Auf dem Weg zur Moderne: Otto und Paula Modersohn im Hagener Museum

Seit Januar und noch bis zum 21. April kann man sich in einem wirklich schönen Museum etwa 140 meist kleinformatige Gemälde und fast ebenso viele Zeichnungen von Otto Modersohn ansehen. Das Hagener Kunstquartier nennt in seinen Ankündigungen das Projekt zwar eine Doppelausstellung, doch Ottos Ehefrau Paula Modersohn-Becker ist nur in einem kleineren Nebenraum des Karl-Ernst-Osthaus-Museums mit wenigen Bildern vertreten.

Otto Modersohn, Landschaft im Winter.(Foto: Museum Hagen)

Otto Modersohn, Landschaft im Winter.
(Foto: Museum Hagen)

Otto Modersohn, Mitbegründer der Worpsweder Malerkolonie, wird hier zum ersten Mal in Hagen mit einer Ausstellung von Werken aus allen Schaffensperioden gezeigt. Dabei hatte er durch seine Freundschaft mit Osthaus schon eine besondere Beziehung zu der westfälischen Industriestadt: Zusammen mit Heinrich Vogeler organisierte Modersohn vor hundert Jahren in genau diesem Museum die erste Retrospektive Paula Modersohn-Beckers, die in jungen Jahren nach der Geburt des zweiten Kindes gestorben war.

Die Schau macht deutlich, dass Otto Modersohn tatsächlich ein exzellenter Landschaftsmaler war, der Stimmungen durch Schatten und andere Lichteffekte sehr stark ausdrücken konnte. Aber auch die wenigen Bilder mit Personen, überwiegend Kinder oder die Ehefrau Paula, zeigen seine malerische und auch handwerkliche Qualität.

Die Bilder stammen überwiegend aus Privatbesitz, dazu zählen auch die Modersohn-Stiftung in Worpswede und das Museum in Fischerhude, Modersohns Wohnort. Dies und die kurze Lebenszeit seiner Frau Paula erklärt auch das Ungleichgewicht in dieser Ausstellung. So könnte man durch die getrennte Hängung und die kleine Anzahl der Bilder Paulas den Eindruck eines Qualitätsgefälles bekommen, aber eher das Gegenteil ist richtig. Paula Modersohn-Becker war ohne Zweifel die modernere und ausdrucksstärkere Künstlerin. Das zeigen sogar schon diese wenigen Gemälde, und die Nationalsozialisten haben sie gerade deshalb als „entartet“ aus den Museen verbannt. Das wirkt bei diesen Bildern schon fast wie eine Adelung, aber selbst das hat Paula Modersohn-Becker natürlich nicht nötig. Jedenfalls zeigt die Hagener Ausstellung das alte Dilemma, das entsteht, wenn die Exponate nicht nach Qualität, sondern nach Verfügbarkeit zusammengestellt werden.

Otto Modersohn: Landschaften der Stille – Paula Modersohn-Becker: Eine expressive Malerin. Werke aus Privatbesitz. Bis 21. April 2013. Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen, Museumsplatz 1. Eintritt 6 Euro, Katalog 28 Euro. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 13 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr, Montag geschlossen.

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Über Hans Hermann Pöpsel

Historiker und Germanist. Pensionierter Redakteur
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