Von Bernd Berke
Dortmund. Mit einer entschiedenen Verjüngung des Schauspielensembles und behutsamen Korrekturen im Musiktheaterbereich will Dortmunds künftiger Generalintendant Horst Fechner in die Theaterspielzeit 1985/86 gehen.
Wie Fechner, derzeit noch Intendant in Kiel, gestem in Dortmund mitteilte, kann er die wohl spektakulärsten Neubesetzungen im Ballettbereich vorweisen. Mit Youri Vamos (als Leiter des Ballettensembles) und Joyce Cuoco (bisher: Staatsoper München) kämen Spitzenkräfte des Metiers. Fechner über das Engagement von Joyce Cuoco als Primaballerina: „Das ist ungefähr so, als wenn Borussia-Trainer Ribbeck Karl Heinz Rummenigge präsentieren könnte“.
In puncto Spielplan (dessen Entwurf vor öffentlicher Bekanntgabe dem Kulturausschuß vorgelegt werden muß) bekundet Fechner, das Publikum „zwar fordern, aber nicht überfordern“ zu wollen. Sowohl die gängige „Fledermaus“ als auch eine anspruchsvollere Produktion wie etwa „Elektra“ seien „notwendig und in Dortmund machbar“. Ausgehend von der gewachsenen Spielplan-Tradition Dortmunds, müßten auch Publikumsminderheiten bedient werden. Dies sei geradezu die Pflicht einer Bühne, die am Ort ein „Theater-Monopol“ halte.
Fechner denkt zum Beispiel an neue Formen des Musiktheaters für jugendliche Zielgruppen. Um eine „Wegwerfkultur“ zu vermeiden, will Fechner dafür sorgen, daß sich ein Repertoire von Aufführungen herauskristallisiert, die lange auf den Spielplänen bleiben.
Absurde Sparzwänge in Kiel: Zertanzte Ballettschuhe nicht ersetzt
Mit Sparzwängen in vielerlei Gestalt wird sich der neue „General“ auf jeden Fall herumschlagen müssen. Eine Einsparungsmöglichkeit, die bereits vertraglich unter Dach und Fach gebracht wurde: Der Austausch kompletter Opernausstattungen mit der Staatsoper Warschau, die für ihre hervorragenden Dekorationen und Kostüme bekannt sei. Außerdem werde man nicht umhin können, zumindest eine Opernproduktion ohne Inszenierungsaufwand, also konzertant anzubieten.
Generell gelte aber, daß Einsparungen in Sachen Ausstattungsetat enge Grenzen gesetzt seien. Übertriebener Sparwille in diesem Bereich könne nachgerade absurde Konsequenzen haben. So sei es in Kiel passiert, daß die Ballettschuhe, die die Primaballerina bei „Schwanensee“ zertanzt hatte, aus Etatgründen nicht ersetzt werden konnten.
Fechner will zunächst kaum selbst inszenieren. Er konnte aber bereits namhafte Gastregisseure für die ersten Produktionen gewinnen. So steht fest. daß Heinz-Lukas Kindermann, der jüngst in Berlin für die „Traumspiel“-Opernuraufführung sorgte, die Eröffnungspremiere der kommenden Saison gestalten wird. Roland Veite, beispielsweise schon am Musiktheater Gelsenkirchen und beim Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz tätig, sowie John Dew („Ring“-Inszenierung in Krefeld) werden ebenfalls in Dortmund arbeiten.