Die Kunst kann keinen Krieg beenden

(Foto: Bernd Huber)

Gastautor Bernd Huber über das Verhältnis von Kunst und Krieg in diesen Zeiten:

Ich bin verwirrt, weil sich mir Fragen aufdrängen. Die wichtigste Frage ist wohl die, ob die Kunst in Kriegszeiten „rein“ bleiben kann. Ich möchte es absichtlich mal auf die Spitze treiben und fragen: „Reicht es, ,Imagine‘ zu singen?“

Wenn die Kunst fordernd anklagt, fühle ich mich immer peinlich berührt. Die politischen Missverhältnisse bleiben von ihr unberührt. Diesbezüglich vermag die Kunst nichts. Die Kunst, wenn sie Kunst ist und nicht von vornherein ihre Werke auf dem Politischen aufbaut, sondern das nur in Krisenzeiten tut, verliert ihre Kraft der Unschuld. Der politische Missstand lässt sich nur durch Politik bekämpfen. Kein Spruch lächerlicher, als der, der da proklamiert: „Make Music, Not War“. Als ob ein Mensch wie Putin einen solchen Gedanken überhaupt in Erwägung ziehen könnte!

Im Krieg muss man eine eindeutige Position einnehmen, das ist schon schlimm genug. Im Grunde hieße das für den Künstler, dass er seine Kunst dort lassen muss, wo sie hingehört. Die Kunst hat im Krieg keine Position, der Künstler schon. So wäre es immer sinnvoller, der populäre Künstler bezöge eine politische Position, indem er sagt: „Sofort alle Embargo-Möglichkeiten umsetzen“ – oder ähnliches.

Kunst und Krieg haben keine Gemeinsamkeiten, während die kriegerischen Handlungen anhalten. Ein Kunstwerk wie Picassos „Guernica“ entsteht erst als künstlerischer Reflex auf den Krieg. Die Idee, dass die Kunst den Krieg beenden könne, ist in ihrer Naivität nicht zu überbieten. Achja, und dann gibt es ja auch den zynischen Begriff der „Kriegskunst“. Aber wir alle wissen ja, dass Krieg und Kunst gar nichts miteinander zu tun haben und dass es Kriegskunst nicht gibt. Es gibt ja auch keine Kunst des Mordens.

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