú Romero Nunes bei den Ruhrfestspielen

Max und Moritz (Stefanie Reinsperger und Annika Meier) (Foto: JR/Berliner Ensemble/Ruhrfestspiele Recklinghausen)
Ein wenig nerven sie schon: Max und Moritz, die in Deutschland weltberühmten Wilhelm-Busch-Geschöpfe, die da auf der Bühne, ungelenk zunächst, ihre Gliedmaßen bewegen, ihre Beweglichkeit entdecken, etwas später auch den Körper erforschen, auch zwischen den Beinen, wo das kleine Fingerchen plötzlich zur Faust am ausgestreckten Arm wird.
Ist aber nur Spaß; wie das alles nur Spaß ist, köstliche Kinderalbernheit, begleitet von seligen Lustlauten in Teletubbi-Manier, „O-o“ in leicht abfallender Tonfolge. Man kriegt es nicht mehr aus dem Kopf, wenn es sich da einmal festgefressen hat. Max und Moritz also auf Pampers-Niveau? Zunächst schon.
Die Bilderwelt Wilhelm Buschs
In einer Koproduktion des Berliner Ensembles mit den Ruhrfestspielen erzählt Antú Romero Nunes die Bildergeschichte der beiden Knaben (mit ganzem Einsatz gespielt von Stefanie Reinsperger und Annika Meier) nach, die irgendwann natürlich dem Säuglingsalter entwachsen, aber doch Kinder bleiben.
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Antu Romero Nunes, Berliner Ensemble, Max und Moritz, Ruhrfestspiele, Wilhelm Busch
Schreib einen Kommentar
Ruhrfestspiele: Peter Brook erzählt die Geschichte vom Gefangenen, der nicht ins Gefängnis darf

Szene mit dem Gefangenen (Hervé Goffings, links) und seiner Schwester (Kalieaswari Srinivasan). (Foto: Simon Annand/Ruhrfestspiele)
Stöcke, Äste, Baumstümpfe – karg ist die Bühne möbliert, nur so viel Material wie nötig. Trotzdem ist die Anmutung naturalistisch, zumal das Stück in Afrika spielt, und dort sieht es vielleicht ja so aus, stellenweise. Vor allem aber ist dies eine Bühne nach dem Geschmack von Peter Brook, dem großen, unglaubliche 94 Jahre alten britischen Theatermann, dessen Stück „The Prisoner“ bei den Ruhrfestspielen seine Deutschlandpremiere hatte.
Das scheinbare Paradox dieses Stückes, das Brook zusammen mit Marie-Hélène Estienne schuf, liegt darin, dass der Gefangene (the prisoner) eben kein Gefangener ist, sondern vor dem Gefängnis verharren muss. Es ist ihm so aufgegeben, zur Reflexion über sich selbst, über seine Tat, über Schuld und Sühne, innere und äußere Freiheit und manches andere mehr. Das zumindest sei, ist zu lesen, der Anspruch des Stücks.
Vatermord
Anlass für all das ist der Mord, den der Gefangene an seinem Vater verübte, als er ihn beim Beischlaf mit seiner Schwester überraschte, die er, der Gefangene, selbst mehr liebt als ein Bruder seine Schwester lieben sollte. Das ist eigentlich ziemlich psychologisch, bleibt jedoch im Ungefähren, weil es um Inzest hier angeblich nicht geht.
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Bouffes du Nord Paris, Marie-Hélène Estienne, Peter Brook, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, The Prisoner
Schreib einen Kommentar
Erst kommt das Fressen, dann fehlt die Moral: „Das Heerlager der Heiligen“ bei den Ruhrfestspielen
Der Mann isst. Er sitzt an einer langen Tafel und stopft sich mit Speisen voll. Nach und nach gesellen sich seine Freunde und Weggefährten dazu und beginnen, ebenfalls zu futtern und Wein zu trinken.
„Once upon a time in Europe“ steht als Schriftzug über der Szene, die wie ein mittelalterliches Filmset in einem Ritterschloss wirkt. Diesen Europäern hier geht es gut, ja zu gut, bis hin zur Dekadenz. Sie leiden keinen Mangel und fürchten sich dennoch sehr: vor dem Ansturm der Armen, die auf Schiffen zu ihrer Küste unterwegs sind und ihnen ihren Wohlstand streitig machen wollen.
Einen schwierigen, abstoßenden und streckenweise menschenverachtenden Text hat sich Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer mit „Das Heerlager der Heiligen“ von Jean Raspail vorgenommen, den er jetzt (in einer Bearbeitung gemeinsam mit Marion Tiedtke) bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt als Uraufführung herausbrachte.
Buchvorlage schürt Angst vor Einwanderung
Veröffentlicht unter Gesellschaft, Region Ruhr, Theater
Verschlagwortet mit Hermann Schmidt-Rahmer, Jean Raspail, Ruhrfestspiele, Schauspiel Frankfurt
Schreib einen Kommentar
Erinnerungen an die Kohle und ein sehr männliches Tanzprogramm zum Auftakt der Ruhrfestspiele

Gesundes Grünzeug für Künstler und Publikum: Im libanesischen Tanztheaterstück „Beytna“ gab es auch etwas zu essen. (Foto: D. Matvejev/Ruhrfestspiele)
Eine Frau sitzt am Tisch und schneidet Gemüse. Endlos lange tut sie das, und nach einiger Zeit fragt sich wohl jeder im Publikum, warum. Gewiss, der Stücktitel „Beytna“ gibt einen ersten Hinweis: Beytna heißt im Libanon die Einladung in das eigene Heim. Zu essen gibt es dann vielleicht Fatouch, ein traditionelles libanesisches Gericht, für das offensichtlich viel geschnippelt werden muss.
Deshalb die Frau am Küchentisch, welcher, wie man sehen wird, wenn er gedreht wurde, fast so lang ist wie die Bühne breit. Nach gehöriger Wartezeit werden Männer auftreten, einzeln, zu zweit, zu dritt, die in kraftvollen Tanzbewegungen geradezu explodieren, bevor sie wieder von der Bildfläche verschwinden. Dazu spielen vier Musiker auf Oud und Schlagzeug. Mit „Beytna“ startete das Programm der diesjährigen Ruhrfestspiele, gegeben im Großen Haus nach obligatorischer Eröffnungszeremonie und Dichterlesung.
Judith Schalansky spricht
Veröffentlicht unter Literatur, Politik und so, Region Ruhr, Tanz, Theater
Verschlagwortet mit Armin Laschet, Beytna, Kohle, Libanon, Olaf Kröck, Ruhrfestspiele, Ruhrgebiet, Tanztheater
Schreib einen Kommentar
Geld, Produktionen und Zeit – von allem etwas weniger: Intendant Olaf Kröck stellt Programm der Ruhrfestspiele vor

Am 4. Mai wird in Recklinghausen ein Laufsteg für die Bürger aufgebaut. „What is the City but the People?“ heißt die Aktion. Vorbild ist der Laufsteg, den Regisseur Richard Gregory am 29. Juni 2017 für das MIF Manchester International Festival schuf. Dort entstand auch das Foto. (Bild: John Super/Ruhrfestspiele)
Jetzt wissen wir, was gespielt wird – bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen unter neuer Intendanz. Olaf Kröck, so heißt der Neue, hat sein Programm vorgestellt, es steht auch schon im Internet. Erster Eindruck: Halbwegs solide, aber auch etwas dünn.
Kröck muß mit deutlich weniger Geld auskommen als Amtsvorgänger Frank Hoffmann. Die Grundstruktur hat er nicht verändert, der Schwerpunkt liegt eindeutig im Bereich Schauspiel. Und das soll auch so sein, unterstreicht der neue Intendant. Die Ruhrfestspiele seien eben ein Theaterfestival, in deutlicher Unterscheidung zu anderen Festivals im Land.
Virginia Woolf
Die attraktivste Produktion auf dem Spielplan dürfte wohl „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ sein, inszeniert von Karin Beier am Deutschen Schauspielhaus Hamburg mit Maria Schrader und Devid Striesow und von der überregionalen Kritik heftig, wenn auch nicht gefeiert, so doch wahrgenommen.
Veröffentlicht unter Festivals, Kleinkunst & Comedy, Kunst, Musik & Konzert, Tanz, Theater
Verschlagwortet mit Olaf Kröck, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Schauspielhaus Bochum
Schreib einen Kommentar
Großes Theater und peinliches Scheitern – das zweite Wochenende bei den Ruhrfestspielen fiel durchwachsen aus
Warum er das getan hat, ist restlos nicht klar geworden. Ewald Palmetshofer, österreichischer Dramatiker der jüngeren Generation, hat sich Gerhart Hauptmanns Stück „Vor Sonnenaufgang“ vorgenommen und mit Aktualitäten angereichert. Kann man machen, ist auch nicht mißlungen, bringt aber auch keinen nennenswerten Erkenntnis-Zugewinn.
Thematisch geklammert wird der Gang der Handlung durch eine Schwangerschaft, die im Stück entlarvend wirkt und (natürlich, ist man fast geneigt zu sagen) mit einer Fehlgeburt endet, linke und rechte Positionen geraten gegeneinander, der Arzt bringt eine existentielle Dimension ins Spiel, zulässige und weniger zulässige Liebesbeziehungen entstehen, und auch die Klagen über die vertanen Chancen fehlen nicht. Dies kurz in Stichworten.
Begeisterndes Theater wie seit Jahren nicht
Die „deutsche Erstaufführung“ nach jenen in Basel (Uraufführung) und Österreich fand nun bei den Ruhrfestspielen statt, eine Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin, Regie: Jette Steckel. Und diese Produktion, warum lange drumherumreden, ist grandios!
Veröffentlicht unter Festivals, Region Ruhr, Tanz, Theater
Verschlagwortet mit Beckmann, Beckmanns, Corinna Harfouch, Deutsches Theater, Gerhart Hauptmann, Hervé Koubi, Palmetshofer, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Spielkinder, Theater Magdeburg, Vor Sonnenaufgang
Schreib einen Kommentar
„Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt – große Schauspielkunst bei den Ruhrfestspielen
Die 50er und 60er Jahre waren, wenn auch nicht unbedingt eine bleierne, so doch eine recht behäbige Zeit. Schnell hatte man es sich in Deutschland-West in einer funktionstüchtigen Demokratie bequem gemacht, erlebte ein Wirtschaftswunder, und die Parole „Dreigeteilt? Niemals!“ war allemal populärer als „Nie wieder!“ Nie wieder, nämlich: nie wieder Nazis, nie wieder Krieg – übersetzte sich im Alltag oft mit „Schwamm drüber“, was eben auch bedeutete: Die Hitlerei war ein Ausrutscher, der Krieg ein Fehler, soll nicht wieder vorkommen, wir sind jetzt Rechtsstaat.
Zivilgesellschaft
Einem unverstellten Beobachter und Denker wie Friedrich Dürrenmatt muß dieser bequeme Konsens mißfallen haben. Vielleicht ärgerte er sich zudem über die Selbstgerechtigkeit seiner Schweizer Landsleute nach dem Motto „Wir sind ja nicht dabeigewesen“. Im „Besuch der alten Dame“ (Uraufführung 1956 in Zürich) hat der Dichter (deshalb?) einmal durchgespielt, wie weit die Kraft der Zivilgesellschaft reicht. Und er hat recht plausibel vorgeführt, daß es damit nicht so weit her ist, wenn auf der anderen Seite Vorteile locken. So, meine ich, haben wir das Stück in meiner Schulzeit gelesen, mit einem eindeutigen Schwerpunkt bei der Korrumpierbarkeit der Menschen und beim moralischen Appell.
Veröffentlicht unter Festivals, Theater
Verschlagwortet mit Burghart Klaußner, Der Besuch der alten Dame, Frank Hoffmann, Friedrich Dürrenmatt, Maria Happel, Recklinghausen, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
Überall auf der Welt ist Heimat – Zum Programm der letzten Ruhrfestspiele von Frank Hoffmann
Nein, Frank Hoffmann sieht aus wie immer. Erkennbar ist es nicht dem Alter geschuldet, daß diese Ruhrfestspiele seine letzten sein sollen. Aber nach 14 Jahren Intendanz ist es vielleicht an der Zeit, das Festival anderen, Jüngeren zu überlassen. Frank Hoffmann, 63 Jahre ist er jetzt alt, klebt erkennbar nicht am Intendantenstuhl, und das ehrt ihn.

„Barbarische Nächte oder der erste Morgen der Welt“ („Les Nuits Barbares“), eine Choreographie von Hervé Koubi (Foto: Nathalie Sternalski/Ruhrfestspiele)
Zudem ist 2018 das Jahr, in dem mit Prosper-Haniel in Bottrop die letzte Zeche des Reviers schließt, eine Epoche mithin zu Ende geht, die für das Ruhrgebiet und die Ruhrfestspiele von kaum überbietbarer Bedeutung war und ist. Ein guter Zeitpunkt, um abzutreten. Und ganz feierlich geschieht dies am 17. Juni im Festspielhaus, in der letzten Veranstaltung dieses Jahres mit dem Titel „Frank Hoffmann sagt Adieu“.
Nachfolger Olaf Kröck
Hoffmanns Nachfolger heißt übrigens Olaf Kröck, ist 45 Jahre alt und in dieser Spielzeit Interimsintendant des Bochumer Schauspielhauses, bevor dort in der nächsten Spielzeit Johan Simons das Zepter übernimmt. Der ist zwar schon über 70, aber wohl immer noch recht rebellisch. Wo fürderhin das jugendlichere, frischere Theater stattfindet, in Bochum oder in Recklinghausen, ist also keineswegs ausgemacht.
Veröffentlicht unter Festivals, Kleinkunst & Comedy, Kunst, Tanz, Theater
Verschlagwortet mit Dürrenmatt, Frank Hoffmann, Palmetshofer, Recklinghausen, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
Künftiger Ruhrfestspiel-Chef heißt Olaf Kröck
Hier mal ein dürre Nachricht, einstweilen noch ohne allzu viel „Fleisch“, wie man so sagt: Der kommende Intendant der Ruhrfestspiele heißt Olaf Kröck, ist derzeit (Interims)-Intendant des Bochumer Schauspielhauses und wird sein Amt in Recklinghausen am 1. August 2018 antreten.
Der 45-jährige Kröck tritt die Nachfolge von Frank Hoffmann (63) an, der den Ruhrfestspielen seit 2004 nur selten ästhetische Offenbarungen, jedoch hervorragende Auslastungszahlen beschert hat.
Mit Kröck, der ein Studium der Angewandten Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis an der Universität Hildesheim absolviert hat, entscheidet man sich nicht für einen etablierten großen Namen der Theaterzunft, sondern eher für ein Versprechen auf die Zukunft. Die Zusammenarbeit dürfte wunschgemäß langfristig angelegt sein.
Der in Viersen geborene Olaf Kröck wird seinen jetzigen Bochumer Posten, den er gerade erst eingenommen hat, im Sommer 2018 für Johan Simons, den bisherigen Chef der RuhrTriennale, räumen. Simons` Triennale-Nachfolge wiederum wird aus einer „Doppelspitze“ mit Stefanie Carp und Christoph Marthaler bestehen.
Die Karten in der Theaterlandschaft des Reviers werden also gründlich neu gemischt.
Veröffentlicht unter Region Ruhr, Theater
Verschlagwortet mit Bochum, Frank Hoffmann, Johan Simons, Olaf Kröck, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Ruhrfestspiele Recklinghausen
Schreib einen Kommentar
Am Abgrund: Robert Wilsons „Der Sandmann“ nach E.T.A. Hoffmann – zwischen lauter Baukränen in Düsseldorf
Es ist dieser Tage nicht leicht, das Düsseldorfer Schauspielhaus zu erreichen, so umstellt ist es von Baukränen und Zäunen. Fast hat man Angst, es stürze in die riesige Baugrube hinein, die an seiner Frontseite klafft und vorher der Theatervorplatz war.
Wie kleine Zahnstocher stehen die runden Betonsäulen der Außenfassade am Abgrund und sehen nackt und verletzlich aus. Dennoch strömen Scharen von Menschen an der Baustelle vorbei dem Hintereingang zu und betreten das Haus von der Hofgartenseite her durch die Terrassentür. Denn für eine einzige Inszenierung öffnet das Schauspielhaus derzeit provisorisch seine Pforten: „Der Sandmann“ von Robert Wilson.
Keine Lust mehr auf Ausweichquartiere
Es ist ebenfalls nicht leicht, für diese Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Karten zu bekommen, was bestimmt auch mit der Sehnsucht der Düsseldorfer nach ihrem Schauspielhaus zu tun hat, die schon eine ganze Weile mit einem Ausweichquartier in der Nähe des Hauptbahnhofs vorlieb nehmen müssen.
Veröffentlicht unter Architektur & Städtebau, Gesellschaft, Theater
Verschlagwortet mit Baustelle, Der Sandmann, Düsseldorfer Schauspielhaus, E.T.A.Hoffmann, Robert Wilson, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
Ruhrfestspiele: „Tod“, „Rausch“ und Angst – Extremzustände von unterschiedlicher Qualität
Kleinmann ist wie er heißt, ein kleiner Mann, der seinen Nachtschlaf braucht, weil die Arbeitstage anstrengend sind. Es ist nämlich Saison, wie beiläufig zu erfahren ist, und Kleinmann ist Verkäufer von irgend etwas. Schlaf aber ist ihm nicht vergönnt.
Nachts um halb drei klopft die Bürgerwehr bei ihm an. Er soll helfen, den Mörder zu fangen, der sich in der Gegend herumtreibt. Kleinmann würde viel lieber schlafen, aber was soll man machen? Die Geschehnisse nehmen ihren Lauf.
Roberto Ciulli inszeniert Woody Allen
Kleinmanns gestörte Nachtruhe steht am Anfang des Theaterstücks „Tod“ von Woody Allen, 1978 uraufgeführt, das das Mülheimer Theater an der Ruhr unter Leitung seines charismatischen Intendanten Roberto Ciulli in einer Koproduktion mit den Ruhrfestspielen nun in Recklinghausen zur Aufführung brachte.
Knappe anderthalb Stunden hat der arme Kleinmann (Albert Bork) dann noch zu leben, bis er schließlich blutüberströmt auf seinem Bett liegt und das Licht ausgeht. Und diese anderthalb Stunden waren verdammt stressig, fand sich der arme Kerl doch plötzlich in einer undurchschaubaren, kafkaesken Szenerie auf der Straße wieder, um einige Zeit später selbst für den Mörder gehalten und beinahe gelyncht zu werden, bevor er schließlich dem echten Mörder in die Hände fiel. Wäre er doch im Bett geblieben.
Veröffentlicht unter Festivals, Theater
Verschlagwortet mit Daphne du Maurier, Frank Hoffmann, Hitchcock, Matthias Brandt, Recklinghausen, Roberto Ciulli, Ruhrfestspiele, Stadtlober, Strindberg, Wolfram Koch, Woody Allen
Schreib einen Kommentar
E.T.A. Hoffmann, Robert Wilson und die Schwarze Pädagogik: „Der Sandmann“ bei den Ruhrfestspielen

Nathanael (mit roten Haaren: Christian Friedel), Mutter (Rosa Enskat) (Foto: Lucie Jausch/Ruhrfestspiele Recklinghausen)
Schrill, grell, bunt, die Figuren ausstaffiert wie biedermeierliche Scherenschnitte, ihre Bewegungen so künstlich und grotesk, wie es nur eben möglich ist: Seit Jahrzehnten liefert Regisseur Robert Wilson höchst eigenwillige Inszenierungen vorwiegend bekannter Theaterstoffe ab, die man infantil und ärgerlich redundant finden kann oder auch genial und radikal fokussiert.
Mal gerieten die Adaptionen etwas unterhaltsamer (wie vor vielen Jahren Büchners „Leonce und Lena“ beim Berliner Ensemble, mit Musik von Herbert Grönemeyer), mal etwas deprimierender (wie der „Woyzeck“ mit Musik von Tom Waits und Kathleen Brennan am Deutschen Theater), doch die Stilmittel kamen erkennbar immer aus dem selben Baukasten.
Augen verfüttern
Nun haben die Ruhrfestspiele in einer Kooperation mit dem Düsseldorfer Schauspiel den „Sandmann“ auf die Bühne gestellt, großes Musiktheater nach einer literarischen Vorlage von E.T.A. Hoffmann.
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit E.T.A.Hoffmann, Recklinghausen, Robert Wilson, Ruhrfestspiele, Sandmann
Schreib einen Kommentar
Alles auf Anfang: Wie die Künstlergruppe „junger westen“ im Ruhrgebiet der Nachkriegszeit wirkte

Gruppenbild: „junger westen“ mit (von links) Thomas Grochowiak, Heinrich Siepmann, Gustav Deppe, Ernst Hermanns und Hans Werdehausen. (Kunsthalle Recklinghausen)
Darüber darf man heute noch staunen: Ab 1947 erlangte die doch relativ kleine Ruhrgebietsstadt Recklinghausen eine Ausnahmestellung in der westdeutschen Kunstwelt. Hier fanden vor 70 Jahren die Protagonisten der alsbald so einflussreichen Künstlergruppe „junger westen“ zusammen, 1948 ließen sie sich ganz ordentlich ins Vereinsregister eintragen.
In jenen frühen Jahren wurde in Recklinghausen zudem ein alter Bunker zur Kunsthalle umgewidmet, der zum zentralen Ort dieser Formation werden sollte. Tatsächlich kamen die Impulse für diese Kulturstätte von den Künstlern selbst. Ein sehr profiliertes Mitglied der Gruppe, Thomas Grochowiak, war (als Nachfolger des 1952 früh verstorbenen Gründungsdirektors Franz Große-Perdekamp) über die Marathonstrecke von 1954 bis 1980 zugleich Leiter der Kunsthalle und der weiteren Städtischen Museen.
Im Revier verwurzelt und geerdet
Der „junge westen“ war eindeutig eine Angelegenheit des Reviers, er war personell und zunächst auch thematisch regional verwurzelt, was seine nationale und später auch internationale Wirkung nicht schmälerte. Jetzt widmet die Recklinghäuser Kunsthalle dieser Gruppierung eine sinnreich und liebevoll gestaltete Überblicks-Schau, die als Ausstellung zu den Ruhrfestspielen firmiert. Mehr Revier-Anmutung geht also kaum.
Veröffentlicht unter Kunst, Region Ruhr
Verschlagwortet mit Emil Schumacher, Gustav Deppe, Heinrich Siepmann, Junger Westen, Kunsthalle Recklinghausen, Prof. Ferdinand Ullrich, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Thomas Grochowiak
Schreib einen Kommentar
Ruhrfestspiele: Intendant Frank Hoffmann nimmt Mitte 2018 Abschied von Recklinghausen
Furchtbar überraschend kam die Nachricht eigentlich nicht: Ruhrfestspiel-Chef Frank Hoffmann wird sich mit seiner 14. Spielzeit im Mai und Juni 2018 von Recklinghausen verabschieden. Nach so vielen Jahren kann man sich schon mal neu orientieren – erst recht auf kulturellem Gebiet.
Der gebürtige Luxemburger Hoffmann (Jahrgang 1954) ergreift die Gelegenheit zum Wechsel mit dieser Begründung: „Das Ende des Steinkohlebergbaus im Jahr 2018 bedeutet auch eine wichtige Zäsur in der Geschichte der Ruhrfestspiele. Deshalb ist es auch für mich persönlich der richtige Zeitpunkt, nach 14 großartigen Jahren einen Schnitt zu machen und zu neuen Horizonten aufzubrechen.“ Das klingt doch ebenso druckreif wie einigermaßen vollmundig.
Noch etwas mehr Pressestellen-Prosa gefällig? „Theater sind vielleicht austauschbar, aber ich werde den grünen Hügel in Recklinghausen mit seiner besonderen Magie und vor allem die Menschen im Ruhrgebiet vermissen. Sie sind einzigartig.“ Genau so etwas sagt man, um einen bevorstehenden Abschied vom Revier anzukündigen. Hoffmann weiß eben, was sich ziemt.
Besucherzahlen enorm gesteigert
Veröffentlicht unter Festivals, Region Ruhr
Verschlagwortet mit Abschied, Frank Hoffmann, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
„Kopf über Welt unter“: Ruhrfestspiele 2017 blicken auf den Menschen in seiner krisenhaften Verunsicherung

Park Avenue Armory kommt mit „Flexn“ zu den Ruhrfestspielen (Foto: Ruhrfestspiele Recklinghausen/ Stephanie Berger)
Donald Trump ante portas, der harte Brexit in brutalem Anmarsch, außerdem Putin, Erdogan, Islamisten und Populisten auf der tagespolitischen Besetzungsliste. Es ist alles ganz schrecklich. Und wenn die Welt so schrecklich ist, kann das Theater nicht abseits stehen, wenngleich es immer schwerer fällt, die Krisenhaftigkeit der Welt mit den Mitteln der Bühne, moralischen Gewinn erstrebend, zu bearbeiten.
Aufgeklärt im Sinne der stets zu preisenden Aufklärung sind wir nämlich allemal, und trotzdem fällt uns zu den Aktualitäten kaum noch etwas ein. Und den Theaterleuten möglicherweise auch nicht.
Folgerichtig wähnt Ruhrfestspiele-Intendant Frank Hoffmann „das Theater in der Themenkrise“. Und macht natürlich trotzdem weiter. Nur ist das Motto des anstehenden Festivals anders als in den Vorjahren keine europäisch-regionale Verortung des Veranstaltungsschwerpunktes à la „Frankreich“ oder „Mittelmeer“, sondern, wenn man so will, ein Seeelenzustand: „Kopf über Welt unter“ sind die Ruhrfestspiele 2017 übertitelt, und unter diese Zeile paßt Tieftrauriges ebenso wie Krachkomisches. Entsprechend ist das Programm ein bunter Strauß aus Themen und Produktionen geworden, recht europäisch alles in allem, mit einigen amerikanischen, arabischen oder auch chinesischen Einsprengseln.
Veröffentlicht unter Festivals, Region Ruhr, Tanz, Theater
Verschlagwortet mit Frank Hoffmann, Jelinek, Kopf über Welt unter, Recklinghausen, Robert Wilson, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
Gespräche mit einem Vatermörder – „Theben-Park“ bei den Ruhrfestspielen

Vatermörder Martin Santos (Nicolai Despot, links), Dramatiker S. (Maik Solbach) (Foto: Bohumil Kostohryz / Ruhrfestspiele)
Vatermord gleich Ödipus, oder? Der namenlos bleibende Autor S. in Sergio Blancos Zweipersonenstück „Theben-Park“ hat da eine ganz feste Meinung, die er in einem Theaterprojekt mit einem ganz realen Vatermörder realisieren möchte – im Auftrag, kleiner inszenatorischer Scherz, der Ruhrfestspiele.
Die Absicht, den jungen Vatermörder sich selbst spielen zu lassen, scheitert am Einspruch der Behörden, und so wird aus dem Zweipersonen- flugs ein Dreipersonenstück, in dem ein Schauspieler nun abwechselnd den richtigen Vatermörder und den Schauspieler, der den Vatermörder geben soll, spielt, es somit summa bei zwei Darstellern bleibt. Autor und Delinquent/Schauspieler nähern sich aneinander an, entwickeln Szenen, das Geschehen ist längere Zeit absehbar.
Kaum Parallelen zu Ödipus
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Frank Hoffmann, Ödipus, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Sergio Blanco, Theben-Park, Vatermörder
Schreib einen Kommentar
In Pier Paolo Pasolinis Welt: „Das Leben ein Traum. Calderón“ bei den Ruhrfestspielen

Nicht einer Meinung: Basilio (Dominique Horwitz), Dona Lupe (Anne Moll) (Foto: Birgit Hupfeld/Ruhrfestspiele)
Wo sind sie, die lebenswerten Lebenswelten? Und wie gelangt man zu ihnen? Wer hat eine Chance, wer nicht? Oder sind sie nur frommer Wunschtraum, nicht zu verwirklichen in einer Welt aus Repression und Kapitalinteressen? Pier Paolo Pasolini, der Linksintellektuelle, Autor und Filmregisseur, den man einen Großen nennen muß, hat Fragen wie diese in seinem Werk gern und wiederholt gestellt und damit einen politischen Nerv getroffen, der immer noch vital ist.
Johan Simons startete mit Pasolini
Zum Auftakt seiner dreijährigen Intendanz als Ruhrtriennale-Chef bediente sich Johan Simons im vergangenen Jahr bei Pasolini und stellte dessen Film „Accattone“ als eine Art Passionsschauspiel mit Musikbegleitung auf die Bühne (bzw. in eine gleichermaßen zugige wie riesige Kohlenmischhalle in Dinslaken).

Von links nach rechts: Nicolai Despot, Ren Nuss, Annette Schlechter, Konstantin Rommelfangen, Roger Seimetz, Wolfram Koch und Alexander Schmidt mit seiner (unsichtbaren) Videokamera (Foto: Birgit Hupfeld/Ruhrfestspiele)
Brutale Lebenswelten
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Calderon, Dominique Horwitz, Frank Hoffmann, Hanna Schygulla, Pasolini, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Wolfram Koch
Schreib einen Kommentar
Was aus dem Arabischen Frühling wurde – „Zawaya“ aus Kairo bei den Ruhrfestspielen
Richtig, die Ruhrfestspiele haben ja ein Motto! „Mare nostrum“ lautet es, lateinisch für „unser Meer“, und den Aktualitäten Tribut zollend noch mit einem Fragezeichen versehen. Die meisten Produktionen allerdings, die während des Festivals zur Vorführung gelangen, haben keinen Bezug zu den Ereignissen an eben jenem Meer, die man vor wenigen Jahren euphorisch als Arabischen Frühling bezeichnete und die vielerorts zu Krieg und Chaos führten. Natürlich handeln sie von Konflikten, auch von blutigen, doch sind sie auf die eine oder andere Weise mediterran, was dem Unterhaltungswert der Ruhrfestspiele sicherlich guttut.
Berichte „von der Straße“
Ein Stück wie „Zawaya. Zeugnisse der Revolution“ nun, das am Wochenende im Kleinen Haus gezeigt wurde, ist illusionslos aktuell und wirkt hier deshalb fast ein wenig fremd. Die knapp anderthalbstündige Produktion der Compagnie El Warsha Kairo läßt Zeugen und Teilnehmer der Arabellion zu Wort kommen, die von ihren schlimmen Erlebnissen berichten, von Gewalt, Tod und Leichen. Gesucht wird nichts Geringeres als die Wahrheit. Das Arbeitsprinzip der Gruppe, so ist zu lesen, besteht darin, sich authentische Originaltöne „auf der Straße“ zu holen und sie zu Texten zu formen, die von Schauspielerinnen und Schauspielern gesprochen werden.
Veröffentlicht unter Politik und so, Theater
Verschlagwortet mit Arabellion, arabischer Frühling, Kairo, Mare Nostrum, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Zawaya
Schreib einen Kommentar
Konventioneller Auftakt – Ruhrfestspiele mit Goldonis „Der Diener zweier Herren“
„Burgtheater“, „Goldoni“, „Peter Simonischek“ – Suchbegriffe, Schlagworte, Tags, die gute Unterhaltung versprechen. Mit Carlo Goldonis Komödienklassiker „Der Diener zweier Herren“ starteten die Ruhrfestspiele in die Saison 2016, doch ach: Viele Erwartungen – nicht alle – blieben unerfüllt.

Immer Ärger mit dem Personal: Truffaldino (Markus Meyer, links) und Patalone (Peter Simonischek). (Foto: Ruhrfestspiele/Reinhard Werner)
Machen wir’s kurz, zumal die Produktion auch schon so gut wie abgespielt ist. Christian Stückl (Regie) nähert sich dem Stoff zu unentschlossen, macht mal daraus krachkomisches Bauerntheater mit stilistischen Anleihen bei der italienischen Commedia dell’arte, um im nächsten Moment sichere Pointen und humorvolle Verdichtungen in der Weite des Raums verfliegen zu lassen.
Bleiben Exposition und halsbrecherische Verwicklungen zunächst halbwegs spannend, gerinnt das eigentlich amüsante Spiel der Liebespärchenbildung nach der Pause zur zähen, nicht enden wollenden, enervierenden Daueraufgeregtheit, der eine zielstrebige, straffende Regie gutgetan hätte.
Vieles von allem: Das Theater Dortmund präsentiert sein Programm für 2016/2017

Hier wird derzeit renoviert – und alle hoffen, daß es pünktlich sein Ende hat: Das Theater Dortmund (Foto: Laura Sander/Theater Dortmund)
Die längste Theaterveranstaltung in der kommenden Spielzeit ist ein „54 Stunden Night Club“ im Megastore. Beginnend Freitag, 21. Oktober, und endend am Sonntag, 23. Oktober, will das Dortmunder Schauspiel – hoffentlich! hoffentlich! – Abschied nehmen von seiner provisorischen Spielstätte im Gewerbegebiet an der Nortkirchenstraße.
Das setzt natürlich voraus, daß dann die Renovierungsarbeiten im Großen Haus beendet sind. Dort, im Großen Haus, soll sich erstmalig wieder am 10. Dezember der Vorhang für Bert Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ heben, Regie führt der 1967 geborene Sascha Hawemann, von dem in Dortmund bereits als Regiearbeit das Familiendrama „Eine Familie (August: Osage County)“ zu sehen war.
Fünf Sparten machen Betrieb
Veröffentlicht unter Design, Musik & Konzert, Oper & Ballett, Operette & Musical, Region Ruhr, Rock & Pop, Tanz, Theater
Verschlagwortet mit Andreas Gruhn, Dortmund, Gabriel Feltz, Jans-Daniel Herzog, Kay Voges, Ruhrfestspiele, Spielzeit, Theater Dortmund, Wang
Schreib einen Kommentar
Von leichter Kost bis zur Flüchtlingsnot – das Pogramm der Ruhrfestspiele 2016
Das letzte maritime Motto der Ruhrfestspiele lautete 2014 „Inselreiche: Land in Sicht – Entdeckungen“ und bot, wenn ich mich recht erinnere, vor allem gute Gelegenheiten, das eine oder andere Shakespeare-Stück auf die Festspielhausbühne zu stellen. Nun, nach dem französischen „Tête-à-tête“-Intermezzo 2015, ist wieder ein Meer das Thema, das Mittelmeer, das „Mare Nostrum“.
(Auch) wir im kalten Deutschland dürfen es „unser Meer“ nennen, weil (unsere) abendländische Kultur ebenso wie die monotheistische Religionen dort, im Mittelmeerraum, entstanden. Das soll nicht vergessen werden, auch nicht in Zeiten, in denen dieses Meer zum Symbol für massenhafte Flucht und für massenhaftes Sterben auf dieser Flucht geworden ist.

Peter Simonischek spielt die Titelrolle in „Der Diener zweier Herren“ (Foto: Jim Rakete/Ruhrfestspiele)
Burgtheater macht den Anfang
Wie bei den Ruhrfestspielen der Vergangenheit ist die Betitelung recht unverbindlich, und sicherlich hätte auch ein anderes Banner gehißt werden können, schaut man auf die Auswahl der Stücke. Die ersten Produktionen im Großen Haus verbindet mit dem Mittelmeer kaum mehr als der Ort des Entstehens beziehungsweise der Ort des Handelns.
Veröffentlicht unter Festivals, Region Ruhr, Tanz, Theater
Verschlagwortet mit Mare Nostrum, Mittelmeer, Recklinghausen, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
Europäische Erstaufführung: Ruhrfestpiele mit Taboris Frühwerk „Flucht nach Ägypten“

Gestrandet in Ägypten: Flüchtlingsfamilie Engel (Heikko Deutschmann, Tatjana Nekrasov, Yuri Schmitz). Foto: Bohumil_Kostohryz
Zum Abschluss der Ruhrfestspiele hat Intendant Frank Hoffmann noch ein Bonbon für Theaterfreunde: die europäische Erstaufführung eines Tabori-Stücks, das Erstlingswerk des großen Theatermannes.
Schon 2012 hatte Hoffmann sich als Theater-Archäologe ums Werk von George Tabori verdient gemacht und dessen „Abendschau“ in Recklinghausen uraufgeführt. Nun bringt er die „Flucht nach Ägypten“ auf eine deutsche Bühne – ein Stück, das Tabori in der Hoffnung auf eine spätere Verfilmung geschrieben hatte, das bei seiner Uraufführung 1952 in der Regie von Elia Kazan am Broadway aber durchgefallen war.
Es ist ein Flüchtlingsdrama aus der Nachkriegszeit: Tabori, der wegen seiner jüdischen Herkunft selbst aus Deutschland fliehen musste, lässt Familie Engel aus Wien in einem ägyptischen Hotel stranden. Man will von dort nach Amerika übersiedeln, unter erschwerten Bedingungen: Vater Franz Engel (TV-Schauspieler Heikko Deutschmann) kam unheilbar krank aus dem KZ zurück und macht sich Illusionen über seine Genesungsaussichten. Seine Frau Lilli (Tatjana Nekrasov) ist die Mutter Courage, die mit wachsender Verzweiflung versucht, angesichts längst leerer Konten Haltung zu bewahren und die Familie samt des neunjährigen Bubi (Yuri Schmitz) bis zum ersehnten Visum durchzubringen. Eigentlich will Lilli nicht auswandern – doch nach zwei Jahren Odyssee durch Europa hat sie sich längst in ihre Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft verrannt.
Veröffentlicht unter Festivals, Theater
Verschlagwortet mit Flucht aus Ägypten, Frank Hoffmann, George Tabori, Heikko Deutschmann, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
Recht viel beachtliches Theater – eine subjektive Bilanz zu den Ruhrfestspielen
Die Ruhrfestspiele neigen sich ihrem Ende entgegen. Isabella Rosselini und die Jungfrau von Orleans werden noch im Großen Haus auftreten, doch die bilanzierende Abschlußpressekonferenz ist bereits angesetzt. Dort wird in Zahlen dargelegt, wie erfolgreich auch in diesem Jahr wieder das Traditionsfestival war – nehmen wir jedenfalls an und behaupten auch nichts anderes. So gilt es nun, die Frage zu stellen: Wie war denn dieses „tête-à-tête“ so? War es überhaupt eins? „Ein dramatisches Rendezvous mit Frankreich“, wie der diesjährige Untertitel der Veranstaltung behauptete?

Türenkomödie vor weißen Stoffbahnen: „Ich ich ich“ von Eugène Marin Labiche mit (v.l.) Katharina Pichler (Madame de Verrières), Thomas Gräßle (Aubin), Nora Buzalka (Thérèse), Markus Hering (Dutrécy), Thomas Lettow (Georges), Wolfram Rupperti (Fromental) und Johannes Zirner (Armand) (Foto: Andreas Pohlmann/Ruhrfestspiele)
Containerbuntes Festspielhaus
Jedenfalls war an Französischem einiges auszumachen im recht opulenten Programm. Das begann schon mit der künstlerischen Ausgestaltung des Festspielhauses durch Daniel Buren, eine hübsche Symbiose aus formalem Minimalismus und Üppigkeit des gestalterischen Eingriffs. Wer weiß, was als nächstes an die Reihe kommt? Der Gasometer in Oberhausen, der Reichstag?
Veröffentlicht unter Festivals, Region Ruhr, Theater
Verschlagwortet mit Bovary, Buren, Handke, Hoffmann, Hoss, Ionesco, Labiche, Ostermaier, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Sophie von Kessel, Yasmina Reza
Schreib einen Kommentar
Ruhrfestspiele: Klatschen wie Bolle – Brambach liest Bukowski, die Zucchini-Sistaz swingen
Frankreich ist, wie bekannt, in diesem Jahr der kulturell-regionale Schwerpunkt der Ruhrfestspiele. Viel Französisches allerorten im Spielplan, aber doch nicht nur. In den Randbereichen des üppigen Programms blüht einiges, was mit dem Schwerpunkt auch beim besten Willen nichts zu tun hat.
Zwei Veranstaltungen, beide auf kleinerer Bühne, interessierten besonders. Wenn man nun wiederum zwischen ihnen etwas Gemeinsames suchte, so könnte man vielleicht sagen, daß sie beide in US-amerikanischer Kultur wurzeln. Aber das ist schon etwas gequält herbeigezaubert. Schauen wir also mal – erst auf Herrn Brambach nebst Gattin Christine Sommer, sodann auf die Zucchini-Sistaz.

„Roter Mercedes“ – Martin Brambach, Christine Sommer, Matthes Fechner (von links) Foto: Ruhrfestspiele/Peter Kallwitz
Brambach und Bukowski
Martin Brambach also, den man vom Fernsehen kennt und vielleicht auch aus früheren Zeiten vom Bochumer Schauspielhaus, ist ab und zu mit einem Bukowski-Abend unterwegs. Allzu oft aber wohl nicht, auch intensivste Internet-Recherchen förderten nicht mehr zu Tage als einen vorhergegangenen Auftritt 2014 in Dorsten. Jetzt war das Paar Brambach/Sommer in Begleitung des Gitarristen Matthes Fechner im FRinge-Zelt bei den Ruhrfestspielen zu erleben.
Veröffentlicht unter Festivals, Kleinkunst & Comedy, Kunst, Musik & Konzert, Theater
Verschlagwortet mit Brambach, Bukowski, Fringe, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Zucchini Sistaz
Schreib einen Kommentar
Ruhrfestspiele: Historisches Thesentheater nach Zolas Roman „Das Geld“
Kapitalismuskritik gehört längst zu den klassischen Theaterstoffen. Dass schon im Jahr 1890 Émile Zola, der französische Naturalist und Romancier, die Mechanismen des Marktes und der menschlichen Gier literarisch offenlegte, ist zumindest dem Theatergänger weniger präsent: Bislang hatte seinen Roman „Das Geld“ niemand für die Bühne adaptiert. Das Saarländische Staatstheater hat es getan, die Uraufführung war nun als Koproduktion mit den Ruhrfestspielen im Theater Marl zu sehen.
Und er ist eine Entdeckung, dieser Stoff: Obwohl er im Zweiten Kaiserreich unter Napoléon spielt, erscheint er doch in seiner Anlage wundersam zeitlos. So zeitlos, dass Regisseurin Dagmar Schlingmann den berechtigten Mut zu historischen Kostümen hatte (Bettina Latscha).
Es geht um den charmanten, impulsiven Zocker Saccard (Georg Mitterstieler), der davon träumt, den Mittleren Osten wirtschaftlich zu erschließen. Zur Finanzierung gründet er eine Bank und geht an die Börse, manipuliert und intrigiert, verdreht Anlegern und Frauen den Kopf. Nach einer schwindelerregenden Hausse verliert er sich im Rausch des Geldes, will immer mehr und erlebt, wie soll es anders ein, Schiffbruch. Während die Anleger ihr Geld rechtzeitig ins Trockene bringen, geht Saccard mit zahllosen Kleinanlegern baden.
Veröffentlicht unter Literatur, Theater
Verschlagwortet mit Das Geld, Emile Zola, Ruhrfestspiele, Saarländisches Staatstheater, Theater Marl
Schreib einen Kommentar
Recklinghausen: Franzose Daniel Buren verwandelt Ruhrfestspielhaus und Kunsthalle

Das Recklinghäuser Festspielhaus, versehen mit Daniel Burens Farbfolien. (Foto: Kunsthalle Recklinghausen)
Die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele überschreitet diesmal das museale Gehege und erfasst die Architektur zweier markanter Gebäude in Recklinghausen: Festspielhaus und Kunsthalle.
Nach je eigenen Prinzipien hat der namhafte französische Künstler Daniel Buren (Jahrgang 1938) die Anmutung beider Bauten mit farbigen Folien grundlegend verändert. Besonders das serielle Raster der gigantischen Festspielhaus-Glaswand erhält durch die Farbrhythmen gänzlich neue Akzente. Festlicher und somit empfänglicher gestimmt, könnte man auch sagen: Buren verwandelt, ja verzaubert die Architektur, die im Falle des Festspielhauses (Entwurf Auer+Weber+Partner) ohnehin schon 2001 mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet wurde.
Die Farbfolien hat Buren alphabetisch nach (deutschsprachiger) Bezeichnung auf die Scheiben des Festspielhauses gesetzt: Blau, Goldgelb, Grün, Rosa. Die Kunsthalle erstrahlt in einem ähnlichen Spektrum – mit Ausnahme von Grün. Beide Arbeiten folgen dem minimalistischen Kunst-Vokabular, das Buren über viele Jahre hinweg für sich perfektioniert hat.
Es ließe sich schier endlos darüber theoretisieren, doch muss man gerade solche raumgreifenden Arbeiten natürlich „vor Ort“ selbst in Augenschein nehmen. Während das Festspielhaus von innen und von außen ganz verschiedene Ansichten darbietet (auch Wetterverhältnisse spielen dabei eine Rolle), ist die farbige Umgestaltung der Kunsthalle, da von innen beleuchtet, nur von außen angemessen wahrzunehmen und entfaltet erst bei Dunkelheit ihre ganze Wirkung.
Veröffentlicht unter Architektur & Städtebau, Kunst, Region Ruhr
Verschlagwortet mit Daniel Buren, Festspielhaus, Kunsthalle, Recklinghausen, Ruhrfestspiele
1 Kommentar
Yasmina Reza, Piccoli, Binoche, Ute Lemper – Frankreich ist Thema der Ruhrfestspiele

Michel Piccoli, Jane Birkin und Hervé Pierre (von links) tragen Texte von Serge Gainsbourg vor. (Foto: Ruhrfestspiele/Gilles Vidal)
In diesem Jahr soll es unser westlicher Nachbar sein. „Tête-à-tête – ein dramatisches Rendezvous mit Frankreich“ ist das Programm der Ruhrfestspiele 2015 überschrieben, und natürlich erfolgte die thematische Schwerpunktlegung lange, bevor das Land (und seine Kultur) es zu trauriger Aktualität brachten.
Fast wundert man sich, daß Festival-Chef Frank Hoffmann Frankreichs Kultur erst jetzt so entschlossen ins Rampenlicht des Recklinghäuser Festspielhauses rückt, ist er doch als Luxemburger – mit ganz leichter Andeutung eines französischen Akzents, ähnlich seinem Landsmann Jean-Claude Juncker – der französischen (Bühnen-)Kultur schon traditionell recht nahe.
Nein, man muß man nicht befürchten, daß nun ein Gründeln nach französischer Seele oder Ähnlichem einsetzte, wie überhaupt das in dieser unbedingten Art Grundsätzliche eher wohl eine Spezialität von Frankreichs östlichem Nachbarn, vulgo: uns ist.
Hoffmann greift lieber zum Füllhorn und schüttet französisch Gedichtetes, Gefühltes, Inspiriertes und Gesprochenes über seinem Publikum aus, auf daß Nähe sich auf vielfältige Weise herstelle. Das Konzept ist erprobt und funktionssicher, und ein Theater der radikalen Positionen war Hoffmanns Sache sowieso nie. Allerdings erstaunt bei der Sichtung des wieder einmal höchst umfangreichen Programms ein wenig doch die Beliebigkeit der Auswahl. Aber der Reihe nach.
Veröffentlicht unter Festivals, Kleinkunst & Comedy, Literatur, Musik & Konzert, Region Ruhr, Theater
Verschlagwortet mit Coelho, Frank Hoffmann, Horwitz, Juliette Binoche, Labiche, Michel Piccoli, Peymann, Ruhrfestspiele, Thalheimer, Yasmina Reza
1 Kommentar
Der arme IT-Experte und seine gute Fee – „Jenny Jannowitz“ bei den Ruhrfestspielen
Wenn täglich das Murmeltier grüßt oder man gar eines Morgens als Käfer aufwacht, ist das bedenklich; wenn man nicht mehr weiß, ob die Wirklichkeit oder man selber mehr oder weniger „ver-rückt“ ist. Ganz so schlimm ist es Karlo Kollmar nicht ergangen, er hat lediglich verschlafen. Doch all die Menschen um ihn herum sind jetzt so anders. Und was er von der geheimnisvollen Zauberin Jenny Jannowitz halten soll, weiß Kollmar gleich gar nicht.

Karlo Kollmar (Raphael Traub) herzt auf der linken Bildseite seine gute Fee Jenny Jannowitz (Bea Brocks). Foto: Ruhrfestspiele
„Jenny Jannowitz“ war die letzte Premiere der diesjährigen Ruhrfestspiele. Das Stück des Autors Michel Decar (Jahrgang 1987) gewann den Förderpreis des Kleistforums in Frankfurt an der Oder und erlebte deshalb, einer noch nicht all zu alten Recklinghäuser Festspieltradition folgend, als Produktion des Staatstheaters Braunschweig seine Bühnenweihen in der Halle König Ludwig 1/2 (Regie: Catja Baumann).
Veröffentlicht unter Arbeitswelt & Beruf, Theater
Verschlagwortet mit Braunschweig, Decar, Jannowitz, Jenny, Kleistforum, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Schauspiel, Theater
1 Kommentar
„Dalí vs. Picasso“ – Fernando Arrabáls genialer Malerstreit bei den Ruhrfestspielen
Ja, so kennt man sie: Picasso trägt Shorts, Dali einen Nadelstreifenanzug, Beide halten sich für genial. Auf der Bühne haben sie sich in zwei abgeranzte rote Sessel gelümmelt, reden miteinander, ohne sich wirklich verstehen zu wollen und erinnern ein ganz klein wenig an Becketts Landstreicher, die auf Godot warten. Aber worauf warten Dali und Picasso?
Nun, natürlich warten sie nicht in stiller Gottergebenheit. Sie lauern auf Gelegenheiten, ihre Karrieren voranzutreiben. Man schreibt das Jahr 1937, vor wenigen Tagen haben die Deutschen Guernica bombardiert, Picasso winkt ein Großauftrag für den spanischen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung. Eine Million Peseten in Gold für ein großes Gemälde! Guernica wäre sicherlich das Thema – dummerweise hat Picasso aber nur ein Großformat zum Lobpreis der Elektrizität im Angebot, in dessen Mittelpunkt eine Glühbirne von der Decke hängt. Aber mit ein paar Änderungen könnte man vielleicht…
Veröffentlicht unter Kunst, Theater
Verschlagwortet mit Arrabal, Dali, Picasso, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Schauspiel, Theater
Schreib einen Kommentar
Ruhrfestspiele: Boris Eifmans russisches Ballett-Spektakel mit klaren Botschaften
Sie sind ein Garant für ein volles Haus: die Ballett-Abende mit der Eifman State Academy aus St. Petersburg. Wobei „Ballett-Abend“ ein viel zu schwaches Wort ist für das atemlose Show-Spektakel, das die Russen bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen veranstalten. Am Mittwoch feierte ihr neues Stück „Beyond Sin“ Deutschlandpremiere. Als Vorlage dient Dostojewskis letzter Roman „Die Brüder Karamasow“.
Boris Eifman hat mit seinen Inszenierungen ein eigenes Genre erfunden: Er steht für getanztes Theater (aber kein Tanztheater), für ein stark szenisches und sehr gestisches Handlungsballett, bei dem nahezu jede Bewegungsfolge in Sprache und Bedeutung übersetzt werden kann. Seine Tanzsprache ist neoklassisch bis modern, gerne mixt er auch akrobatische Elemente in die Choreografie. Musik hat dabei eine ähnliche Funktion wie im Film, sie dient vor allem zur Erzeugung oder Verstärkung von Emotionen: Zu hören sind fast ausschließlich pathos-geladene Ausschnitte aus Werken von Wagner, Mussorgski, Rachmaninow.
Nach „Onegin“ und „Red Giselle“ in den Vorjahren hat sich der russische Choreograf nun also „Die Brüder Karamasow“ vorgenommen: Vordergründig die Geschichte des Untergangs einer Familie, handelt das vielschichtige Werk von der Verantwortung und Freiheit des Einzelnen in der Gesellschaft.
Veröffentlicht unter Festivals, Oper & Ballett, Tanz, Theater
Verschlagwortet mit Boris Eifman, Recklinghausen, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
Schwerkraft, nein danke – umjubelter Auftritt des Cirque Éloize bei den Ruhrfestspielen
Die Dinge, die sie für ihre Kunststücke brauchen, wirken schlicht: eine Stange, ein langes Tuch, einige Hüpfseilchen, einige Stühle. Ein Fahrrad leistet gute Dienste, der Jongleur braucht seine Kugeln, die Breakdancer kommen gänzlich ohne Werkzeug aus. Was die jungen Artisten vom kanadischen Cirque Éloise aber mit schlichtem Werkzeug auf der Bühne des Marler Theaters veranstalten, ist schier unglaublich.
Die Schwerkraft scheint nicht zu existieren, wenn ein leichtfüßiger Athlet die wackelige Stange erklimmt, als befände sie sich in der Horizontalen; wenn er an ihr hängt wie eine Fahne im Wind, sich nur mit seinen Beinen an ihr festhält, ungebremst an ihr herabgleitet und erst im letzten Moment abbremst, so daß man für Sekundenbruchteile sein sicheres Ende befürchtet.
Veröffentlicht unter Festivals, Leibesübungen, Theater
Verschlagwortet mit Akrobatik, Cirque Éloize, Ruhrfestspiele, Zirkus
Schreib einen Kommentar
„Mutti“ bei den Ruhrfestspielen: Die Große Koalition in Gruppentherapie
Auf den ersten Blick ist es eine seltsame Idee: ein Theaterstück über eine Koalitionskrise im Jahr 2014, mit den Protagonisten Merkel und Gabriel, Seehofer und Von der Leyen, im Hintergrund läuft das WM-Finale. Ein Stück, dermaßen in der Gegenwart verhaftet, dass man einen vielleicht kurzweiligen, jedoch nicht unbedingt nachhaltigen Abend erwartet. Doch dann kommt „Mutti“. Das Stück von Charlotte Roos und Juli Zeh wurde jetzt bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen uraufgeführt.
Roos und Zeh bringen Theater und Tagespolitik zusammen und haben damit bereits zum zweiten Mal ein Genre erwählt, das man eigentlich vor allem aus Film und Fernsehen kennt: „Mutti“ ist eine politische Komödie, grandios umgesetzt in der Inszenierung des Deutschen Nationaltheaters Weimar unter der Regie von Hasko Weber.
Veröffentlicht unter Festivals, Politik und so, Region Ruhr, Theater
Verschlagwortet mit Charlotte Roos, Gabriel, Hasko Weber, Juli Zeh, Merkel, Michael Wächter, Nadja Robiné, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Seehofer, Von der Leyen
Schreib einen Kommentar
Eine Inszenierung vernichtet sich selbst – „Purpurstaub“ bei den Ruhrfestspielen
Wer heutzutage ins Theater geht, braucht eine steife Oberlippe (wie die Briten sagen). Augen zu und durch und keine Schwäche zeigen! Auch wenn die Aufführung grauenvoll ist, wenn man sich für dumm verkauft fühlt und wenn man nicht ein Fitzelchen von dem bekommt, was man sich nach Kenntnis des Stücks (naiv, wie man ja immer wieder antritt) erhofft hatte. Und man erinnert sich an Horst Köhlers Forderung nach irgendwie „vorlagengerechter“ Inszenierung, die zwar von großer Ahnungslosigkeit getragen war, ihren Urheber aber sympathisch machte.

Noch sind sie alle fröhlich. Szene aus „Purpurstaub“ in der Stuttgarter Inszenierung. Foto: JU Ostkreuz
Die Rede ist von „Purpurstaub“, der abgründigen Komödie von Sean O’Casey, die ihren Honig aus dem schwierigen Verhältnis zwischen Engländern und Iren saugt, zwischen neureichen, kulturlosen Dummköpfen und Eingeborenen, die es ihnen gründlichst zeigen (und ihnen überdies, wir bitten die politisch unkorrekte Formulierung zu entschuldigen, aber genau das ist gemeint: die Weiber ausspannen).
Aus dem Stoff ließe sich viel machen. Regisseur Sebastian Hartmann macht daraus – in einer Koproduktion des Schauspiels Stuttgart mit den Ruhrfestspielen – eine Versammlung von sechs burlesken Gestalten, die mit wechselnden Rollenzuschreibungen eine Geschichte vermitteln sollen, die man aber kaum erkennt, wenn man sie nicht kennte.
Veröffentlicht unter Kultur an sich, Kunst, Theater
Verschlagwortet mit O'Casey, Purpurstaub, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Sebastian Hartmann
1 Kommentar
Zwischen Wahn und Wirklichkeit – Pirandellos „Heinrich IV“ bei den Ruhrfestspielen
Ein Pferd macht den Anfang. Gelassen knabbert es in der Kulisse am Heu, bis es schließlich weggeführt wird. Es ist ein sinnfälliger Verweis. Mit einem Pferd, genauer gesagt mit dem Sturz vom Rücken eines solchen, begann die Tragödie, deren weiterer Verlauf das Thema dieses Abends ist. Intendant Frank Hoffmann inszeniert Luigi Pirandellos Stück „Heinrich IV“ als zweite große Premiere der diesjährigen Ruhrfestspiele im Festspielhaus.
Heinrich IV ist in diesem Stück nur der Rollenname eines selber namenlos bleibenden Adeligen, der bei einem Maskenumzug als Kaiser auftrat, vom Pferde fiel und seitdem verwirrt ist. Rudolf Kowalski, den man aus dem Fernsehen möglicherweise als Düsseldorfer Serien-Kommissar Stolberg kennt, gibt ihn mit Verve und bemerkenswertem Pathos. Übeltäter bei dem Maskenumzug war übrigens Rivale Belcredi (Ulrich Kuhlmann), der „Heinrich IV“ vom Pferde stieß, weil beide die schöne Bertha liebten.
Wenn das Stück einsetzt, erfahren wir vom eigentlich lobenswerten Vorstoß des Neffen Marchese Carlo di Nolli (Marc Baum), dem armen Heinrich mit einer Art Schocktherapie sein Gedächtnis zurückzubringen. Er schafft Berthas (Anne Moll) bildhübsche Tochter Frida (Sinja Dieks) herbei, die ganz nach ihrer Mutter kommt und ihr verblüffend ähnelt.
Veröffentlicht unter Kunst, Region Ruhr, Theater
Verschlagwortet mit Frank Hoffmann, Heinrich IV, Pirandello, Recklinghausen, Rudolf Kowalski, Ruhrfestspiele
Schreib einen Kommentar
Die uralten Mythen wirken noch weiter: Kunst aus Island bei den Ruhrfestspielen
Das Motto der Ruhrfestspiele lautet diesmal so: „Inselreiche. Land in Sicht – Entdeckungen“. Imaginäre Reisen in allerlei Randzonen sind zu erwarten. In dieser geistigen Geographie kann man Island recht gut unterbringen. Und also führt die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele auf diese riesenhafte, vielfach auch bizarr anmutende Insel.
Zwar sind alle gängigen Kunstrichtungen irgendwann auch in Island angelangt, nicht zuletzt die Ausfaltungen der Abstraktion. Doch die Schau mit dem Titel „Saga“ betont in der Recklinghäuser Kunsthalle das narrative Moment, was ja auch allemal mehr Publikum anzieht als dürre Konstrukte. Immerhin ist das Erzählerische, ist also die Literatur Islands auffälligster Beitrag zur Weltkultur. Das wurde auch 2012 erst recht offenbar, als die Insel Gastland der Frankfurter Buchmesse war. Warum also nicht auch der Bildnerei das Erzählerische ablauschen?

Jóhannes S. Kjarval: „Fantasie“ (1949, Öl auf Leinwand) (©Listasafn Islands/National Gallery of Iceland)
Eine mehr als heimliche, zuweilen gar ausgesprochen unheimliche Triebkraft des Erzählens sind in allen Künsten Islands die erdgeschichtlichen Dramen, die sich auf dieser Insel abgespielt haben und immer noch abspielen. Folglich steht am Anfang auch das Panorama eines grandiosen Naturschauplatzes – des Thingvellir genannten Tales, das sich an der immer weiter klaffenden Erdspalte zwischen nordamerikanischer und eurasischer Kontinentalplatte befindet. 1863 hat es der Frankfurter Maler Heinrich Hasselhorst eher nüchtern realistisch dargestellt. Für Naturmystik war er offenkundig nicht empfänglich.
Veröffentlicht unter Fotografie, Kunst, Natur Klima Umwelt, Stadt Land Fluss, Weite Welt
Verschlagwortet mit Cindy Sherman, Island, Olafur Eliasson, Recklinghausen, Reykjavik, Ruhrfestspiele, Saga
1 Kommentar
Programm vorgestellt: Ruhrfestspiele 2014 entdecken die Inselreiche
Shakespeares „Sturm“ wird die Ruhrfestspiele 2014 eröffnen, Pirandellos „Heinrich IV“, Sean O’Caseys „Purpurstaub“ und Becketts „Warten auf Godot“ werden auf der Bühne des Großen Hauses folgen. Auch andere Spielstätten wie das Kleine Theater im Festspielhaus, das Theater Marl oder das Theaterzelt werden Leben zeigen. Intendant Frank Hoffmann hat den Spielplan der diesjährigen Ruhrfestspiele bekanntgegeben.

Szene aus Shakespeares „Sturm“, mit dem die Ruhrfestspiele in diesem Jahr eröffnet werden (Foto: Andreas Pohlmann/Ruhrfestspiele)
„Inselreiche. Land in Sicht – Entdeckungen“ lautet das diesjährige Motto, wie wir jetzt wissen, und da ist ein Eröffnungsstück wie „Der Sturm“ natürlich naheliegend, bläst der Namentliche doch in Shakespeares spätem Meisterwerk eine illustre Gesellschaft auf eine unbewohnte Insel, wo sie sich sozial neu sortieren muß und das auch recht lustvoll tut. In Gisli Örn Gardarssons Einrichtung für Ruhrfestspiele und Residenztheater München allerdings ist die urwüchsige Vegetation des Eilands einem gefängnishaften Gebilde aus Gitterstäben gewichen, wie erste Probenvideos zeigen. Nun gut, es gibt ja auch Gefängnisinseln, man bleibt gespannt, wohin die Irrfahrt ging. Jedenfalls spielt Manfred Zapatka den Prospero.
Irische Kaltgetränke in der frühen Pause
Veröffentlicht unter Region Ruhr, Theater
Verschlagwortet mit Festspiele, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Theater
3 Kommentare
Ruhrfestspiele: Zwei Teufel und ein Weib
Wie ein überdimensionales Mikadospiel liegen die Baumstämme kreuz und quer auf der Bühne. Als hätte ein Riese gewütet und dann die Lust verloren oder als sei ein Kyrill durch den Bergwald gefegt. Auf den Stämmen balancieren zwei Männer und eine Frau, schwindelnd, nah am Abgrund, immer kurz vor dem Absturz.
Ein Sinnbild für ihr unheilvolles Dreiecksverhältnis, das von Leidenschaften, Eifersucht und Gier vergiftet ist und schließlich in die Katastrophe führt. Martin Kusej inszenierte „Der Weibsteufel“ 2008 für das Wiener Burgtheater, 2011 nahm er ihn mit ans Münchner Residenztheater, wo der Regisseur inzwischen Intendant ist. Jetzt war die Inszenierung mit Starbesetzung bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen zu sehen.
Birgit Minichmayr (Weib), Werner Wölbern (Mann) und Tobias Moretti (Jäger) entfalten ein hochdramatisches Geflecht, das aus einem emotionalen Bodensatz aus Liebe, Hass, enttäuschten Lebenserwartungen und zu lange gezähmten Begierden gespeist wird, die wie in einem Dampfkochtopf irgendwann explodieren müssen, wenn der Druck zu hoch wird. Dem Kochvorgang zuzusehen, der im volkstümlichen Idiom des Dramatikers Karl Schönherr im knapp Gesagten unendlich viel mehr Gemeintes produziert, lässt einem zuweilen den Atem stocken. Soviel Gemeinheit in der Welt und zugleich so viel Hilflosigkeit zwischen Mann, Frau und Liebhaber.
Veröffentlicht unter Festivals, Region Ruhr, Theater
Verschlagwortet mit Birgit Minichmayr, Burgtheater, Der Weibsteufel, Residenztheater, Ruhrfestspiele, Tobias Moretti, Werner Wölbern
1 Kommentar
Der Stoff des Verderbens: „Gas“ bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen

„Aufbruch und Utopie“ – das Motto der Ruhrfestspiele Recklinghausen 2013. Foto: Werner Häußner
„Gas“! Der Titel hatte am Ende des Ersten Weltkriegs eine alarmierende Brisanz. In den Endkämpfen an festgefahrenen Fronten wurde zum ersten Mal Giftgas eingesetzt. Die europäische Zivilisation stand fassungslos vor den dämonischen Ergebnissen einer Entwicklung, die – wie wir heute erfassen – das Ende des alten Europa bedeutete. Georg Kaiser, der produktive Dramatiker seiner Epoche, hat seinem Sinnspiel um Macht und Vernichtung, Utopie und Humanität, Krieg und Klassenkampf diesen Titel gegeben.
Gas ist in den zwei Teilen dieses Endzeitstücks mehr als ein Energieträger, als ein Schmierstoff für die gesamte technische Zivilisation. Es ist der universale Stoff, der das Verderben begleitet. Das „Gas“ Georg Kaisers hat einen metaphysischen Geruch.
Aus der Rückschau von fast einhundert Jahren bewundert man, wie Kaiser mit damals aktuellen Ideen umgegangen ist, aber auch, mit welchem Instinkt er die Ursachen der Katastrophe analysierte, die in seinem Drama geschieht. Da fliegt eine Fabrik in die Luft – ein Sinnbild für Untergang überhaupt.
Veröffentlicht unter Festivals, Theater
Verschlagwortet mit Gas, Georg Kaiser, Hansgünther Heyme, Recklinghausen, Ruhrfestspiele, Saskia Bladt, Sebastian Hannak
Schreib einen Kommentar