Leute, Leute, was soll das denn bloß wieder werden? Etwa eine Artikel-Serie? Das wäre ein Unding sondergleichen.
Die Rede ist mal wieder vom oftmals dürftigen Dortmunder Lokalteil der Ruhrnachrichten (RN), der einen leider auch als Dreingabe in der WAZ verfolgt. Während aus Innen- und Gesamtstadt zuweilen akzeptabel berichtet wird, franst das Ganze vor allem auf den Stadtteil-Seiten häufig ins Abstruse aus; so jetzt mit der neuen Marotte, anstehende Immobilien-Zwangsversteigerungen zum redaktionellen Erzählstoff umzufrisieren.
Wie bitte? Jawohl. Was sonst nur in den amtlichen Mitteilungen steht, wurde jetzt für den Dortmunder Süden gleich an drei aufeinander folgenden Tagen von einem Mitarbeiter (dessen Name hier gnädig verschwiegen sei) als durchaus verzichtbarer „Lesestoff“ aufbereitet. Mit allem Drum und Dran: Ort und Zeitpunkt der Auktion im Amtsgericht, Verkehrswert, Details zur Bauweise und Ausstattung, zum Zustand des Objekts – und mit konkreter Adresse. Damit die Nachbarschaft auch Bescheid weiß, wer sich eventuell das Haus nicht mehr leisten kann. Wozu sonst eine Zwangsversteigerung?
Bei einem der Objekte erfahren wir gar, es sei „teilweise ohne erforderliche Baugenehmigungen“ errichtet worden. Es beschleicht einen eh das Gefühl, dass eine solche Art des Berichtens aus zweiter Hand in rechtliche Grauzonen führen könnte. Als schwante ihm selbst dergleichen, beruft sich der Autor auch alle paar Zeilen auf den Wortlaut der jeweiligen Gutachten. Sprich: Der journalistische Eigenanteil tendiert gegen Null. Böswillig könnte man von partiellem „Abkupfern“ sprechen.
Sprachlich wirkt das schnellfertige Gebräu ohnehin reichlich unbeholfen. Die Häuser kommen – wie originell – jeweils „unter den Hammer“, der staubtrockene Kanzleistil der Gutachten-Vorlagen blinkt trotz arg bemühter Umformulierungs-Versuche noch durch.
Womöglich billigt sich der RN-Mitarbeiter eine spezielle journalistische Leistung zu. Mehrfach heißt es jedenfalls, das Versteigerungs-Gutachten „enthülle“ gewisse Details, als hätten wir es hier mit investigativer Recherche zu tun. Eine der Immo-Geschichten (der sublokale „Aufmacher“) erscheint mit vollem Autorennamen, ein andermal lässt er (oder die Redaktion) es beim Kürzel bewenden. Beim dritten Anlauf steht er wieder namentlich in ganzer Autorenherrlichkeit da.
Man mag es kaum glauben: Tatsächlich wird die Serie heute mit einem dritten Beitrag fortgesetzt, wiederum als Aufmacher der Stadtteilseite und mit voller Nennung desselben Autors, der auch stets zu den Häusern fährt und sie (mehr schlecht als recht) ablichtet.
Es steht zu vermuten, dass sich Teile des eh nicht verwöhnten Lesepublikums verwundert die Augen reiben. Hat er etwa schon wieder…? Ja, er hat. Vielleicht fragen sie sich in den anderen Stadtteil-Redaktionen ja schon, ob sie sich das tägliche Blattmachen auch auf ähnliche Weise erleichtern sollen.
Wir aber warten schon ausgesprochen ungespannt auf die morgige Ausgabe.
Volle Zustimmung zu Deinem Text, Bernd. Ich ärgere mich auch jedes Mal, dass ich für solchen Nicht-Journalismus noch Abo-Geld bezahle. Die Fakten stammen sämtlich von der frei zugänglichen Amtsgerichts-Seite http://www.zvg-portal.de.
FG, rp