Unprätentiös und zupackend – Neues Buch würdigt „Starke Frauen im Revier“

„Wenn man einmal Feminismus hatte, dann geht das nie wieder ganz wech. Aber ich komm prima damit zurecht.“ – Nie wird Gerburg Jahnke müde, das zu betonen. Ganz prima kommt Frau Jahnke daher sicher auch mit einer Kurz-Biographien-Sammlung zurecht, die „Starke Frauen im Revier“ porträtiert, darunter selbstredend auch Gerburg Jahnke.

starkefrauen Doch um ein feministisches Manifest in diesem Sinne geht es den Autorinnen des Bandes nicht. Mit Kategorisierungen und Schubladendenken haben sich die Frauen im Ruhrgebiet noch nie lange aufgehalten. Sie sind eben – wie schon der Untertitel des Buches besagt – alles, nur nicht zimperlich. Sie machen einfach. Genau wie Sabine Durdel-Hoffmann und Antia Brockmann, die Initiatorinnen und Autorinnen des Buches. Ihnen geht es darum, das Bild der vielen starken Frauen im Ruhrgebiet ins rechte Licht zu rücken.

Als Mythos hat sich im und über das Ruhrgebiet das Bild des hart malochenden Kumpels verankert. Die Würdigung der Rolle, die viele Frauen im Ruhrgebiet gespielt haben und noch spielen, kam dabei oftmals zu kurz. Es ist die erklärte Intention des Buches, den in der öffentlichen Wahrnehmung vernachlässigten Frauen eine Plattform zu geben.

Der Band würdigt Lebensleistungen ganz unterschiedlicher Frauen aus den verschiedensten Bereichen. Als Vorbilder taugen sie alle, denn eines eint sie: Sie sind unprätentiös, unsentimental, zupackend, aber dennoch gefühlig. Womit doch wenigstens ein Klischee bestätigt wäre. Sind ja auch nicht alle Klischees schlecht. Und gerade dieses sieht man als Ruhrgebietsfrau doch gerne bestätigt. Zumal die Autorinnen im Vorwort auch explizit betonen, dass die Auswahl für alle Frauen des Ruhrgebiets steht „auch für die, die nicht berücksichtigt wurden. Für Prominente ebenso wie für Heldinnen des Alltags“.

Vorgestellt werden die Frauen nach Themenbereichen. Angefangen mit den Großmüttern der Industrialisierung über die Sportverrückten und die Frauen des Glaubens bis zu den Theken-Regentinnen wird ein breites Spektrum abgedeckt. Manche Frauen sind einem schon ganz gut bekannt, die Frauen der Krupp-Dynastie etwa oder eben die Schauspielerinnen und Kabarettistinnen wie die eingangs erwähnte Frau Jahnke, der wir ja nicht nur Ladies Night oder die Missfits verdanken, sondern auch einen beherzten Einsatz für den Erhalt ruhrgebietstypischer Kleinkunsttheater.

Am spannendsten sind die Abschnitte über die Frauen, die sich um Kunst und Museen verdient gemacht haben und die Abschnitte über die Frauen des Glaubens im Kapitel „Die Kirche ist eine Frau“. Gerade hier habe zumindest ich einiges zum allerersten Mal gelesen und fand es hochinteressant und anregend. Da hätte man gerne noch mehr erfahren, aber das hätte vermutlich den Rahmen gesprengt. Aber immerhin – man hat erste Informationen. Richtig interessant sind auch viele der eingefügten Fotos, die auch abseits der Texte neue Einsichten vermitteln.

Die beiden Autorinnen kommen aus der Verlagswelt (Lektorin, Übersetzerin), beide sind gebürtig im Ruhrgebiet und leben auch heute noch hauptsächlich im Revier.

Anita Brockmann/Sabine Durdel Hoffmann: „Starke Frauen im Revier“. Elisabeth Sandmann Verlag, München, 151 Seiten, € 19,95.

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Anm. d. Red.: Der Band „Starke Frauen im Revier“ hat – außer thematischen Anklängen – nichts zu tun mit dem gleichnamigen Schwerpunkt in der Dauerausstellung des Ruhrmuseums auf der Essener Zeche Zollverein. Die Themenführung im Museum heißt nur zufällig genauso.

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