Monatsarchive: September 2007

„Ein fliehendes Pferd“: Beziehungsstress am Bodensee

Das ist fürwahr ein Alptraum, man stelle sich vor: Alter Schulkollege taucht nach 25 Jahren unverhofft auf – blutjunge Blondine im Schlepptau. Der Kerl gibt sich sturzvital, heftet sich penetrant an deine Fersen und gibt dir immer wieder nassforsch zu verstehen, wie falsch und fade du lebst. Und dann macht er sich flugs an deine Frau heran. So erleidet’s in Martin Walsers Novelle „Ein fliehendes Pferd“ (1978) der bedauernswerte Studienrat Halm. Rainer Kaufmann („Die Apothekerin“) bringt den behutsam umgemodelten Stoff jetzt mit prominenten Akteuren ins Kino. Sie holen aus der Tragikomödie tatsächlich etliche komische Nuancen heraus.

Klaus heißt die Kanaille. Mit jedem Wort lässt er den Deutsch- und Geschichtslehrer Halm spüren, dass dessen Alltag in blutleerer Routine erstarrt ist. Und … Weiterlesen

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Über Bücher reden, die man nicht kennt

Für die etwas edleren Anlässe könnte es ein nützlicher Leitfaden sein. Der französische Literaturprofessor Pierre Bayard weist uns in eine Kulturtechnik ein, die viele schon immer beherrschen wollten. Sein Buch heißt klipp und klar „Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat.”

Nun ist der Monsieur, wie gesagt, Professor. Er bietet keine Larifari-Ratschläge an. Mit hochkarätigen Beispielen aus der Literatur beweist er Schritt für Schritt, dass Lektüre eine sehr relative Angelegenheit ist. Am Rande: Ich habe sein Buch komplett gelesen. War’s vergeudete Lebenszeit?

Die Lektionen beginnen mit dem Romancier Robert Musil. Der ließ im Jahrhundertwerk „Der Mann ohne Eigenschaften” einen Bibliothekar auftreten, welcher angesichts der schier unendlichen Masse möglichen Lesestoffs just nur noch wenige, streng ausgesuchte Bücher las. … Weiterlesen

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Höchst vergnügliche Spracherziehung – Überzeugende Inszenierung des Musicals „My Fair Lady“ in Dortmund

Von Bernd Berke

Dortmund. Gewiss: Von Risikofreude zeugt es nicht, die Theatersaison mit dem Musical-Klassiker „My Fair Lady“ zu eröffnen. Doch warum sollte man das Publikum auch gleich verprellen? Es wäre fahrlässig. Drum gab’s am Samstag keine schwere Kost, sondern eine leckere Lockspeise, mehr noch: einen Schmaus im Dortmunder Opernhaus.

„Chefkoch“ beim reichlichen Mahl ist Regisseur Michael Jurgons. Er hat alle Zutaten beisammen, die nun einmal zu einem solchen Stück gehören. Die allzeit frisch grünende Musik (Leitung: Ralf Lange/ Chöre: Granville Walker) wird mit dem nötigen Schwung und Schmiss dargeboten, die Dortmunder Philharmoniker reißen nicht nur das Publikum, sondern spürbar auch die Darsteller mit.

Dazu gibt es ein animierendes Wechselspiel aus opulenten, eleganten und eher melancholisch verhaltenen Bildern (Bühne: Vinzenz … Weiterlesen

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