Was uns im Museum blüht: Dortmund zeigt „Flowers!“

Ernst Ludwig Kirchner: „Stillleben mit Früchtekorb“, 1918/19, Öl auf Leinwand, 64 x 80,5 cm (Courtesy Galerie Henze & Ketterer & Triebold, Riehen/Basel – Foto: Courtesy Galerie Henze & Ketterer & Triebold, Riehen/Basel)

Wenn eine Ausstellung „Flowers!“ (nur echt mit dem Ausrufezeichen) heißt und stadtweit blumig plakatiert wird, dann könnten optischer Seelenbalsam, Harmonie und farbenprächtige Idyllen zu erwarten sein. Doch so bruchlos darf man das Thema natürlich (!) längst nicht mehr angehen. Also muss man sich jetzt beim Besuch im Dortmunder Museum Ostwall auch auf irritierende oder gar verstörende Momente gefasst machen.

Feministischer „Feldzug“: Frau zerschlägt mit Blumen-Nachbildung (Fackellilie) als „männlich“ gedachte Autoscheiben. – Momentaufnahme aus: Pipilotti Rist „Ever Is Over All“, 1997, 2-Kanal-Videoinstallation, 4:09 min (Zyklus Smash) bzw. 8:25 min (Zyklus Flower); Farbe. Sound © Anders Guggisberg & Pipilotti Rist, Maße variabel, Edition 1/3 + e. a. (Privatsammlung | © VG Bild Kunst, Bonn 2022, Foto: Ron Amstutz)

Die Schau mit rund 180 Arbeiten von 50 Künstlerinnen und Künstlern spürt der immensen Vielfalt des Blumenmotivs in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts nach – kreuz und quer durch die Stilrichtungen seit dem Expressionismus, zudem garniert mit etlichen prominenten Namen von Gabriele Münter, Max Beckmann und Max Ernst über Andy Warhol und David Hockney bis hin zu Gerhard Richter und Pipilotti Rist. Ja, die inspirierte und somit inspirierende Auswahl reicht bis in die unmittelbare Gegenwart, in der auch schon mal „Künstliche Intelligenz“ (KI) zur Genese ungeahnter floraler Erscheinungen eingesetzt wird. Wo soll das alles enden?

Einsatz „Künstlicher Intelligenz“: Hito Steyerl „Power Plants“, 2019, Mehrkanal-HD-Video, Farbe, Loop. Environment: Stahlgerüste, LED-Module, LED-Text-Module, zementbeschichtete MDF-Kästen, Kies (Courtesy die Künstlerin; Neuer Berliner Kunstverein; Andrew Kreps Gallery, New York; Esther Schipper, Berlin – © VG Bild-Kunst, Bonn 2022 – Foto: Neuer Berliner Kunstverein / Jens Ziehe)

Gewiss: Die Ästhetik blüht hier stellenweise prächtig auf, doch stellen sich im Laufe des Rundgangs auch mancherlei ernsthafte und schwerwiegende Fragen, etwa nach dem Spannungsfeld zwischen Künstlichkeit und Natürlichkeit. Kurzum: eine Ausstellung zwischen Augen- und Gedankenlust.

Eine ausführliche Besprechung folgt demnächst im Kulturmagazin Westfalenspiegel (www.westfalenspiegel.de) und später dann auch an dieser Stelle.

„Flowers!“ Blumen in der Kunst des 20. & 21. Jahrhunderts. Museum Ostwall im Dortmunder U, 6. Ebene, Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund. 30. April bis 25. September 2022. Öffnungszeiten Di/Mi 11-18, Do/Fr 11-20, Sa/So und feiertags 11-18 Uhr. Katalog 29,90 Euro.

Weitere Informationen:

www.dortmund.de/museumostwall
www.dortmunder-u.de

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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