Schlagwort-Archive: Dreigroschenoper

Der Haifisch hat immer noch Zähne: Andreas Kriegenburg inszeniert Brechts „Dreigroschenoper“ in Düsseldorf

Das Lumpenproletariat sitzt im Käfig und spielt zum Tanz auf: Drumherum formiert sich die Bettel-Mafia, um den täglichen Angriff auf das Mitleid zu starten. Sie besteht aus skurrilen Typen – halb Punks, halb Clowns. Mit seltsam weißgekalkten Gesichtern sehen sie aus wie der Tod auf Urlaub. Befehligt werden sie von Bettlerkönig Jonathan Peachum (Rainer Philippi), gekleidet in eine Art Sträflingsanzug, der im schnarrenden Ton seine Anweisungen gibt.

Foto: Sandra Then/Düsseldorfer Schauspielhaus

Andreas Kriegenburg hat in seiner Inszenierung von Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ für das Düsseldorfer Schauspielhaus Stile und Zeitebenen wild gemixt. Tonfall und Sprachstil stammen aus der Zwischenkriegszeit, in der die (Bettler-)Oper uraufgeführt wurde (1928).

Da die Story in London angesiedelt ist, tut ihr ein Schuss Punk gut. Nicht zuletzt kann … Weiterlesen

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Silbrig blitzt das Haifischbecken – Frische „Dreigroschenoper“ mit Max Raabe im Dortmunder Konzerthaus

Von Bernd Berke

Und der Haifisch, der hat Zähne; doch die Verhältnisse, sie sind nicht so; nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm. Man kennt nur allzu gut den Herkunftsort dieser Zitatfetzen: „Die Dreigroschenoper“ von Bert Brecht und Kurt Weill zählt eben zum unverbrüchlichen Repertoire. Ist sie etwa „abgenudelt“?

Nicht unbedingt. Im Dortmunder Konzerthaus erklang jetzt eine Tournee-Version von erstaunlicher Frische, die in ihren besten Momenten so frech mit dem Stoff umgeht, wie es Brecht selbst wohl behagt hätte. Dabei spricht der erste Anschein dagegen: kein Bühnenbild, keine Kostüme, statt dessen Sänger(innen) in braver Abendgarderobe, teilweise mit Belcanto-Ambitionen, die Partitur immerzu in den Händen haltend.

Kurt Weill als zweites Zentralmassiv

Kann man Brecht so stockseriös nehmen, sollen wir etwa „romantisch … Weiterlesen

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„Dreigroschenoper“ ohne Zähne

Von Bernd Berke

Wuppertal. War es Lust- oder Hilflosigkeit? Regisseur Brian Michaels jedenfalls hat Brechts „Dreigroschenoper“ in Wuppertal nur „an“-inszeniert und sonst den Dingen freien Lauf gelassen. Hier wurde ein bißchen choreographiert, da etwas verorpert, dort ein wenig verrockt und aufgegagt, aber nichts konsequent durchgehalten. Brechts Stück als Selbstbedienungsregal, wahllos geplündert.

Es fehlen auch Schärfe und Widerspruchsgeist. Letzterer könnte sich ja notfalls auch am Autor selbst reiben. Doch hier wird weder getreulich mit Brecht noch widerborstig gegen Brecht, sondern – und das ist am schlimmsten – ohne Brecht agiert. Daß man auf den revolutionstrunkenen Schlußchoral von 1948 verzichtet, mag angehen. Daß aber sogar die gedämpft aggressive „Abbitte“-BaIlade von Machheath „entfällt, legt den Verdacht nahe, daß hier ein entkernter Brecht „für … Weiterlesen

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Ganz im Dienst von Brecht – Hansgünther Heyme inszeniert die „Dreigroschenoper“ in Essen

Von Bernd Berke

Essen. Krach mitden Brecht-Erben bekam Hansgünther Heyme vor rund elf Jahren, als er die „Dreigroschenoper“ (die bekanntlich den Räuber als Bürger zeigt und den Umkehrschluß nahelegt) zum Fallbeilspiel für den Aufstieg des Nationalsozialismus ummünzen wollte. Solche Konflikte stehen jetzt bestimmt nicht ins Haus. Heymes Essener Inszenierung fällt gerade durch Unauffälligkeit des Zugriffs auf, es ist eine „dienende Einrichtung“, ohne krampfhafte Deutungshuberei und ohne Zeitgeistereien wie bei Jürgen Flimm, der das Stück 1983 in die fünfziger Jahre verlegte.

„Seinem“ Bert Brecht nimmt Heyme eben doch mehr ab als Schiller, welchem er mit Vorliebe „nachhilft“. Dabei enthält die „Dreigroschenoper“ aus heutiger Sicht fast ebenso geflügelte Worte (vom Fressen, das vor der Moral kommt bis hin zu den Verhältnissen, die … Weiterlesen

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