Flamenco zieht die Massen magisch an – beim Volksfest zur Eröffnung der Ruhrfestspiele

Von Bernd Berke

Recklinghausen. Sieben Feuerwehrleute waren auf der Festspielwiese nahezu allgegenwärtig. Doch sie löschten keine Brände, sondern animierten mit munteren Sprüchen Hunderte zu Mitmach-Aktionen wie etwa der Herstellung von „Müllmonstern“. Die „Wehrmänner“, in Wahrheit Theaterleute, waren gestern einer der vielen bunten Programmtupfer zur traditionellen Eröffnung der Ruhrfestspiele rund um das Festspielhaus in Recklinghausen.

Begonnen hatte die Veranstaltung mit der DGB-Maikundgebung. Konrad Carl, Vorsitzender der IG Bau-Steine-Erden, betonte die Solidarität aller DGB-Gewerkschaften mit den derzeit im Tarifkonflikt befindlichen IG Metall und IG Druck und Papier: „Wer glaubt, die Gewerkschaften auseinanderdividieren zu können, hat sich in den Finger geschnitten“, rief Carl unter Beifall. Die von der Regierung gepriesene Marktwirtschaft laufe immer deutlicher auf pure „Machtwirtschaft“ und soziale Demontage hinaus. Ab 12 Uhr folgte das schier unüberschaubare Programm auf dem Freigelände, in dem Foyer und auf mehreren Bühneu. Dietrich Kittner war ebenso zur Stelle wie Hanns-Dieter Hüsch und die Kölner Gruppe „Bläck Fööss“.

An zahlreichen Bücherständen fielen neben Literatur zur Dritten Welt, zur Arbeitszeitverkürzung und zur Friedenspolitik vor allem Bücher über Lust, Liebe und Körperlichkeit auf – ein Trend, der wohl auch dem kuriosen Flamenco-Auftritt zugute kam. Als die „Compagnie Des Danses Espanols“ begann, ging so gut wie nichts mehr im großen Saal des Festspielhauses. Ab 14 Uhr nämlich, die Regenwolken hatten sich endlich etwas aufgelöst, strömten die Zuschauermengen herbei, die am Vormittag noch schmerzlich vermißt worden waren. Ersten Schätzungen zufolge waren es wieder rund 50 000 Besucher. Einige hundert von ihnen werden während der gesamten Festspielsaison der Öffentlichkeit präsentiert. Ihre Konterfeis, mit Sofortbildkamera aufgenommen, hängen seit gestem im Maibaum des Festspielhauses.

Während das Festspiel-Ensemble mit Ausschnitten aus seinen Produktionen kräftig die Werbetrommel in eigener Sache rührte und für Schlangen an den Vorverkaufskassen sorgte, erklangen Rockmusik und Folklore aus (fast) aller Herren Länder. Besonderheiten in diesem Jahr: Aktionen zum Thema Kabelfernsehen und das erstmals gestartete Filmfest „Leinwandfrei“. Das Programm des Abends bestritt im Zeit am Adenauerplatz der Circus Roncalli mit seiner „Dritten und letzten Reise zum Regenbogen“. Wir kommen darauf ausführlicher zurück.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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