Endlich mehr Leben ins Museum holen – Pläne des neuen Bochumer Direktors Hans Günter Golinski

Von Bernd Berke

Bochum. Mit der Entscheidung für Hans Günter Golinski (43), der am 1. November neuer Direktor des Museums Bochum wird, hat die Stadt auf personelle Kontinuität gesetzt. Der Mann arbeitet seit immerhin acht Jahren im Hause. Doch er will einiges anders machen als sein bisheriger Chef Peter Spielmann.

„Wir werden in der ganzen Fachwelt als Ghetto für Ostkunst wahrgenommen“, klagte Golinski gestern. Das Museum brauche endlich ein zeitgemäßes Profil. Die Zeiten des „Kalten Krieges“, in denen es verdienstvoll war, vorwiegend Künstlern aus Osteuropa ein hiesiges Forum zu schaffen, seien vorbei. Das könne man heute in den Ursprungsländern besser.

Golinski will eine strenge Inventur der Bestände vornehmen und Lücken schließen. Damit sich die Bochumer mit der Sammlung identifizieren, sollen deren bessere Stücke dauerhaft gezeigt werden. Kulturdezernentin Ute Canaris: „Wer Besuch von außerhalb bekommt, muß sagen: Komm, wir gehen mal in unser Museum!“

Ganz auf Kunst des 20. Jahrhunderts konzentriert

Nach dem Vorbild des Wuppertaler Von der Heydt-Museums, das nützliche Kontakte mit Budapest und Wien geknüpft hat, möchte Golinski von der Zusammenarbeit mit anderen Museen profitieren. Bislang vernachlässigte Verbindungen mit Kunsthistorikern der Ruhr-Uni und der örtlichen Szene („Galerie m“) könnten Leben ins Museum bringen, dessen Dienstleistungs-Qualität mit einem Restaurant und einem Shop gesteigert werden soll. Außerdem will man einen lang vermißten Förderverein gründen.

Im Zuge der Neubesetzung wird Bochums Museumslandschaft umgestellt: Von Stadtgeschichte und anderen Aufgaben wird das Museum entlastet, das sich somit ganz auf die Kunst des 20. Jahrhunderts konzentrieren kann. Im Museum selbst wird eine Stelle gestrichen und die Dotierung dem Ausstellungsetat (150.000 DM pro Jahr) zugeschlagen. Effekt: etwas mehr Geld, aber auch mehr Streß. Golinski wird, entgegen bisherigen Gepflogenheiten, vorerst nur für fünf Jahre zum Museumsleiter bestellt. Ein gewisser Erfolgsdruck…

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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