Meilensteine der Popmusik (10): Pink Floyd

„Underground“ war  d e r  Nährboden für die Popmusik der „swingin´ sixties“. Etliche Interpreten und Gruppen wurden dort erst einmal Kult, bevor sie dann in den Hitparaden auftauchten. Für Plattenmillionäre gab es natürlich keinen Platz mehr im Underground. Dafür tauchten sie jetzt vermehrt im Kulturteil seriöser Wochenmagazine auf.

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Diese berichteten auch von dem Millionenaufwand und der coolen Strategie, mit der im März 1973 die dunkle Seite des Mondes beleuchtet wird. Als „Dark side of the moon“ der ehemaligen Undergroundband Pink Floyd erscheint, wird gleichzeitig auch schon der Riesenaufwand für das ganze Projekt bilanziert. Allein das bestechende und doch schlichte Cover ist von der Gruppe aus acht verschiedenen Vorschlägen ausgesucht worden. Ein lichtbrechendes Prisma gewann, und es sollte in naturalistischer Form auch auf der Innenseite abgebildet werden. Zu diesem Zweck flogen ein Designer und ein Fotograf extra in das nächtliche Ägypten, um eine Pyramide bei Mondschein einzufangen. Derweil hockte die Gruppe bei den Aufnahme-Sessions in den damals schon legendären Abbey-Road-Studios. An den Reglern saß übrigens ein Ton-Ingenieur namens Alan Parsons, der nebenbei sicherlich schon ein eigenes Projekt im Kopf hatte.

Die Mitglieder von Pink Floyd zeigten sich noch als Gruppe. Sie schrieben und musizierten zusammen, der schwelende Konflikt zwischen den Köpfen David Gilmour und Roger Waters wurde noch nicht öffentlich ausgetragen. Der eine Name stand für Musik, der andere mehr für Show. Beides hatte zur immerwährenden, kollektiven Bewusstseinserweiterung bei Fans auf der ganzen Welt geführt. Hardcore-Fans der ersten Stunde erinnerten sich noch an die Namensgeber: Die beiden Blues-Männer Pink Anderson und Floyd Council aus Georgia. Blues war auch die Masche von Pink Floyd Mitte der 60er. Sie schrubbten ihn im Londoner Ufo-Club, ziemlich laut und leider auch ziemlich schlecht. Zugleich aber auch so schlecht und abgedreht, dass sie zu kleinen Helden der damaligen Subkultur wurden. Der eigentliche Kopf der Band, Syd Barrett, drehte wenig später ganz ab. Nach ersten kleinen Singleerfolgen in den Pop-Charts verschwand er erst einmal in der Psychiatrie. Der Rest machte weiter, setzte auf das große „Joint-Adventure“, und nahm die Hippies mit auf die Reise. Die Live-Happenings von Pink Floyd wurden zu technischen Großereignissen, zu ganz neuen Hör- und Seherlebnissen.

Der Bassist Roger Waters begann zwischenzeitlich das Schicksal des einstigen Mitspielers Syd Barrett aufzuarbeiten. Bei dem Vergleich der „dunklen Seite des Mondes“ mit der dunklen Seite des Menschen, beschäftigte er sich auch mit der Frage, was einen sensiblen Menschen so alles in den Wahnsinn treiben kann.

In der weltweiten Fan-Kommune von Pink Floyd fehlte indes eine Gruppe, die mit langhaarigen, bärtigen und Pfeifchen rauchenden Hippies der Sixties nichts mehr am Hut hatte: Es fehlten die neuen Teenies der 70er. Auch diese sollten von „Dark side of the moon“ eingefangen werden. Das versuchte man mit altbekannten, psychedelischen und antikapitalistischen Botschaften zu ganz neuen, populären und damit eingängigen Synthesizerklängen. Mutig griff man den Emporkömmling und neuen Superstar Elton John an, der sein „Money“ gerade in einen Fußballclub investiert hatte. Pink Floyd gab dem Kollegen eine eigene Lebensweisheit mit auf den Weg: „Geld ist nur ein Furz.“ Andererseits wollten sie den Kindern in dem Song „Time“ etwas von Vergänglichkeit erzählen: „Jugend verschwendet Zeit, sie wartet auf einen, der die Richtung vorgibt. Das Leben liegt vor dir, doch eines Tages stellst du fest, dass zehn Jahre vergangen sind, und du den Startschuss verpasst hast.“ Die Teenies streckten dazu die Wunderkerzen in die Höhe, und bemerkten nicht, dass sie am Ende des Songs ebenfalls älter geworden waren. Denn die „Zeit“ verging und machte „Dark side of the moon“ zum Rockdenkmal. Weit über 50 Millionen Menschen auf der ganzen Welt wollten die Platte bis heute kaufen. Und es werden täglich mehr. In den US-LP-Charts war sie 773 Wochen am Stück vertreten. Das sind weit über 14 Jahre – Weltrekord!

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