Die (noch) verborgene Kunst – Ruhrfestspiele und ÖTV-Streik

Von Bernd Berke

Recklinghausen. Nach der Premiere des Musicals „Kiss me, Kate“ (die WR berichtete), liegt jetzt ein zweites Hauptereignis der Ruhrfestspiele wegen des ÖTV-Streiks auf Eis: die Ausstellung „Cowboys and Indians“.

Wirrwarr am Samstag: Hatte es mittags noch geheißen, die Schau werde nicht eröffnet, aber zumindest der Presse vorgestellt, war am Nachmittag schon wieder alles anders. Auch die versammelten Journalisten durften noch keinen Blick hinter jene Eisentür werfen, hinter der Bilder von Andy Warhol, Horst Gläsker, Friedemann Hahn und Horst Antes vorerst verborgen bleiben.

Kunsthallen-Chef Dr. Ferdinand Ullrich hatte eine solche Situation noch nicht erlebt: eine fix und fertige Ausstellung, auf die er merklich stolz ist, die er aber niemandem zeigen darf. Zwar standen keine Streikposten vor der Kunsthalle, doch eine Weisung der Festspiel-Geschäftsführung hatte dem Museumsleiter die Hände gebunden.

Grundlage ist ein Abkommen zwischen der ÖTV-Kreisleitung und der Festspiel GmbH. Genaugenommen werden nicht die Festspiele als solche bestreikt, sondern „nur“ die städtischen Einrichtungen, die an das Festival vermietet sind. Dazu zählen Festspielhaus und Kunsthalle, nicht aber das „Theater im Depot“. Jedenfalls verpflichteten sich die Festspiel-Macher, den Streik nicht zu brechen.

Ferdinand Ullrich schilderte, in welchem Zwiespalt viele Kulturschaffende dieser Tage stecken. Man wolle den ÖTV-Aktionen nicht in die Parade fahren, aber doch liebend gern die Früchte der oft monatelangen Proben- und Vorbereitungs-Arbeit herzeigen. Nicht nur Theaterleute, sondern auch Ausstellungsmacher arbeiteten – mit stetig wachsender Anspannung — auf Premieren- bzw. Eröffnungs-Termine hin. Wenn die dann ungenutzt verstrichen, sei erst einmal „die Luft ‚raus“ (Ullrich).

Auch finanzielle Probleme wirft die Situation auf. Natürlich entgehen den Ruhrfestspielen Eintrittsgelder. Sie müssen aber nach Lage der Dinge wohl auch an Streiktagen die (maßvolle) Miete für jene Gebäude zahlen, die sie derzeit aufgrund „höherer Gewalt“ gar nicht bespielen können.

Vollends vertrackt: Andererseits finanziert die ÖTV via Gewerkschaftsbund die Festspiele mit.

image_pdfPDF öffnen / Open PDFimage_printDrucken / Print
Visited 1 times, 1 visit(s) today

Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
Dieser Beitrag wurde unter Arbeitswelt & Beruf, Festivals, Kunst & Museen, Region Ruhr abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.