Man darf aufatmen. Fürs erste wenigstens. Ins Gerede war der unglücklich operierende Bundesvorstand des Schriftstellerverbandes (VS) immer häufiger gekommen. Dauer-Querelen haben das Ansehen und letztlich auch die „Schlagkraft“ dieser Interessenvertretung der Autoren arg in Mitleidenschaft gezogen. Der Rücktritt des kompletten VS-Vorstands könnte den Weg zu einem Neubeginn freimachen.
Daß die Rücktrittsbegründung eher selbstgerecht ausfiel, war zu erwarten und spielt kaum noch eine Rolle. Zwar ist bis zur Delegiertenkonferenz im März ’84 noch manches Scharmützel zu erwarten, doch besteht Anlaß zu der Hoffnung, daß solche „Gewitter“ die geladene Atmosphäre bereinigen. Auch in einige – Engelmanns Linie zuneigende – Landesverbände dürfte nun Bewegung kommen. Vor allem, wenn im weitesten Sinne Fragen des Ost-West-Konflikts anstanden, haben Bernt Engelmann und seine Vorstandskollegen mehrfach fragwürdige Erklärungen abgegeben, für die sie nicht ohne weiteres ein „Mandat“ der Mehrheit alter 2300 VS-Mitglieder beanspruchen konnten.
Nicht nur ehemalige DDR-Autoren, von denen einige ins Fahrwasser der konservativen „Wende“ geraten waren, wurden vergrault. Spätestens nach der dubiosen „Polen-Erklärung“ und der Attacke auf Friedenspreisträger Manès Sperber drohte eine Austrittswelle, die an die Substanz des Verbandes gegangen wäre. Der Rücktritt hat wohl – in letzter Minute – eine Spaltung des Verbandes verhindert. Bernd Berke