Monatsarchive: Dezember 2008

Im Spiel findet der Mensch sich selbst – nachgefragt beim Dortmunder Spieleforscher Rainer Korte

Dortmund. Klingt beneidenswert: Der Sozialwissenschaftler Professor Rainer Korte von der Dortmunder Fachhochschule befasst sich beruflich mit Spielen. Seit 25 Jahren leitet er die bundesweit einzigartige „Arbeitsstelle für Spielforschung und Freizeitberatung”.

Weihnachten ist die Spiele-Zeit des Jahres schlechthin. Was also sagt der Freizeitberater: Sollen wir zu Heiligabend und an den Feiertagen in gemütlicher Runde etwa aufs Brettspiel zurückkommen? Wird das unseren ersehnten Familienfrieden befördern und den beteiligten Menschen ein Wohlgefallen sein?

Professor Rainer Korte (64) ist sich da gar nicht so sicher. Die Erwartungen seien an solchen Tagen oft zu hoch gespannt. Alle sollen mit dem Stand der Beziehungen, mit Speis und Trank sowie ihren Geschenken rundum froh und zufrieden sein. Möglichst soll auch noch Schnee liegen. Oje.

„In solchen Fällen … Weiterlesen

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Deutsche Sprache – unverwüstlich: Bonner Haus der Geschichte illustriert den vielfältigen Wandel

Bonn. Absichtslos ins Blaue gezielt und trotzdem ein aktueller Treffer! Vor eineinhalb Jahren hatte das Bonner Haus der Geschichte begonnen, seine Ausstellung „Man spricht Deutsch” vorzubereiten. Da konnte noch niemand wissen, dass Ende 2008 eine fast hitzige Debatte darüber aufkommen würde, ob unsere vorwiegende Landessprache als Leitideal im Grundgesetz verankert werden soll.

Mal abgesehen von solchen Bestrebungen, hört sich auch folgender Befund zweischneidig an: Als „Geltungszwerg und Bedeutungsriese” könne das Deutsche (je nach Perspektive) gelten. Prof. Hans Ottomeyer fand die paradox klingende Formulierung, die ungefähr dies besagt: Weltweit spielt unsere Sprache nur eine Nebenrolle, doch hat sie sich so reich entfaltet wie kaum eine andere. Wenn das kein Grund genug zur Freude am geschliffenen Wort ist!

Der Geltungszwerg gilt zugleich … Weiterlesen

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Wie die USA vor 50 Jahren waren – Jetzt in der Werkausgabe: „Amerikafahrt“ des Schriftstellers Wolfgang Koeppen

Da ist einer soeben in New York angekommen und schreibt: „Schon sah ich einen Wolkenkratzer brennen, den Broadway lohen, schon las ich die Schlagzeilen auf allen Zeitungen der Welt. Gewaltige Katastrophen schienen hier in der Luft zu liegen.”

Wann ist das gewesen? Kurz vor oder nach dem 11. September 2001? Weit gefehlt. Es war im Frühjahr 1958. Da hat jemand latente Gefahren gewittert, die in jener Mega-Stadt vielleicht von jeher in der Luft gelegen haben. Der Mann hieß Wolfgang Koeppen und zählte zu den wichtigsten deutschen Schriftstellern nach dem Krieg.

Es ist ungemein spannend, jetzt – im Rahmen der höchst verdienstvollen Werkausgabe – wieder zu lesen, was Koeppen damals auf seinen Wegen kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten bewegt … Weiterlesen

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Der ganze Wahnwitz in einem Buch – „Narratorium“ von Ulrich Holbein

Jetzt wollen wir’s aber wissen: Welches Buch hat in dieser Saison die größte thematische Spannweite? Welcher Band versammelt in hochkonzentrierter Form den meisten Wahnsinn?

Nun, da mag es einige Kandidaten geben, doch die reichhaltigste Fundgrube in beiderlei Hinsicht dürfte das „Narratorium” sein. Im Titel klingt Doppelsinn an: Es geht um schier unerschöpfliche Vorräte an Erzählstoff (also „narrative” Qualitäten), zugleich aber um Narretei und Besessenheit jeder denkbaren Sorte. Da steht nun der finstere Terrorfürst Osama bin Laden neben einem Fuzzi wie Dieter Bohlen, der erzpessimistische Denker E. M. Cioran neben der erotischen Tanzikone Josephine Baker, Jesus neben Hitler, Klaus Kinski neben Kafka, Joseph Beuys, Bhagwan, Rudolf Steiner, Janis Joplin oder Prinz Charles. Und so weiter. Gütiger Himmel, hilf!

255 Kapitel zum … Weiterlesen

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