(bke) In Sachen bildende Kunst, besonders des 20. Jahrhunderts, ist Heiner Stachelhaus, Kulturredakteur der Neuen Ruhr-Zeitung (Essen), gewiß ein ausgewiesener Kenner. Schade, wenn ein solcher sein Wissen nicht ausbreitet, sondern auch in Buchform häppchenweise verabreicht – ganz so, als lasse ihn der Tageszeitungsbetrieb nicht los.
Die kurzen Ausstellungsberichte von 1963 bis 1985 unterliegen, zwischen Buchdeckel gepreßt, neuen Gesetzen. Ein Buch weckt eben gewisse Erwartungen. Da vermißt man etwas, wenn nur pointiert, wenn nur „auf den Punkt gebracht“ wird, was man gern entwickelt sähe. Doch in der Kürze liegt auch Würze: Sie macht neugierig auf „Nachschub“ und Weiterung – wird dies demnächst nachgereicht?
Auch hat man hier eine anregende kleine Beispielsammlung in Sachen Kunstkritik und in Ansätzen gar eine Chronik der NRW-Szene. Vor allem aber scheint der Autor selbst Rückschau zu halten. Auf eine Art „persönliches Erinnerungsalbum“ verweisen auch die überaus zahlreichen Fotos, die jedem Kritiken-Jahrgang vorangestellt sind: Sie zeigen meist Stachelhaus mit wechselnden Künstler(gruppe)n. War das nötig?
Zu den Kritiken selbst: Informel und „Zero“ kommen gut weg, die „Wilden“ weit weniger. Vielleicht eine Generationenfrage. Ganz obenan steht für Stachelhaus Günter Uecker (Titelbild, wie sinnig, ein von G. U. genageltes „Stachel-Haus“). Derlei Parteinahme ist mehr als legitim, sie zeichnet den Kritiker aus, wenn er so klar und lesbar seine Argumente verficht wie dieser.
Heiner Stachelhaus: „Auf den Punkt gebracht. Kunstkritiken 1963-1985″. Aurel Bongers, Recklinghausen. 24 DM