Eine „Metropole“ begibt sich ins Sauerland – Stadtgalerie Sundern präsentiert Markus Lüpertz

Von Bernd Berke

Sundern. Da gehört einer zu den teuersten Künstlern der Welt. hat in allen Kunstmetropolen seine Werke gezeigt und kommt auf einmal ins Sauerland. Doch mit der „Provinz“ hat er nach eigenem Bekunden keine Probleme: „Ich selbst bin die Metropole. Deswegen ist es egal, wo ich ausstelle.“ Spricht’s mit freundlich-ironischem Blick. Ja, wenn das s o ist!

Der selbstbewußte Mann heißt mit vollem Namen Markus Lüpertz, Seine Auftritte in der Tradition früherer Malerfürsten sind legendär. In Sundcrn, wo er sich nachmittags spazierend in der „herrlichen Landschaft“ (Lüpertz) ergangen hatte, machte er es vergleichsweise halblang: In dämonisches Schwarz gewandet, mit Zierstöckchen, goldenem Armreif und etlichen Ringen an den Fingern, dazu eine teure Zigarre – so zeigte er sich den zahlreich und teilweise todschick erschienenen Kunstfreunden in diesem wirtschaftlich florierenden Teil des Sauerlands. Nach solchen Szenen gierte auch das Fernsehen. Der 53jährige Lüpertz ist eben ein Ereignis – und wäre in Sündern wohl niemals gesichtet worden, wenn nicht die örtliche Hubert Blome GmbH als Ausstellungs-Sponsor in die Bresche gesprungen wäre.

In der Stadtgalerie des Kulturrings, die zur Vernissage am Mittwoch Abend Rekordbesuch verzeichnete, gibt es Druckgraphik von Lüpertz zu sehen: Holzschnitte, Lithographien und Radierungen, vornehmlich aus den 80er Jahren, aber auch neueste, gleichsam noch druckfrische Arbeiten. Es sind überwiegend – typisch für Lüpertz – Serien, beispielsweise mit Köpfen wie aus der Antike, die nach- und nebeneinander verschiedene Zustände durchlaufen. Farblust und Farbwut erfassen gelegentlich auch die Rahmung.

Es werden, auch schon im kleinen Überblick einiger Dutzend Arbeiten, zwei Prinzipien der Lüpertz’schen Kunstanstrengung deutlich: die bei großen Vorläufern wie etwa auch Picasso (Totenkopfbilder) geliehene Größe und Würde sowie der Versuch, durch summierende Reihung die Wirkungen zu steigern.

Vielleicht ist der Kraftkerl ja auch nur verletzlich

Lüpertz geriert sich zumeist als Kraftkerl, er läßt die Linien und Ballungen in der Bildfläche miteinander kämpfen. Prof. Walter Hoffmann, Lüpertz‘ Konrektor an der Düsseldorfer Kunstakademie, wollte in seiner Eröffnungsansprache nicht zuletzt ein Ringen zwischen nördlichem und südlichem Prinzip darin entdecken.

Jedenfalls ist der ästhetische Einruck zwiespältig: Manchmal wirken die Auseinandersetzungen der Formen auf dem Malgrund sehr entschieden, druckvoll und von wahrer Kraft getrieben, auftrumpfend, tatsächlich wie skulptural gehauen. Manchmal erscheinen sie jedoch auch nur wie nebcnbei hingehauen. Künstlers routinierte Brotarbeit?

Leider im hinteren Teil der insgesamt sehenswerten Schau versteckt ist eine sympathischere, weil bescheidener sich gebende Seite des Künstlers in Gestalt einer „Fenster“-Serie. Siehe da, dem sonst oft so ungeschlacht-genialisch verfahrenden Manne stehen auch filigrane Mittel zu Gebote. Vielleicht spiegelt er uns ja seit vielen Jahren die unbändige Kraft nur vor, weil sie sich besser am Markt behauptet – und ist in Wahrheit so verletzlich wie andere auch.

Eine Graphik (Auflage: 50 Stück) wurde zur Eröffnung für je 2500 DM feilgeboten: 50 mal 2500 – ein hübsches Sümmchen. Und es war nur der Vorzugspreis zum Einstand. Wer jetzt noch eines dieser Blätter erwerben will, zahlt 3500 DM. Weiteres Preisbeispiel: Ein Farbholzschnitt (175 mal 175 Zentimeter), von dem es freilich nur zwei Exemplare gibt, soll 25 000 DM erbringen. Schon zur Vernissage prangte übrigens der erste rote Punkt (Zeichen für: „verkauft“) auf einem Werk. Es war eines der „Fenster“-Bilder. Der Käufer hat Geschmack.

Markus Lüpertz. Druckgraphik. Kulturring Sundern, Stadtgalerie, Lockweg 3 (in der Fußgängerzone). Bis 5. Juni, mo-fr 16-18.30 Uhr, sa/so 10.30-12.30 Uhr. Tel.: 02933/5023.

 

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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