Das muss man erst mal wegstecken: Jan will Weihnachten im trauten Kreise der Familie feiern. Just am Heiligabend eröffnet ihm Gattin Sara, dass sie seine drei Ehe-Vorgänger mitsamt deren aktuellem Anhang eingeladen hat. Zwei Minuten später steht die Meute schon vor der Tür.
Schlimmer noch: Sara hat schon mal die neue Sauna vorgeheizt und drängt die Männer, selbige gemeinsam „einzuweihen”. Sogleich führen die nackten Herren frivole Gespräche über Saras erotische Qualitäten. Jan leidet darunter wie ein Hund. Später werden dann auch die Seelenzustände gründlich entblößt. Dass Jan hauptberuflich Psychologe ist, hilft ihm dabei herzlich wenig.
„Meine schöne Bescherung” ist der etwas andere Film zum Fest. Zwischen den Männern lodern noch manche Eifersüchteleien, die nun neu entfacht und boshaft ausgetragen werden. Erst recht, als Sara am reich gedeckten Tisch verkündet, sie erwarte ein Kind. Dumm nur: Von Jan kann es nicht sein, denn der hat sich vor Monaten stillschweigend sterilisieren lassen. Fortan belauert er seine Vorläufer und vermeintlichen Nebenbuhler. Welcher Schmutzbuckel war’s?
Mehr wird hier nicht verraten. Vanessa Jopps Film schlängelt sich jedenfalls flott durch Komödie, Kammerspiel, Klamotte, Gefühlsoper und Slapstick. Ein recht inspiriertes Wechselspiel, in dem unterwegs so manches Problem auf den Tisch kommt – bis hin zur peinlichen Moralfrage bei Adoptionen.
Dass ein linkischer Nachbar (als Weihnachtsmann) und ein Riesenkaktus als Dauergags firmieren und beim Liebesspiel gleich eingangs der Schrank wackelt, nimmt man halt hin. Nicht jede Pointe muss gleich humorhistorische Maßstäbe setzen.
Jan, Sara und ihre Kinder (Töchter ihrer drei Ex-Männer und Jans Sohn aus erster Ehe leben bei ihnen) haben sich wohlig als Puzzle-Familie eingerichtet. Nur Fassade? Derlei mittelständische Zufriedenheit lädt viele Filmemacher seit jeher zur systematischen Verunsicherung ein. Mal sehen, ob sich Liebe und Familie im Chaos der Vorfälle bewähren. Übrigens: Die Kinder haben bei dieser Walpurgisnacht von Weihnachtsfeier ihren eigenen Tisch – und sie benehmen sich längst nicht so kindisch wie die Erwachsenen.
Das mit heimischer Prominenz gespickte Darsteller-Ensemble ist vor allem an der Spitze doppelt stark. Martina Gedeck und Heino Ferch verkörpern Sara und Jan nuancenreich, keineswegs nur komödiantisch. Diese Sara ist stark und unabhängig, sie hat aber auch reichlich egozentrische Züge. Und Jan hat vielfach Recht, ist aber auch rechthaberisch. Dreimal darf man raten: Ob sie sich wohl zusammenraufen werden?