Kennen Sie sie auch – jene Zeitgenossen, die alles gar zu wörtlich nehmen und daher ziemlich unangenehm werden können? So einer sitzt jetzt bei uns auf dem Schreibtisch.
Er ist handtellergroß, besteht aus grauem Plastik, nennt sich „Hexaglot Square one“ und kostet stolze 699 DM. Seine Hersteller behaupten, es sei ein Übersetzungcomputer, der zwischen Englisch und Deutsch – in beiden Richtungen – ganze Sätze bewältige. Mal schauen.
Um die „Rohübersetzungen von hervorragender Qualität“ (Eigenwerbung) auf die Probe zu stellen, wollen wir dem Bürschchen mal ein paar einfache Fragen stellen. Was heißt „The United States of America“ auf Deutsch? Einschalten, Übersetzungsrichtung wählen, die Buchstaben auf winzigen Tasten eingehen. Das dauert ein bißchen. Dann drücken wir erwartungsvoll den Übersetzungsknopf „Translate“. Nach etwa zehn Sekunden verrät der Apparat: „Die vereinigten Zustände von america.“ Nanu. Meint er das etwa gesellschaftskritisch? Natürlich nicht: Er hat nur die „states“ nicht als Staaten erkannt, sondern, state (Zustand) in die Mehrzahl gesetzt. Kleines Dummerle!
Nehmen wir spaßeshalber ein paar Zeilen aus Popsongs, denn „We love rock music“ (was laut Gerät „Wir lieben Felsen Musik“ bedeutet). Das Antikriegslied „Where have all the flowers gone?“ wird hier zu „Wo sind alle Blumen gegangen?“ Ja, wo nur? Doch weiter, weiter! Es scheint lustig zu werden.
Die Liebe und das Angebot
Bob Dylans „The answer, my friend, is blowing in the wind“ erscheint auf dem kleinen Bildschirm-Display so: „Die Antwort, mein Freund, bläst Sie in dem (!) Wind.“ Bei Elvis Presleys „Love me tender, love me true“ (Lieb‘ mich zärtlich, lieb‘ mich treu) hat das Gerät seinen ersten Anfall und schlägt ernsthaft vor: „Lieben Sie mich Angebot, lieben Sie mich wahr.“ Jaja, Angebot und Nachfrage.
Nehmen wir an, ein Engländer oder Amerikaner, des Deutschen nicht mächtig, wolle seiner Angebeteten aus „Germany“ (ein Wort, bei dem der Apparat aufgibt) mit diesem Computer Avancen machen. Ist durch die Tipperei schon die Romantik dahin, ist sie’s erst recht mit solchen Sätzen: Aus „I need you so much“ (Ich brauche dich so sehr) macht die Elektronik „Ich brauche Sie so viel.“ Und dann wird das Kerlchen sogar beleidigend: „Where are you, my love?“ (Wo bist du, meine Lieb(st)e?) wird ausgespuckt als „Wo sind Sie, meine Null?“ Offenbar ein Tennisfan, der sich die Zählweise auf den Center Court („Love – fifteen“) zu eigen gemacht hat…
Elektronische Komplimente
Mehr Sprachwitze, bitte! Ganze Abende kann man damit verbringen. „You are so pretty“ (Du bist so hübsch) gerät zu „Du bist so ziemlich.“ Kein glühendes Kompliment, fürwahr. Und selbst, wenn’s – ähemm – richtig ernst wird, läßt uns der Helfer schmählich im Stich: „Let’s go to bed“ (Laß uns ins Bett gehen) schnurrt zu „Lassen ins Bett gehen“ zusammen. Lassen wir, lassen wir’s. Oder was?
Nicht nur Liebende, auch Touristen und Schüler wären mit so einem Ding wohl ganz schön aufgeschmissen. Da nützt es wenig, wenn man sich über Ohrhörer mit scheppernder Stimme englische Sätze vorsprechen läßt und die eingebaute Weltzeituhr aufruft, sollte man mal „far away from home“ („Weit auswärtig von Heim“) sein.
Drei Chancen kriegt der Schlawiner trotzdem noch. Wie überträgt er den alten James-Bond-Titel „Live and let die“ (Leben und sterben lassen)? Vollends erstaunlich: „Leben Sie und lassen Sie Würfel.“ Und die umstrittene RTL-Serie „Power Rangers“? Die heißt plötzlich „Strom Förster“. Na bitte, scheint ja ganz harmlos zu sein.
Und nun der große Trommelwirbel, denn es gibt tatsächlich auch korrekte Übersetzungen. Wichtige Frage des Reisenden: „Where is the next bar?“ – „Wo ist die nächste Bar?“ Man muß halt nur die richtigen Fragen stellen.