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Schlagwort-Archive: Botho Strauß
Verlassen für alle Zeit – „Nicht mehr. Mehr nicht“, das neue Buch von Botho Strauß
Nein, beim Lesen dieses Buches gilt es nicht, von A bis Z oder auch nur phasenweise zu „verstehen“. Gegen solche schnöden Kategorien sperrt sich der Text vielfach und nachdrücklich. Vielleicht sollten Lesende sich möglichst absichtslos im (häufig stockenden) Textfluss treiben lassen, doch immer wieder aufmerken.
Wie bei Botho Strauß kaum anders zu erwarten, sondert sich auch sein neues Werk „Nicht mehr. Mehr nicht“ entschieden von alltäglicher Sprache und überhaupt vom Ruch der Gegenwart ab. Der Blick richtet sich ganz aufs Vergangene und Verlorene: „Und es werden schreckliche Zeiten sein, die kein Einstweh mehr kennen.“
Mythen und Metamorphosen
In zahllosen, schier unendlich kreisenden, aber dann doch im Verzagen und Verstummen endenden Variationen vernehmen wir Monologe einer vom Geliebten Verlassenen. Es ist … Weiterlesen
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Zwischen Schöpfung, Erschöpfung und Schöpflöffel: Botho Strauß als „Fortführer“ der Überlieferung
Eigentlich nichts Ungewöhnliches: Ein Mann wird älter und denkt vermehrt ans Vergangene. Früher war nicht alles besser, es kam einem aber vertrauter und vielleicht weniger verfälscht vor. Botho Strauß (erscheint jetzt bei Rowohlt und nicht mehr bei Hanser) empfindet sich wohl seit jeher als ein „Fortführer“, dem Althergebrachten verpflichtet, daran anknüpfend. Und als jemand, der sich und womöglich auch uns fort, also hinweg führt von arg begrenzter Tagvernunft.
In seinem Buch „Der Fortführer“ ist derlei Überlieferungs-Bewusstsein die treibende, besser: die entschieden beharrende Kraft. In vierzehn schmucklos durchnummerierten Kapiteln („Eins“, „Zwei“…) dieses nahezu nachkriegshaft karg gestalteten – man muss es wohl so nennen – Alterswerks gibt sich Botho Strauß abermals vielfach als Künder und Seher, jedoch nicht als Allwissender, sondern als … Weiterlesen
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Transfer-Hammer: Botho Strauß von Hanser zu Rowohlt
Das ist ja mal eine bemerkenswerte Meldung aus dem Verlagsbereich: Botho Strauß, der nicht immer unumstrittene Schriftsteller von außerordentlichem Rang, wechselt von München nach Reinbek bei Hamburg. Will heißen: Seine kommenden Bücher werden nicht mehr im Hanser Verlag erscheinen, sondern bei Rowohlt.
Im deutschsprachigen Literaturbetrieb darf diese Nachricht, die uns als Rowohlt-Pressemitteilung um 16:44 Uhr erreichte, als gelinde Sensation gelten. Eine Blitzmeldung sozusagen.
Ich will hier nicht weiter darüber spekulieren, was ihn zu diesem Schritt bewogen haben mag. Auch weiß ich nicht, ob man ihn gar dazu überredet hat. In der Buchbranche werden sicherlich entsprechende Gerüchte wabern.
Nein, ich möchte hier nur ein klitzekleines Gegengewicht setzen, … Weiterlesen
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Neue Horizonte im Damals: Botho Strauß‘ autobiographisches Buch „Herkunft“
Das hätte man nicht unbedingt erwartet: dass der hochmögende Zeit- und Zeichendeuter Botho Strauß (Jahrgang 1944) Teile seiner eigenen Lebensgeschichte quasi bis ins Anekdotische auffächert. Doch er greift ja auch weit darüber hinaus.
Gewiss, es ist beileibe keine literarische Qualitätsaussage, doch ist „Herkunft“ seit langem das zugänglichste Buch von Strauß, wunderbar frei von etwaigen Verstiegenheiten. Vor allem aber ist es – auf gerade mal 96 Seiten – ungemein verdichtet: Man möchte Absatz um Absatz aus dieser Fülle zitieren.
Es schwant einem schon, wie Germanisten und Rezensenten ab sofort seinem neuen Text „Herkunft“ biographische Details entnehmen und dieselben auf seine erzählende Prosa, auf Essays und Theaterstücke beziehen werden. Tatsächlich dürfte es da etliche Verbindungslinien geben. Doch ach, wer wollte da deutelnd … Weiterlesen
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Sommernachtstraum im Park von San Francisco
Im Buena-Vista-Park von San Francisco spielen tagsüber die Kinder. Vielköpfige Familienclans bevölkern die Grünflächen. Des Nachts treffen sich hier im Schutz der Bäume und Büsche die Verliebten, es streifen einsame Herzen auf der Suche nach ein bisschen Glück durch den im Dunklen liegenden Ort.
Dass die Menschen ihre Lebens- und Liebesspiele direkt unter den Augen von Elfen, Zwergen und Kobolden vollbringen, auf diese Idee kann man kommen, wenn man Shakespeares „Sommernachtstraum“ als zeitlose Geschichte über die Freiheit der Fantasie und das Ineinander von Wunsch und Wirklichkeit liest und als immer wieder frische Parabel auf die Nähe von Lust und Leid und die Allgegenwärtigkeit des Todes versteht.
Chris Adrian gilt als neuer Stern am US-amerikanischen Literaturhimmel. Der 1970 in Washington geborene … Weiterlesen
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Botho Strauß‘ Notate „Vom Aufenthalt“
„Wo warst du in deinen Tagen? Hast du eine Höhle oder eine Säule bewohnt? Im Letztlicht oder Lechzlicht gestanden?“
Fürwahr ein hoher Ton, nah am Rande des Strapaziösen. Keine leichte Kostprobe aus dem neuen Buch von Botho Strauß, das aber ungleich vielstimmiger instrumentiert ist und auch das Alltägliche nicht beiseite lässt.
„Vom Aufenthalt“ heißt der Band. Er enthält Hunderte von Notaten, die (oft unwirsch, vielfach elegisch) von der als heillos diagnostizierten Gegenwart wegführen sollen und gerade deshalb treffsicher ins Zentrum heutiger Zeitwirrnis zielen. Strauß sucht ein Menschenbild für ungewisse Zukunft zu entwerfen, aus dem Vorhandenen zu erspüren. Diese Anstrengung kommt zwar gelegentlich hochmögend, doch kaum einmal tönend prophetisch daher, wie manche gewiss wieder argwöhnen werden. Sondern? Zuweilen leicht wie ein … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Botho Strauß
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Unterwegs in eine stille und gütige Welt – „Die Unbeholfenen“ von Botho Strauß
Wo brüten sie gleichsam über der Weltformel, wo denken sie über unser aller Rettung nach? Botho Strauß führt uns mit seinem Buch „Die Unbeholfenen” in ein eher unscheinbares Fachwerkhaus inmitten eines schäbigen Gewerbegebiets.
Dort denkt eine merkwürdige Gruppierung über die offenbar zerstörerischen Triebkräfte der Gegenwart nach – und darüber, ob man Einhalt gebieten und umkehren kann. Das klingt nach Erweckung.
Der Ich-Erzähler namens Florian Lackner fühlt sich zunächst unbehaglich fremd in diesem Kreise. Am Gängelband seiner neuen Liebschaft Nadja ist er in die Abgeschiedenheit ihres elternlosen Familienverbands geraten. Zwei Schwestern (davon eine Stumme, die sich nur per SMS verständigt), einen Bruder (im Rollstuhl) und ihren arroganten Ex-Liebhaber Romero hat sie um sich geschart.
Das Spinnennetz der Gegenwart
Wenn sie sich … Weiterlesen
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Unterwegs zur neuen Ehrfurcht – Erzählungen von Botho Strauß unter dem Titel „Mikado“
Von Bernd Berke
41 filigrane Stäbe hat ein Mikado-Spiel, 41 feingliedrige Geschichten enthält das neue Buch von Botho Strauß. Es heißt „Mikado“.
Strauß taucht abermals ein in die Niederungen, doch auch in die Mythen der Paarwelt. Was hier zwischen Männern und Frauen geschieht, erwächst aus dem Alltag, steigert sich aber zuverlässig ins Fabulöse, ins Sagenhafte. Manchmal führt die Erzähllinie auch steil hinauf zu Visionen und quasi-religiöser Verzückung, die fremd in die jetzige Welt hinein ragen. Dabei ist es zweitrangig, ob die Figuren etwa als Busfahrer oder Rohrleger bezeichnet werden. Wirklich „handfest“ erscheint hier kaum jemand.
Gleich die erste Geschichte gibt sich flirrend rätselhaft. Nach Zahlung eines hohen Lösegelds liefert die Polizei die entführte und nun freigelassene Fabrikantengattin ab. Doch der … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Literatur
Verschlagwortet mit Botho Strauß, Mikado
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Menschen in einem Zufluchtsraum – Dieter Giesing inszeniert „Die Zeit und das Zimmer“ von Botho Strauß in Bochum
Von Bernd Berke
Bochum. Damit hatte der Kulturbetrieb nicht gerechnet: Letzten Freitag machte sich der angeblich so weltenthobene Schriftsteller Botho Strauß in der FAZ Gedanken über eine mögliche schwarz-grüne Zukunft der Republik: Auch dabei zog er allerdings ganz große Grundlinien und begab sich nicht etwa in die „Niederungen“ der Tagespolitik.
Sein 1989 uraufgeführtes Stück „Die Zeit und das Zimmer“, jetzt von Dieter Giesing in Bochum imzeniert, scheint zwar weit jenseits des Alltags ins Ungefähre zu schweben. Doch das Traumspiel in der Spät-Nachfolge eines Strindberg geht aus schmerzlich genauen Beobachtungen des Mittelschicht-Lebens hervor.
Das leere weiße Zimmer im wundersam wechselnden Dämmerlicht, das Karl-Emst Hermann gebaut hat, bedeutet als Zufluchtsraum zugleich die jetzige Welt in all ihrer Mobilität und Haltlosigkeit. Es ist … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Bochum, Botho Strauß, Burghart Klaußner, Die Zeit und das Zimmer, Dieter Giesing, Ernst Stötzner
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Wie eine Bußpredigt zur Umkehr – „Der Untenstehende auf Zehenspitzen“ von Botho Strauß
Von Bernd Berke
Botho Strauß gilt als erklärter Widersacher der Gegenwart. Hier und jetzt verbucht er lauter Verluste. In seinem neuen Buch führt er abermals Klage: Es schwinde jede wahre Sinnlichkeit, es verflüchtige sich jeder feste Glaube.
Es wachse hingegen die Abstumpfung, und süchtige Sex-Mechanik habe den „heiligen Sexus“ verdrängt. Allmählich vergehe sich auch die Fähigkeit, das Vermisste auszudrücken, weil die dafür nötige Sprache kaum noch gebräuchlich sei.
Angesichts solch düsterer Befunde war es umso erstaunlicher, jüngst von einer raren Begegnung mit dem äußerst zurückgezogen in der Uckermark lebenden Autor zu lesen. Strauß, so die FAZ-Sonntagszeitung, habe sich in seiner Einsiedelei ein privates DVD-Kino mit allem HighTech-Komfort eingerichtet. Hin und wieder bitte er die Dorfbewohner zu Filmabenden (nicht nur stilles … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Botho Strauß, Der Untenstehende auf Zehenspitzen
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Die Luftgeister des Leidens – Bochumer Uraufführung von „Der Narr und seine Frau heute abend in Pancomedia“
Von Bernd Berke
Bochum. Es war wohl das vornehmste deutsche Theaterereignis dieses Monats: Nicht der ursprünglich vorgesehene Peter Stein in Berlin, sondern Matthias Hartmann in Bochum inszenierte die Uraufführung des neuen Stückes von Botho Strauß. Und so herrschte am Samstag knisternde Spannung, als das Spiel begann.
Der Titel der 20-teiligen, in Bochum vierstündigen Szenenfolge passt komplett in kein Schauspielführer-Register: „Der Narr und seine Frau heute abend in Pancomedia“. Vermutlich wird man ihn aufs klangvolle Rätselwort „Pancomedia“ verkürzen – und darunter ist vielleicht die allumfassende (Tragi)-Komödie heutigen Menschseins zu verstehen, das sich (einem Stückzitat zufolge) „zwischen Ariel und Hiob“ spannt; ein Drahtseilakt also zwischen dem Luftgeist, der zum Höheren oder ins Flüchtige strebt, und der biblischen Figur erdenschweren Leidens.
Zentraler Ort … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Alexander May, Bochum, Botho Strauß, Der Narr und seine Frau heute abend in Pancomedia, Dörte Lyssewski, Erich Wonder, Ernst Stötzner, Fritz Schediwy, Matthias Hartmann, Tobias Moretti
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Raserei bis zum Stillstand – Mülheim: Acht Mini-Dramen von illustren Autoren uraufgeführt
Von Bernd Berke
Mülheim. Es klingt fast wie ein Witzanfang: Kommt ein Mann ins dunkle Theater und irrt fluchend umher. Oder: Kommt ein Mann zum Arzt und redet lauter Unsinn. Wie Blitzlichter flackern gleich acht solcher Mini-Dramen an den Zuschauern vorüber.
Illustre Autoren haben zur Uraufführung beigetragen, nämlich acht frühere Preisträger des Mülheimer „Stücke“-Wettbewerbs: Herbert Achternbusch hat eine Zahnarzt-Groteske beigesteuert, Klaus Pohl führt uns an eine ostdeutsche Bushaltestelle, Oliver Bukowski liefert einen rotzigen „Prolo“-Monolog. Sogar der sonst auf Distanz bedachte Höhenwandler Botho Strauß ist dabei.
Binnen Minuten ist jeder Teil abgetan, das Ganze hat die Länge eines Fußballspiels. Man fühlt sich wie beim Zappen am TV-Gerät. Der Schnellgang über den dramatischen Laufsteg, für eine einzige Aufführung inszeniert von Thirza Bruncken, … Weiterlesen
Veröffentlicht unter Theater
Verschlagwortet mit Achternbusch, Botho Strauß, Erdball Lichtgeschwindigkeit Los los, Mülheim, Oliver Bukowski, Stücke 2000, Tabori, Thirza Bruncken, Urs Widmer, Werner Buhss
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Unterwegs in das Zeitalter der Trance – Botho Strauß‘ neuer Prosaband „Das Partikular“
Von Bernd Berke
Hand aufs Herz: Wer weiß schon, was gemeint ist, wenn jemand „apotropäisch“ blickt, oder was unter dem „feirefizartigen Gehabe“ eines Menschen zu verstehen ist? So kennt man Botho Strauß. Ganz ohne Lexikon geht die Lektüre eben nicht vonstatten.
Doch die manchmal so überaus erlesene Wortwahl täuscht über eines hinweg: Kaum je seit seinen legendären Liebesverwirrungs-Beobachtungen „Paare Passanten“ (1981) ist Strauß kopfüber und kopfunter so tief in den Beziehungs-Alltag eingetaucht wie in „Das Partikular“. Der Titel bezieht sich auf das (alles Zufällige und historisch Bedingte aussondernde) „Auge Gottes“, das den Menschen sieht, wie er wirklich ist…
Die Alltagsnähe ist nur ein Quell, niemals das Ziel. Strauß benennt Dämonen und Phantome der Gegenwart, um sie zu bannen, um sich … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Botho Strauß, Das Partikular
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Ringen mit dem Zeitgeist – Stück von Botho Strauß und Thomas Hürlimann beim Mülheimer Dramatikerwettbewerb
Von Bernd Berke
Mülheim. Es gibt Leute, die nicht an Zufall, sondern nur an Bestimmung glauben. Die Würden bedeutungsvoll raunen und den Kopf wiegen, wüßten sie dies: Gleich in zwei Dramen des Mülheimer Dramatikerwettbewerbs „stücke 99″ kahl jener Taschenschirm mit dem putzigen Namen „Knirps“ vor. Ob sich daraus eine Aussage übers Gegenwartstheater gewinnen ließe?
Mal im Ernst: Mit Botho Strauß‘ „Der Kuß des Vergessens“ sowie Thomas Hüriimanns „Das Lied der Heimat“ (beide in Mülheim vom Züricher Schauspiel gezeigt) ist der Wettbewerb in die Zielgerade eingcbogen – und beide Autoren erwähnen nun mal beiläufig den kleinen Regenschutz.
Das Paar als Maß aller Dinge
Bei Strauß rückt ein roter Schirm am Schluß gar in den Blickpunkt: Unter seinem Dach findet sich (wundervoll … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Anne Tismer, Botho Strauß, Das Lied der Heimat, Der Kuß des Vergessens, Dramatikerwettbewerb, Fritz Lichtenhahn, Matthias Hartman, Mülheim, Otto Sander, stücke 99, Stücketage, Thomas Hürlimann, Verena Buss, Werner Düggelin, Zürich
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Der Idiot auf der Klippe – Edith Clever inszeniert die Uraufführung von Botho Strauß‘ „Jeffers – Akt I und II“ in Berlin
Von Bernd Berke
Berlin. Botho Strauß, unser vielleicht empfindsamster, aber auch umstrittenster Theaterdichter. hat einen erlesenen Geistesverwandten gefunden – den amerikanischen Lyriker Robinson Jeffers (1887-1962). Ihm huldigt Strauß in seinem neuen Stück „Jeffers – Akt l und II“. Ebenso leichtgläubig wie schwerblütig hat Edith Clever die Uraufführung für die Berliner Schaubühne inszeniert.
Jeffers war – ganz wie Strauß – ein Eremit der Literatur. Aus der Abgeschiedenheit von Carmel an Kaliforniens Küste verdammte er die moderne Zivilisation und allen Gegenwarts-Plunder im Namen einer gleichsam überirdischen Schönheit der Steine, des Meeres und der Falken. Der Naturfriede gedeihe am besten ohne Menschen, befand Jeffers in langen Poemen. Ökologie radikal, sozusagen. Nur: Für wen denn eigentlich noch?
Solch entschiedene Abkehr vom schnöden Menschenalltag hat … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Berlin, Botho Strauß, Bruno Ganz, Corinna Kirchhoff, Edith Clever, Jeffers – Akt I und II, Robinson Jeffers, Schaubühne, Uraufführung
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Die guten Götter werden schon für Frieden sorgen – Botho Strauß‘ „Ithaka“ als Auftakt zu den Stücketagen
Von Bernd Berke
Mülheim. Nein, ein Festival im üblichen Sinne sind die Mülheimer Theatertage diesmal nicht. Der Wettbewerb neuer deutschsprachiger Stücke zieht sich – als eher lose Folge von acht Gastspielen – über fast vier Wochen bis zum 6. Juni hin. Von gewisser Dauer war schon der Auftakt am Sonntag Abend. Die Münchner Kammerspiele gingen mit Botho Strauß‘ Antiken-Anverwandlung „Ithaka“ (Regie: Dieter Dom) an die Startlinie. Und das hieß: viereinhalb Spielstunden mit Odysseus. Doch es war nicht die berühmte Irrfahrt.
Odysseus (Bruno Ganz) ist bei Strauß, der sich in vielen mythologischen Details an die Vorlage von Homer hält, bereits nach Ithaka heimgekehrt. Eine üble Rotte von Freiern belagert Odysseus‘ Gattin Penelope (Gisela Stein), die mächtige Kummerspeck-Schwarten angesetzt hat und sich … Weiterlesen
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Verschlagwortet mit Botho Strauß, Bruno Ganz, Dieter Dorn, Gisela Stein, Ithaka, Mülheim, Münchner Kammerspiele, Sibylle Canonica, stücke 1997, Stücketage
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Was die Walnuß der Eiche erzählt – Botho Strauß und sein Tagebuch „Die Fehler des Kopisten“
Von Bernd Berke
Botho Strauß ist beileibe nicht der erste Autor des Jahrhunderts, der aus der Stadt flüchtet. um innere Einkehr auf dem Lande zu finden. Aber er ist derzeit der Bekannteste. Ihn zog’s aus dem brodelnden Berlin in die Weiten der ostdeutschen Uckermark, eine Gegend „unter dem ärmsten Himmelsstrich“. Dort hat er sich und seinem Sohn Diu ein Haus bauen lassen, dort schrieb er sein neues Buch „Die Fehler des Kopisten“. Ist es das Dokument einer Flucht aus Zeit und Welt?
Also schreibt Strauß, auf einsamer Warte der Natur ansichtig: „Und die Eiche sagt, was das Rauschen der Walnuß ihr eingab.“ Oder auch: „Die Goldammern rasten in der Eiche. Ihr einfältiger Staccatoruf: Wie wie wie / hab ich dich … Weiterlesen
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„Es muß über uns kommen“: Botho Strauß‘ Miniaturen und Etüden „Wohnen Dämmern Lügen“
Von Bernd Berke
Die Mythen stecken mitten im banalen Alltag. Sogar eine „Frau in vierfarbigem Jogginganzug“ birgt ihr Geheimnis. Denn sie stößt unvermittelt Möwenschreie aus. Ihre schockierenden Liebeslaute mit Tierstimme rufen uralte, vorhistorische Zeit wach. Derlei Magie ins heutige Leben zu verpflanzen, war seit jeher ein Bedürfnis von Botho Strauß. Auch in seinem neuen Buch mit dem Trance-Titel „Wohnen Dämmern Lügen“ betreibt er die Mischung der Zeiten und versetzt uns in eine Doppelwelt.
Ob an der Supermarktkasse oder bei der schnöden Arbeit im Büro – überall kann sich hier unversehens jener Riß in der schmucklosen Hülle bloßer Gegenwart auftun und den Blick freigeben „bis in die Urnebel“. Um solch mystische Tiefenschau faßbar zu machen, spannt Strauß keinen großen Handlungsbogen, er … Weiterlesen
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Triumph für die Muse des Theaters – „Das Gleichgewicht“ von Botho Strauß in Salzburg uraufgeführt
Von Bernd Berke
Salzburg. Selten dürfte ein neuerer Theatertext so sehr aufs Wort belauert worden sein. Botho Strauß, immer schon zuständig für die „neueste Stimmung im Westen“, hatte vor einigen Monaten im „Spiegel“ seinen „anschwellenden Bocksgesang“ angestimmt und dabei mit brandgefährlichen Begriffen zwischen Blut, Boden und Kampfesehre gespielt. Desto mißtrauischer lauschte man jetzt bei den Salzburger Festspielen der Uraufführung seines Stückes „Das Gleichgewicht“.
Strauß ist hier ganz auf seiner eigenen Höhe. Zwischen allerlei Phantom-Liebe und versickernden menschlichen Beziehungen entfaltet er ein weites Panorama der Verluste. Verschleiert und verspiegelt: der zauberische Bühnenraum von Karl-Ernst Herrmann. Ähnlich ätherisch wie das Doppel-Leben jener Lilly Groth (Jutta Lampe). Nach einem Jahr der Trennung auf Probe von ihrem Mann, der in Australien Ökonomie lehrte, hat … Weiterlesen
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Es kommen weder bessere noch schlechtere Zeiten – Botho Strauß und seine „Beginnlosigkeit“
Von Bernd Berke
Es dürfte das Buch mit den erlesensten Fußnoten der Saison sein – derart entlegene Werke zitiert Botho Strauß. Und bei manchen seiner Fremdworte helfen nur Spezialhandbücher. Aber sind das schon Qualitäten, Zeichen eines „Sehertums“ gar?
Strauß hat neueste naturwissenschaftliche und kosmologische Forschungen zur Kenntnis genommen – und will, daß daraus Konsequenzen für Literatur und Leben gezogen werden. Sein Befund: Die Zeit der Dialektik (jenes diskussionsfördernden Dreischritts aus These, Gegenthese und vorläufiger „Versöhnung“) sei vorbei. Vorbei auch die Ära des Fortschritts, der Logik, der Ideologien und des „Prinzips Hoffnung“ eines Ernst Bloch (den Strauß ohne Namensnennung als „Roßtäuscher“ bezeichnet).
Immer schon da und ewig verweilend
Was haben wir statt dessen? Den „Steady state“ (letztlich gleichbleibender Zustand), den Strauß … Weiterlesen
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Die Geschichte läuft fürchterlich ins Leere – Texte von Dorst, Strauß und Seidel bei „stücke ’91“
Von Bernd Berke
Mülheim. Die Geschichte von Nation und Welt dürfte gar nicht mal sonderlich katastrophal weitergehen. Sie wird halt fürchterlich ins Leere laufen. Solch eine Essenz könnte man zur Not aus den drei bisher aufgeführten Texten beim Mülheimer Dramatikerwettbewerb „stücke 91″ ziehen.
Den Anfang machte Tankred Dorsts „Karlos“ (Schauspiel Bonn/Regie: Peter Palitzsch). Damit lag die Hürde furs Publikum gleich hoch. Hier haben wir einen labyrinthischen Text, der seine Ein- und Ausgänge mit Fleiß versperrt. Fast nichts außer dem Namen hat dieser Infant von Spanien mit Schillers „Don Carlos“ gemein. Um ihn von rebellischen Aktionen abzuhalten, umstellt ihn der Großinquisitor schlau mit lauter Doppelgängern. In diesem monströsen Spiegelkabinett der Nicht-Identitäten verirrt sich Karlos bis zum Wahnsinn; geschichtlicher Impuls verläuft ins … Weiterlesen
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Theaterprobe als Modell eines flüchtigen Lebens – „Besucher“ von Botho Strauß eröffnet Mülheimer Stücketage
Von Bernd Berke
Mülheim. Frenetisch bejubelter Auftakt der Mülheimer Theatertage „Stücke 89″: Der Dramatiker-Wettbewerb begann mit „Besucher“ von Botho Strauß. Dieser Text wandelt kreuz und quer durch alle Ebenen von (Un-)Wirklichkeit und verwendet kunstvoll die Probensituation des Theaters als Modell des vorläufigen, flüchtigen und austauschbaren Lebens.
Leben spiegelt das Theater, Theater das Leben. Schauspieler stehen plötzlich sogar als Theaterbesucher auf der Bühne, und wir geraten immer tiefer in das verschachtelte Spiegelkabinett eines Stücks im Stück im Stück…
Die Proben für einen Gentechnik-Schocker werden beherrscht von „Karl Joseph“, einem berühmten Mimen alten Schlages. Es wird nie ganz gewiß, ob er ein spieltechnischer Virtuose ist oder doch nur ein Deklamations-Scharlatan, der sich vor den Zumutungen des Lebens großmäulig in alte Bühnen-Anekdoten rettet. … Weiterlesen
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Botho Strauß: Erfolg ohne Medienrummel
Der von fast allen Theaterkritikern überschwenglich gelobte Autor Botho Strauß gilt zugleich als „unzugänglichster“ Schriftsteller der Gegenwart. Das einzige umfängliche Gespräch mit Strauß wurde 1979 von einer Schweizer Zeitung veröffentlicht. Jetzt konnten WR-Redakteur Bernd Berke und Marianne Hausen, freie Journalistin aus Heidelberg, den Schriftsteller in Berlin besuchen und ein längeres Gespräch mit ihm führen.
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Botho Strauß ist ohne Zweifel einer der gefragtesten deutschen Gegenwartsautoren. Nachdem viele Kritiker seine ersten Theaterstücke als „elitär“ oder schlicht als unverständlich abqualifiziert hatten, schaffte Strauß gegen Ende der 70er Jahre mit der „Trilogie des Wiedersehens“ und mit „Groß und klein“ den Durchbruch.
Seither wird dem 1944 geborenen, in Remscheid aufgewachsenen Autor in den bundesdeutschen Feuilletonspalten geradezu gehuldigt. Selbst gefürchtete Großkritiker erkoren ihn zum wichtigsten … Weiterlesen
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