Keine Angst, dies wird kein langer Text. Nicht mehr. Heute vor genau fünf Jahren wurde die gesamte Redaktion der Westfälischen Rundschau (WR) durch die Führung der WAZ-Gruppe (heute: Funke Gruppe) mit einem Federstrich entlassen. Damit endete praktisch die Geschichte der Zeitung, die nur noch als fremdbefülltes Phantomprodukt erscheint.
Wie man dem beigegebenen Foto entnehmen kann, wird derzeit das Gebäude der einstigen Zentralredaktion, das frühere „Rundschauhaus“ am Dortmunder Brüderweg 9, für andere Zwecke umgebaut – mutmaßlich für die üblichen Arztpraxen, Anwaltskanzleien und dergleichen. Wenn man dies sieht, spürt man immer noch einen gewissen Phantomschmerz, sofern einem die traditionsreiche Zeitung etwas bedeutet hat.
Schräg gegenüber hat sich am Brüderweg die Dortmunder SPD niedergelassen. Bemerkenswerter Zufall: Just heute Abend will Parteichef Martin Schulz nach Dortmund kommen, um im immer noch bundesweit bedeutsamen Unterbezirk für die GroKo zu werben. Vielleicht sollte er zwischendurch eine klitzekleine Gedenkminute für die Rundschau und alle seinerzeit (und teilweise bis heute) betroffenen WR-Kolleg(inn)en einlegen? Schließlich war die SPD-Medienholding Mitbesitzerin des Blattes; wenn auch mit einer Minderheitsbeteiligung.
Doch Schulz hat bestimmt Wichtigeres zu tun.
Ich bedauere es immer noch sehr, dass es in Dortmund quasi nur noch eine Tageszeitung gibt. Kein Vergleich zu den Zeiten, als drei Tageszeitungen eigene Lokalredaktionen hier hatten. Auch wenn die Ruhr Nachrichten derzeitig ihren Lokalteil kräftig verbessern, fehlt doch was.
Der scheidende WAZ/Funke-Geschäftsführer Manfred Braun setzt seiner damaligen Entscheidung zur WR-Schließung nun die Krone auf, indem er in seiner Abschiedsmail mal eben „Fehler“ einräumt: http://meedia.de/2018/01/15/das-ist-zynisch-djv-uebt-scharfe-kritik-an-abschiedsmail-von-noch-funke-geschaeftsfuehrer-manfred-braun/