Dortmunder Musikprofessor klagt über mangelnde Hilfe bei Europa-Projekt

Von Bernd Berke

Dortmund. Das „Europäische Jahr der Musik“ wird in Dortmund von Mißklängen begleitet: Bemüht, ein gemeinsames Konzert von Musikstudenten aus zehn Ländern finanziell abzusichern, hat die Dortmunder Uni gleich mehrfach Abfuhren bekommen.

Weder das Bonner Bundesbildungsministerium noch der Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) wollen das Vorhaben finanziell unterstützen, klagt Organisator Willi Gundlach, Dortmunder Professor für Musik und ihre Didaktik. Gundlach enttäuscht: „Zuwendungen hätten auch Anerkennung bedeutet“. Verdächtig, aber „nicht beweisbar“ (Gundlach): Das Bundesbildungsministerium scheint die Idee aus Dortmund auch noch kopiert zu haben, ließ doch Ministerin Dorothee Wilms (CDU) mitteilen, Bonn wolle ein international besetztes Studentenkonzert unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten aufziehen, und zwar ausgerechnet im Juni, wenn auch die Dortmunder Aufführung (26.6. in der Reinoldikirche) steigen soll. Prof. Gundlach: „Darüber haben wir uns wirklich geärgert“.

Hintergrund: Aus Anlass des „Musikjahrs“ sollen 78 Studenten aus den Partnerstädten  Dortmunds und von den Partner-Unis der Dortmunder Hochschule für eine Woche in der Westfalenmetropole mit 60 „Einheimischen“ zusammen Händels „Messias“ auf Schloß Nordkirchen gemeinsam für die die Aufführung in der Reinoldikirche einstudieren.

Mitwirkende werden u.a. aus Rostow (UdSSR), Buffalo (USA), Stettin (Polen), Novi Sad (Jugoslawien), Pisa (Italien), Norwegen und den Niederlanden erwartet ein beispielhafter musikalischer Akt der Völkerverständigung also. Gratis ist er allerdings nicht zu verwirklichen. Zwar entstehen den Dortmunder Veranstaltern keine Anreisekosten (die tragen die Herkunftsländer der Teilnehmer), wohl aber Aufwendungen für die Unterbringung. Geschätzter Gesamtbedarf: 33 000 DM. Davon tragen das NRW-Kultusministerium 10.000 DM (Minister Schwier ist auch Schirmherr), die Stadt Dortmund 5000 DM, die 60 beteiligten Dortmunder Studenten weitere 6000 DM. Hofft Prof. Gundlach: „Wir werden gerade über die Runden kommen“.

Erstaunt war man beim KVR in Essen über die Klage aus Dortmund. Wie Bernhard von Schmettow, Leiter der Abteilung Landeskunde und Kultur und damit zuständig für Anträge auf Förderung, gestern gegenüber der WR versicherte, habe man von einem solchen Projekt „noch nie gehört“.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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