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Reichstag inklusive: Mit dem Sonderzug zu Christo / Per Bahn vom Revier nach Berlin und zurück – eine Expedition in 19 Stunden

Der verhüllte Reichstag 1995. (Foto: Bernd Berke)

Der verhüllte Reichstag 1995. (Foto: Bernd Berke)

Von Bernd Berke

Dortmund/Berlin. „Tschuldigen Sie, ist das der Sonderzug zu Christo?“ Frei nach Udo Lindenberg hätte man’s trällern können. Denn die Bahn schuf am Wochenende zusätzliche Kapazitäten zwischen Ruhrgebiet und Reichstag. Auf zur Verhüllung also, ab Dortmund in aller Frühe – am Samstag um 5.58 Uhr.

Zu Beginn der Fahrt sehen die meisten Leute noch ein bißchen unausgeschlafen aus. Aber zur Frühstückszeit – etwa kurz hinter Bielefeld – gibt sich das, und es macht sich eine leicht aufgekratzte, aber doch wohlgesittete Stimmung breit. Schließlich ist man unter Kunstfreunden.

Das schließt kleine Boshaftigkeiten nicht aus: Ein launig-ironisch aufgelegtes Trüppchen im Großraumabteil zerpflückt genüßlich einen pompösen Feuilleton-Artikel. Sie zeigen weltläufige Kennermiene, reden von gehabten … Weiterlesen

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Rote Herzchen und Blue Jeans – eine prächtige Musical-Revue im Berliner Theater des Westens

Von Bernd Berke

Berlin. Oh, Italiens Himmel über deutschen Camping-Zelten! Knallrote Herzchen leuchten am Firmament, bunte Sternchen blinken dazu und dann erklingt mit vollem Schmelz das Lied von den „Capri-Fischern“.

Das ist Kitsch von der grandios-inbrünstigen Sorte, stilsicher überzeichnet. So gefällt er auch Leuten, die ihn sonst verteufeln. Szenen dieser Güte erlebt man in der am Samstag uraufgeführten Berliner Musical-Revue „Blue Jeans“ zuhauf.

Die schwungvolle, musikalisch und tänzerisch nahezu perfekt dargebotene Tour durch deutschen Zeitgeist der 50er Jahre (Buch und Regie: Jürg Burth, Ko-Autor Ulf Dietrich) ist, wie bei derlei Stücken handelsüblich, einfach gestrickt. Lisa Neumann und Frank Karsuntke verloben sich mit heftiger Billigung ihrer Eltern. Denn Usas Vater besitzt das einzige Kaufhaus der Kleinstadt, Franks Erzeuger ist Baustadtrat, der … Weiterlesen

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Chance für junge Regie-Talente – Berliner Theatertreffen: Große Bühnenkunst, doch es drohen Kürzungen

Aus Berlin berichtet Bernd Berke

Berlin. Strahlendes Sonnenwetter an der Spree. Eigentlich keine Verlockung, allabendlich ins Theater zu gehen. Doch die Aufführungen beim 31. Berliner Theatertreffen sind annähernd ausverkauft – und das ist gut so. Denn dann fällt es Bonn vielleicht ein wenig schwerer, der alteingeführten Bühnen-Börse den Geldhahn zuzudrehen.

Praktisch jede Branche hat ihren Kongreß, ihre Messe oder Leistungsschau. Ausgerechnet den besonders dringend auf breite öffentliche Diskussion angewiesenen Theaterleuten droht erzwungener Rückzug in provinzielle Nischen, wo dann jeder leidlich vor sich hinwerkelt. Denn was ist das Theatertreffen anderes als die Chance, den Stand dieser Kunst in seinen Spitzenwerten zu begutachten, sich damit auseinanderzusetzen und somit selbst voranzukommen.

Der Bund, der bislang die Hälfte der Kosten des Theatertreffens trägt, hat … Weiterlesen

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Cappenberg zeigt Kunst des Orients

Von Bernd Berke

Cappenberg. Zuerst Cappenberg, dann Berlin – mit dieser Ausstellungs-Folge warten jetzt erstmals die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Kreis Unna auf. Noch bevor „Verborgene Schätze“ (Titel der Schau) islamischer Kunst an der Spree vorgezeigt werden, sind die 329 Exponate im Schloß Cappenberg zu sehen (bis 23. November), und das, obwohl sie dem weltberühmten „Musèum für Islamische Kunst“ in Berlin gehören. Doch dort waren sie in der Studiensammlung nur Fachleuten zugänglich.

Die ältesten Stücke stammen aus dem 8. Jahrhundert n. Chr., die „jüngsten“ aus dem 19. Jahrhundert. Woll- oder Seidenteppiche aus der Türkei, Persien und dem Kaukasus machen, vielfach als ehrwürdig gealterte Fragmente, einen Großteil der Präsentation aus. Experten unterscheiden türkische und persische Teppiche an unterschiedlicher Kolorierung (Türkei: … Weiterlesen

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VS-Kongreß mit erbitterten Grabenkämpfen – bedenkliche Fraktionsbildung in Berlin

Von Bernd Berke

Berlin. Sekunden, nachdem Wahlkommissionsleiter Josef Reding (Dortmund) verkündet hatte, daß Hans-Peter Bleuel erneut zum Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Schriftsteiler (VS) gewählt sei, stürmte am frühen Samstagabend Berlins VS-Vorsitzender Hans Christoph Buch ans Mikrofon: „Meine Berufsehre als Schriftsteiler erlaubt es mir nicht, noch länger Mitglied in diesem Verband zu bleiben!“

Ihm auf dem Fuße folgten Hans Christian Kirsch, Vorsitzender des Landesbezirks Rheinland-Pfalz, der sein Amt zur Verfügung stellte, und Karin Struck, die in äußerster Verbitterung ihren Austritt aus dem VS erwog. Beginn einer von vielen befürchteten neuen Austrittswelle? Der Anfang vom Ende des VS?

Am gestrigen Schlußtag des Kongresses blieben alle Berliner Delegierten einschließlich Bleuels unterlegener Gegenkandidatin Anna Jonas, der Versammlung fern. Schlechter Stil, wahrlich.

Die Berliner „Rebellen“ … Weiterlesen

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Wiederwahl von Bleuel kann eine Austrittswelle auslösen – Beim Schriftsteller-Kongreß in Berlin knistert es hörbar

Von Bernd Berke

Berlin. Die Berliner „Rebellen“ im Verband Deutscher Schriftsteller (VS) haben den VS-Bundesvorsitzenden Hans-Peter Bleuel offenbar aus dem Tritt gebracht. Noch immer ist nicht klar, ob Bleuel auf dem Schriftsteller-Kongreß, der gestern in Berlin begann, wieder für dieses Amt kandidiert.

Bleuel gestern zur WR: „Ich warte erst die Aussprache über die Geschäftsberichte ab.“ Diese Aussprache aber findet, vor den mit Spannung erwarteten Vorstands-Neuwahlen, erst am heutigen Samstag statt. Schon zu Kongreß-Auftakt knisterte es hörbar. Bleuel schalt in seinem Geschäftsund Tätigkeitsbericht die „selbstgefälligen Untätigkeitsberichte“ mehrerer Vorstandskollegen und griff dabei vor allem den Ex-DDR-Autor Erich Loest an, der wiederum in seinem Bericht gegen Bleuel vom Leder zog.

Bleuel beschränkte sich ansonsten darauf, seine mühselige Kleinarbeit als „bescheidener Praktiker“ in tarifpolitischen … Weiterlesen

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Botho Strauß: Erfolg ohne Medienrummel

Der von fast allen Theaterkritikern überschwenglich gelobte Autor Botho Strauß gilt zugleich als „unzugänglichster“ Schriftsteller der Gegenwart. Das einzige umfängliche Gespräch mit Strauß wurde 1979 von einer Schweizer Zeitung veröffentlicht. Jetzt konnten WR-Redakteur Bernd Berke und Marianne Hausen, freie Journalistin aus Heidelberg, den Schriftsteller in Berlin besuchen und ein längeres Gespräch mit ihm führen.

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Botho Strauß ist ohne Zweifel einer der gefragtesten deutschen Gegenwartsautoren. Nachdem viele Kritiker seine ersten Theaterstücke als „elitär“ oder schlicht als unverständlich abqualifiziert hatten, schaffte Strauß gegen Ende der 70er Jahre mit der „Trilogie des Wiedersehens“ und mit „Groß und klein“ den Durchbruch.

Seither wird dem 1944 geborenen, in Remscheid aufgewachsenen Autor in den bundesdeutschen Feuilletonspalten geradezu gehuldigt. Selbst gefürchtete Großkritiker erkoren ihn zum wichtigsten … Weiterlesen

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