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Das Elend wird seziert – Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“ im Dortmunder Schauspiel

Szenen einer Ehe

Szene einer Ehe mit (v.l.) Sebastian Kuschmann, Julia Schubert, Uwe Schmieder und Bettina Lieder. (Foto: Birgit Hupfeld/Theater Dortmund)

Es ist so deprimierend. Vermeintlich freie Menschen in einer modernen, selbstbewußten Bürgergesellschaft haben alle Möglichkeiten, ihr Leben zu regeln, und sie schaffen es nicht.

Früher einmal konnte man die Ursachen vieler Probleme in überkommenen Tabus und im verdrucksten Umgang mit der Sexualität finden, lag die Lösung logischerweise in der Überwindung dieser Zwänge. Im schwedischen Mittelstandsmilieu jedoch, das Ingmar Bergman 1973 für einen Fernseh-Sechsteiler portraitierte, ist die Sexualität – oder das Geschwafel über sie – geradezu allgegenwärtig.

Doch der – vermeintlich – freie Umgang mit der Sexualität ist längst schon nicht mehr Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Denn persönliche Freiheit zu … Weiterlesen

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Die Katastrophen sah sie kommen – „Kassandra“ in Dortmund

Die Rückwand eine Spiegelfläche, einige Scheinwerfer – mehr Bühnenbild braucht es nicht, um Kassandras Denken sinnfällig zu machen: Reflexion und Erhellung (vielleicht auch Erleuchtung) kennzeichnen es, ein Verstandesmensch ist sie, eine Analytikerin, ein Intellektuelle. Und eine Leidende unter eigener Erkenntnis.

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Bettina Lieder als Kassandra (Foto: Birgit Hupfeld/Theater Dortmund)

Im Studio des Dortmunder Theaters gibt die jugendliche Bettina Lieder Kassandra Gesicht und Stimme. In einem kräftezehrenden 80-Minuten-Monolog erzählt sie ihre – Kassandras – Lebensgeschichte, und sie wirft sich so bedingungslos in die Rolle, daß ein Schwächeanfall nach etwa einer Stunde den Fortgang der Aufführung für kurze Zeit fraglich macht. Doch nach wenigen Minuten ist Bettina Lieder wieder vorne. Und sie ist wieder Kassandra, die zornige Frau, die die Gabe der Weissagung … Weiterlesen

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Die Minute, da wir explodierten – Ein Fußball-Länderspiel zwischen religiöser Erwartung, Königsdrama und Farce

Von Bernd Berke

Dortmund. Die Kollegen der Sportredaktion haben ihre Teil getan, nun darf auch noch das Feuilleton ‚ran. Denn natürlich ist ein Fußball-Länderspiel, wie jetzt Deutschland – USA in Dortmund, letztlich auch ein geballtes Kulturereignis. Bei der WM werden wir’s sogar multi-kulturell erleben.

Man denke nur ans ganze Drumherum, an die vielen Rituale: vom eher pflichtschuldigen Absingen der Nationalhymnen bis zur permanenten chorischen Begleitung durch die Fans; von der mitunter opernhaften Arena-Situation (mit Vorläufern wie dem griechischen Amphitheater oder dem römischen Colosseum) bis hin zur sprachlichen Bewältigung des Geschehens durch Spieler, Trainer und Journalisten.

Sodann die Spielchen mit den historisch überkommenen National-Klischees („Die Amis“, „Die Urus“ usw.), stets frisch aktualisiert durch die Typengalerie der jetzigen Mannschaften.

Überdies wabert ein … Weiterlesen

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