Monatsarchive: Januar 1984

Das Revier als Heimat und Hölle – Ruhrgebiets-Ballade „Auf in den Westen, wo schwarz ist das Gold…“

Von Bernd Berke

Essen. „Rote Erde – Land unserer Träume, rauchende Schlote sind unsere Bäume“. Der Liedtext von Wilhelm Steffens, den das sechsköpfige „Schauspiel-Mobil“ der Essener Bühnen vorträgt, könnte als bloße Revier-Romantik mißdeutet werden. Und tatsächlich enthält Alfons Nowackis Ruhrgebiets-Ballade „Auf in den Westen, wo schwarz ist das Gold…“, am Samstag im Essener Ruhrlandmuseum uraufgeführt, auch solche Anklänge.

Die musikalisch untermalte Textcollage aus Originalzitaten (Dokumente und Bergmanns-Dichtung) zeigt, daß das Revier seit seiner Geburtsstunde auch Heimat ist – Heimat, die jedoch zur Hölle werden kann: Am 12. November 1908 starben auf der Bockum-Höveler Zeche „Radbod“ 350 Bergleute. Es hätten weit weniger sein können, hätten sich nicht die Bergwerksbosse dazu entschlossen, die Rettungsarbeiten vorzeitig abzubrechen und den Schacht luftdicht zu verschließen, … Weiterlesen

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Welt im Wartezustand – Werke von Ricardo Stein in Dortmund und Bochum

Van Bernd Berke

Dortmund/Bochum. Dortmunds Ostwall-Museum und das Museum Bochum, vor langen Jahren in einen ,,Museumskampf um die Sammlung Gröppel verstrickt, arbeiten jetzt einträchtig zusammen. Die gemeinsame Anstrengung beider Häuser läßt mit der Doppelausstellung ,,Isaac Ricardo Stein“ zwei Revierstädte in Sachen Kunst eng aneinanderrücken.

Wahrend Bochum etwa 160 Zeichnungen des 1951 in Freiburg geborenen jüdischen Künstlers zeigt, sind in Dortmund 80 Öl- und und Aquarell-Bilder zu sehen – zusammen ein repräsentativer Querschnitt durch das Werk des jungen Autodidakten Ricardo Stein, der schon erfolgreich in Paris, Bremen, Freiburg und Israel (von wo aus die Revier-Expositionen angeboten wurden) ausstellte. Die Dortmunder Ausstellung wird am Sonntag um 15 Uhr von NRW-Ministerpräsident Rau eröffnet.

Besonders in den früheren Werken gehören jüdische Überlieferung und kabbalistische … Weiterlesen

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Revier-Lexikon ist nicht durchweg zuverlässig

Von Bernd Berke

Wer hat schon immer parat, daß der Schauspieler Heinz Drache in Essen geboren ist, daß Rudolf Platte aus Dortmund und der Groß-Verleger Gerd Bucerius aus Hamm stammt?

Und weiter: daß es schon 1925 ein Rundfunk-Landesstudio in Dortmund gab, daß in Bochum 1863 eine Shakespeare-Gesellschaft gegründet wurde, daß es im Revier ungefähr 4200 Sportplätze gibt, daß Sigi Held 422 Bundesliga-Einsätze für Borussia Dortmund bestritt?

Für alle, die schon immer besser übers Ruhrgebiet Bescheid wissen wollten, sollte es eine neue Informationsquelle und Gedächtnisstütze sein: das „Revier-Lexikon“ (326 Seiten, 24,80 DM), natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit und im Bielefelder Univers-Verlag erschienen. Von Aake (Frachtschiff der Ruhrschiffahrt im 18. und 19. Jahrhundert) bis Zymzicke („schnippische Person“) – der Band soll in … Weiterlesen

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Der Tod im Werk Picassos

Von Bernd Berke

Bielefeld. 40 Intercity-Minuten von Dortmund entfernt, bietet sich ab Sonntag eine allerletzte Gelegenheit, wichtige Werke von Pablo Picasso ohne großen Reiseaufwand zu sehen.

Ab 1985, wenn das Picasso-Museum in Paris fertig ist, werden zahlreiche Arbeiten aus dem Atelier des 1973 gestorbenen Spaniers, die der französische Fiskus statt einer Erbschaftssteuer „kassierte“, für immer an der Seine bleiben. Diese Aussicht erzeugt eine Art „Torschlußpanik“ und beschert der bis 29. Januar dauernden Düsseldorfer Ausstellung der Picasso-Skulpturen Besucherrekorde; nun zieht Bielefeld mit „Picasso Todesthemen“ nach.

Picassos Gesamtwerk gilt als Ausdruck eines eher heiter gestimmten Naturells. Dieses Klischee muß spätestens jetzt in einigen Nuancen korrigiert werden. Ist auch der Tod kein zentrales Thema, so prägt er doch immer wieder Schlüsselwerke der verschiedenen … Weiterlesen

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