Harlequin-Theater mit viel Spielfreude und aktuellen Ideen

Von Bernd Berke

Auf spontane Einfälle darf man schon gefaßt sein beim Dortmunder „Hand- und Fußtheater“, das jetzt im Café des Fritz-Henßler-Hauses zwei kurze Stücke unter dem Obertitel „Harlequin auf dem Pulverfaß“ zeigte. Eine hautnahe Kostprobe überbordender Spielfreude bekam einer der etwa 100 jungen Zuschauer zu spüren, als Mitspielerin Elke Drews unvermittelt durch die Reihen wuselte, sich auf seinen Rücken schwang und ihm gleichsam im Nacken saß.

Solche Lust an Bewegung war durchaus im doppelten Wortsinn zu verstehen, ging es doch in den selbstverfaßten Spielvorlagen um Probleme zweier „Bewegungen“, nämlich der für den Frieden und der für menschliches Wohnen. Dabei wurde kein auswendig gelernter Text vorgetragen, sondern im Rahmen eines lockeren Handlungsgerüsts nach Laune improvisiert. Traditionelles Element: Die Figuren (Pantalone, Brighella und Harlequin) waren dem alten italienischen Volkstheater, der Comedia dell’arte nachempfunden, hatten sich aber nunmehr mit Hochrüstung und Hausbesetzungen zu plagen.

Es machte einfach Spaß, zu sehen, wie etwa die Rüstungspolitik karikiert wurde, wie sich die eine Macht mit einem Küchenquirl bewaffnet und die andere in ihrer Angst droht, die „Wunderbombe“ einzusetzen – einen alten, übelriechenden Turnschuh. Daß in solchen, scheinbar mit Leichtigkeit vorgetragenen Szenen eine Menge Arbeit steckt, kann man als Zuschauer nur vermuten. Besonders in den pantomimischen Szenen wurde deutlich, daß hier kein lupenreines Amateur-Theater agierte. Immerhin haben Elke Drews und Bernd Witte das Hand- und Fußwerk der wortlosen Darstellung in Paris von Grund auf erlernt, während Ellen van Royen am Bochumer Puppenspielinstitut und beim Amsterdamer Narrenfestival der „Fools“ mitwirkte.

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(WR-Lokalteil Dortmund)

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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