Es scheint ganz so, als käme man beim Regionalverband Ruhr (RVR) vom angeblich metropolitanen Urbanitäts-Sprech nicht mehr herunter, das eigentlich ein von Bürokraten und Funktionären ausgehecktes, besinnungsloses Event-Sprech ist, welches sich wiederum im Grunde als lebensfernes Schnarch-Sprech erweist.
Auch rückwirkend werden Menschen nach diesem Kauderwelsch kategorisiert. Wollt ihr beispielsweise wissen, wer früher „auf Zeche“ tätig war, also denkbar hart gearbeitet oder – noch viel wahrer ausgedrückt – malocht hat?
Hier erfahrt ihr es. In einer heute lancierten Pressemitteilung aus dem Hause RVR kommt dieser weichgespülte Satz zum WDR-Dokufilm „Der lange Abschied von der Kohle“ vor, der von der Schließungsphase der Zeche Auguste Victoria in Marl handelt:
„Parallel zur Schließungsgeschichte schlägt der Film mit Archivmaterial und Erzählungen von Akteuren den Bogen von den 1950er Jahren bis heute.“
„Erzählungen von Akteuren“. Um mal herzhaft auf Herbert Knebel zu machen: Boaah, ey, glaubsse! Meine Fresse! Auch hier wären sie also zugange (gewesen): die notorischen, laut RVR stets auch für allerlei Ausprägungen der Revierkultur zuständigen „Akteure“ – und offenbar erst in zweiter Linie Bergleute, von „Kumpeln“ ganz zu schweigen.
Diese immer wieder gedankenlos herbeizitierten „Akteure“ können alles und nichts bedeuten. Es müssen wohl blutleere, künstliche Wesen, Zombies oder Aliens sein, die mit Klassenzusammenhängen oder gar Kämpfen nichts mehr zu schaffen haben. Woran sich zwanglos die Frage anschließt: Sind auch landläufige Betriebsnudeln „Akteure“?
Nun aber Fakten, Fakten, Fakten: Für seinen Dokumentarfilm hat Werner Kubny ab Herbst 2015 ein Jahr lang einige Bergleute begleitet. Am Freitag, 5. Januar, läuft die 90-minütige Doku um 20.15 Uhr im WDR-Fernsehen.
Hintergrund ist das endgültige Aus für den Steinkohlebergbau im gesamten Ruhrgebiet, das 2018 mit Schließung der Bottroper Zeche Prosper Haniel bevorsteht. Es ist das Ende einer Epoche, das sich freilich schon seit Jahrzehnten abzeichnet. In diesem neuen Jahr wird das Thema so manche Kultur-Unternehmung prägen.