Stundenlang Geplänkel – die neue „Westzeit“ im WDR 2-Hörfunk

Das soll sie also sein – die vielbeschrieene „Hörfunk-Reform“ des WDR. Seit gestern wirken die Radiowellen 2 und 5 wie umgekrempelt.

Immerhin: Das „Morgenmagazin“ (WDR 2, Hörfunk) beginnt jetzt hundefrüh (kurz nach 5), ist aber noch halbwegs vertraut. Nur daß man jetzt den Trend zum Single mitmacht: Ein(e) Moderator(in) ist allein. Das verhindert manch pfiffigen Studio-Dialog, wie er früher üblich war.

Wenn man aber zwischen 9 und 12 Uhr die neue Sendung „Westzeit“ (WDR 2, Hörfunk) einschaltet, traut man den eigenen Ohren kaum. Man erkennt „seinen“ WDR gar nicht mehr wieder.

Zunächst hieß es Kurbeln und Suchen. Am Anfang bekam ich Regional-Kurznachrichten vom Niederrhein. Der Anruf bei der gepriesenen WDR-Infonummer (0130/2722) brachte erst die maschinelle Ansage „Kein ISDN möglich“, danach“ war ständig besetzt. Na, prima! Übrigens: Die korrekte WDR 2-Frequenz für Dortmund lautet 87.8 MHz.

Mit „Westzeit“ (live aus dem Landesstudio Dortmund) begibt sich der WDR drei Stunden lang auf den ach so bunten Boulevard – wie ein x-beliebiger Privatkanal. Die Hörer werden mit lauter nichtigen Kleinigkeiten gefüttert. Gestern waren das: Mini-„Frühstück“ mit Jürgen von der Lippe, Rätselecke, ungeduldig wirkende Psychologin im Studio („Rufen Sie an – Vorname genügt“). Dazu etwas Wetter-Geplänkel und viel, viel Musik mit vorgeprägter, strikt eingehaltener „Farbe“. Das bei weitem Interessanteste waren, nicht nur wegen des Schnees, die eingestreuten Verkehrshinweise.

Bisher tummelten sich ab 9.05 Uhr auf der gleichen Welle die allzeit betroffenen Minderheiten jeder Couleur (was sie nun auf WDR Radio 5 tun dürfen). Das ist zuweilen grausam gewesen. Doch die ebenso bodenlos gutgelaunte wie belanglose „Westzeit“ ist, zumindest in der gestrigen Verfassung, keine ernsthafte Alternative.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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