Leidenschaftlicher Lehrer, Autor und Ratsherr in Unna – zum Tod von Rudolf Schlabach

Der Geest-Verlag, „sein“ Verlag, schreibt spürbar betroffen auf seiner Website: “In großer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Autor Rudolf Schlabach, der am Montag, den 26. Oktober 2015 nach langer, schwerer Krankheit verstarb. Das Erscheinen seines letzten Bandes, ,Die Freiheit zu schreiben’, durfte er noch miterleben. Wir werden sein Ansehen und seine unendliche Schaffenskraft in würdiger Erinnerung behalten.”

Wenn man das Motto des Geest-Verlages liest, weiß man, warum Rudi Schlabach ihn wählte, um seine Bücher zu verlegen: “Unpolitisch sein heißt politisch sein, ohne es zu merken.” (Rosa Luxemburg)

Rudolf Schlabach (Foto: © Geest Verlag)

Rudolf Schlabach (Foto: © Geest Verlag)

Rudolf Schlabach (Jahrgang 1924) war aber nicht nur ein Autor, wenn auch das seine Leidenschaft war und bis zu seinem Tode blieb. Er war ebenso leidenschaftlicher Pädagoge, als solcher Gründungsdirektor des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Unna, er war lebenslang Lernender, auch als Lehrender.

Tief geprägt von Erlebnissen aus der Zeit des dumpfen Nazi-Terrors und den Kriegszeiten bei der Marine war er Sozialdemokrat bis zur Knochenhaut, obwohl ihm manche befreundeten Zeitgenossen gern seinen bildungsbürgerlichen Hintergrund vorhielten, wie das auch gern mal sein Altbürgermeister Erich Göpfert auf lästerliche Weise tat. Rudi blieb seinem Freund aber da nichts schuldig, denn er wusste wie er dem “Genossen Erich” zu antworten hatte. Und eines wussten nur wenige Vertraute: Rudi Schlabach kannte jedes einschlägige Arbeiterlied textsicher auswendig.

Rudi Schlabach verfasste viele Beiträge für die legendäre Hörspielreihe “Papa, Charly hat gesagt…”, er liebte das Hörspiel als solches und schrieb viele Texte für dieses Genre, außerdem lesenswerte Novellen (zuletzt noch “Undine lebt”). Für ihn war sein vorpensionärer Hauptberuf von besonderer Bedeutung. Jungen Menschen Bildung zu geben, sie derart zu prägen, dass sie Literatur gern lasen, sie als Grundnahrungsmittel erlebten. Er wollte sie durch solche Prägungen resistent machen gegen das, was er selbst zur Nazi-Zeit erfuhr – dass die menschenunwürdige Herrschaft einer blindideologischen Partei mehrheitsfähig werden konnte.

Rudolf Schlabachs letzte Novelle

Rudolf Schlabachs letzte Novelle

So war es beinahe folgerichtig, dass sich Rudi Schlabach darum bemühte, neben seinen pädagogischen Aufgaben und seiner Leidenschaft als Autor auch noch Ratsmitglied in seiner Stadt zu werden. Es gelang ihm 1975, und er gehörte dem Rat Unnas bis 1984 an. Bisweilen erschien er manchen seiner Fraktionskollegen zu feingeistig, er wurde aber stets geachtet und respektiert, weil er auch da pädagogisch vorging. Und er zeigte ohne erkennbare Hybris, dass er sehr wohl wusste, wovon er im politischen Raum berichtete.

Als er dann Pensionär wurde, zog es ihn nach Hude nahe Oldenburg. Er lebte und schrieb, ließ nur handverlesen alte Bekannte teilhaben und war fern der Heimat im Märkischen Sauerland ein glücklicher Mensch. Es bleibt viel von ihm, was Nachgeborene lesen sollten, es bleibt viel von ihm, was er Lernende lehrte, und es bleibt viel von Rudi Schlabach, an das sich Weggefährten in Rat und Rathaus in Unna erinnern. Mach’s gut, alter Freund!

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