Monatsarchive: März 2013

Meine letzte „Rundschau“

So. Das war’s. Heute habe ich mein letztes Abo-Exemplar der Zeitung erhalten, die sich immer noch hartnäckig „Westfälische Rundschau“ (WR) nennt.

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Die WR lese ich seit Ende der 60er Jahre. Ununterbrochen habe ich das Blatt von 1980 bis heute bezogen, bis 2009 als „Personalstück“ für Redakteure. Auch meine Eltern haben schon die Rundschau „gehalten“, wie man es früher ausdrückte. Die konkurrierenden Ruhr-Nachrichten kamen jedenfalls all die Jahre über nicht ins Haus.

Ganz ehrlich: Allzu viel Wehmut ist nun trotzdem nicht im Spiel. Denn das, was da seit Anfang Februar geliefert wird, hat ja mit der Rundschau von früher kaum noch etwas zu tun.

Bewusst habe ich Mitte Januar, als die Entlassung der gesamten WR-Redaktion verkündet wurde, keine fristlose, sondern eine … Weiterlesen

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Von Goethe bis zum Groschenheft: Dem Schriftsteller Georg Klein zum 60. Geburtstag

„Eigentlich bin ich der Meinung, dass alle, die mit dem Wort arbeiten, irgendwie vom selben Fleisch sind“, antwortete der Autor während der diesjährigen Leipziger Buchmesse seinem Interviewpartner am Stand der Leipziger Volkszeitung. Georg Klein wird heute (29. März) sechzig Jahre alt. Sein Verlag, Rowohlt, hat zu diesem Anlass einen Band mit 77 seiner Texte publiziert, die zuvor größtenteils in Tageszeitungen erschienen waren.

Angesichts der in „Schund & Segen“ versammelten Textsorten lag die Frage des Ressortleiters Kultur der LVZ, Peter Korfmacher, nach dem Verhältnis von Journalismus und Schriftstellerei nahe. Georg Klein reicht dem Journalisten die Hand, indem er über den jeweiligen Redakteur, der ihn um einen Beitrag für sein Blatt bittet, laut denkt: „Das ist auch so einer wie ich; bloß … Weiterlesen

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Museum für westfälische Literatur: Haus Nottbeck im Münsterland lohnt einen Besuch

Man kann ja bei diesem Wetter kaum ins Freibad gehen, und das Herumtollen auf Wiesen macht bei dem knochenharten Boden auch keinen Spaß. Da bietet sich ja eher etwas Kulturelles am – zum Beispiel das Haus Nottbeck im südlichen Münsterland. „Kulturgut“ nennt sich das westfälische Wasserschloss offiziell, und es ist wirklich einen Ausflug wert.

Das Haupthaus mit dem Museum.Foto: LWL

Das Haupthaus mit dem Museum.Foto: LWL

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat sich vor Jahren zusammen mit dem Kreis Warendorf des alten Herrensitzes im Oelder Stadtteil Stromberg angenommen. Entstanden sind nicht nur ein Tagungszentrum und ein „Kultur-Café“, sondern als Kernstück findet man im Haupthaus das Museum für westfälische Literatur. Von den Anfängen der Lesekultur bis in die Gegenwart wird hier das Leben und Werk von Schriftstellern und Schriftstellerinnen … Weiterlesen

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Zweiteilige Gala „50 Jahre ZDF“: Keine Atempause, der Jubel wird gemacht

„50 Jahre ZDF“ – das muss natürlich groß gefeiert werden. Mal so richtig in Erinnerungen schwelgen und sich dabei köstlich amüsieren, das versprach ganz vollmundig Maybrit Illner, die die zweiteilige Gala-Show zum Mainzer Jubiläum moderiert. Dafür wurden auch altgewohnte Phänomene wie Big Band (Pepe Lienhard) und das Fernsehballett wiederbelebt.

Oft hat man das ZDF in den letzten Jahren als „Seniorensender“ verunglimpft. Geradezu lächerlich, dass man nur bis 49 zur „werberelevanten Zielgruppe“ zählt. Schwamm drüber. Freuen wir uns lieber heute noch, dass die Pläne des damaligen Kanzlers Konrad Adenauer, zu Beginn der 60er Jahre neben der ARD einen Staats- und Unternehmer-Sender zu etablieren, vor Gericht so gründlich fehlgeschlagen sind. So wurde das ZDF, das am 1. April 1963 auf Sendung ging, … Weiterlesen

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Die Böden, auf denen wir leben

Reden wir mal kurz über Oberböden und Bodenbeläge. Über das, was wir täglich mit Füßen treten.

Doch was heißt hier treten? Da gibt es erhebliche Unterschiede. Je nach Befindlichkeit seiner selbst und nach Beschaffenheit des Untergrunds schreitet, schwebt oder schlurft man. Zwischen „klinisch gefliest“ und „mit schweren Orientteppichen belegt“ tun sich Welten auf. Wenn man nur genau genug nachforschte, ließen sich aus den Oberböden nicht nur finanzielle Potenzen, sondern wahrscheinlich auch politische und sonstige Präferenzen herauslesen. Zeige mir deine Bodenfliesen-Ornamente und ich sage dir, wer du bist.

Ganz früher waren wir mit schlicht gesprenkeltem Steinzeug oder Linoleum in abenteuerlichen Schmutzfarben zufrieden. Notfalls hätt es wohl auch der rauhe Estrich getan. Es scheint einem ja kaum der Erinnerung wert, worüber man … Weiterlesen

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Meilensteine der Popmusik (29): Prince

Das Geschäft war härter und noch körperlicher geworden. Genügte in den 50er- und 60er-Jahren ein Hüftwackeln von Elvis („The Pelvis“), oder ein unterstützendes Aufstöhnen von Tom Jones („The Tiger“), so ging es jetzt (fast zwei Jahrzehnte später) richtig zur Sache.

Michael Jackson prüfte durch Selbstbetastung, mehrmals pro Song, ob denn noch alles vorhanden sei. Hardrock-Gruppen ließen reihenweise die Hosen runter, Madonnas Möpse rotierten wie Pilotenaugen beim Sturzflug. Doch König der Geilheit war eindeutig Prince. Nie zuvor wurde ein Mikro so systematisch abgeleckt, ein Mikroständer so intensiv betastet und abgerieben wie vom kleinen Scharfmacher aus Minneapolis. Dazu ein Stöhnen, Ächzen, Aufjaulen, bis hin zu schrillen, ekstatischen Schreien. Ein Haufen verschreckter Kritiker vermutete sogleich den Kern etwaigen Talents in der Hose. Da

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„Dortmunder Modell“: Die Stadt muss kleinlich sparen, ihr Airport macht Millionen „Miese“

Kürzlich konnte man im Dortmunder Lokalteil der Ruhr-Nachrichten (RN) erfahren, wie kleinlich inzwischen die Sparschrauben bei der Stadt angesetzt und festgedreht werden. Beispiele erwünscht? Bitte sehr: Zootiere bekommen ab jetzt weniger Frischkost. Macht gerade mal 10 000 Euro im Jahr. Brunnen sprudeln künftig seltener, was Strom und Wasser spart. 35 000 Euro im Jahr. Vom Kulturbereich mal wieder ganz zu schweigen.

Völlig ohne weitere Erläuterung finden sich in dem RN-Artikel Posten wie die Kündigung der „Alarmaufschaltung zur Überwachung“ der kommunalen Kindertagesstätten (was besagt das, bitte?) mit einer Ersparnis von 36 000 Euro, die hoffentlich niemand bereuen wird. Ferner werden die Kosten für Lebensmittel in den Kitas um 12,5 Prozent oder 175 000 Euro gekürzt. Das ist schon ein größerer Batzen. … Weiterlesen

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Emotionaler Ausnahmezustand: Grigory Sokolov in Köln – und bald in Gelsenkirchen

Grigory Sokolov braucht kein „Einspielstück“. Er ist sofort mittendrin. Die einstimmige Melodie zu Beginn von Schuberts Impromptus c-Moll (op. 90,1) spielt er zurückhaltend, tastend, als müsse sie sich ihrer selbst versichern. Dann, sobald sie ihre akkordische Verdichtung erfährt, formuliert er sie zunehmend selbstsicher. Ein zögernder Einwand, eine harmonisch klare Antwort in selbstbewusstem Forte.

Harmonische Erweiterungen, Schärfungen, Modulationen: Sokolov behandelt Schuberts verwickelte Wanderungen wie die Rhetorik einer nuancenreichen Sprache. Nichts ist dem Zufall überlassen, alles in einem dichten Geflecht aufeinander bezogen. Intellektuelle Höchstleistung korrespondiert mit sinnlicher Klarheit. Dieser Schubert sucht seinesgleichen.

Sokolov hat in der Kölner Philharmonie mit den vier Impromptus op. 90 (D 899), mit Schuberts drei Klavierstücken (D 946) und mit der „Hammerklaviersonate“ Ludwig van Beethovens ein denkbar schwieriges … Weiterlesen

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Köln: Filmklassiker „Fantasia“ mit Live-Begleitung

Filmmusik richtet sich normalerweise aus an den Bildern und Stimmungen, die der Produzent eines Streifens vorgibt. Im Falle von Walt Disneys „Fantasia“ ist das genau umgekehrt: Der Schöpfer von Mickey Mouse ließ Bilder zu Musik komponieren. Er gab seinen Zeichnern weltberühmte Musik zu hören und beauftragte sie, die Klänge in Bildern zu fassen.

Herausgekommen sind zauberhafte Filmsegmente, die Disney selbst zu einem Film zusammenfasste. In „Fantasia“ gibt es kurze erzählende Episoden wie jener legendäre Kampf Mickeys mit den widerspenstigen Besen zu Paul Dukas‘ „Zauberlehrling“; witzige Szenen wie das Ballett der Tiere zu Amilcare Ponchiellis „Tanz der Stunden“; ästhetische Choreografien wie zu Tschaikowskys „Nussknacker“ oder abstrakte Kompositionen wie Zeichnungen zu Toccata und Fuge d-Moll von Johann Sebastian Bach.

"Fantasia": Mickeys Kampf mit dem Besen. Bild: bb-promotion

„Fantasia“: Mickeys Kampf

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Nach der Mottowoche ist vor dem „Konklave“: Abi 2013 auf der Zielgeraden

SherlockHolmesundArielleWenn einem am frühen Morgen in der Küche Bonnie und Clyde begegnen und Sherlock Holmes seine Liebe zu Meerjungfrauen entdeckt, dann ist Mottowoche der Abiturientia.

Die Woche vor den Osterferien ist für die Abiturienten die letzte reguläre Schulwoche vor den Prüfungen. Grund genug zum Feiern. Das Ende der „richtigen“ Schulzeit, das Zulassungszeugnis und überhaupt – man hat es überlebt. Das Gemurkse und Gemauschel rund um G8 und G9. Jeder Tag steht unter einem anderen Motto, allseits beliebt sind die Helden der Kindheit und die Zeitreise. Durch die Stadt flattern Elfen, latschen Cowboys, dazu Micky Mäuse, Ernies und Berts, dazu erstaunlich viele Heidis.

In manchen Städten, so war zu lesen und hören, ist die Sache aus dem Ruder gelaufen. Von … Weiterlesen

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„Die Wirklichkeit wird nicht mehr gebraucht“: Ernst-Wilhelm Händlers „Der Überlebende“

Der Ich-Erzähler bleibt namenlos. Alles andere wäre auch geradezu widersinnig. Denn der Mann steht für die kommende Überschreitung biologischer Gegebenheiten, für den Übergang der Schöpfung in eine anonyme Eiseskälte.

Die Hauptfigur in Ernst-Wilhelm Händlers Roman „Der Überlebende“ leitet das Leipziger Elektrotechnik-Werk des fiktiven US-Konzern D’Wolf, betreibt dort aber insgeheim weiter die Roboterforschung, die offiziell gestoppt worden ist. Für dieses verborgene Geisterprojekt geht er über Leichen – nicht nur im übertragenen Sinne.

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Gesichter von Menschen kann sich der seltsam seelenlose Mann ohnehin nicht merken, worauf also sollte sich ein etwaiges Mitleid beziehen? Landläufig würde man ihn vielleicht als Autisten bezeichnen. Dieser hier will gleichzeitig alle Fäden ziehen, alles unter Kontrolle behalten, über jeden Schritt von Karrierefrauen mit mysteriösen Namen wie Sondra … Weiterlesen

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Der Koloss wankt: Funke-Mediengruppe (WAZ) streicht abermals 200 Stellen

Es wird allmählich zur Konstante, wenn von der Funke-Mediengruppe (ehemals WAZ-Mediengruppe) die Rede ist: Man erwartet ja schon allzeit Kürzungsmaßnahmen, aber doch nicht so schnell und so drastisch, wie sie dann tatsächlich eintreten.

Die Geschäftsführung in Essen setzt jeweils auf „Überraschungs“-Effekte, für einzelne Betriebsteile auch auf ein Ende mit Schrecken – siehe die erst am 15. Januar verkündete Entlassung der kompletten Redaktion der Westfälischen Rundschau, von der rund 120 Redaktionsmitglieder und über 150 freie Mitarbeiter betroffen sind.

In den letzten Tagen und Wochen hatte man ziemlich fest mit dem „Aus“ für die Vest-Ausgabe (Kreis Recklinghausen) der WAZ gerechnet, doch nicht mit einem Kahlschlag dieses Kalibers: Abermals sollen im Konzern bis zu 200 Stellen gestrichen werden – bei Anzeigenblättern, im Anzeigenbereich … Weiterlesen

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Der Zweite Weltkrieg in Nahansicht: Zum ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“

Es wurde mal wieder hohe Zeit für ein solches Großereignis im Fernsehen: Der Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ (ZDF) scheint die Schrecken des Zweiten Weltkriegs noch einmal ganz nah heranzurücken. Wir wissen, dass damals Millionen elendiglich gestorben sind. Und doch werden uns immer Einzelschicksale am meisten berühren.

Fünf Freunde beim Abschied im Sommer 1941. Von links: Greta (Katharina Schüttler), Wilhelm (Volker Bruch), Charlotte (Miriam Stein), Friedhelm (Tom Schilling), Viktor (Ludwig .  (Foto: © ZDF/David Slama)

Fünf Freunde beim Abschied im Sommer 1941. Von links: Greta (Katharina Schüttler), Wilhelm (Volker Bruch), Charlotte (Miriam Stein), Friedhelm (Tom Schilling), Viktor (Ludwig Trepte). (Foto: © ZDF/David Slama)

Der entsprechenden Dramaturgie, die uns gleichsam mitten ins Geschehen führt (Bewunderung gilt nicht zuletzt den Kulissenbauern und Kostümbildnern), folgt auch die Spielhandlung, die Regisseur Philipp Kadelbach mit einem großartigen Schauspieler-Ensemble in Szene gesetzt hat: Fünf Freunde treffen sich im Sommer 1941 noch einmal in Berlin. … Weiterlesen

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St. Maria zur Wiese in Soest wird 700 Jahre alt

Stolz stehen die beiden Türme am Stadtrand der Hansestadt Soest: St. Maria zur Wiese nennt sich die imposante Kirche, die uns so unverfälscht gotisch vorkommt. Tatsächlich kann die Kirche in diesem Jahr ihren 700. Geburtstag feiern, aber die Turmspitzen entstanden erst im 19. Jahrhundert.

Das „Westfälische Abendmal“ in der Wiesenkirche Soest.

Da teilen die Soester das Schicksal der Kölner Kirchenbauer, die auch erst auf die Hilfe des protestantischen Herrschers aus Berlin für die Fertigstellung ihres Domes warten mussten. In Soest findet sich im Hauptchor eine Inschrift, die auf den Baubeginn hindeutet: Im Jahre 1313 habe der Meister mit dem Namen Johannes Schendeler den Grundstein gelegt. Im kleinen Kirchenführer für die Wiesenkirche wird vermutet, dass Schendeler zuvor schon am Bau des … Weiterlesen

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Der Fremde, im Museumsraum gefangen: Ibsens „Peer Gynt“ in Düsseldorf

Was macht der Zugereiste, der Fremde an schmuddeligen Wintertagen in Düsseldorf? Wenn man nicht über die Rheinpromenade flanieren mag und Shopping auf der Kö zu teuer ist? Genau: Er geht in eines der hochkarätigen Museen der Kunststadt, spaziert in wohltuender Stille zwischen großformatigen Fotos umher, die sich realistisch geben, aber auf eine andere Wahrheit verweisen wollen. Die die Sehnsucht nach fernen Welten wecken und nach einem „höher hinaus“, nach einem Überschreiten der dörflichen Grenzen, nach einem Ende des kunstsinnigen Flüsterns.

Wie ein Fremdköper benimmt sich denn auch „Peer Gynt“ im Norwegerpullover (Olaf Johannessen) in den heiligen Hallen. Denn Staffan Valdemar Holm, der schwedische Ex-Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses, hat Ibsens mythenbeladenem Helden in seiner neuesten Inszenierung ein Museum auf die Bühne … Weiterlesen

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Rätselhafter Ausklang: Strauss‘ „Alpensinfonie“ in der Philharmonie Essen

Aufführungen der „Alpensinfonie“ von Richard Strauss sind stets ein herausforderndes Ereignis: Gebraucht wird ein Riesenorchester und ein Dirigent, der die Klangmassen nicht nur wuchtig und monumental ausspielt, sondern gliedert, staffelt und zügelt.

Marc Albrecht versuchte mit dem Nederlands Philharmonisch Orkest in der Philharmonie Essen sein Bestes: Er hielt die Dynamik im Zaum, damit die Höhepunkte wirken. Er nahm die lautmalerischen und die effektvollen Stellen zurück, damit das Werk nicht allzu sehr zu einer tönenden Gebirgspostkarte verkommt.

Vor allem aber konnte er zeigen, dass Strauss nicht bloß gewaltige Filmmusik geschrieben hat, sondern die literarischen Naturbilder im Sinne der Romantik aufzufassen sind: Aus der tonal verdunkelten Tiefe steigt der musikalische „Wanderer“ auf zu leuchtend ungebrochener C-Dur-Vollkommenheit, um sich dann Stürmen und Gewittern … Weiterlesen

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Morgenröte der Moderne: Wiener Philharmoniker spielen Bruckners 8. in Essen

Zubin Mehta und die Wiener Philharmoniker in Essen (Foto: Sven Lorenz)

Zubin Mehta und die Wiener Philharmoniker in Essen (Foto: Sven Lorenz)

„Es ist nicht unmöglich, dass diesem traumverwirrten Katzenjammerstil die Zukunft gehört“, konstatierte Wiens Kritikerpapst Eduard Hanslick einst verdrossen über die 8. Sinfonie von Anton Bruckner. Er beklagte die vielen Wagner-Reminiszenzen des Werks, seinen scheinbar ordnungslosen Aufbau und seine „grausame Länge“ von rund 80 Minuten.

Die Zukunftsmusik hatte Hanslick indes richtig erkannt: Bruckners harmonische Abenteuer trieben die Loslösung von der Grundtonart voran, deren Absicherung Gustav Mahler und nach ihm Arnold Schönberg schließlich ganz aufgaben.

Die Zumutungen als wegweisend zu deuten und das Werk trotz sperriger Zerklüftungen zu erschließen, scheint kaum ein Orchester berufener als die Wiener Philharmoniker. Nach seinem Gastspiel im Kulturhauptstadtjahr 2010 kehrte das weltberühmte Orchester jetzt nach Essen … Weiterlesen

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Familienfreuden IX: Still-In

Viele Wege führen zur Sättigung - warum nicht auch ein Still-In? (Zeichnung: Nadine Albach)

Viele Wege führen zur Sättigung – warum nicht auch ein Still-In? (Zeichnung: Nadine Albach)

Es klingt nach: Ruhe, nach himmlischer. Kein Schreien, kein Nölen, einfach Ruhe. Die Rede ist vom Stillen. Da steckt ja schon im Wort, dass damit mindestens eine der beteiligten Parteien – Mutter und/oder Kind – in selige Entspannung verfällt. Zumindest ist das die Unterstellung im deutschen Wortschatze: Die Franzosen sind da deutlich pragmatischer und sprechen von „allaiter“, worin schlicht das Wort „lait“, also Milch, steckt und somit die Nahrungsaufnahme im Vordergrund steht. Die innige, auf wonnigen Werbebildern zur Genüge dargestellte, körperliche Mutter-Kind-Beziehung, idealisiert das Deutsche hingegen schon verbal.

Für das Umfeld der stillen(den) Glückseligen aber ist das Stillen nicht immer ein Geschenk. Ich meine, es war … Weiterlesen

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Jähes Erwachen aus Kinderträumen: Zum Ende des Spielwarengeschäfts Lütgenau in Dortmund

Die Nachricht wird wohl keinen alteingesessenen Dortmunder kalt lassen: Das traditionsreiche Spielwaren-Fachgeschäft Lütgenau schließt nach 75 Jahren.

Kaum ein Kind in dieser Stadt und bis weit ins Umland hinaus, das nicht schon mit leuchtenden Augen vor den Schaufenstern am Ostenhellweg gestanden hätte – und das ging seit einigen Generationen so fort. Lütgenau war „immer schon da“ und würde gewiss ewig weiter bestehen. Einen Rest dieses Kinderglaubens hat man ja selbst noch gehegt.

Ob auch sie um den Spielzeugladen trauern? (Foto: Bernd Berke)

Ob auch sie um den Spielzeugladen trauern? (Foto: Bernd Berke)

Besonders in der Vorweihnachtszeit hat man sich Jahr für Jahr daran erinnert, wie das damals gewesen ist – die frühen Stofftiere, die erste Lok für die Modelleisenbahn… Hier hat man sie gesehen und sie sich sehnsüchtig gewünscht. Es … Weiterlesen

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Die Stimme wie ein Gedicht: Zum Tode von Rosemarie Fendel

Es versetzte mir gestern einen mächtigen Stich, als die Nachricht, dass Rosemarie Fendel 85-jährig gestorben sei, über mich fiel.

Allerdings wollte ich nicht die zahllosen Nachrufe um den meinen erhöhen, weil andere das sicher besser verstehen und einer übergroß anmutenden Künstlerin näher kommen, als ich das kann. Als ich abends auf dem Heimweg allerdings ihre Stimme hörte, wie sie als 80-jährige Jugendliche im „Tischgespräch“ auf WDR 5 über sich und ihre lange Lebenszeit erzählte, beschloss ich, denn doch einige Zeilen zu verfassen – über eine Frau, die das moderne Gesicht der Darstellungskunst in meiner Jugend war, die beinahe jeder bewundernswerten Filmgröße der Welt ihre Synchronstimme gab (Liz Taylor, Jeanne Moreau, Angie Dickinson, Gina Lollobrigida, Simone Signoret), die in Hörspielen (z.B. … Weiterlesen

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Der neue Papst setzt Zeichen: Mit dem Bus ins Gästehaus

Bei den Fernsehleuten herrschte eher Gelassenheit: Eine Diskussionsrunde mit der spekulativen Frage nach persönlichen Favoriten, ein paar Bilder von Menschen unter Regenschirmen auf dem Petersplatz, immer wieder der Schornstein über der Sixtinischen Kapelle, von Scheinwerfern angestrahlt. Und dann, um 19.05 Uhr, Rauch, dichter weißer Rauch. Eine schnelle Entscheidung, mit der kaum jemand unter den Wartenden gerechnet hatte: Schon im fünften Wahlgang war der neue Papst gewählt – eines der kürzesten Konklave der Kirchengeschichte.

Rom hat einen neuen Bischof - und die Weltkirche einen neuen Papst. Blick auf S. Pietro. Foto: Werner Häußner

Rom hat einen neuen Bischof – und die Weltkirche einen neuen Papst. Blick auf S. Pietro. Foto: Werner Häußner

Eine gute Stunde nach dem Rauchzeichen folgte die noch größere Überraschung: Keiner der „heißen“ Kandidaten trat da auf die Loggia des Petersdoms, angekündigt mit den Worten „Habemus Papam“. … Weiterlesen

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„Der Minister“: Ein Taugenichts will ganz nach oben

Schon als Lausbub bedient sich Franz Ferdinand von und zu Donnersberg der Fähigkeiten seines schlauen Freundes Max Drexel. In der Schule darf er von ihm abschreiben. Später lässt er sich von ihm durchs Abitur hieven. Und als der smarte Frauenliebling Franz Ferdinand in die Politik gegangen ist, schreibt ihm Max noch die schludrige Doktorarbeit.

Große Pose in New York: Kai Schumann als Minister Franz Ferdinand von und zu Donnersberg (Bild: SAT.1)

Große Pose in New York: Kai Schumann als Minister Franz Ferdinand von und zu Donnersberg (Bild: SAT.1)

Das kommt einem doch irgendwie bekannt vor? Richtig. Die Geschichte des Freiherrn von und zu Guttenberg hat hier ganz offensichtlich über weite Strecken Pate gestanden. So eng ist die Story um den allzeit eitlen Selbstdarsteller Donnersberg (Kai Schumann) gelegentlich an wirkliche Begebenheiten angelehnt, dass man sich fragt, ob es … Weiterlesen

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Wagner-Jahr 2013: „Rienzi“ in Krefeld oder das Scheitern eines Ideals

Ein Riss durchzieht die Bühne, mal blutrot leuchtend, mal in giftigem Pink strahlend. Oder ist es eine Fieberkurve, ein Schützengraben, eine Börsengrafik?

Thomas Gruber hat für den Regisseur Matthias Oldag in Krefeld wieder einmal (wie schon bei Poulencs „Dialogues des Carmélites“ in Gera) einen schwarzen Kasten gebaut, dessen Boden und Wände programmatische Texte zeigen: Zeitungsausschnitte über Syrien, die Ukraine – und das Rom vor 800 Jahren. Damals lebten die Päpste im Asyl in Avignon, war das antike und christliche Haupt der Welt zerrissen zwischen machtgierigen Parteien Vieh züchtenden Stadtadels, wurde in unbedeutenden Verhältnissen ein Junge namens Nicola geboren, der später als Cola di Rienzo zu einer der schillerndsten Figuren des späten Mittelalters wurde.

Ein Riss spaltet die gesellschafttlichen Gruppen in "Rienzi" in Krefeld, sinnlich erfahrbar auf Thomas Grubers Bühne. Alle Fotos: Theater Krefeld-Mönchengladbach

Ein Riss spaltet die gesellschafttlichen Gruppen in

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Im Paradies der guten Fußball-Resultate

Nachdem Borussia Dortmund kürzlich gegen Bayern München und dann auch noch gegen die Blauen aus Herne verloren hat (Es lag am Rasen!), muss jetzt schnellstens eine tiefgreifende Systemänderung her. Oder halt! Besser noch eine Rezeptur für alle Ewigkeit. Fürs Jenseits hat man uns schon viel, wenn nicht alles versprochen. Warum also sollte das Paradies sich nicht auch durch günstige Fußball-Ergebnisse, traumhaft tarierte Tabellen und triumphale Turniere auszeichnen? Nein, nein, es soll gar nicht immer der glanzvolle Titel mit Schale, Pott oder Pokal sein. Zwischendurch würde Schwarzgelb auch mal kurz andere schnuppern lassen – so wie jetzt schon hienieden.

(Foto: Bernd Berke)

(Foto: Bernd Berke)

Doch im Jenseits wird alles gänzlich wunderbar. Künftige Partien werden auf dem saftigen Grün des Gartens Eden ausgetragen, das … Weiterlesen

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„Er stiehlt, was er liebt und liebt, was er stiehlt“: Bob Dylan und Amerika

Ich ahnte es ja schon lange. Je länger er mich und Millionen verborgene und offen bekennende Fans begleitete, wurde mir deutlicher: Es ist gar nicht so verquer, wenn sein Name dann und wann unter denen auftaucht, die für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen werden. Robert Allen Zimmerman, besser bekannt als Bob Dylan, ist aber – wie wir wissen – bislang nie in diesen Olymp aufgestiegen.

Bob Dylan

Dennoch, er ist ein Poet von amerikanischem Rang, er ist auf seine Art ein Musiker von amerikanisch-epochaler Bedeutung und er ist eine Figur, die im künstlerischen Szene-Personal der vergangenen Jahrzehnte nahezu an jeder Stelle von Rang in Amerika auftaucht. In seinem Buch „Bob Dylan und Amerika“ erzählt Sean Wilentz manches, was man noch nicht über Bob und … Weiterlesen

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Meilensteine der Popmusik (28): Electric Light Orchestra

Nach einem opulenten Mahl ein Digestif, der Meister hat sich schließlich alle Mühe gegeben und nicht an Kalorien gespart. Vom augenscheinlich schlichten Hors d’oeuvre, das einem schon zum ersten Mal ein unfeines Aufstoßen entlockt, über die schweren Soßen des Hauptgerichts, bis hin zum bittersüßen Dessert: Jeff Lynne hieß der Zuckerbäcker in der Rock-Musik der 70-er Jahre.

Dabei sollte man – wie so oft – nicht nur das Äußere bewerten. Der leicht introvertierte, bebrillte Lockenkopf konnte weder die engelsgleiche Ausstrahlung eines Peter Frampton, noch die Aura eines Freddy Mercury vorweisen. Die wahren Abenteuer hatte er im Kopf, und als er sie heraus ließ, kam ein Ohrwurm nach dem anderen auf uns zu. Den Einstieg ins Geschäft verdankt Jeff Lynne dem Niedergang … Weiterlesen

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Kühle Noblesse, inneres Glühen: Julia Fischer spielt Dvořák im Konzerthaus Dortmund

Julia Fischers neue CD mit Violinkonzerten von Antonín Dvořák und Max Bruch erscheint am 15. März (Copyright: DECCA/Uwe Arens)

Julia Fischers neue CD mit Violinkonzerten von Antonín Dvořák und Max Bruch erscheint am 15. März 2013 (Copyright: DECCA/Uwe Arens)

„Wollen Sie mir ein Violinkonzert schreiben? Recht originell, kantilenenreich und für gute Geiger? Bitte ein Wort!“, schrieb der deutsche Musikverleger Fritz Simrock 1879 an den tschechischen Komponisten Antonín Dvořák. Dieser Auftrag wurde prompt übererfüllt. Dvořák schuf ein weithin leuchtendes Meisterwerk der Gattung: kraftvoll symphonisch, sehnsuchtsvoll lyrisch, spieltechnisch brillant und überströmend reich an Melodien.

Verzichtet hat der Komponist auf eine Solo-Kadenz und die damit verbundene Zurschaustellung von Virtuosität. Vielleicht ist dies einer der Gründe, warum sein Werk im Konzertsaal ungleich seltener zu erleben ist als die Violinkonzerte von Beethoven, Brahms, Mendelssohn, Sibelius und Tschaikowsky.

Eine Geigerin wie Julia Fischer kann ihre … Weiterlesen

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Til Schweiger schlägt beim „Tatort“ zu

Über diesen neuen „Tatort“-Kommissar redet man schon seit vielen Monaten. Nicht wenige haben schlimmste Befürchtungen gehegt. Til Schweiger als Ermittler – ja, würde das denn gehen? Und tatsächlich: Der durchtrainierte Nuschler mit dem diskussionswürdigen Verständnis von Männlichkeit hat sein neues Revier in Hamburg sofort brachial aufgemischt.

Nach etwa fünf Minuten hat dieser Kerl schon drei Verbrecher final zur Strecke gebracht. Das dürfte neuer „Rekord“ in der ARD-Krimireihe sein. Man fühlt sich an die alte Scherzregel des Action-Kinos erinnert: Erst ein paar Explosionen – und dann langsam steigern… Doch hier gab es die meisten Leichen schon am Anfang.

Bloß nicht lange fackeln

Vorherige Warnrufe? Schüsse ins Bein? Umständliche Verhöre gar? Offenbar alles rechtsstaatlicher Quatsch, wenn man es mit Mädchenhändlern dieses Kalibers … Weiterlesen

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Von Mäusen und Menschen: Wolfgang Tillmans fotografisches Werk im Düsseldorfer K 21

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer Bewunderung: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Aber wie passt die vielzitierte Sentenz des Philosophen Immanuel Kant zu einem Fotokünstler der Gegenwart?

Eigentlich gar nicht, möchte man meinen, doch empfangen den Besucher gleich im ersten Raum der Ausstellung von Wolfgang Tillmans im Düsseldorfer K21 riesengroße C-Prints von sternenübersäten Nachthimmeln. An der Wand gegenüber zieht eine kleine schwarze Venus über den orangenen Ball der Sonne. „Wann habe ich zuletzt einen derart geilen Sternenhimmel gesehen“, fragt man sich unwillkürlich und denkt an den letzten Sommerurlaub am Meer. Ernüchterung ereilt einen gleich im nächsten Zimmer: „Bitte nackt duschen“, warnt ein Schild und weitere Fotos zeigen unordentliche Kleiderstapel und schlecht sortierte … Weiterlesen

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Die Wiener Symphoniker in Essen: Sachte pocht das Schicksal …

Die Wiener Symphoniker waren auf Tournee in Deutschland, unter anderem in Köln, Düsseldorf und Essen. Mit Alison Balsom, neben Tine Thing Helseth eine der jungen Startrompeterinnen der Klassik-Szene, und mit Gerhard Oppitz, dem gereiften, stets gesetzte Ernsthaftigkeit ausstrahlenden deutschen Pianisten.

In der Essener Philharmonie präsentierte das Orchester unter Dmitrij Kitajenko ein durch und durch wienerisches Programm: Beethovens Fünfte und Haydns Trompetenkonzert. Dazu die „Rosenkavalier“-Suite als kleinen Vorgeschmack auf das Strauss-Jahr 2014; eines der Stücke, in denen sich der nostalgische Blick auf ein barockes Ideal-Wien erfüllt. Der nächste Strauss-Jahr „Preview“ wird übrigens schon am 12. März geboten: Das Nederlands Philharmonisch Orkest spielt dann in der Essener Philharmonie die „Alpensinfonie“.

Doch vor dem „Rosenkavalier“ pochte es erst wieder einmal an die imaginäre … Weiterlesen

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Requiem auf den toten Sohn, Hymne aufs Leben: David Grossmans „Aus der Zeit fallen“

Ein Mann und eine Frau sitzen beim Abendessen. Sie haben lange geschwiegen. Die dröhnende Stille ist kaum mehr auszuhalten.

Doch die Trauer über den Tod des geliebten Sohnes ist zu groß, die Wunde, die der plötzliche Verlust des viel zu früh Verstorbenen hinterlassen hat, zu tief. Die in ihrem unendlichen Schmerz erstarrten Eheleute sind sich fremd geworden, finden keine Worte, um sich und den anderen zu trösten und vom Leid zu erlösen. Da, endlich, schiebt der Mann seinen Teller beiseite und bricht das fünf Jahre währende Schweigen: „Ich muss gehn./ -Wohin? / – Zu ihm. / – Wohin? / – Zu ihm, nach dort.“

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Uri Grossman, der Sohn des israelischen Autors David Grossman, ist am 12. August 2006 gestorben. Der … Weiterlesen

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Zum Tod von Dieter Pfaff: Warum sind wir uns eigentlich nie begegnet?

Warum sind wir uns eigentlich nie über den Weg gelaufen? Er wurde 1947 in Dortmund, der Stadt meiner Jugend, geboren, fast genau ein Jahr, bevor es mich auf dürren Beinen gab. Er besuchte das Aufbaugymnasium (später Ernst-Barlach-Gymnasium) in Unna, wo ich die meiste Zeit meines Arbeitslebens verbrachte.

Er war mit dem Schriftsteller Heinrich Peuckmann in einer Klasse, dem ich freundeskreislich schon lange verbunden bin. Er hatte ein großes Herz für den BVB, und meines schlägt ja auch im Biene-Maja-Takt. Aber wir sind uns nie auf kreuzenden Wegen begegnet, vermutlich war er immer schon an einem anderen Ort, wenn ich irgendwo eintraf. Nun ist Dieter Pfaff nicht mehr, wir werden uns nie begegnen und ich werde nie erfahren, ob er wirklich … Weiterlesen

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Die wunderbare Pressevielfalt nach Art des Christian Nienhaus

Hier kommt ein Beitrag aus Reihe „Was wir immer schon mal wissen wollten, aber bislang nie zu fragen wagten“: Was versteht Christian Nienhaus, Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, eigentlich unter Pressevielfalt? Was bisher geschah: Die WAZ-Gruppe hat zum 1. Februar 2013 Redaktion und freie Mitarbeiter der Westfälischen Rundschau (WR) in die Wüste geschickt. Der Titel erscheint jedoch mit fremden Inhalten weiter (Mantelteil von der WAZ, einige Lokalteile von verschiedenen Konkurrenten wie den Ruhr-Nachrichten). Die ohne eigene Redaktion operierende WR gilt zahlreichen Kritikern seither als seelenlose Zombie-Zeitung.

Jetzt veranstaltete der Hörfunksender WDR 5 im Dortmunder Harenberg Center ein „Stadtgespräch“ zum leidigen Thema (Moderation auf dem Podium: Judith Schulte-Loh, Ausstrahlung am Donnerstag, 7. März, 20:05 Uhr). Zwei Bemerkungen zwecks erhöhter Transparenz: Aus Zeitmangel war … Weiterlesen

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Metapher des Zufalls: Sergej Prokofjews „Der Spieler“ in Frankfurt

Dostojewskis „Spieler“ ist eine existenzielle Figur, die ein Thema der großen russischen Literatur des 19. Jahrhunderts zusammenfasst, nämlich die Frage, wie sich der Mensch im Spannungsfeld von Mächten verhält, die er nicht beeinflussen kann. Oder die auf seine Aktionen unberechenbar reagieren. Tolstoi hat den historischen Zufall in seiner ganzen Absurdität in „Krieg und Frieden“ ausführlich thematisiert. Wie heißen die Alternativen? Gottergebenheit oder Nihilismus?

Schon die Bibel wusste, dass sich Gott nicht zu einem für den Menschen einsichtigen Sinnzusammenhang zwingen lässt: Den Guten kann es schlecht, den Schlechten gut gehen. Selbst für den gläubigen Menschen, falls er nicht vollkommen naiv ist, bleibt der dunkle, unerklärbare Rest der Geschichte, das strukturell Böse jenseits des moralischen Übels. Und Sergej Prokofjews „Der Spieler“ ist … Weiterlesen

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Die guten Seiten der schlechten Stimmung

Soll man sich wirklich von allen Hoffnungen und jedwedem Optimismus verabschieden und stattdessen Trauer und Pessimismus Vorschub leisten? So will der Arzt und Psychologe Dr. Arnold Retzer sein Buch „Miese Stimmung“ wohl kaum verstanden wissen, auch wenn er schon nach wenigen Zeilen einen Wertewandel für überfällig hält.

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Vereinfacht könnte man zwar sagen, der Privatdozent an der Universität in Heidelberg möchte die Menschen drängen, statt auf Spaß und Erfolg lieber auf Trauer und Scheitern zu setzen. Der eigentliche Wert dieses Buches liegt aber wohl darin, dass Retzer die Folgen beschreibt, die nach seinem Dafürhalten mit den Idealen heutiger Zeit verbunden sind.

Menschen lassen sich zu Helden hochstilisieren oder werden vom Fernsehpublikum dazu auserkoren, ob im Fußball, im TV oder auch in … Weiterlesen

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Wagner-Jahr 2013: „Die Feen“ in Leipzig, Kühnheit eines Zwanzigjährigen

Ob Wagner oder Verdi: In beider Jubilare Fall verlassen sich die Theater im Repertoire auf das Übliche. Die Opern der Anfangszeit kommen selten zum Zuge. Und leider setzt sich diese Linie auch im Jubiläumsjahr 2013 fort. Während sich selbst mittelgroße Häuser wie Cottbus, Darmstadt, Dessau oder Halle auf den „Ring“ stürzen, bleiben Wagners aus dem Bayreuth-Kanon ausgeschlossene Opern am Rand: Ein einziger neuer szenischer „Rienzi“ in Krefeld (Premiere am 9. März), das „Liebesverbot“ in Meiningen und in Radebeul – und „Die Feen“ nur in Wagners Geburtsstadt  Leipzig: Das ist die magere Bilanz des „Wagner-Jahres“ auf deutschen Bühnen.

"Die Geister schreiten hinein ins Leben...": Szene aus Richard Wagners "Die Feen" in Leipzig. Foto: Tom Schulze

„Die Geister schreiten hinein ins Leben…“: Szene aus Richard Wagners „Die Feen“ in Leipzig. Foto: Tom Schulze

Bei Verdi sieht’s noch trüber aus: … Weiterlesen

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