Schlagwort-Archive: Judith Hermann

Die Sehnsucht nach Bleibe und die Furcht davor – Judith Hermanns Roman „Daheim“

„Wir haben eine neue Autorin bekommen, eine hervorragende Autorin. Ihr Erfolg wird groß sein“, rief Marcel Reich-Ranicki aus, als Judith Hermann 1998 mit ihrem Erzähl-Band „Sommerhaus, später“ ein fulminantes literarisches Debüt hinlegte. Der Literaturpapst sollte recht behalten.

Jedes ihrer Bücher stieß seitdem bei Publikum und Kritik auf große Resonanz. Interesse und Erwartungen waren jeweils riesig, weil die Autorin nicht gerade als Vielschreiberin bekannt ist und lange Pausen einlegt. Ihr neuer Roman „Daheim“ wurde bereits vor der Veröffentlichung für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Keine Bange: Judith Hermann ist nicht unter die Heimat-Dichterinnen gegangen, sie verteilt keine literarisch fein gehäkelten Spitzendeckchen und singt keine folkloristischen Lieder. Aber ihre Figuren haben sich schon immer nach einem Ort gesehnt, an dem sie … Weiterlesen

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Der Zufall bestimmt das Drama der Existenz – Judith Hermanns Erzählband „Lettipark“

Ein trister Herbstmorgen auf dem Land. Bei den Großstadtflüchtlingen werden die Kohlen für den Winter angeliefert und auf die Wiese des ehemaligen Bauernhofes gekippt. Da kommt der vierjährige Vincent auf seinem Fahrrad vorbei. Vincents Vater hat sich davon gemacht, seine Mutter ist an gebrochenem Herzen gestorben.

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Doch der kleine Junge lässt sich nicht unterkriegen, er strahlt vor Lebensfreude und will jetzt unbedingt helfen, die Briketts in den Schuppen zu verfrachten, „und wir nahmen die Kohlen aus seinen kleinen schmutzigen Händen entgegen wie Hostien.“ Mit diesen Worten, die zum Weinen schön sind und ganz knapp am Kitsch vorbei segeln, endet „Kohlen“, die erste von 17 Erzählungen, die Judith Hermann unter dem Titel „Lettipark“ versammelt hat: literarische Miniaturen, traumwandlerische Spaziergänge durch schnappschussartig … Weiterlesen

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