Monatsarchive: Oktober 1997

Den schönen (oder schrecklichen) Kern der Dinge zeigen – heftig gemalte Landschafts-Großformate von Bernd Zimmer in Dortmund

Von Bernd Berke

Dortmund. Der Maler Bernd Zimmer reist durch die ganze Welt. Mal ist er – abseits touristischer Pfade – in der Südsee zu finden, dann wieder zieht es ihn in die Wüste Sahara oder nach Indien. Kann sich ein Mensch, der so unstet unterwegs ist, künstlerisch über Jahre hinweg treu bleiben? Oder sucht er immer wieder rastlos den völligen Neuanfang?

Beides ist der Fall. Zimmer (48), der jetzt im Dortmunder Harenberg City-Center ausstellt, ist seit seiner Frühzeit im Zeichen der „Neuen Wilden“ (Anfang der 80er Jahre in Berlin) kaum je von seinem Hauptwege abgewichen. Immer noch bevorzugt er die heftige Malweise, die stark leuchtenden Farben, die großen Bildformate. Und doch, so sagt er, beginne er mit jedem Bilde … Weiterlesen

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Der Mensch geht unter, kein Trost ist in den Dingen – Becketts „Glückliche Tage“ (und „Glückliche Texte“) im Bochumer Schauspielhaus

Von Bernd Berke

Bochum. Ein Endspiel im Sport ist etwas halbwegs Erfreuliches, man könnte es gewinnen. Die Figuren in den Theater-Endspielen des ausgesprochenen Sportfans Samuel Beckett (1906-1989) haben jedoch von vornherein verloren, ja sie sind stets dem Verlöschen nah. So auch im Stück „Glückliche Tage“, das jetzt in Bochum Premiere hatte.

Vor die glücklichen Tage hatte Regisseur Dimiter Gotscheff freilich „Glückliche Texte“ gesetzt. Dieser erste Teil des Abends, gestaltet von neun Nachwuchskräften der Schauspielschule Bochum, speist sich aus dem ungeheuerlich ins Kraut schießenden Monolog des „Lucky“ in Becketts „Warten auf. Godot“, handelnd von der lachhaften Sinnlosigkeit allen Vernunft-Strebens. Die Worte, gerecht auf die Mitwirkenden verteilt, rattern hier nur noch als Rädchen einer besinnungslos rasenden Text-Maschine, welche wiederum die Körper antreibt.… Weiterlesen

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Der Blick aufs Meer und auf die Moderne – Portugiesische Malerei in der Frankfurter Schirn

Von Bernd Berke

Frankfurt. Wie finden künstlerischen Strömungen ihren Weg bis zum Rande des Kontinents? Dieser Frage widmet sich in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle die Ausstellung „Portugals Moderne – Kunst in der Zeit Fernando Pessoas“.

In Portugal, soeben als Länderschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit gerückt, haben sich Literaten wie Künstler wohl immer ein wenig vom übrigen Europa isoliert gefühlt. Der Blick des Landes ging stets vor allem aufs und übers Meer hinaus, nach Südamerika und Afrika.

Derweil entfaltete sich zu Beginn unseres Jahrhunderts in den Zentren Paris und Berlin die vielgestaltige Moderne, Und so bildeten just jene portugiesischen Künstler die Avantgarde, die sich in diesen beiden Metropolen umgetan hatten. Der Weltdichter Fernando Pessoa stand nicht nur literarisch … Weiterlesen

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Als die Rebellion noch ganz frisch war – Gespräch mit dem Autor F. C. Delius über seinen neuen Roman zur Studentenrevolte

Von Bernd Berke

Die Werkliste des Friedrich Christian Delius (54) ist lang. Das Spektrum reicht von herzhaften Attacken auf Konzerne („Unsere Siemens-Welt“, 1972) bis zum Romanzyklus über den „Deutschen Herbst“ des Jahres 1977. In „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“ (1994) schilderte Delius die Gefühle eines kleinen Jungen zur Zeit der Fußball-WM 1954. Sein neuer Roman „Amerikahaus und der Tanz um die Frauen“ (Rowohlt-Verlag) spielt 1966, im Vorfeld der 68er Studenten-Rebellion. Ein Gespräch mit F. C. Delius auf der Frankfurter Buchmesse:

Warum die Revolte der 60er Jahre als Romanthema? Aus Nostalgie?

F. C. Delius: Ich bin im Grunde kein „68er“, sondern ein „66er“. 1966 fing die enorme geistige und kulturelle Bewegung an und erweiterte sich dann aufs Gebiet der … Weiterlesen

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Von „Pooh’s Corner“ bis zur „Lindenstraße“ – Gespräch mit dem Autor und Übersetzer Harry Rowohlt

Von Bernd Berke

Mit seiner Nonsens-Kolumne „Pooh’s Corner“ in der „Zeit“ hat sich Harry Rowohlt (52) eine treue Fangemeinde erschrieben. Die Beiträge liegen in zwei Büchern gesammelt vor (beide im Haffmans-Verlag). Doch der Sohn des berühmten Verlagsgründers Ernst Rowohlt gilt auch als einer der besten Übersetzer aus dem Englischen. Er war es, der Frank McCourts Bestseller „Die Asche meiner Mutter“ ins Deutsche übertrug. Druckfrisch liegen Padgett Powells „Edisto“-Romane (Berlin-Verlag) vor. Ein Gespräch mit Harry Rowohlt auf der Frankfurter Buchmesse:

Herr Rowohlt, den McCourt-Roman haben die meisten Leser geradezu verschlungen. Was machen Sie besser als andere Übersetzer?

Harry Rowohlt: Tja, ich weiß nicht. Eine gute Voraussetzung ist, daß Autor und Übersetzer wesensverwandt sind. Frank McCourt hab ich mal in New York … Weiterlesen

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Die Druckware trotzt den Silberscheiben – Skeptische Töne zum Auftakt der 49. Frankfurter Buchmesse

Von Bernd Berke

Frankfurt. Probleme an allen Fronten des Buchmarktes: Die Umsätze wachsen bei weitem nicht mehr so üppig wie vor Jahresfrist. Die Europäische Kommission droht die für kleinere Verlage lebenswichtige Buchpreisbindung aufzuheben und damit den Lesestoff so zu behandeln wie jede beliebige andere Ware. Zudem bereiten das Hin und Her um die Rechtschreibreform sowie die immer schmalbrüstigeren Ankaufsetats öffentlicher Bibiliotheken Kopfzerbrechen – und das „Gespenst der Globalisierung“ erhebt gleichfalls sein schauriges Haupt.

Skeptische, ja stellenweise furchtsame Töne bestimmten gestern die Pressekonferenz zum Auftakt der 49. Frankfurter Buchmesse. Selbst das Geschäft mit elektronischen Publikationen, seit 1993 in die weltgrößte Bücherschau integriert, entwickelt sich nur im Kriechgang. Hatten Experten Anfang der 90er Jahre für die Jetztzeit einen satten Marktanteil von rund … Weiterlesen

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Man fühlt schon, wie der Winter naht – Tschechows „Kirschgarten“ im Theater Oberhausen

Von Bernd Berke

Oberhausen. „Unser Leben ist verdammt dumm“, denn: „Wir spielen uns voreinander auf.“ Anton Tschechows Drama „Der Kirschgarten“ enthält Sätze, von denen sich mancher ertappt fühlen müßte. In Oberhausen hat sich nun Thomas Goritzki (Regie) dem modernen Klassiker genähert.

Die Gutsbesitzerin Ranevskaja (Elenor Holder) kehrt, von Leben und Liebe enttäuscht, nach langen Jahren aus Frankreich ins ach so rückständige Rußland zurück. Doch auch dort ist nichts mehr so, wie es war. Ihr Verwalter Lopachin (Andrea Bettini), aufgewachsen noch als Sohn eines Leibeigenen, zieht inzwischen die geschäftlichen Fäden. Er stellt die Dame von Welt vor die Wahl: Entweder, die Ranevskaja lasse ihre überschuldeten Güter freiwillig parzellieren und stückweise an Sommerfrischler verkaufen, oder das Ganze müsse in einem Rutsch zwangsversteigert … Weiterlesen

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Lebensmuster im Pullover – Rosemarie Trockel stellt in ihrer Geburtsstadt Schwerte aus

Von Bernd Berke

Schwerte. Das schlichte Foto, aufgenommen bei einer Klassenfahrt im Jahre 1966, zeigt zwei Mitschülerinnen. Meist verschwinden solche Erinnerungen in alten Kartons oder Alben und werden selten hervorgekramt. Ganz anders bei einer Künstlerin wie Rosemarie Trockel. Da lagern sich im Laufe der Zeit immer mehr Gedanken und Assoziationen an –und aus einem solchen Foto wird eine ganze Bilderserie.

Mit der Ausstellung ,„Gudrun“ (so heißt eine der Schulfreundinnen auf besagtem Foto) kehrt die hoch gehandelte Rosemarie Trockel abermals an ihren Geburtsort Schwerte zurück. Es ist die dritte Ausstellung, die ihr der rührige Kunstverein ausrichtet. Bei der jüngsten documenta in Kassel erregten Frau Trockel und Carsten Höller Aufsehen mit einem „Haus für Schweine und Menschen“, in Schwerte präsentiert sie nun … Weiterlesen

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