Von Bernd Berke
Essen. Der schmale Durchgang vom Folkwang- zum Ruhrlandmuseum ist auf längere Sicht reserviert. Design-Studenten der Essener Gesamthochschule (Seminarleiter: Thomas Rather) werden dort, einer nach dem anderen, insgesamt zwei Jahre lang fotografische Aspekte des Reviers zeigen.
Heute abend wird die erste von fast 20 Ausstellungen eröffnet: Britta Lauers Foto-Porträts von Künstlern aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland (zu sehen bis 13. August).
„Reviertypischer“ soll es in den (bereits jetzt angekündigten) Folgeausstellungen zugehen. So wird etwa unter dem Titel „Mein Vater, der Kokereimaschinist“ ein „Malocher“-Leben dokumentiert. Malakowtürme und eine Dorstener Zechensiedlung sind weitere Themen. Die Geschichte eines Vorort-Sportvereins kommt gleichfalls ins Blickfeld, außerdem „Ruhrgebietsfeste – gestern und heute“ sowie „Lärmschutzwände im Ruhrgebiet“.
Obwohl auch Relikte einer Revier-Kindheit der 60er Jahre und Kinos der 50er Jahre vorkommen, liegt der Schwerpunkt nicht etwa auf Nostalgie. Mit „Ein Stadtteil verändert sich“ und „Von Kohle keine Spur mehr“ werden Neuprägungen der Industrielandschaft einbezogen.
Wenn sich – etwa Mitte 1987 – der Ausstellungsreigen geschlossen hat, soll sich als Summe (Motto: „Ortserkundung Ruhrgebiet“) eine facettenreiche optische Schilderung dieser Region ergeben haben. Zum krönenden Abschluß soll dann auch ein Gesamtkatalog vorliegen.
Die ersteAusstellung – besagte Künstlerporträts von Britta Lauer – läßt auf ein auch ästhetisch befriedigendes Projekt hoffen. Britta Lauer hat nicht einfach Köpfe abgerichtet, sondern die Künstler im Kontext ihrer Arbeit fotografiert, was oft intensive Gesprächsvorbereitungen erforderte. Die Persönlichkeiten der Künstler drücken sich sehr nuanciert aus. Das Spektrum reicht vom konventionellen Porträt bis zur ausgeklügelten Raum-(Selbst)-Inszenierung. Höchst unterschiedlich verhalten sich die Künstler zu ihren Werken: Manche stehen selbstbewußt davor, andere prüfen oder bearbeiten es, wieder andere scheinen wie zufällig aufs Bild geraten zu sein oder gar im Werk aufzugehen und zu verschwinden.