Schlagwort-Archive: Hans Werner Henze

Die hohe Kunst der Heuchelei: Das Opernstudio NRW zeigt seine Abschlussarbeit in Gelsenkirchen

Der Wundertheaterdirektor (Christopher Hochstuhl) und seine Gefährtin (Rina Hirayama). (Foto: Sascha Kreklau / Musiktheater im Revier)

Die Komponistenfreundschaft zwischen Karl Amadeus Hartmann und Hans Werner Henze verband zwei ungleiche Charaktere. Hartmann, gebürtiger Münchner, war bodenständig und familienbezogen, gewann aus seiner gesellschaftlichen Position Sicherheit im Auftreten. Henze, früh auf der Flucht aus dem westfälischen und kleinbürgerlichen Milieu, fühlte sich eher als Außenseiter, versteckte sich gerne hinter Luxus und Masken.

Wie gut beide trotzdem harmonieren können, zeigt die Abschlussproduktion des Opernstudios NRW, die auf der kleinen Bühne des Musiktheaters Gelsenkirchen Premiere hatte. Unterstützt durch Gäste, verbinden die acht Mitglieder des aktuellen Jahrgangs Henzes Kurzoper „Das Wundertheater“ mit Hartmanns fünfteiligem „Wachsfigurenkabinett“, das erst durch Henzes Ergänzungen vollständige Form annahm.

Hinter der vermeintlich kleinen … Weiterlesen

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„Das Floß der Medusa“ – 50 Jahre danach: Hans Werner Henzes Oratorium von 1968 bei der Ruhrtriennale

Szenenbild aus der besprochenen Henze-Aufführung (Foto: Ursula Kaufmann/Ruhrtriennale)

Théodore Géricaults Gemälde „Das Floß der Medusa“ (1819) hängt im Pariser Louvre: Zuletzt ist es mir zweimal kurz hintereinander begegnet.

Einmal in einer Video-Arbeit von Marcel Odenbach in der Ausstellung „Entfesselte Natur“ in der Kunsthalle Hamburg: Er filmte Geflüchtete, die übers Mittelmeer nach Europa gekommen sind, im Louvre beim Betrachten des monumentalen Schiffbruch-Dramas. Und nun war es das „Aufmacher Bild“ von Hans Werner Henzes gleichnamigem Oratorium, das bei der Ruhrtriennale aufgeführt wurde. Kein Zufall, denn die Flucht übers Mittelmeer beschäftigt, schockiert und klagt Europa an.

So gewinnt Henzes klassenkämpferisches Werk von 1968 eine neue Aktualität und erweist sich beinahe als zeitlos. Denn das Libretto von Ernst Schnabel macht noch immer deutlich: Es … Weiterlesen

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Sophie-Mayuko Vetter zelebriert beim Klavier-Festival Ruhr die Klangfarben der Melancholie

Die Pianistin Sophie-Mayuko Vetter, mit verharrender Hand dem Klang nachspürend. Foto: Mark Wohlrab

Die Pianistin Sophie-Mayuko Vetter, mit verharrender Hand dem Klang nachspürend. Foto: KFR/Mark Wohlrab

Manchmal gibt es diese Abende. Die uns noch eine Zeit lang beschäftigen. Die nachwirken ob dessen, was es zu hören gab. Die dem Publikum Konzentration und Geduld abverlangen, außerdem die Bereitschaft, mehr zu wollen als pure Unterhaltung. So wie jetzt beim Auftritt der Pianistin Sophie-Mayuko Vetter, deren Programm sich als überwiegend dunkel tönender musikalischer Kosmos entpuppt. Wo Disparates auf lineare Poesie trifft, Melancholie auf trotziges Aufbegehren.

Vetter widmet sich, als Gast des Klavier-Festivals Ruhr, einem Werkkanon, der abseits jener üblichen Beethoven-Chopin-Schumann-Linien anzusiedeln ist, die uns allenthalben entgegen tönen. Sie erkundet die  schwärmerische, nachtschwarze, todesnahe Seite der Romantik und wagt, davon ausgehend, einen Blick zur Moderne. Das geschieht … Weiterlesen

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