Cappenberg zeigt Kunst des Orients

Von Bernd Berke

Cappenberg. Zuerst Cappenberg, dann Berlin – mit dieser Ausstellungs-Folge warten jetzt erstmals die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Kreis Unna auf. Noch bevor „Verborgene Schätze“ (Titel der Schau) islamischer Kunst an der Spree vorgezeigt werden, sind die 329 Exponate im Schloß Cappenberg zu sehen (bis 23. November), und das, obwohl sie dem weltberühmten „Musèum für Islamische Kunst“ in Berlin gehören. Doch dort waren sie in der Studiensammlung nur Fachleuten zugänglich.

Die ältesten Stücke stammen aus dem 8. Jahrhundert n. Chr., die „jüngsten“ aus dem 19. Jahrhundert. Woll- oder Seidenteppiche aus der Türkei, Persien und dem Kaukasus machen, vielfach als ehrwürdig gealterte Fragmente, einen Großteil der Präsentation aus. Experten unterscheiden türkische und persische Teppiche an unterschiedlicher Kolorierung (Türkei: kraftvollere Farben) und Motivik, außerdem gibt es einen spezifisch türkischen Knüpfknoten. Die Stücke entstammten ursprünglich ganz unterschiedlich strukturierten Werkstätten. Zu unterscheiden ist dörfliche Handarbeit von Produkten aus Hof- und städtischen Manufakturen.

Schmuck, Waffen, Kult- und Alltagsgerät aus dem ganzen islamischen Kulturräum füllen die Vitrinen. Sie stammen u. a. aus Ägypten, Iran, Irak und Syrien, aber auch – ehedem Vorposten islamischer Kultur – ausSpanien und Indien. Sinnfällige Exponate sind etwa ein Kinderhemd aus dem 13. Jahrhundert und ein türkischer Leuchter aus der gleichen Zeit, der mit „höfischen“ Szenen illustriert ist, die zeigen, wie sich’s die Herrschenden damals wohlsein ließen – beim Gelage mit Musikbegleitung, bei Polo-Spiel und Falkenjagd.

Beispiele der hochentwickelten Buchkunst bezeugen, daß die islamische Kultur der abendländischen lange Zeit überlegen war. So erzeugte man im Orient Papier bereits im 9. Jahrhundert, in unseren Breiten arbeiteten Papiermühlen erst rund 500 Jahre später.

In Cappenberg sträubt man sich auch diesmal gegen jede noch so behutsame Ausstellungs-„Architektur“. Wände und Vitrinen müssen reichen. Die Innensansicht des Schlosses soll nicht verfälscht werden. Auch Didaktik, belehrende Hinführung zu den Ausstellungsstücken also, scheint im Schloß weiterhin verpönt zu sein. Man sollte also entweder an den sonntäglichen Führungen teilnehmen oder sich, auch wenn’s der Geldbörse wehtut, mit dem 25 DM teuren Katalog ausrüsten, um wirklich etwas von der Ausstellung zu haben – außer bloßer Augenlust.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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