Stilp!

Es ist von einem seltsamen Phänomen zu berichten. Entfernt ähnelt es dem von Axel Hacke vielfach dargestellten „Wumbaba“-Effekt: Bei Liedtexten kann man sich gehörig verhören, so dass etwa in Matthias Claudius‘ „Abendlied“ („Der Mond ist aufgegangen“) die Zeilen „Und aus den Wiesen steiget / Der weiße Nebel wunderbar“ zum politisch nicht ganz korrekten „Und aus der Isar steiget / Der weiße Neger Wumbaba“ geraten.

Nun zur artverwandten Erscheinung, die einer Kippfigur gleicht, welche (je nach Betrachtungsweise) vexierbildhaft umschlägt: Seit Jahren widerfährt mir dies an der A 40 in Essen, wo ein abgestellter Anhänger für ein örtliches Möbelhaus wirbt, das „Stilphase“ heißt. In Worten: „Stil-Phase“. Doch diesen Aspekt muss ich mir eigens aufsagen. Denn unwillkürlich lese ich im Vorüberfahren stets nur „Stilp-Hase“ und martere mich seither mit der Frage, was das denn für ein Tier sei.

Zur Güte schlage ich vor, dass ein neues Verb „stilpen“ in die Wörterbücher aufgenommen wird. Ferner möge dort die Eigenschaft „stilpig“ festgehalten werden, meinetwegen auch in der Ableitung „stilphaftig“. Ein Mensch (oder Tier) von stilpiger Wesensart sollte kurzerhand als „Stilp“ bezeichnet werden. Beispielsweise als Stilp-Hase. Mehr will ich ja gar nicht.

Was „Stilp“ denn eigentlich bedeute? Nun, zu solchen Festlegungen kommen wir eventuell später. Warum denn immer gleich alles definieren?

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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